In Sevilla war ich Mitte November zum dritten Mal, diesmal vor allem, um mir die Kathedrale näher anzuschauen, die ich bislang noch nicht von innen gesehen hatte.
Sevilla ist mit 1,4 Mio. Einwohnern nach Barcelona (5,0) und Madrid (6,3) die drittgrößte Stadt Spaniens, in Relation dazu kommt mir die Altstadt von Sevilla sehr groß vor. So hat es auch für mich bei weitem nicht zu einem kompletten Rundgang mit entsprechender Bilddokumentation gereicht, als Schwerpunkte kann ich nur die Kathedrale und Bereich nördlich davon anbieten.
Nach den Karthagern waren in SE die Römer, dann (bis 712) die Westgoten, dann die Mauren bis 1248 (Ich schreibe viel aus dem Baedeker „Andalusien“ ab). Seine größte Blütezeit hatte Sevilla von Beginn der großen Entdeckungsfahrten bis zum Beginn des 18. Jahrhunderts. SE war Haupthafen Spaniens, was sich in entsprechenden Bauwerken niederschlug. Als bis 1717 der Guadalvivir immer mehr versandte, verlegte die spanische Krone den Haupthafen für die Kolonien nach Cadiz und in SE bliebt ein Stück weit die Uhr stehen. So gibt es in der Altstadt (zumindest soweit ich bislang gesehen habe) wenig nennenswerte Bebauung aus späterer Zeit, es entsteht ein relativ harmonisches Bild. Das muss in Andalusien nicht überall so sein, z.B. im benachbarten Huelva sieht es fast aus wie in Duisburg (ich übertreibe), aber dort wurde nach dem Krieg sicher enorm viel abgerissen und durch schlichte und zum Teil sehr hohe Neubauten ersetzt. Auch die negative Bebauung der Costa del Sol um Marbella und Fuengirola ist bekannt.
1 Aber zurück zu SE, wir betreten die Altstadt über die Puente San Telmo von Südwesten und den Torre del Oro und dahinter das Teatro La Maestranza. Der Torre del Oro wurde um 1220 gebaut und hatte in späterer Zeit auf der gegenüberliegen Seite ein Pendant, beide Türme waren mit einer Kette zu verbinden, um einlaufenden Schiffen Zoll abnehmen zu können.
2 Im Weiteren gehen wir über den Platz „“Puerta de Jerez“ ...
4... die allerdings um kurz nach 10:00 noch nicht geöffnet war, hier der aktuelle Eingang „ Puerta de San Christobal“.
5 Im Anschluss sind wir im Norden der Kathedrale etwas durch die Gegend gelaufen, dort befinden sich um die Calle Sierpes die meisten Geschäfte. Hier habe ich einige Bilder geschossen, die ich aber nicht besonders weiter erläutern kann, aber vielleicht geben sie die Atmosphäre in den engen Straßen der Altstadt ganz gut wieder. In vielleicht 500-600 Metern Luftlinie nördlich der Kathedrale habe ich keine Bausünde gesehen.
10 Den engsten Teil der Altstadt schließt nach ober die Calle Larana ab, die mich im Verlauf nach Osten zu einer Museum umgebauten ehemaligen Kirche führte, eine der weltweit wohl zahllosen Kirchen, die dem Pantheon nachempfunden wurde. Laut Baedecker gibt es weiter nördlich einige relativ bedeutende Kirchen, dort liegt auch der Mercado (ich bin ein großer Fan dieser spanischen Markthallen), aber dorthin habe ich es nicht mehr geschafft.
11 Immerhin gibt es hier einen riesigen Neubau, die Baustelle geht nach rechts noch deutlich weiter. Allerdings kann ich nicht sagen, was hier gebaut wird, ein Bauschild o.ä. habe ich nicht gesehen. Sonst ist in Andalusien wunderbar das Ende des spanischen Baubooms zu besichtigen. Wir waren auf der Isla Canela untergebracht, eine der portugiesischen Grenze vorgelagerten Insel oder Halbinsel, vielleicht so groß wie Borkum, ganz grob geschätzt. Vor 10 Jahren wird hier, bis auf ein Fischerdorf am östlichen Zipfel, nicht viel gestanden haben, heute ist die südliche, vielleicht 6-7 km lange, Küste mit Hotels und vor allem Apartmentanlagen fast komplett zugebaut, immerhin nicht über vier Stockwerke hoch und etwas vom Strand weg, also nicht komplett hässlich. Sonst gibt es auf der Insel so gut wie nichts. Hier werden die Spanier die eine oder andere Milliarde Euro verbaut haben. Aber offenbar waren zumindest die Apartmentanlagen ein paar zu viele, was zahlreiche „Se Vende“-Schilder dokumentieren.
12 Aber zurück zu SE, im Folgenden sind wir wieder Richtung zur Kathedrale zurückgelaufen.
15 Und kamen in der Calle de Genova an, direkt westlich der Kathedrale.
17 Weiter sehen wir auf zwei der Portale der Kathedrale, erst die Puerta del Bautismo und dann den Haupteingang, die Puerta de la Asuncion.
19 Hier sehen wir auf die Süd-West-Ecke der Kathedrale.
20 Der Überblick auf den Grundriss der Kathedrale ist überaus interessant. Nach der Vertreibung der Mauren 1248 aus SE wurde die dortige Moschee zunächst stehen gelassen, um sie aber bis 1506 durch den heutigen Kirchenbau zu ersetzen. Der Grundriss verrät selbstverständlich den Moscheebau. Der Orangenhof links sowie das Minarett, die heutige Giralda, blieben erhalten. Die eigentliche Kirche wurde über dem Grundriss der Moschee gebaut und hat eine entsprechend gewaltige Grundfläche.
In Jerez de la Frontera finden wir in der Kathedrale die gleiche Konstruktion wie in SE vor, in Jerez wurde, allerdings in kleinerem Format, die Moschee ebenfalls überbaut, Turm und Orangenhof blieben stehen. Bekannt wird der Fall der ehemaligen großen Moschee in Cordoba sein, die im Grundriss dem Bau in SE entspricht. Dort wurde die große Moschee nach der Vertreibung der Mauren stehen gelassen, in den Säulenwald (heute 793 teils antike Säulen, in denen man sich tatsächlich verlaufen kann!) der heutigen Mezquita wurde allerdings zur Zeit Karl V’s eine Kathedrale gesetzt, die, wie ich finde, einen äußerst interessanten Kontrast zur restlichen ehemaligen Moschee setzt. Karl V war allerdings weniger begeistert, sinngemäß soll er gesagt haben, dass ihm der Kirchenbau seiner Baumeister zwar gefalle, dieser hätte aber überallhin gebaut werden können, so sei etwas einzigartiges zerstört worden. Weise Worte, die im weiteren Lauf der Geschichte vermutlich Tausende von Malen gepasst hätten.
21 Jetzt befinden wir uns im Inneren der riesigen Kirche, ein nicht eben kleiner deutscher Dom wie z.B. der in Halberstadt würde hier mehrfach hineinpassen. Es kursiert eine Vielzahl von Superlativen: größte Kirche Spaniens, größte gotische Kirche der Welt, drittgrößte Kirche der Welt (nach Petersdom und St. Paul, aber was genau ist „groß“?), die größten Orgeln, das größte Altarbild und ich weiß nicht, was noch alles. Ich habe tatsächlich zu wenige Bilder geschossen, das hat mich alles etwas erschlagen.
23 Jetzt schauen wir auf eine der beiden großen Orgeln an der Ostseite des Chors.
25 Jetzt schauen wir auf den Chor, flankiert von den beiden Orgeln ...
26 ... und konkret in den Chor.
27 Direkt gegenüber befindet sich der Retablo, das größte Altarbild der Welt.
29 An der Ostseite der Kathedrale tragen symbolisch die vier Herolde für die Königreiche Kastililen, Leon, Aragon, und Navarra den Sarg des Christoph Columbus, ob er sich allerdings wirklich darin befindet, ist unklar.
30 Jetzt sind wir die Giralda hinaufgelaufen.
„Das Minarett der alten maurischen Moscheee, heute Turm der Kathedrale, Giralda genannt, ist das Wahrzeichen der Stadt. Der Turm ist der Rest der einstigen Moscheee aus dem Jahr 1184, und war damals eines der höchsten Bauwerke der Welt (nur von den zwei größten der drei Pyramiden in Gizeh übertroffen). Außergewöhnlich ist, dass dieser Turm bis zur Höhe des Glockenstuhles, d.h. bis zu der Galerie auf ca. 70 m Höhe, zu Pferde bestiegen werden kann. Statt Treppen legten die Baumeister eine ca. 2,50 m breite Rampe an, deren Deckenhöhe einen Aufstieg zu Pferd ermöglichen. Durch diese Rampe (anstelle von Treppen) konnten wichtige Nachrichten rasch verkündet werden“. (Wikipedia)
Komischerweise habe ich Richtung Norden, also zur Altstadt, durch die ich gerade gelaufen war, keine Bilder gemacht, das war von oben wohl nicht besonders spektakulär. So beginne ich mit einem Blick nach Süd-Osten und schaue auf den Alcazar, der ehemaligen Burg der maurischen Herrscher.
31 Jetzt habe ich mich im Uhrzeigersinn weitergedreht und schaue Richtung Süden. Rechts hinten ist der Torre del Oro.
33 Noch einmal der Blick zum Torre del Oro, wir sehen allerdings, dass die Bebauung auf der hinter dem Torre gelegenen westlichen Flußseite deutlich trister wird.
34 Jetzt sehen wir über westlichen Teil der Kathedrale zu Stierkampfarena.
35 Und schließlich sehen wir über den Orangenhof wieder zur Stierkampfarena.
36 Jetzt befinden wir uns im Orangenhof und schauen hoch zur Puerta de la Conception.
37 Jetzt schauen wir aus dem Orangenhof hoch zur Giralda. Teile der unteren Verkleidung des Turmes stammen aus Medina Azahara nahe Cordoba, hier wurde um 950 ein Palast in Alhambra-Qualität gebaut, der allerdings keine 100 Jahre stand, da er im Anschluss in Folge innermaurischer Streitigkeiten zerstört wurde (Wikipedia) http://de.wikipedia.org/wiki/Mad%C4%ABnat_az-zahr%C4%81%CA%BE\r
de.wikipedia.org/wiki/Mad%C4%ABn ... 4%81%CA%BE
Ich hatte aber auch schon mal gelesen, dass der Palast in Medina Azahara im Zuge einer nach der Jahrtausendwende aktuellen Religionsauslegung zu prächtig war und schlicht abgerissen wurde.
40 Jetzt sehen wir südlich der Kathedrale, rechts sehen wir die Außenmauer des Alcazar.
43 Jetzt sind wir Richtung Süden gelaufen, und stehen vor dem Eingang des Palacio San Telmo.
44 Abschließend wollten wir noch zum in den 20er Jahren des 20. Jahrhunderts gestalteten Plaza de Espana, der, neben der Giralda, wo etwas wie das Wahrzeichen der Stadt ist. Das haben wir aber nicht mehr geschafft, deswegen stelle ich zwei Bilder aus Wikipedia ein.
Resümierend kann ich sagen, dass wir längst nicht alles in SE gesehen haben. Dass es noch einige Kirchen gibt, hatte ich schon gesagt, ein ehemals jüdisches Viertel gibt es, irgendwo steht noch das ehemalige Expo-Gelände und sicher noch einiges mehr. Wie gesagt, kommt mir die Altstadt ziemlich groß vor, vor drei Jahren war ich ähnlich wie jetzt 5-6 Stunden in Barcelona, da hatte ich das Gefühl, das meiste gesehen zu haben.