Konstanz - Brandkatastrophe in der Altstadt

  • Sehr erfreulich! :applausueberkopf:

    Herr Müller und die anderen Hauseigentümer beweisen hier, dass sie nicht von Glaskästen träumen, sondern an der historischen Bebauung festhalten möchten und entsprechend wiederaufbauen möchten! Damit dürfte die Wiederherstellung der Häuser als gesichert gelten.

  • Zitat

    http://www.abendblatt.de/vermischtes/ar…r-Altstadt.html

    "...Das eingestürzte Haus solle nach Denkmalschutzkritierien wieder aufgebaut werden..."

    Na also :D

    Ehrlich gesagt, beunruhigt mich solch eine Information mehr, als dass sie mich erfreut.
    Wie weit solche denkmalschützerischen Kriterien heutzutage von einem historischen Wiederaufbau,
    geschweige einer Rekonstruktion, entfernt liegen können, zeigt dieses jüngste Beispiel aus
    Villingen: http://img5.imagebanana.com/img/h9736stn/s…llingen2010.jpg

    :?

    Jeder, der sich die Fähigkeit erhält Schönes zu erkennen, wird nie alt werden.
    http://www.archicultura.ch

    Einmal editiert, zuletzt von zeitlos (23. März 2011 um 05:23)

  • Die althergebrachte Denkmalschutzdoktrin besagt, dass man zwar sanieren und renovieren soll, aber um Himmels Willen nicht rekonstruieren darf. Ferner sollte sich das Neue vom Altem abheben. Dementsprechend würde leider ein Glaskubus als Neubau in der Hussenstraße 1 bestimmten "Denkmalschutzkriterien" entsprechen, die seit Jahrzehnten unbelehrbar vertreten werden. Hoffen wir, dass in diesem Fall unter "Denkmalschutzkriterien" etwas anderes gemeint ist.

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer

  • Auch der Wiederaufbau des völlig zerstörten Eckgebäudes im historischen Gewand scheint immerhin zum jetzigen Zeitpunkt angedacht...

    Zitat

    Auch Franziska Alleborn vom Schuhhaus Haug steht hier und schaut hinauf: „Sehen Sie dort oben. Das war einmal mein Kinderzimmer…“ In diesem Haus ist sie aufgewachsen und hat erfolgreich das bekannte Schuhhaus geführt. Jetzt steht sie vor einem Trümmerhaufen. Ihr fehlen die Worte. Doch dann fasst sie sich wieder und sagt: „Wir bauen es wieder auf“, und fügt an, als spräche sie sich selbst Mut zu: „Der Wille ist da!“ Sie will, dass das Haus baldmöglichst wieder aufgebaut wird. Sie wünscht sich eine Fassade, die dem historischen Gebäude gleicht, denn: „Können Sie sich hier einen Glaspalast vorstellen?“ Eine rhetorische Frage, denn sie fährt fort: „Alle Menschen bewundern die historische Altstadt. Da müssen wir etwas bauen, das zu den schönen Häusern drumherum passt.

    Quelle: http://www.suedkurier.de/region/kreis-konstanz/konstanz/Muehsame-Arbeit-in-den-Truemmern;art372448,4657430\r
    http://www.suedkurier.de/region/kreis-k ... 48,4657430

    Wollen wir hoffen, dass sich Frau Alleborn von doktrinären Modernisten, Denkmalpflegern und Städteplanern nicht umstimmen lässt...

  • Sehr erfreulich!

    Dies zeigt wiederum, dass Menschen, die eine persönliche Beziehung zu ihrer Stadt (und in diesem Fall sogar zu ihrem Haus) haben, ein viel tieferes Verständnis dafür besitzen, was der Stadt und ihren Menschen gut tut.

    Auch wir können Frau Alleborn nur ermutigen, ihr Haus dem historischen Vorbild möglichst ähnlich wieder aufzubauen!

  • Die Brandstelle in der Konstanzer Altstadt

    http://www.suedkurier.de/_/tools/picvie…_CMELEM=5382253

    Dicht bebaut: Das Luftbild zeigt, wie verschachtelt die Innenhöfe der Konstanzer Altstadt sind.
    Auf der Hinterseite der vom Großbrand betroffenen Häuser wüteten die Flammen besonders stark,
    was den Einsatz so erschwerte.

    Quelle: http://www.suedkurier.de/region/kreis-konstanz/konstanz/Die-Brandstelle-in-der-Konstanzer-Altstadt;art372448,4657502\r
    http://www.suedkurier.de/region/kreis-k ... 48,4657502

  • Die Opfer des Brandes erzählen

    Der Großbrand in der Konstanzer Innenstadt vor drei Wochen hat tiefe Spuren hinterlassen. Die meisten Betroffenen wurden zwar materiell entschädigt, da die Versicherungen viel abfedern können, doch die Angst bleibt.

    Quelle: http://www.suedkurier.de/region/kreis-konstanz/konstanz/Die-Opfer-des-Brandes-erzaehlen;art372448,4671706\r
    http://www.suedkurier.de/region/kreis-k ... 48,4671706

  • Feuerwehr-Kommandant: "In Neubauten brennt es mehr als in alten Häusern"

    Nach dem Großbrand in der Konstanzer Altstadt hat Feuerwehr-Kommandant Dieter Quintus im Gespräch mit dem SÜDKURIER eine Bilanz zum Brandschutz gezogen. Er sieht erhebliche Fortschritte. Ein Böller-Verbot an Silvester sieht er nach wie vor kritisch.

    Quelle:
    http://www.suedkurier.de/region/kreis-konstanz/konstanz/Feuerwehr-Kommandant-In-Neubauten-brennt-es-mehr-als-in-alten-Haeusern;art372448,4684398\r
    http://www.suedkurier.de/region/kreis-k ... 48,4684398

  • +++Benkliche Nachrichten aus Konstanz+++

    Im Artikel "Räumarbeiten nach Großbrand dauern Wochen" des Südkuriers vom 26.01.11 bahnt sich ein Szenario für den Wiederaufbau an, das mit Sorge zu betrachten ist. Offensichtlich sind Kräfte bereits aktiv geworden, die der Hausbesitzerin einen historischen Wiederaufbau des Eckgebäudes mit den gängigen Floskeln ("Abziehbild") ausreden möchten. Angesichts des Versagens modernistischer Architektur auf breiter Ebene ist hier mit einem Durchschnittsmurks zu rechnen, der für das Ensemble keine Bereicherung, sondern bestenfalls Ausdruck einfühlenden Unvermögens darstellen wird - schade!

    Quelle:
    http://www.suedkurier.de/region/kreis-konstanz/konstanz/Raeumarbeiten-nach-Grossbrand-dauern-Wochen;art372448,4693310\r
    http://www.suedkurier.de/region/kreis-k ... 48,4693310

    "Bürgermeister Kurt Werner ist nach den bisherigen Gesprächen mit den Bauherren und Architekten zuversichtlich, eine gute Lösung für diese zentrale Stelle der Altstadt zu finden, sagte er zum SÜDKURIER. Das neue Gebäude müsse sich gut einfügen, allerdings werde es sicher kein Abziehbild des eingestürzten Hauses."

  • Angesichts solcher Zitate nährt sich bei mir wieder das subjektive Gefühl, daß es sich bei diesen Bestrebungen wie um eine Schar Blutegel handelt. Sie wittern stets ihre Gelegenheit und saugen sich daran fest. Sie wittern brüchige Ensemble, in die man eindringen kann, um auch dort (anfangs mittels Kontrastverstärkung) ihren Geist durchsetzen zu können. Möglichenfalls nun auch in Konstanz. Aber das ist natürlich nur ein subjektives Gefühl, wahrscheinlich gar ein reaktionäres, denn der fröhliche Hype muß ja schließlich noch eine Weile weitergehen.

  • Stadt setzt auf historische Fassade

    "Oberbürgermeister Horst Frank kündigte an, der Neubau werde eine Fassade nach historischem Vorbild bekommen. Es gebe Debatten, ob ein moderner Kontrapunkt als Eckhaus sinnvoll sei. Dies sei aber nicht Ziel der Stadt."

    http://www.suedkurier.de/region/kreis-konstanz/konstanz/Stadt-setzt-auf-historische-Fassade;art372448,4697303\r
    http://www.suedkurier.de/region/kreis-k ... 48,4697303

    "Moderner Kontrapunkt"... das schaffen wirklich nur Architekten, Stilbrüche so zu beschreiben, dass sie richtig intelligent klingen.

  • Besten Dank santiago für den voran gegangenen Artikel. Das stimmt wiederum durchaus erfreulich, wenngleich ich das 'Kind' noch nicht in trockenen Windeln sehe. Interessant die Haltung von Bürgermeister Kurt Werner. Sein Vokabular und Vorbreschen, entgegen dem zuvor geäußerten Wunsch der Hausbesitzerin nach einem traditionellen Fassade, lässt zumindest enormes Wirkungsvermögen erahnen. Im umgekehrten Fall, also wenn ein modernistischer Klotz vom Bauherren gegen den Wunsch der Mehrheit durchgedrückt wird, heißt es all zu oft von Seiten der Behörden: "Wir können das nicht verhindern, uns sind rechtlich die Hände gebunden..." ^^

    Hoffentlich lässt sich die Hausbesitzerin nicht von ihrem Vorhaben abbringen und gibt der Fassade nach ursprünglichem Vorbild den Vorzug, unbeachtet von jeglichem modernistischen Geschwätz ;)


    Spurensuche in der Brandruine

    Quelle: http://www.suedkurier.de/region/kreis-konstanz/konstanz/Spurensuche-in-der-Brandruine;art372448,4699624\r
    http://www.suedkurier.de/region/kreis-k ... 48,4699624

    "Mitarbeiter des Landesamts für Denkmalpflege sind ebenfalls an der Brandstelle. Sie wollen der Geschichte des eingestürzten Hauses auf die Spur kommen...So sei es denkbar, wertvolle Bauteile aus den Trümmern zu fischen. Das Landesamt will Balken und Steine bauhistorisch untersuchen. Dabei setzen die Mitarbeiter einen 3D-Laserscanner ein. Mit ihm werden alle Funde aufgenommen, ihre Lage im Trümmerhaufen und ihr Zustand erfasst. Die Forscher betreten damit Neuland: Sie wollen später das Puzzle zusammensetzen und so klären, welches Teil sich an welcher Stelle des Hauses befand...Der Kern des Hauses, ein steinerner Wohnturm im Innern, ist um 1300 gebaut worden. Über die Jahrhunderte wurde das Gebäude nach und nach erweitert. „Das Ganze ist gewachsen wie eine Zwiebel mit ihren Häuten“, erläutert Bernhard Laule vom Regierungspräsidium Freiburg...Am Ende der Untersuchungen könnte feststehen, wie viel historische Substanz im Neubau verwendet werden kann. So steht noch eine Mauer des Gebäudes, sie könne eventuell integriert werden...Die Fassade an der zentralen Stelle der Altstadt soll zumindest dem historischen Vorbild nachempfunden sein. Es werde mit den architektonischen Mitteln der Gegenwart gebaut, Maßstab und Material müssten aber sorgfältig gewählt werden, sagt der Baubürgermeister."

    Kurt Werner (Baubürgermeister) bleibt meiner Meinung nach mit seiner wiederholten Positionierung recht schwamming in der Aussage über das Aussehen des Neubaus. Was bedeutet für einen wie ihn "nachempfinden"? Stichwort: Kritische Rekonstruktion?

  • Ich war heute in Konstanz und konnte mir selbst ein Bild von der Brandruine machen. Wirklich tragisch, das Gebäude befand sich mitten im Herzen der Altstadt. Die Nebenbauten sehen aber noch recht stabil aus und werden bereits renoviert, Glück im Unglück sozusagen. Bei Interesse stelle ich noch ein paar Fotos ein.

    Zudem erschien heute auf Südkurier.de folgender Artikel, in dem über die Wiederaufbaupläne gesprochen wird:

    [url=http://www.suedkurier.de/region/kreis-k…t372448,4722144]Nach Großbrand: Familie setzt auf alte Fassade[/url]

    Von welcher "Verbindung", die in "modernen Formensprache" ausgeführt werden soll, ist denn hier die Rede? Kann mir das jemand erklären? :?:

  • Müssen wir das so verstehen, dass die Bauherrinnen wie selbstverständlich den Neubau genau dem bisherigen Haus gemäß errichten wollten und nun von "Fachleuten" bearbeitet wurden?

    Und was soll plötzlich "eine modernere Formensprache" an dem Eckglied? :augenrollen::boese:

    @ santiago:
    Bilder wären eine feine Sache!

  • Zitat von "Zeno"

    Müssen wir das so verstehen, dass die Bauherrinnen wie selbstverständlich den Neubau genau dem bisherigen Haus gemäß errichten wollten und nun von "Fachleuten" bearbeitet wurden?

    Ich fürchte, so ist es.
    Das wäre jetzt der Moment, Leserbriefe an den Südkurier zu schreiben!
    Tenor:
    Das Gebäude war in seiner alten Form über die Jahrhunderte hinweg stadtbildprägend und ein Teil der kulturell-architektonischen identität von Konstanz. Ein Neubau, wie qualitätvoll er immer sein mag, kann das nicht ersetzen, sondern eben nur eine Rekonstruktion.

    Legt los, Leute!

  • Gemach, liebe Leute, ich bin sicher, es wird eine Rekonstruktion. Es wird ein gemauertes Steinhaus, die Fensterachsen und Fensterformen, sogar die Dachkontur werden wieder erstehen, und man wird sogar die eingestürzten Bauteile auf Wiederverwendbares sichten.

    Ansonsten, das Gebäude hatte keine sonderlich mittelalterliche Anmutung, schien eher in den Nachkriegsjahrzehnten mehr schlecht als recht instandgehalten worden zu sein, so dass man ihm vielleicht ohnehin eine gediegene und angesichts des ehrwürdigen Alters entsprechend kostspielige Fassadenerneuerung gewünscht hätte, wie es in den vergleichbaren Schweizer Städten viel eher geschieht. Soweit es also um die Außengestalt geht, dürfte der Wiederaufbau nach altem Vorbild sogar ein Gewinn sein.

    Was es heißt, dass das Eckglied (wohl im Winkel zwischen den zwei Häusern) moderner gestaltet werden soll, kann ich mir nicht recht vorstellen; ich denke aber, dass wir davon kaum etwas zu befürchten haben. Der Architekt fühlt sich ja von dieser Aufgabe herausgefordert und wird sich alle Mühe geben, eine wertige Ecklösung zustande zu bringen, vielleicht eine überzeugendere als die belanglose, die bis zum Einsturz bestand. Ich denke, der Wiederaufbau wird Konstanz sogar guttun, da eine gewisse Tendenz zur Verwahrlosung meiner Erinnerung nach der Stadt schon anhängt.

  • Ruhig zuzusehen bis das Kind in den Modernistenbrunnen fällt, scheint mir die falsche Vorgehensweise. Hier sind Wortmeldungen und Zuspruch FÜR eine äußere Rekonstruktion gerade JETZT notwendig und gefragt! Denn von einer Rekonstruktion kann man aus meiner Sicht, hinsichtlich der Andeutungen im Artikel, nicht sprechen: "Die Verbindung zum Neubau wird nach den jetzigen Plänen anders gestaltet: Das Eckglied soll bewusst eine modernere Formensprache haben." Was auch immer dies im Detail bedeuten mag, es klingt nach sichtbaren, modernistischen Brüchen. Eine Verbesserung der bisherigen zurückhaltenden, jedoch überzeugenden Lösung kann ich mir mittels modernistischer Elemente wahrlich nicht vorstellen. Offenbar wurde Frau Alleborn aber bereits dermaßen bequatscht, dass sie zum jetzigen Zeitpunkt zu einem unnötigen Zugeständnis bereit ist. Was kommt im Zuge der weiteren Planung womöglich noch alles an modernistischen Gefälligkeiten, wie weit wird die Hausbesitzerin zusehends auf Linie gebracht? Ist es abgesehen davon nicht bezeichnend wie Modernisten hier agieren und der Hausbesitzerin im Angesicht des Hausverlustes eine Fassade in moderner Formensprache abverlangern?

    Frau Alleborn ist für ihre bisherige Haltung zu danken. Ich hoffe, sie bleibt standhaft und lässt sich weder von ihrem Hausarchitekten noch vom Baubürgermeister, über Stadträte bis hin zu formuliertem 'Dummgequatsche' aus dem modernistischen Lager zu halbherzigen Kompromissen breitschlagen. Ich sehe hier aktuell Gefahr laufen, dass genau dies eintreffen könnte.

    Daher mein Aufruf die Hausbesitzerin in ihrem ursprünglichen Vorhaben nach einer äußeren Komplettreko zu bestärken und auf unnötige modernistische Brüche zu verzichten, auch entgegen der Empfehlung des FDP-Stadtrates in Funktion des Hausarchitekten.

  • Gegenkommentare:

    "Modern/ modernistisch ist in der Tat ein großer Unterschied. Jedoch ist es, wie von der Eigentümerin auch so bezeichnet, ehrlicher, den Übergang von alt zu neu aufzuzeigen und eben modern zu interpretieren. Alles andere wäre unehrlich. Ohne diese geplante sichtbare [lexicon='Zäsur'][/lexicon] würde historisch durch historistisch ersetzt. Konstanz ist ja nicht Disneyland oder Las Vegas."

  • Der bereits verlinkte Artikel auf suedkurier.de wurde leicht verändert. Hier zwei neue Absätze:

    Zitat

    Franziska Alleborn ist mit den bisherigen Überlegungen zufrieden. Sie spricht von einer ehrlichen Fassade: „Wir finden es gut gestaltet.“ Sie und ihre Schwester verstehen nicht, warum nur wenige Wochen nach dem verheerenden Brand einzelne Stadträte und Bürger schon ein der modernen Zeit angepasstes Gebäude gefordert haben – ohne die Familie zu fragen. Johannes Hartwich kennt als FDP-Stadtrat das politische Geschäft und hat die Debatten erwartet: „Die Diskussion wird kommen, ich hoffe, sie wird fair.“

    Dennoch glaubt Katharina Armbruster, die beste Lösung gefunden zu haben: „Warum soll man etwas verändern, was gut war?“ Warum solle man eine moderne Formensprache wählen, wo doch alle nach dem Brand das alte Haus als hochwertig bezeichnet haben? „Wir wollen ein Bild schaffen, dass sich in diese Lücke einfügt.