• Ein interessanter Ansatz, zumal das Focke-Museum mit seinem jetzigen Standort in der Tat viel Potenzial verschenkt.

    Es schließen sich dennoch einige elementare Fragen an. Gibt es bei den Verantwortlichen Im Museum überhaupt Bestrebungen, den jetzigen Standort zu verlassen? Ohne deren Unterstützung wird es sicherlich nicht einfach, entsprechende tragfähige Konzepte reifen zu lassen. Und wie ist die Nutzung als Landesmuseum mit einer möglichen Rekonstruktion als dreischiffigen Kirchenraum vereinbar? Ohne entsprechende räumliche Einbauten oder moderne Anbauten, die der Rekonstruktionsidee erhebliche Kompromisse abringen würde, ist das sicherlich nicht umzusetzen.

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  • Eine vertane Chance

    Anläßlich des fünfhundertjährigen Bremer Reformationsjubiläums am 9. Novemer 2022 fand die letztjährige Jahrestagung der Gesellschaft für niedersächsische Kirchengeschichte ausnahmsweise einmal außerhalb der Grenzen dieses Bundeslandes und zwar in Bremen statt.

    Die gelegentlich dieser Tagung gehaltenen Vorträge wurden jüngst in dem Jahrbuch der Gesellschaft (119./120. Band 2021/22) publiziert. Da meine Wenigkeit einer der Referenten sein durfte, erlaube ich mir aus meinem Beitrag auszugsweise gerafft zu zitieren und auch zwei der zugehörigen Abbildungen hier in Farbe (in der Veröffentlichung konnten sie aus Kostengründen lediglich schwarz-weiß abgedruckt werden) beizufügen.

    Inhaltlich geht es bei diesem Exzerpt um die aus den ersten Nachkriegsjahren datierenden Pläne des Architekten Fritz Brandt hinsichtlich eines Wiederaufbaus von St. Ansagrii an historischer Stelle.

    "Vor dem Hintergrund der allgemeinen Zeitumstände und des Schocks über den Turmsturz brauchte es nach Ende des Krieges sehr lange, bis man in der Gemeinde begann, sich mit der Frage der weiteren Verwendung der Kirche zu beschäftigen. Auch die schon 1946 von Seiten des Bremer Baudirektors erhobene Forderung nach einer Rekonstruktion des städtebaulich unverzichtbaren Kirchturms fand von Seiten der Gemeinde zunächst kein öffentliches Echo. Drei Jahre nach Kriegsende wurden dann aber zwei Parteiungen erkennbar, die entgegengesetzte Ansätze hinsichtlich des Umgangs mit der alten Kirche vertraten:

    Am 18. Juli 1948 wurde die im Auftrag der Ansgarii-Gemeinde vom Architekten Fritz Brandt zu einer „Notkirche“ umgebaute Baracke der ehemaligen „Organisation Todt“ an der Ecke Schwachhauser Heerstraße / Holler Allee mit einem Weihegottesdienst in liturgischen Gebrauch genommen. Mit dem sechsunddreißigjährigen Claus Liske hielt ein junger Pastor die Weihepredigt, der die alte Kirche selber nicht mehr aus eigenem beruflichen Erleben kannte und für den es deshalb wesentlich leichter war, sich innerlich von der – immer noch imposanten – Ruine zu distanzieren, als es den beiden während des Krieges verstorbenen, langjährigen Ansgarii-Pastoren, Bode und Leonhardt möglich gewesen wäre. Liskes Predigt basierte auf 1. Korinther 3.11: „Einen anderen Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.“ Die bei der Auslegung entscheidenden Worte Liskes waren dann: „Es ist besser, einen bescheidenen Raum mit dem Worte Gottes zu erfüllen als ein stolzes Gebäude zu besitzen, das leer bleibt.“ Durch die Zuweisung des positiv konnotierten Adjektivs ‚bescheiden’ an die Notkirche und die Betitelung des historischen Gebäudes mit dem negativ besetzten „stolz“, wurde begonnen, die Zuhörer suggestiv zugunsten der Aufgabe der alten Kirche zu beeinflussen."

    Dem gegenüber entwarf der Architekt der Gemeinde, Fritz Brandt, im November 1948 einen Plan, der einen partiellen Wiederaufbau der alten Kirche in situ vorsah und insbesondere den stadtbildprägenden Turm - dem Postulat des Baudirektors folgend - zurückgewonnen hätte. Der Plan verzichtete auf das komplette Langhaus sowie auf das Joch nördlich des Turms. An deren Stelle sollten dreigeschossige, einen offenen Innenhof säumende Geschäftshäuser entstehen. Der Hauptzugang zu Innenhof und „Rumpfkirche“ hätte durch den in voller Höhe, jedoch ohne Fenster, Blenden und Ziffernblatt sowie lediglich durch Geschossbänder gegliederten Turm geführt, dessen Helm allerdings originalgetreu rekonstruiert worden wäre. Durch eine Wand vor Vierung und Querhaus wäre die Kirche nach Westen hin zum neuen Innenhof abgeschlossen worden. Die reformations- und stadtgeschichtlich hochbedeutsame Zütphenkapelle wäre innerlich und äußerlich komplett wiederhergestellt worden und hätte zukünftig die Funktion einer Taufkapelle übernehmen sollen.

    Aus dem Plan Brandts und der Weihpredigt Liskes ergibt sich somit folgendes Gesamtbild: Im Jahre 1948 hatten sich in der Gemeinde bereits Kräfte formiert, die auf die dauerhafte Trennung der Gemeinde von ihrem angestammten Gotteshaus hinarbeiteten. Gleichzeitig war aber die Gegenmeinung, die an der „Schaarskaaken“ festhalten wollte, immer noch so stark, dass ein gemeindlicher, kostenpflichtiger Auftrag an Brandt – dieser wird nicht pro bono gearbeitet haben – für Entwürfe bzgl. des Wiederaufbaus an der angestammten Stelle erteilt wurde. Pastor Liske mag da vielleicht das „Zünglein an der Waage“ gewesen sein, welcher die Gemeinde in Richtung Aufgabe von alter Kirche und Kapelle bewegt hat."

    Abbildung 01

    Brandt-Plan von 1948 - ohne Giebel des südlichen Querhauses - Grundriß.

    Rot: Erhaltene historische Gebäudeteile und neu errichteter Turm; Blau: Neue Geschäftsbauten; Grün: Offener Innenhof.

    Abbildung 02

    Brandt-Plan von Januar 1949 - mit Giebel des südlichen Querhaues - Ansicht von der Obernstraße.

  • Der folgende kleine Filmbeitrag zu den Defiziten der gegenwärtigen Bremer Altstadt (im Vergleich zu der Vorkriegszeit) macht mit einer Kameraeinstellung auf die Obernstraße und den im Hintergrund sichtbaren Turm von St. Ansgarii auf (leider ohne diesen zu thematisieren)...

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  • Innenansicht von Bremens zweitgrößtem Kirchenschiff

    Eine erste - noch verbesserungswürdige - Collage von Innenansichten der Kirche. Man sieht - um trotz des Umbaus zur Hallenkirche in der Terminologie der ursprünglichen Basilika zu bleiben - (von links nach rechts): Südliches Querhaus, Südschiff, Mittelschiff mit Orgeljoch im Turm und Teile des Nordschiffs.

    Das Denkmal Arnd von Gröpelingens am Wandpfeiler zwischen südlichem Querhaus und Südschiff befindet sich gegenwärtig im Focke Museum. Kanzelkorb, Orgelprospekt , flämische Kronen und zahlreiche der Epitaphe wurden in die neue Kirche verbracht.

    Der Schalldeckel der Kanzel sowie die Brüstung der Orgelempore gingen beim Turmsturz zugrunde.

  • Die alte und die neue Kirche im direkten Vergleich

    Die Maße dürften grob stimmen. Sicherlich wird hier noch verbessert werden müssen. Aber für einen ersten Eindruck reicht es:

    Grundrißvergleich

    Lufbildvergleich

  • Das ist ja schön und gut, mir ist aber nicht ganz klar, welchen Zweck dieser Vergleich verfolgen soll. Soll die Gemeinde wieder in ein anderes Haus ziehen? Da würden es sich doch eher anbieten, die Bestuhlung als Maßstab heranzuziehen.

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  • Ein erweitertes Panorama-Bild vom Innenraum , bei dem lediglich noch eine Ansicht der Fenster des nördlichen Querhauses fehlt , um die 360° Rundumsicht zu schließen. Leider ist mir kein Vorkriegsfoto dieses Gebäudeteils bekannt.

    In der jetzigen Fassung wirkt das Panorama ja wie eine 'aufgebrochene Orangenschale', mit nach außen überdehnten Kanten, d.h. die verschiedenen Standorte der Fotographen der jeweiligen Teilbilder führen zu Verzerrungen und Dopplungen. Meine Frage wäre daher, ob jemand von Ihnen ein online verfügbares Softwareprogramm kennt, welches solche Panoramen akkurat berechnet und lebensecht so darstellt, als wären alle Teilfotos von nur einem Standpunkt aus aufgenommen worden ?

  • Der Gemeinde fehlte das Geld / der maßgeblichen Regierungspartei das Interesse

    Der anliegende Fotovergleich (das linke Bild wurde in den 20er Jahren, das rechte Bild während des 2. Weltkriegs aufgenommen) illustriert einen der wesentlichen Gründe, der die Gemeinde bewogen hat, sich gegen einen Wiederaufbau der alten Kirche zu entscheiden.

    Dem aufmerksamen Betrachter dürfte nicht entgangen sein, daß beim jüngeren Foto nicht nur der Turmhelm eine neue Kupferdeckung aufweist, sondern eben auch die Dächer des Kirchenschiffs einen Belag mit diesem Metall zeigen. In den frühen 30er Jahren war nämlich entdeckt worden, daß die Dachkonstruktion des Schiffes vollkommen marode war. So derart verrottet, daß es an ein Wunder grenzte, daß die bis dato aufliegenden schweren ‚Schebelsteine’ (eine Art Schieferplatten), nicht schon längst zum Zusammenbruch des Daches geführt hatten. Das Letztere wurde daher in den 30er Jahre komplett erneuert. Die horrenden Kosten dafür konsumierten das gesamte Gemeindevermögen, welches seit der Inflation der 20er Jahre mühsam wieder zusammengetragen worden war. Die Bauherren (Begriff für die Laien-Gemeindevorsteher in der Bremischen Evangelischen Kirche) , die die Dachsanierung zu verantworten hatten, waren personenidentisch mit denen, die nach dem Kriege über die weitere Zukunft der Ruine zu entscheiden hatten.

    Sie sahen sich letztlich finanziell nicht in der Lage, innerhalb von weniger als zehn Jahren, einen erneuten – diesmal noch wesentlich größeren – Kraftakt zu bewerkstelligen. Deshalb kam ihnen die Argumentation des jungen Pastors Liske für einen Neubau sicherlich nicht ungelegen…

    Und hier kommt nun die Politik ins Spiel: Aus Verantwortung für das unverwechselbare Erscheinungsbild der Stadt und ihrer Geschichte, hätte die Landesregierung der Gemeinde finanziell unter die Arme greifen und - zumindest – die Sicherung der Ruine für einen späteren Wiederaufbau mittragen müssen.

    In Lübeck hätte der sozialdemokratische Bürgermeister Otto Passarge, vor ähnliche Herausforderungen gestellt, mit Sicherheit zugunsten der alten Kirche gehandelt, denn als gebürtigem Lübecker hätte ihm die Unverwechselbarkeit seiner Vaterstadt am Herzen gelegen.

    Dem gebürtigen Hamburger Wilhelm Kaisen, der bei den Mitgliedern der Bremer Sozialdemokratie einen fast halbgottartigen Status genießt, fehlte im Endeffekt diese Heimatbindung seit Kindheitstagen und er handelte deshalb leider vollkommen anders, als Passarge es getan hätte. Er zeigte kein Interesse an der Problematik des Wiederaufbaus des Gotteshauses und rührte deshalb auch keinen Finger, um die Ruine in ihrem Bestand zu sichern. Die Bremer SPD hat aufgrund dieses Verhaltens ihres langjährigen Parteivorsitzenden somit ein gutes Stück von der ‚Leiche von St. Ansgarii’ im eigenen Keller liegen. Das daraus resultierende schlechte Gewissen und die Furcht ihren ‚Säulenheiligen’ mit diesem Makel besudelt zu sehen, mag erklären, weshalb man dem Thema Alt-St. Ansgarii von Seiten der Bremer SPD bis heute mit eisernem Schweigen begegnet…

  • Es müsste mal ein 3D-Modell von St. Ansgarii erstellt werden, das den Kirchturm im heutigen Stadtbild aus verschiedenen Perspektiven zeigt. Das hätte einen öffentlichkeitswirksamen Effekt.

  • Nachfolgend ein Redemanuskript des Denkmalpflegers Rudolf Stein für einen Vortrag bei der Historischen Gesellschaft in Bremen. Wie zu sehen ist, hat Stein noch Verbesserungen im Redetext vorgenommen. Nach dem dritten absatz geht Rudolf stein auch auf den Ansgariiturm ein. Quelle: Staatsarchiv Bremen.

    In einem Beitrag vom 31. 8. 1954 für die Bremer Nachrichten, den ich hier abbilde, beschäftigt sich Rudolf Stein mit der noch kriegsbedingt übrig gebliebenen Ruine der Ansgariikirche (die erst noch unter Denkmalschutz stand) und warnt vor der Vernichtung dieser geschichtlichen Stätte:

    "Wir müssen uns damit abfinden, daß die alte Ansgariikirche als Ganzes verloren ist. Auch der Turm kann nicht wieder zurückgewonnen werden, weil uns dazu die genauen Planungsunterlagen fehlen". Aber Stein schreibt auch, dass "unsere Generation nicht berechtigt ist, eine stadtgeschichtliche Urkunde von so hoher Bedeutung (die Ruine der Ansgariikirche, Findorffer) zu vernichten".

    Abschließen will ich noch darauf hinweisen, dass Rudolf Stein in der damaligen Zeit seines Wirkens zu den überregionalen Schwergewichten seiner Profession gehörte - und es nicht geschafft hatte, die Ruine der Ansgariikirche zu erhalten. Und er war dabei ja nicht alleine. Weitere Personen aus der damaligen Stadtgesellschaft mit nicht minderen Ansehen waren nicht in der Lage, die Ansgariiruine zu erhalten.

    Ich schreibe das deshalb, weil heute ja wieder die Forderung nach Rekonstruktion der Ansgariikirche bzw. des Turms oder beides aufkommt. Ich wäre auch dafür. Aber keiner der Akteure kann sich doch mit den damaligen Akteuren und deren hohen Renommee vergleichen.

    Und trotzdem haben sie es nicht geschafft, die Ruine zu erhalten. Das sollten heute Fordernde berücksichtigen. Nicht einmal die fachliche Größe eines Rudolf Stein konnte seinerzeit die Verantwortlichen überzeugen. Welchen gesellschaftlichen Stellenwert haben die, die sich heute für den Wiederaufbau von Kirche und Turm einsetzen, wenn schon Stein die alte Ansgariikirche als Ganzes verloren sah und der Turm seiner Meinung nach nicht zurückgewonnen werden kann?

  • Defätismus ist ein schlechter Ratgeber

    Und trotzdem haben sie es nicht geschafft, die Ruine zu erhalten. Das sollten heute Fordernde berücksichtigen. Nicht einmal die fachliche Größe eines Rudolf Stein konnte seinerzeit die Verantwortlichen überzeugen. Welchen gesellschaftlichen Stellenwert haben die, die sich heute für den Wiederaufbau von Kirche und Turm einsetzen, wenn schon Stein die alte Ansgariikirche als Ganzes verloren sah und der Turm seiner Meinung nach nicht zurückgewonnen werden kann?

    Ja soll denn das Versagen großer Persönlichkeiten der Vergangenheit zukünftige Generationen auf unabsehbare Zeit binden ?

    Die Liste der Befürworter des Erhalts des Königlichen Schlosses zu Berlin umfaßte internationale und nationale Koryphäen der Kunstwissenschaft sowie andere Persönlichkeiten mit Rang und Namen, welche sich samt und sonders sicherlich nicht hinter Rudolf Stein in Bremen zu verstecken brauchten. Und dennoch hat ihre geballte Kompetenz den Barbaren Ulbricht und seine sozialistischen Spießgesellen seinerzeit nicht von der Sprengung abgehalten. Folgte man den obigen Ausführungen hätte ein Wilhelm von Boddien gar nicht mit den Bemühungen um den Wiederaufbau des Schlosses beginnen brauchen, denn wer war der 1990 noch vollkommen unbekannte ‚Traktorhändler’ (ironische Selbstbeschreibung) denn schon, daß er es wagen konnte, das zu versuchen, an welchem jene gescheitert waren? Und dennoch hat er sich nicht entmutigen lassen und das Werk begonnen. Das heute wieder wie selbstverständlich seinen Platz im Herzen Berlins einnehmende Schloss bestätigt und belohnt den Mut dieses beispielgebenden großen Mannes !

    Wann begreift man endlich, dass St. Ansgarii das ‚schwarze Loch’ des Bremer Städtebaus ist, welches zahllose erhaltenswerte Bauten der alten Hansestadt eingesogen hat und auch weiterhin einsaugt, angefangen beim Kornhaus in den 50er Jahren und fortgeführt beim Senatsgästehaus, dem Weserwehr, der Villa Gross und der Apollon-Villa unserer Tage. Selbst das Lloydgebäude- über welches hier im Forum viel zu wenig zu lesen ist (eigentlich seltsam und schade) – wäre nicht schnöde abgebrochen worden, wenn St. Ansgarii wiederaufgebaut auf der anderen Seite von Papen- und Pieperstraße gestanden hätte !

    Daher brauchen wir hier in Bremen weniger Defätismus und mehr Boddiensche Zuversicht !


    Die grüne Lunge des Ansgarikirchhofes mit dem am 'Kirchensaal' lehnenden Uhrmacherhäuschen

  • [...] Moderationshinweis: Entfernt. Bitte keine persönlichen Angriffe auf andere Forenteilnehmer.

    Sind Sie unfähig, meinen Text richtig auszulegen?

    Nur für Sie (und Ihrem Claqueur) nochmal das Ganze:

    Wenn es ein Rudolf Stein, anerkannter Denkmalpfleger und über die Grenzen Bremens hinaus anerkannter Fachmann, es nicht mal schafft, die Ruine der Ansgaiikirche, die unter Denkmalschutz stand, zu erhalten und es auch nicht schaffte - als Denkmalpfleger - den Denkmalschutz zu erhalten, dann haben wir heute - ohne die Ruine und mit der Bebauung des Grundstücks, doch wohl schon so schlechte Bedingungen, dass eine Rekonstruktion der Kirche und des Turms nicht mehr möglich ist. Dagegen waren die Bedingungen von Rudolf Stein ja exzellent.

    Was ist daran so schwer zu verstehen?

    Wäre diese Ruine noch Bestandteil der Innenstadt, wir hätten in Bremen eine ähnliche Situation gehabt wie in Dresden. Mit der noch vorhandenen Ruine würde die Ansgariikirche heute vermutlich schon wieder stehen. Ein wenig Hoffnung hätte ich, wenn sich solch stadtbremische Schwergewichte wie damals vom Format eines Dr. Stein, eines Architekten Müller-Menckens, eines Hermann Prüser, Leiter des Bremer Staatsarchivs und Vorsitzender der Historischen Gesellschaft Bremen sowie vom Format Vorsitzenden der Aufbaugemeinschaft Bremen, G. Iversen, heute dafür engagieren würden. Doch - wo sind die? Wo ist denn der Bremer Boddien, von dem Sie jetzt schon seit mehr als 10 Jahren reden? Und vor allem: Wer soll das sein? Sie etwa???

    Mit Defätismus hat das Ganze bei mir nichts zu tun, sondern mit rationaler Analyse, der Sie sich schon in der Vergangenheit widersetzt haben. Zu sehr geriet Ihr Luftschloss Ansgariikirche ins Trudeln, wenn ich einen pragmatischen Handlungsplan einforderte, der mit der Fragestellung begann: wie bekommt man den jetzigen Bau weg. Wer bezahlt das, wer schmeißt die Mieter mit langjährigen Verträgen raus, wer sorgt für Ersatzplätze, wer löst die bestehenden Verträge für dieses wahrlich nicht kleine Gebäude auf? Mit der zufriedenstellenden Beantwortung dieser Fragen - die ja erst am Anfang des von mir für unabdingbar haltenden Handlungsplans stehen - lebt oder stirbt das ganze Projekt. Dazu äußern Sie sich nicht, Realismus stört die Träumereien, in die Sie sich reingesteigert haben. Ich wiederhole mich noch mal: Ich bin ein Anhänger des Ziels, die Ansgariikirche wieder aufzubauen. Aber dazu braucht es nicht Wunschdenken, sondern eine realistische Lösung der damit zusammenhängenden Probleme, die ich hier am Beispiel des dort stehenden Baukörpers beschrieben habe sowie einen Personenkreis, der über ein hohes fachliches oder gesellschaftliches Ansehen und Format verfügt. Oder zählen Sie sich etwa dazu?

    Noch was Persönliches: Sie haben das Forum von Stadtbild Deutschland zwei Mal verlassen - das war doch eine gute Entscheidung Ihrerseits, oder (sonst hätten Sie es ja nicht gemacht)?Jetzt sind Sie das dritte Mal zurück.  Wir beide haben nun seit geraumer Zeit hier im Forum so was wie einen unausgesprochenen Waffenstillstand: Sie reagieren nicht auf meine Beiträge, ich reagiere nicht auf Ihre. Diesen Waffenstillstand haben sie nun, indem Sie auf meinen Text antworteten, gebrochen. Das könnte in der Zukunft zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen uns (und wahrscheinlich auch anderen) führen, was weder meine Absicht noch mein Wille ist. Diese Grenzüberschreitung kam von Ihnen, nicht von mir. Mag sein, dass Sie es schon als Grenzüberschreitung meinerseits bewerten, wenn ich etwas zu IHRER Ansgariikirche schreibe und bestimmte Entwicklungen anhand des historischen Materials interpretiere.

  • Ich werde das Gefühl nicht los, dass einen erhebelichen Anteil daran, dass es in Bremen mit Rekonstruktionen nicht vorangeht, diejenigen haben, die immer wieder ihre Zwistigkeiten in der Öffentlichkeit austragen. Ich hatte bereits vor Jahren darauf hingewiesen, dass man als federführender Verein so nicht auftreten kann. Geändert hat sich offensichtlich nicht viel. Das ist schade für das Bremer Stadtbild und vor allem für St. Ansgarii.

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  • Ich werde das Gefühl nicht los

    Dem kann ich nur vollumfänglich zustimmen.

    Leider ist es nicht nur ein Gefühl, sondern eine Tatsache.

    Fünf vergeudete Jahre, obwohl die Destination klar auf der Hand lag.

    Eine vergeudete 500-Jahr-Reformationsfeier in Bremen im Jahre 2022.

    Es ist zum <X <X <X <X <X !

  • Also künftig den Vorwurf der Vermessenheit schlucken und die Freunde von St. Ansgarii unwidersprochen als naive, unfähige Utopisten öffentlich dastehen lassen. Das hätte natürlich überhaupt keinen Einfluß auf hier mitlesende potentielle Interessenten.

    Nein, i wo !

    Wie schön, dass Anschari so gute heimische und überregionale Ratgeber hat. Da kann ja gar nichts mehr passieren !

    Trotz solcher verschieden motivierten Destruktion wird sich der Wiederaufbau von St. Ansgarii durchsetzen; das kann ich Ihnen allen versprechen. Und zwar nicht wegen oder trotz unserer Aktivitäten, sondern allein aus der Tatsache heraus, daß die Bremer Altstadt ohne das Zugpferd St. Ansgarii nie gesunden wird. NIEMALS ! Ansgarii ist die Vorbedingung ohne die alle anderen Maßnahmen nur dilletantische Stümperei bleiben werden.

  • der Wiederaufbau von St. Ansgarii durchsetzen

    Am Anfang: Rekonstruktion der Kirche als Gesamtheit.

    In der Mitte: Verzicht auf die Kirche - nur der Turm soll her!!!

    Jetzt: Rekonstruktion der Kirche als Halb-Gesamtheit!

    Es ist schön zu wissen, dass du das Versprechen hier abgibst, den Wiederaufbau von St. Ansgarii durchzusetzen. Komme was wolle.

    Dabei übersiehst du allerdings, dass für ein Projekt dieser Größe und 'Aberwitzigkeit' eines ganz, ganz wichtig ist:

    K O N T I N U I T Ä T !!!!!

    Kirche - Turm - Kirche - das ist fern jeder Form von Kontinuität.

    Die Rekonstruktion der Kirche als Gesamtheit, war bereits vor fünf Jahren über deinen und meinen Kopf hinaus 'gewollt'.

    Kontinuität wäre hier maßgeblich, zielgerichtet und förderlich gewesen.

    Mit dem falschen Souffleur auf dem Buckel, kommt dann ein Turm ohne Kirche dabei heraus. Und statt Kontinuität entsteht ein Zickzack-Kurs, der die skeptische Bremer Bevölkerung und ihre politischen Würdenträger mehr verwirrt als aufklärt oder unproduktiv auf eine Rekonstruktion einstimmt.

    Hält du jetzt an der Rekonstruktion der Kirche fest?

    Oder ist es in zweieinhalb Jahren wieder nur der Turm, weil der Souffleur es so will?

    Was sind deine Worte - oder deine Versprechen wirklich wert?

  • Euch eint doch alle der Schmerz, dass die Kirche nicht mehr da ist? Auf dieser gemeinsamen Basis kann man doch etwas weniger scharf debattieren. Auch wenn ich aus der Ferne sicher nur einen Bruchteil der Emotion verstehen kann, bleibt es ein ungewohnt rauer Ton hier zum sonstigen Forum.