• Dieser Thread liegt mir sehr am Herzen, weil das mein grösster Rekowunsch ist und diese grossartige Kirche im Gedächtnis bleiben sollte. Es ist eine Schande, dass die bedeutendste Kirche Bremens neben dem Dom, nicht wiederaufgebaut wurde. Ich möchte hier selbstverständlich nicht für jeden Rekowunsch einen eigenen Thread öffnen, das hier bleibt einzig und allein der Einzige. Aber es ist schon erstaunlich und traurig wie die Kirche aus den Köpfen der Bremer verschwunden ist. Ich hoffe ganz fest, dass sich ein Verein bildet der den Wiederaufbau anstrebt.
    Ich bin zu weit weg um in irgendeiner Form zu helfen, deswegen appelliere ich an alle Bremer Forumsmitglieder,versucht einen Förderverein zu gründen, ich bin überzeugt, wenn das mal ins Rollen kommt dann kann etwas daraus werden, trotz leerer Stadtkassen. Wenn das in Magdeburg mit St. Ulrich möglich ist, dann ist das doch auch mit St. Ansgarii wohl möglich. Der Wille versetzt bekanntlich Berge. Ich sehe diesen Thread auch als eine Art Kondolenzbuch, über rege Einträge und eigene Inputs würde ich mich sehr freuen. Hier ein paar Impressionen dieser wunderschönen Kirche:


    Stolz überragt St. Ansgarii die mittelalterliche Hansestadt.

    St. Ansgarii wird wiederauferstehen, ich weiss es.

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • Ich hatte ja zum Thema Ansgarii-Kirche an anderer Stelle im Forum schon mal etwas geschrieben und begrüße selbstverständlich jede Initiative, das Gebäude aufzubauen, halte allerdings den Wunsch für völig unrealistisch. Ich habe der Kirche in acht Jahren, die ich jetzt in HB bin, schon manche Träne nachgeweint, manchmal denke ich allerdings, dass ich der einzige hier bin, dem das so geht. Auf dem Gelände steht ja nun ein Gewerbegebäude, aktuell ist in Planung, das Areal im Zuge einer optimierten Nutzung komplett umzugestalten. Dazu stand schon einiges in der Presse, es wurde nirgendwo auch nur ansatzweise auch nur von einer teilweisen Ansgarii-Reko gesprochen. Hier werden sich mit absoluter Sicherheit wirtschaftliche Interessen durchsetzen. Zudem sind Kirchen aktuell auch nicht gerade ein Publikumsmagnet, die benachbarte Stephanii-Kirche wird derzeit als Kultur-Kirche umgenutzt und mit der sehr speziellen Situation der Frauenkirche in DD ist das hier nicht zu vergleichen.

    Kürzlich wurde am westlichen Ende der Langenstraße ein katastrophaler 60er-Bau auf dem Gelände des Kornhauses von Lüder von Bentheim deutlich umgebaut und sicher etwas aufgewertet, einfach weil der 60er-Bau nach unten nicht mehr zu toppen war. Auch hier gab es null Tendenz zu einer Reko. http://de.wikipedia.org/wiki/Kornhaus_(Bremen)

    HB ist kein gutes Pflaster für Rekonstruktionen, so leid es mir tut, am ehesten wäre das noch mit dem ehemaligen Essighaus denkbar, wenn der Eigentümer mitspielt und sich jemand findet, der Geld in die Hand nimmt.

  • Die Kirche wurde ja leider fast total zerstört - der Turm ist 1944 oder 1945 zusammengestürtz und hat dabei die Kirche zerstört. Realistisch - und auch am wichtigsten - wäre eine Reko des Turmes. Ist diese Fläche auch bebaut?

    Von der Kirche ist noch die Barock-Orgel erhalten.

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Quote

    Der letzte Satz ist denkbar unrealistisch.

    Wer so denkt hat schon verloren.

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • Man sollte die Sache in Bremen ins Gespräch bringen, die Umgestaltung des Areals wäre dazu sehr nützlich gewesen

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    Kürzlich wurde am westlichen Ende der Langenstraße ein katastrophaler 60er-Bau auf dem Gelände des Kornhauses von Lüder von Bentheim deutlich umgebaut und sicher etwas aufgewertet, einfach weil der 60er-Bau nach unten nicht mehr zu toppen war. Auch hier gab es null Tendenz zu einer Reko. http://de.wikipedia.org/wiki/Kornhaus_(Bremen\r
    de.wikipedia.org/wiki/Kornhaus_(Bremen)

    Ein Gebäude wie das Kornhaus hätte natürlich rekonstruiert gehört. Es erinnert mich an das Pellerhaus in Nürnberg oder mehr noch an das kürzlich im Forum erörterte Haus der Naturforschenden Gesellschaft zu Danzig. Es ist m. E. die Aufgabe aller Europäer, solch wichtige historische Architekturen zu erhalten, zu pflegen, und wenn nötig zu rekonstruieren.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Quote

    Ein Gebäude wie das Kornhaus hätte natürlich rekonstruiert gehört.

    Absolut, Bremen könnte durch ein bisschen Engagement so viel gewinnen. Die Rekonstruktion des Gebäudes Norddeutscher Lloyd, das Kornhaus usw. könnte für Bremen langfristig ein Gewinn sein. Leider merkt das keiner in der Stadtverwaltung.

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • Irre, habe die Strang jetzt gerade erst entdeckt, dadurch, dass Palantir diese tolle Foto gepostet hat.

    Ihr habt alle recht, wenn Ihr meint, dass Bremen im Moment wohl fast das rekounfreundlichste Pflaster der Republik ist, dabei hält die Stadt doch soviel auf ihre lange kaufmannsbürgerliche Tradition. Wenn ich mich -Gott bewahre- entscheiden müsste zwischen Ansgariikirche und Kornhaus, würde ich mich wohl für das Kornhaus entscheiden, auch weil es kaum noch Profanbauten aus der Zeit vor 1800 in Bremen gibt.

    Aber klar, was wäre das für eine unglaubliche Verbesserung für die Innenstadt: Reko von Ansgariikirche und Lloydgebäude (meinethalben auch in braunschweigscher Manier als Einkaufszentrum, war ja -im Gegensatz zum Braunschweiger Schloss- immer schon dem schnöden Mammon geweiht) und als I-Tüpfelchen das Kornhaus, welches sicherlich auch zu einer massiven Aufwertung und vielleicht gar Anschlussprojekten in diesem weiterhin etwas gammelig wirkenden hinteren Teil der Langenstraße führen würde - mithin genau dem, was die Stadt seit Jahrzehnten weitgehend erfolglos versucht, eine selbsttragende Revitalisierung des Doventor- oder Stephani- oder Faulenquartiers.

    Hm, vielleicht schreib ich doch mal an unseren obersten Denkmalschützer Georg Skalecki. Insgesamt macht der einen -wie ich finde- sehr guten Job mit regelmäßigen, sehr interessanten Veröffentlichungen, einzig und leider fatalerweise ist er ein erklärter Feind von Rekonstruktionen und auch Translokationen, die er mit den üblichen Schmähungen (Disney, künstlich vs. "authentisch" etc.) überzieht, dabei ignorierend, dass ein Gutteil der heutigen Anziehungskraft der Bremer Altstadt Rekos zu verdanken ist. Die überhaupt nicht originalgetreue, bei genauerem Hinsehen auch klar den 50er Jahren zuzuordnende Misch-Reko-/Translokations-/Neubebauung des westlichen Zeile am Marktplatz zeigt doch, wie man es unverbissen zu einiger Qualität bringen kann. Naja, what shall it....

  • Leider - St. Ulrich, in Magdeburg wird ( vorerst) nicht realisiert. Die Bürger der Stadt haben sich gegen die Reko gewandt.

    Was in Magdeburg ( noch ) nicht möglich ist, vielleicht findet sich bei den Hanseaten eine größere Lobby für die Reko der St. Asgarii Kirche ?
    Städtebaulich wäre der gewaltige Turm der Kirche, zweifellos ein Gewinn für Bremen.
    Beeindruckend das von Palantir eingestellte Foto von der Obernstraße mit St.Asgarii.
    Dazu interessiert mich, der ich noch nicht in Bremen war, ob sich in der Obernstraße Gebäude erhalten haben.

  • Das ist erstaunlich. Ich muss gestehen, dass ich von der Kirche bisher noch nichts gehört hatte. Das mag an meiner allgemeinen Unkenntnis der Bremer Situation liegen aber dennoch eigenartig. Mir sind an sonsten nicht viele Beispiele bekannt, bei denen die höhste und eine für das Stadtbild scheinbar so bedeutsame innerstädtische Kirche nicht wieder aufgebaut oder zumindest die Ruine konserviert wurde wie bspw. in Hamburg (da stand es auch auf Messers Schneide). Der geringe Bekanntheitsgrad lässt mAn aber wenig auf eine Rekonstruktion hoffen. Dazu bräuchte es eine starke Lobby und eine dauerhaft sehr engagierte Gruppe von Bürgern die auch Tiefschläge wegstecken können. So wie das in Magdeburg passiert ist. Das Kuratorium ist weiter präsent und verhindert so, dass das Kapitel aus der Diskussion verschwindet.

  • Zu Bernd Ludwigs Frage bzgl. der Obernstraße:

    Nein, es haben sich kaum Vorkriegsgebäude erhalten, allenfalls im vorderen, marktplatznahen Teil gibt es noch so etwas wie Vorkriegsflair mit dem -aus meiner Sicht- gelungenen, wenn auch für viele wohl sehr strengen Karstadt aus den 20er Jahren mit seiner sehr stark die Vertikale betonenden Sandsteinfassade und einem großen Kontorhaus aus der Zeit des 1. Weltkriegs gegenüber, heute nach umfangreichen Renovierungen um die Jahrtausendwende ein großes Bekleidungshaus beherbergend.

    Dahinter schließen sich noch einige einigermaßen angepasste Backsteinbauten aus den frühen Fünfziger Jahren an und dann beginnt der Horror einer typischen westdeutschen Großstadtfußgängerzone. Könnte so auch in Essen oder Dortmund stehen (ohne diesen Städten zu nahe treten zu wollen), einfallsloser, klotziger, tlw. renovierter, tlw. besonders Richtung Brill auch heruntergekommener Nachkriegsschrott aus allen Epochen dieser Zeit.

    Wenigstens ist anzumerken, dass dieser Teil der Altstadt auch wirklich ziemlich zerstört war und somit weniger direktes Opfer der Nachkriegszeit war, auch wenn man das eine oder andere Haus sicher ohne größere Probleme wiederaufbauen hätte können.

  • Besten Dank für die umfangr. Infos zur Obernstraße und Umfeld in HB.

    Wenigstens hätte ich mir gewünscht, dass ein Giebelhaus auf der rechten Seite und noch weiter zur Kirche hin, ein repr. Gebäude,
    ( beide Gründerzeit ) "überlebt" hätten.

    Nachdem wir schöne Außenaufnahmen von St. Ansgarii gesehen haben, wäre es da vermessen, nun auch noch um histor. Fotos vom
    Innenraum zu bitten ?

  • Ein 1:1-Wiederaufbau der Kirche ist aus vielerlei Hinsicht unwahrscheinlich bis unmöglich:

    1. der Kauf des Grundstücks und der Abriss des vermietbaren Gebäudes wären so teuer, dass eine nichtkommerzielle Nutzung wirtschaftlich nicht darstellbar ist. Ausreichende Spendengelder wären nicht zu generieren. Ich schätze, dass mindestens 300 - eher 400 - Millionen EUR nötig wären.

    2. eine Nutzung als Kirche macht angesichts einer zunehmenden Christophobie und der zurückgehenden christlichen Religiosität keinen Sinn. Was soll es sonst sein? Eine Moschee? Konzerthaus?

    3. ist ein wichtiger Baustoff - der Portasandstein - nicht mehr (ohne weiteres) zu beziehen. Der letzte Steinbruch stellte seine Arbeit kurz nach dem 2. Weltkrieg ein.

    Einen Ersatzbau kann man sich vorstellen - jedoch nur, wenn der Turm wirtschaftlich nutzbar wäre (Vermietung), das Kirchenschiff als Veranstaltungssaal vermietbar wäre - oder Ladenflächen beherbergt.

    Außerdem müsste das Gebäude in einem anderen Material errichtet werden um nicht ein schlechtes Plagiat zu sein.

    Dann - und nur dann - kann ich mir vorstellen, dass sich zumindest ein Flüstern einstellt.

    Nebenbei war die Kirche mit Wetterfahne und ganz viel Mühe grade mal 100 Meter hoch!

  • Moin erstmal!
    Da mir aufgefallen war, dass bezüglich der neueren Entwicklung der St. Ansgariikirche im Internet noch nichts auffindbar war, habe ich mich kurzentschlossen hier angemeldet.
    In der September Ausgabe des Hanse-Schnacks (lokales Anzeigenblatt hier in Bremen) wird gleich auf Seite 6 berichtet, dass sich im Zuge der geplanten Bebauung des Ansgariikirchhofs durch Sonae Sierra (geplantes Einkaufszentrum mit Mischnutzung) Widerstand innerhalb der Bremischen Bürgerschaft (nicht des Landesparlaments) regt. Demzufolge gibt es Bestrebungen innerhalb der Kaufmannschaft, die Ansgariikirche ähnlich wie das Braunschweiger Schloss mit Einzelhandelsfunktionen wieder aufzubauen.
    Habe den Hanse-Schnack leider verlegt, deswegen ist dies nur ein grober Überblick über den Artikel. Wenn es einem der hier anwesenden Bremer möglich ist, kann er sich möglicherweise ein eigenes Bild des Artikels machen. Dieser Post ist in erster Linie rein informeller Natur.

    Grüße Frank

  • Wenn das in der Zukunft wenn auch immer etwas bekannter wird und öffentlich angesprochen wird, wäre ein Projekt in dieser Art sicher ein Novum: die neue Kirche mit den Resten alter Ausstattung am neuen Ort, sowie eine äußerlich wiederaufgebaute Kirche am alten Ort, aber mit völlig neuer Funktion, wobei man sich an die Buchhandlungs-Kirche in Maastricht erinnert fühlt. Es dürfte ganz interessant werden, darüber weiteres zu hören.

  • Ich habe von dem hier genannten Bestreben, die Ansgarii-Kirche zumindest teilweise in das geplante Einkaufszentrum zu integrieren, noch nichts gehört. Allerdings habe ich den "Hanse-Schnack" vom September auch noch nicht gesehen, werde schauen, ob ich ihn noch irgendwo bekomme und das Thema (so es eins ist) verfolgen.