Berlin - Palast der Republik

  • .
    Das Schloss - gesprengt
    Die Kunst -versengt.

    Der Platz - planiert
    Das Volk - marschiert.

    Der Wind - gedreht
    Alptraum - verweht...

    Zum Schluß jetzt das Glück:
    Das Schloß kommt zurück!
    :banane:

    Der Wind gedreht
    Albtraum verweht
    Zum Schluss jetzt das Glück
    Das Schloss kommt zurück!

  • Schön zu lesen! Aber:

    Zitat

    Mit der Baustelleneinrichtungen soll Ende 2005 begonnen werden.

    hört sich mal wieder so nach Verzögerung an. Auch wenn es diesen Sommer noch eine Bespielung gibt, könnte man doch eigentlich gleichzeitig hiermit beginnen.

  • wie sagte einst ein weiser mann: traue keiner pressemitteilung, die du nicht selbst gefälscht hast - oder war das irgendwie anders... :keine ahnung:

    aber wenn dann bald wirklich :aufdenkopf: das wäre schon :huepfen:

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Einige beschweren sich über die, noch immer anhaltende Diskussion über das "Schloss" oder den Palast. -Die Diskussion würde nicht aufflammen, wenn alle großen Probleme beseitigt wären. Es gibt immer noch kein fertiges Finanzierungskonzept, die Spenden für die Fassade sind noch lange nicht vollständig und der PdR steht noch, da selbst um den Abriss noch diskutiert wird. Also ist es die Diskussion berechtigt. Ausserdem ist dies ein grosser Fehler der dort begangen werden soll. Ohne das Schloss fehlt Berlin etwas, aber ohne den Palast genauso und ausserdem wird ja nicht das Schloss aufgebaut, sondern nur seine Fassade und ein paar besondere Räume. Ich glaube dies verdrengen viele Leute und auch die Werbung der Schloss-Gesellschaft in Berlin suggeriert eher einen kompletten Wiederaufbau(gegen den ich nicht ganz so viel hätte).
    Die Diskussion ist heute vielleicht wichtiger denn je, da uns die Verluste der Mauerzeitzeugnisse langsam bewusst werden. Denn von der Mauer ist fast nichts mehr da, Plattenbauten gibts auch nur wenige im Original(man sollte LAAAAAANGSAM darüber nachdenken einige unter Denkmalschutz zu stellen) und da sollte man doch mit dem wichtigsten Regierungsbau der DDR etwas sensibler umgehen. Denn sonst wiederholt sich hier nur die Geschichte(unliebsames wird gesprengt/abgerissen).

    Berlin hat viel von seiner Geschichte verloren und daher muss es um so vorsichtiger mit seiner jüngsten Geschichte umgehen.


    P.S. In Potsdam könnte ich mir einen Wiederaufbau des Stadtschlosses vorstellen, da nichts im Wege steht, kein Ensemble zerstört wird und eine noch größere Wunde, als in Berlin, in der Stadt klafft. Aber dann bitte im Original und nicht die vom Parlament geplante Schlossattrappe.

  • Zitat

    Es gibt immer noch kein fertiges Finanzierungskonzept, die Spenden für die Fassade sind noch lange nicht vollständig und der PdR steht noch, da selbst um den Abriss noch diskutiert wird.


    Die Spendensammlung ist ja gerade deswegen noch nicht so weit fortgeschritten, da der PdR noch steht. Nach einem Abriss wird man die Bevölkerung noch besser zum Spenden animieren können! Ach ja, und wo wird bitte schön noch um den PdR diskutiert. Die ernsthafte Möglichkeit, dass er stehenbleibt, wollen ja wohl weder die politisch Verantwortlichen noch die Bevölkerung. Die einzigen, die noch alles versuchen sind die PDS und vor allem Flierl. Die PDS wird aber kaum intervenieren da dies das Ende der Koalition bedeuten würde.

  • Zitat von "S.Hartmann"

    Ohne das Schloss fehlt Berlin etwas, aber ohne den Palast genauso und ausserdem wird ja nicht das Schloss aufgebaut, sondern nur seine Fassade und ein paar besondere Räume. Ich glaube dies verdrengen viele Leute und auch die Werbung der Schloss-Gesellschaft in Berlin suggeriert eher einen kompletten Wiederaufbau(gegen den ich nicht ganz so viel hätte).

    Das mit Potsdam ist klar, aber dann nenne mir eine alternative für die Berliner Mitte. Eine Sanierung des PdR oder doch ein gesichtsloser Bau (zumindest von außen) wie das neue Auswärtige Amt?
    Fakt ist doch, dass neben dem teils sehr unglücklich wiederaufgebauten Nikolaiviertel und einigen einzelnen Gebäuden in der Mitte Berlins nicht viel übrig geblieben ist, mit Ausnahme des nördlichen Endes von der Straße Unter den Linden wie dem Dom (wenn auch vereinfacht) und z.B. dem Alten Museum. Der Wiederaufbau der Kommandantur, eine mögliche Reko der Bauakademie und eben der Wiederaufbau des Schlosses würden vom einstigen Glanz, aber auch der Vielfalt Berlins zeugen und dieses Ensemble vollenden. Wer "mehr Geschichte" will, läuft eben weiter bis zum Alexanderplatz.
    Die derzeitige Brache kann und darf so nicht bleiben (sind wir uns da einig?), daran ist auch nichts spannendes zu finden. Leben könnte ich persönlich mit einer Integration von Teilen des Palastes im Innern, um z.B. den großen Saal zu erhalten.

    Zitat

    Die Diskussion ist heute vielleicht wichtiger denn je, da uns die Verluste der Mauerzeitzeugnisse langsam bewusst werden. Denn von der Mauer ist fast nichts mehr da, Plattenbauten gibts auch nur wenige im Original

    Das Verschwinden der Mauer ist auch das einzig richtige - eine brutale Trennung einer einst lebendigen Stadt, die dazu noch mit hunderten Toten geschmückt ist. Hier fehlt ein Denkmal und ein Stück sanierter East Side Gallery, würde die Mauer sonst noch überall stehen, wäre die Stadt weiter zerschnitten - Der "Schutzwall" war schließlich nicht nur 30cm hoch, sondern bedrückte den vor ihm stehenden Menschen und zerschnitt eine Menge Sichtachsen.
    Die Plattenbauten vergehen auch nicht so schnell und ob man diese im Original belassen sollte... In Marzahn vielleicht, aber doch nicht im Zentrum Berlins. Zeugnisse der Mangelwirtschaft sollten nach und nach abgerissen werden. Positive Zeugnisse der DDR-Baugeschichte wie große Teile der Frankfurter Allee und meinetwegen auch das Haus des Lehrers wurden aufwändig saniert und werden auch weiterhin das Stadtbild prägen, aber gesichtslose Einheitshäuser werden über kurz oder lang in der Innenstadt hoffentlich verschwinden...

    (... sagt im übrigen jemand, der die DDR alles andere als nur verteufelt).

  • Ich wüsste keinen Grund, warum mir der Palast - wenn er denn weg ist -
    fehlen würde. Das Gebäude besteht heute nur noch aus Stahlträgern
    und bronzenen Fenstern - das kann also kein Grund sein.
    Auch daß Du Dir Teile der Mauer zurückwünscht kann ich überhaupt nicht
    nachvollziehen. Die Mauer stand lange genug dort und hat die Menschen
    in ihrer Freiheit eingeschränkt. Es ist gut, daß sie weg ist.

  • @ Oliver

    Bitte lies etwas aufmerksamer, ich habe nirgendwo behauptet, Teile der Mauer wieder aufbauen zu wollen. Die Sache ist die, ich habe die Mauer nur als kleines Kind erlebt(etwa 100m von der Mauer entfernt gewohnt) und habe sie somit nie als störend empfunden, da ich noch nicht in der Lage war das ganze zu begreifen. Heute kann ich mir nirgendwo ein ordentliches Bild des Ausmaßes der Teilung mehr machen. Die East Side Gallerie ist zwar wichtig und spannend, hat aber eher das Feeling einer Industrieflächenabgrenzung. Das Mauerdenkmal nähe Nordbahnhof ist da schon eindrucksvoller, da man dort sieht wie die Stadt durchschnitten wurde, aber es ist zu kurz und wirkt nicht so drückend und trennend wie es wahrscheinlich einmal war.

    Zitat

    Der "Schutzwall"
    war schließlich nicht nur 30cm hoch, sondern bedrückte den vor ihm stehenden
    Menschen und zerschnitt eine Menge Sichtachsen.


    Genau das kann man heute nicht mehr erfahren.
    Um neuen Generationen(die nicht einmal die Kindheitserinnerung an die Mauer haben) das Ausmaß klar vermitteln zu können, reichen meiner Meinung nach die vorhandenen Mauerreste nicht aus. -> Da ich kein Rekonstruktionsbefürworter(mit wenigen Ausnahmen) bin, habe ich auch keinen teilweisen Wiederaufbau für ein wichtigeres Denkmal vorgeschlagen.

    Novaearion

    Warum für euch alle neuen Gebäude immer gesichtslos sind werde ich wohl nie begreifen(ist die Philharmonie gesichtslos? Das Kanzleramt? Es sind wohl eher Gesichter die euch nicht gefallen).
    Ich könnte mich vielleicht mit einem wirklichen Wiederaufbau des Schlosses(ähnlich der Frauenkirche) anfreunden, das ist es aber nicht was gebaut werden soll(ich glaube das wollen sie noch nicht so richtig wahrhaben?).
    Und die Kommandantur wirkt auf mich(noch) sehr künstlich, vielleicht ändert sich das mit der Zeit und wenn man sich die hintere, moderne Fassade anschaut, bemerkt man den Betrug(auch die Innenräume, wie jedes andere Bürohaus). Nennen sie so etwas Wiederaufbau? Wenn sie die Leistung der ursprünglichen Architekten und Handwerker würdigen wollen, was doch ein wichtiger Grund für einen Wiederaufbau ist, dann funktioniert dies in dieser Weise nicht. Und so wie die Kommandantur gebaut wurde, soll nun auch das „Schloss“ entstehen. Das lehne ich ab. Wenn man keinen 90- 100 % Wiederaufbau braucht oder finanzieren kann, dann sollte man mit den Teilen des Palastes weiterdenken und ein neues Gebäude entstehen lassen, in das wichtige Säle des Schlosses und des Palastes eingebaut werden, welches aber in seiner sonstigen Funktion der Idee des Humboldtforums gewidmet ist(eine Bibliothek und ein Museum hat schließlich andere Ansprüche an einen Raum, als ein Tanzsaal oder Plenarsaal).

    Nur so, sie meinen wahrscheinlich die ehem. Stalinallee. Sie heißt heute zum größten Teil(vom Strausberger Platz bis Warschauer Strasse) Karl-Marx-Allee und nur der kleinere Teil 1/6 ist Teil der Frankfurter Allee.

    @ der_Sauerländer

    Zitat

    Ach ja, und wo wird bitte schön noch um den
    PdR diskutiert.


    Die Ausschreibung des Palastabrisses ist noch nicht einmal entschieden, daher auch noch nicht der Abrisstermin(wenn die Senatsverwaltung sich anstrengt könnte ihr angestrebter Termin vielleicht sogar noch klappen) und ab und zu flackert in den Berliner Zeitungen das Thema auf. Ich glaube aber auch nicht mehr daran, dass er stehen bleibt, aber ein Fehler bleibt es.

  • Zitat

    Warum für euch alle neuen Gebäude immer gesichtslos sind werde ich wohl nie begreifen(ist die Philharmonie gesichtslos? Das Kanzleramt? Es sind wohl eher Gesichter die euch nicht gefallen).

    Stimmt, aber dieses "nicht gefallen" reicht bereits aus.

    Warum sollten wir eine Architektur befürworten, die uns nicht gefällt? Das wäre nicht logisch.

    Deine Argumentation kommt mir ein bisschen so vor, als würde ein Maler ein Bild malen und anschließend klagen: "Warum gefällt den Leuten mein Bild nicht?" Wenn es nicht gefällt, dann ist es offensichtlich nicht schön.

    Mach mal eine Umfrage, wie vielen Leuten das Kanzleramt in Berlin gefällt, und dann eine, wie vielen Leuten das Haus Kammerzell in Straßburg gefällt. Wenn es der modernen Architektur oftmals (nicht immer!) nicht möglich ist, das Ästhetik-Bedürfnis der Mehrheit der Menschen zu bedienen, dann ist das das Defizit der Architektur, nicht der Menschen.

  • Zitat

    Stimmt, aber dieses "nicht gefallen" reicht bereits aus.

    Wofür reicht das aus? Es ist deine Meinung und du kannst sie nicht verallgemeinern. Auch deine Behauptung moderne Architektur kommt bei den Leuten nicht so gut an: kannst du das beweisen? Wie wäre es, wenn wir wirklich mal eine Umfrage starten, gemeinsam erarbeitet?

  • Hallo S. Hartmann!
    Also das Ergebnis für die zeitgenössische Architektur wäre wirklich katastrophal - da gibt´s auf lokaler Ebene zig Beispiele. Du kannst mit Prozentwerten dagegen rechnen, die an Wahlen in Kuba oder Nordkorea erinnern (zumindest für Nürnberg kann ich Dir da konkrete Zahlen liefern...)

    Ich wäre auch der erste, der so eine großangelegte Umfrage unterstützen würde, problematisch ist nur die Realisierung: Eine repräsentative Umfrage kostet so richtig Geld... oder hast Du Zeit, mehrseitige Fragebögen an "2034 Personen" zu verteilen und das ganze dann statistisch auszuwerten...?

    Du kannst Dich also getrost auf bestehende Umfragen stützen, von denen gibt´s genug und LEIDER (!!) liegt hier die Gegenwartsarchitektur im Vergleich immer hinten.

  • Umfragen lösen keine theoretischen (philosophischen, architekturtheoretischen, ästhetischen etc.) Probleme.

    Wenn ich nur von mir persönlich reden soll, so geht es mir jedenfalls um Städte, die beides haben: spätmittelalterlich-frühneuzeitliche Viertel oder wenigstens Ensembles (nicht Einzelbauten) wie diejenigen rund um das Haus Kammerzell und großartige Bauten der Moderne wie Scharouns Philharmonie oder das Kanzleramt ... wobei diese beiden Bauten natürlich sehr geschickt gewählt sind, weil sie wirklich zu den ästhetisch gelungensten Beispiele der Moderne in Berlin zählen :aetschgruen:

  • Philon:
    in "auerbachs keller" haben sie heute zum thema "was ist eigentlich ihr ziel?" geschrieben, dass "wir das bombenkrieg vernichtete rekonstruieren wollen". müsste dann nicht auch scharouns philharmonie weichen? und wenn diese nicht, warum dann der palast der republik? worauf diese frage abzielt: was sollen die kriterien für erhalt, abriss oder rekonstruktion sein - und wer soll diese kriterien aufstellen?

    ganz allgemein ist diese frage durch meinungsumfragen sicher nicht zufriedenstellend zu beantworten - sonst wäre der pariser eiffelturm gleich nach seiner enstehung wieder abgerissen worden.

  • man kann auch fragen künstlich produzieren. das ist ja schlimmer als im grundstudium philosophie...

    Eine der vorzüglichsten Eigenschaften von Gebäuden ist historische Tiefe.
    Die Quelle aller Geschichte ist Tradition. (Schiller)
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten.

  • Zitat von "rakete"

    Philon:
    in "auerbachs keller" haben sie heute zum thema "was ist eigentlich ihr ziel?" geschrieben, dass "wir das bombenkrieg vernichtete rekonstruieren wollen". müsste dann nicht auch scharouns philharmonie weichen? und wenn diese nicht, warum dann der palast der republik? worauf diese frage abzielt: was sollen die kriterien für erhalt, abriss oder rekonstruktion sein - und wer soll diese kriterien aufstellen?

    Ich bin zwar nicht das angesprochene Mitglied dieses Forums, möchte aber in aller Kürze darauf eingehen:

    Es bringt nichts, solche Fragen zu stellen und einem Äußerungen hinterherzuwerfen. Jedes Mitglied hat seine eigene persönliche Einstellung zu Rekonstruktionen und Sie würden in mir z.B. einen Menschen wiederfinden, der gelungene moderne (Innen-)architektur oft alten Gebäuden vorzieht, wie z.B. Teile des neuen Auswärtigen Amtes oder dem modernen Anbau der Kommandantur. Ersteres ist von außen jedoch völlig ausdruckslos, letzteres empfinde ich durch die Mischung von Moderne und dem traditionellen Baustil wunderbar, vor allem mit der Außenwirkung in der Gegend.

    Wir müssen doch alle davon wegkommen, entweder das eine oder das andere als unabdingbar und richtig darzustellen. Sie müssen aufhören, fast jede Rekonstruktion als Fälschung der Geschichte darzustellen und einige von "unserer" Seite die Vorteile der Moderne anerkennen. Dann kann sich auch was entwickeln, wie z.B. die Patzschkes für mich darstellen.
    Wohl niemand verlangt in einem Altbau nach einer genauen Rekonstruktion der Innenräume, nur dann könnten Sie auch behaupten, dass alle Altbauten Fälschungen sind oder Disneyland.

    Dass man sich über Ästhetik immer so streiten muss.. :zwinkern:

  • Zu dem offenbar als Anmaßung oder was auch immer empfundenen "wir" habe ich in "Auerbachs Keller" schon was gesagt.

    Was die Kriterien für die Frage, was wiederaufgebaut werden sollte angeht, so habe ich mich zugegebenermaßen unpräzise ausgedrückt. Ich meinte nicht alles vom Bombenkrieg (und infolge des Bomebenkriegs durch Abriß von beschädigten Gebäuden etc.) Vernichtete, sondern genau genommen die vom Bombenkrieg vernichteten Altstädte.

    Damit kann ich natürlich nicht für jeden hier sprechen. Es gibt hier ja z.B. auch ausgesprochene Freunde des Historismus. Gleichwohl denke ich, daß es auch gute Gründe dafür gibt, sich beim Bemühen um Rekonstruktionen gerade auf die Altstädte mit ihrer mittelalterlich-frühneuzeitlichen Bebauung zu konzentrieren. In ihnen leb(t)en ein Raumgefühl, ein Stilempfinden, die Atmosphäre und Stimmung von Zeiten, die die seltsame Eigenschaft haben, uns zugleich sehr fremd und fern und doch unserer eigene Vergangenheit gewesen zu sein, ganz real und gegenwärtig fort. Sie sind (oder im Fall der zerstörten Altstädte Deutschlands leider: waren) jener "tiefe Brunnen der Vergangenheit", von dem Thomas Mann am Anfang des Josephsromans spricht.
    Das 19. und das frühe 20. Jahrhundert rechne ich darunter nicht, weil es aufs Große und Ganze gesehen doch dieselbe Epoche (die kapitalisitische Moderne mit all ihren Verzeigungen in Spät- und Postmoderne(n)) ist, in der wir selbst auch noch leben.

    Soweit Philharmonie und Kanzleramt bekanntlich im Bereich ehemaliger Gründerzeitviertel liegen, sehe ich daher sowieso kein Problem. Ich würde sie aber aufgrund ihrer architektonischen Bedeutung und ihrer beeindruckenden ästhetischen Qualität auch nicht abgerissen sehen wollen, wenn sie im Bereich der ehem. Berliner Altstadt lägen. Für solche Gebäude ist auch in jeder Altstadt Platz. Da gibt es mithin keine festen "Kriterien", sondern höchstens Fausregeln und dann Abwägungsprozesse.

    Das Problem des PdR ist dagegen, daß er genau auf dem Platz steht, auf dem ein Gebäude stand, das erstens eine unvergleichbar höhere ästhetische Qualität hatte und zweitens für die Geschichte und Identität Berlins eine, wenn nicht die zentrale Rolle spielte und spielt. Ohne das Schloss, gibt es Berlin eigentlich gar nicht, höchstens eine Stadt gleichen Namens, die zufällig am selben Ort steht. Daher fällt die Abwägung im Falle des PdR halt anders aus als im Falle von Philharmonie und Kanzleramt.

  • ich empfinde eine streitkultur, die argumentativ geführt wird, als etwas sehr belebendes.

    dennoch gibt es offensichtlich in gestalterischen und stilistischen fragen der architektur unterschiedliche positionen, bei deren verschmelzung oft etwas inkonsequentes entsteht. statt die dualität anzuerkennen, sucht man weiterhin nach krampfhaften kompromisslösungen, die letztlich nicht überzeugen. ein blick in neubaugebiete mit einfamilienhäuser veranschaulicht die schwächen im produkt aus modernistischer und traditioneller gestaltung.


    diese dualität wird infolge einer einseitig modernistisch bestimmten diskussion jedoch bisher wiederum dazu herangezogen, um mit ihr künstliche spannungen und kontraste in der architektursprache zu legitimieren.
    die traditionelle architektursprache ist jedoch eine andere. sie lebt von einheit in der vielfalt mit der jedoch die moderne und infolge der modernismus gebrochen haben.

    es treffen hierbei unterschiedliche sprachen und auffassungen aufeinander, deren differenz erkannt werden müßte. es geht nicht um die übertragung eines augustinisches bild vom guten und schlechten auf architektur, sondern um die akzeptanz dieser differenz und die rückgewinnung der traditionellen architektursprache als ursprüngliches und gleichberechtigtes glied in der architekturlehre.

    der modernismus unterdrückt diese gleichberechtigung aber nach wie vor dogmatisch. die gründe dafür wurden bereits erörtert. und erst dieser alleinvertretungsanspruch in der architekturgestaltung warf die kritische fragen gegenüber der moderne und dem modernismus auf.
    offensichtlich sieht sich der modernistische stil in der zulassung einer solchen gegenüberstellung gefährdet. das wäre dann aber ein punkt mehr ihn zu hinterfragen.

    ich bitte um verständnis, dass ich anhand der diskussionentwicklung in dieser rubrik vom eigentlichen thema abgewichen bin und eher grundsätzliches angeprochen habe.

  • Jetzt seid ihr alle wieder vom Thema abgewichen, daher kann man die letzen Beiträge auch in "Wiederaufbau- ein Für und Wider" verschieben.

    Jetzt zum Schloss: Wie steht ihr denn zu dem Konzept. Eigendlich soll es Humboldt-Forum heißen und Museen und Bibliotheken enthalten. Nun sollen 35% mit Privater Nutzung belegt werden(Kongresszentrum, Läden, Cafe's), also eine verstärkte privatisierung von etwas, was nach der Bedeutung doch eigendlich öffentlich sein sollte. Könnt ihr so einfach damit leben das nur drei der vier Aussenfassaden und nur eine Hoffassade errichtet werden soll. Und auch damit, dass der Innenbereich modern gestatlet wird(bis auf wichtige Säle)? Ich persönlich halte das ganze für einen sehr schlechten Kompromiss. Wenn man Museumsnutzung dort unterbringen will, dann doch bitte mit der passenden Architektur(Museen und Bibliothenken haben doch ganz andere Raumansprüche, als die Proportionen der Schlossräume hergeben).

    Ihr werdet sicherlich auch Dinge haben, die euch stören.

  • S.Hartmann:

    Zitat

    Jetzt seid ihr alle wieder vom Thema abgewichen, daher kann man die letzen Beiträge auch in "Wiederaufbau- ein Für und Wider" verschieben.

    Ich weiß. Ich werde mich am Wochenende darum kümmern; im Moment habe ich nicht genug Zeit.