• Kirchen-Fenster – 2. Teil: Das Christusfenster und seine beiden Begleiter

    Die drei Ost-Fenster des Hohen Chores zeigten in der Mitte den segnenden Christus, nördlich von ihm einen Kelch und südlich von ihm - wohl - die Lutherrose(?)-

    Abbildung 01:
    Außenansicht der drei Fenster (rot eingekastelt).

    Abbildung 02:
    Innenansicht der drei Fenster (rot eingekastelt).

    Abbildung 03:
    Übersicht der drei zentralen Bereiche der Fenster von außen gesehen.

    Abbildung 04:
    Jesus Christus.

    Abbildung 05:
    Kelch.

    Abbildung 06:
    Lutherrose (?)

  • Wenn 'Anschari' wieder steht

    Ich habe mir einmal erlaubt, eines der eindrucksvollen Fotos von Mantikor aus dem allgemeinen Bremen-Themenstrang, welches ich hier zum Vergleich noch einmal beifüge, etwas zu bearbeiten, um zu illustrieren, wie sich die Weser-Ansicht der Altstadt aus Richtung Nordwesten verändern würde, wenn wir dereinst unsere Vorstellungen umgesetzt haben werden (also Beseitigung des Fernmeldeturms an der Neuenstraße und Rückkehr von Anschari (so der über Jahrhunderte für die - Kirche verwendete kurze plattdeutsche Name) in die Silhouette. Den Turm habe ich dabei der von RaHaHe eingestellten Südost-Ansicht der Altstadt entnommen. Man wird es mir bitte verzeihen, daß ich die grauenhaften Schmierereien an den Streben der Eisenbahnbrücke und dem Untergeschoß der Stephanibrücke nicht retuschiert habe.

    Abbildung 01
    Das Original von Mantikor

    Abbildung 02
    Die Bearbeitung

  • Ausnahmslos bei jeder Senats-Pressekonferenz im Rathaus dabei...

    (Bremer Nachrichten vom 26.02.2019)

    stickpoke:)

    ;)

    Ort der Aufnahme: Ehemaliger Handelsgerichts-Saal im Neuen Rathaus, der heute mit komplett neuer (und natürlich rein funktionaler) Ausstattung für Pressekonferenzen verwendet wird. Neben der sparsam kassettierten Decke hat sich als einziges originales Inventarteil das große Gemälde 'Ansicht von Bremen bei Abendstimmung' des Malers Bernhard Wiegand erhalten, welches im Hintergrund zu sehen ist.

  • Beim Stöbern fiel mir heute folgender Schnappschuss in die Hand, den ich im Sommer 2016 an einem Schuhladen in der Obernstraße gemacht hatte. Irgendjemand hatte unter den Werbespruch: "die beliebtesten Marken unserer Stadt" statt der Aufzählung irgendwelcher Schuhmarken Fotos von bekannten Bremer Baudenkmälern geklebt, als einzigem nicht mehr stehendes Bauwerk auch eines der Ansgarikirche:

    Irgendwie witzige, subversive kleine Aktion. Man sieht also, das Thema ist -wenn auch unter der Oberfläche weiterhin präsent- in der Stadt.

  • Coole Aktion!
    Wo war findorffer zu der Zeit? - Kann er ein Alibi vorweisen? ;)

    Ernsthaft: Da der Wesertower am Schaufenster prangt, scheidet der liebe findorffer als subversiver Plakatierer aus. Oder ist eine positive Haltung findorffers gegenüber dem Wesertower verbrieft?

    Was mich brennend interessieren würde: Welche drei Objekte Bremens standen für "addidas", "Lacoste" und "Ricosta" Pate? - Leider wurden diese wohl Opfer des Bremer Wetters und von diesem entfernt, bevor der Schnappschuss entstand.
    Stammt der Schnappschuss von dir, Heinzer?

  • Ja, der stammt von mir, wie gesagt aus dem Sommer 2016 bei Roland-Schuhe, an der Ecke Obernstraße/Pieperstraße. Ich habe das dort zufällig gesehen, als ich einen Kaffee im "Le Crobag" gegenüber trank (sonst auch nicht so meine Ecke und mein Laden dort, hatte sich irgendwie so ergeben an einem freien Tag).

    Der Wesertower outet den "Aktivisten" in der Tat als jemanden, der kein Purist sein kann - aber doch ein Gespür für die Stadt hat, solche Leute brauchen wir definitiv auch, auch wenn ich niemals auf die Idee gekommen wäre, in diese illustre Runde den Wesertower hinzuzufügen.

  • Verglichen mit dem unteren Bild ist diese Stadt trist und häßlich geworden. Die Phantasie ist auf der Strecke geblieben, weil die, die gestalten sollen, es nicht mehr können.

  • Wie prachtvoll auch die Faulenstraße war, typisch bremischer Späthistorismus.... das ist neben den Verlusten an den berühmten Renaissancegebäuden und dem Ensemble Langenstraße fast das, was mich am meisten nervt, das völlige Fehlen einer ordentlichen gründerzeitlichen Geschäftsstraße in der Altstadt. Es gibt mit Ausnahme weniger Solitäre in der Sögestraße und am Schüsselkorb im Prinzip kein einziges dieser typischen mittelgroßen Geschäftshäuser mehr.

    Ist das obere Foto während des Krieges aufgenommen? Man meint, bereits Kriegsschäden zu erkennen am Dachstuhl des ziemlich genau in der Bildmitte liegenden Hauses (?)

    Und auch das Bamberger-Hochhaus ist trotz der Rekonstruktion der letzten beiden Etagen ca. 2006/2007 nur noch ein Schatten seiner selbst. Statt der filigranen horizontalen Fenstergliederungen herrschen nun plumpe Plastikrahmen vor, die aussehen, als seien sie von 1987, das gesamte Haus ist völlig ohne Zauber und wird wohl von 90% der Passanten den 70er Jahren zugeordnet, und das noch nicht einmal zuunrecht.

  • Lieber Heinzer,

    Ihren Ausführungen zum heutigen Fehlen einer gründerzeitlichen Geschäftsstraße in der Bremer Altstadt kann ich nur beipflichten. Dabei mußte sich die an der Ansgarii-Kirche vorbeiführende große Magistrale aus Obernstraße, Hutfilterstraße, Faulenstraße und Hafenstraße einst wahrlich nicht hinter der Berliner Friedrich-, der Wiener Kärntner-, der Dresdner Prager-, der Hamburger Mönckeberg-, der Münchener Kaufinger-Straße, dem Kölner Ring, der Frankfurter Zeil oder dem Königsberger Steindamm verstecken !

    Hinsichtlich des Alters des obigen historischen Fotos gibt die Webseite das Jahr 1925 als Entstehungszeitraum an. Da der Turmhelm von Anschari noch patiniert zu sein scheint - das Dachkupfer wurde erst in den 30er Jahren erneuert - dürfte diese Angabe wohl auch in etwa richtig sein.

    Einmal editiert, zuletzt von Pagentorn (6. März 2019 um 12:26)

  • Die Krakauer Marien-Kirche in Bremen ?


    Anbei ein Foto aus den Beständen des Staatsarchivs Bremen, abgedruckt in den heutigen ‚Bremer Nachrichten’ (06.März 2019). Der Fotograf stand auf einem höheren Gebäude im Muggenburg-Viertel und blickte nach Südosten in Richtung Altstadt. Man erkennt deutlich die Westfassade des Hauptzollamts Hafen und die Westseite des schon kriegsbeschädigten Focke Museums am westlichsten Ausläufer der Altstadt. Imposant ist die Perspektive deshalb, weil die Stadt hier – wie die Schwester Lübeck – zwei große Doppelturmkirchen zu haben scheint: In der Ferne den St. Petri Dom und eine zweite, näher am Betrachter positionierte, aus den Türmen von St. Ansgarii und St. Stephani gebildete. Diese fiktive Kirche wirkt mit ihren beiden verschiedengestaltigen Türmen wie die Marienkirche in Krakau… 8o;)

    Aber, Scherz beiseite: Was für eine Silhouette !!!

    Einmal editiert, zuletzt von Pagentorn (6. März 2019 um 13:31)

  • Hier, leider als Wiederholung, weil der Forist nicht aufgepasst hat, noch mal mein Beitrag, der schon unter "Innenstadt" erschien.

    In einem Leserbrief schrieb ich mal: "Die Moderne hatte alle Möglichkeiten, die Stadt noch interessanter, attraktiver und schöner zu machen". Wenn ich mir nun am Beispiel der Faulenstraße das Ergebnis ansehe, kann ich nur sagen: Das ist grandios gescheitert. Hat die Moderne überhaupt ein Schönheitskonzept? Diese Frage stelle ich auch deshalb, weil ich mich noch gut an das letzte philosophische Quartett mit dem Themenschwerpunkt Architektur (Im Glashaus) erinnere. Peter Sloterdijk und Rüdiger Safranzki waren die Gastgeber, Michael Mönninger und Werner Sobek die Gäste. Safranzski äußerte, dass die Moderne ein Problem mit der Schönheit habe, worauf der anwesende, die Moderne vertretende Architekt (Sobek), recht säuerlich dreinblickte und die Frage auch leider nicht mehr beantworten musste, weil die Sendung endete. Und Safranzki stellte vorher, wohl noch seinen Urlaub in Siena im Hinterkopf, folgende geniale Frage, die ich hier nur noch nach meiner etwas lückenhaften Erinnerung in etwa wiedergeben kann: Warum ist in den alten italienischen Städten das Ganze immer schöner als der Einzelbau und warum ist dies in den Städten, in der die Moderne dominiert, genau umgekehrt?

  • Kreise als Hinweis auf ältere Bauplanungen ?


    An der Oberkante des fünfen Turmgeschosses befand sich ein umlaufender, in die Sandsteinverkleidung gemeißelter Fries von gleich großen Kreisen. Da alle fünf Geschosse unter Demselben durch Blendbögen strukturiert, die beiden oberhalb von ihm aber mit Lisenen und Rundbögenfriesen gestaltet waren, könnte das doch eventuell auf eine ältere Planung hinweisen, die einen nur fünfgeschossigen Turm vorsah, auf dem dann schon der Turmhelm aufgesessen hätte. Die quellenmäßige Überlieferung schweigt leider zu dieser Frage.

    Mir sind solche Kreisfriese bisher andernorts nicht aufgefallen, zumal nicht als Untergliederung im Binnenbereich eines noch weit höher reichenden Turmes. Daher meine Bitte und Frage: Sind die Mitforisten mit diesem Phänomen vertraut ? Gibt es solche Kreisfriese eventuall an Kirchen im rheinisch-westfälischen Raum, aus dem ja viele bauliche Vorbilder des Anschari-Turms stammen (so ähneln z.B. die Turmgeschosses 6 und 7 sehr den beiden obersten Etagen der Türme des Doms in Münster).

    Abbildung 01
    Der Kreisfries an der Oberkante des 5. Turmgeschosses.

    Abbildung 02
    Alternative Endungen des Turms oberhalb des 5. Geschosses.

  • Gliederung des Turms


    Niemand hat natürlich vor, den Turm von Anschari – den gerade abwesenden König der Stadtsilhouette (vielen Dank RaHaHe für diese brillante Formulierung !) - derart farbig gefaßt herzustellen. Aber das gedanklich Experiment, die Blenden einfach einmal ebenso weiß zu kalken, wie diejenigen von St. Jakobi in Allenstein oder die der Marienkirche in Lippstadt, läßt zumindest die sonst eher verborgene, schöne Gliederung der Turmfassaden deutlich aufscheinen…

    Abbildung 01
    Links: St. Jakobi Allenstein; Mitte: Marienkirche Lippstadt; Rechts: St. Ansgarii

    Abbildung 02
    Der Turm mit weiß gehaltenen Blenden.

  • Verbindung nach Lübeck ?


    Die ominösen Kreisblenden-Friese an der Oberkante des 5. Turmgeschosses tauchen - obschon mit deutlich größerem Durchmesser - in Lübeck an der St.-Petri-Kirche und selbst an der majestätischen Marienkirche ebenfalls auf - in beiden Fällen neben Vierpaßblenden-Friesen.
    Da Anschari somit Elemente der Backsteingotik der Ostsee mit solchen der rheinisch-westfälischen Sakralbaukunst verbindet, könnte man das Gotteshaus als einen der wichtigsten baulichen Repräsentanten der geographischen Übergangszone zwischen den beiden Gebieten bezeichnen.

    Abbildung 01
    Kreisblenden-Friese an der Lübecker St.- Petri-Kirche.

    Abbildung 02
    Kreisblenden-Friese an der Oberkante eines der unteren Turmgeschosse der Lübecker Marienkirche (rechts neben den Schäften der Rathaustürmchen zu sehen).

  • Vorbild Lüttich- St. Bartholomäus ?

    Der Turm von St. Ansgarii könnte sich in seinem Aufbau an dem im Jahre 1180 fertiggestellten Westwerk von St. Bartholomäus in Lüttich orientiert haben. Die ersten fünf Turmgeschosse könnten dann dem eigentlichen Westwerk nachempfunden worden sein, während die oberen Etagen 6 und 7, die beiden aus dem Lütticher Westwerk emporwachsenden Türmchen imitieren könnten. Wenn dem so sein sollte, dann könnte man die Kreisblenden-Friese an der Oberkante des 5. Obergeschosses als stilisierte Nachempfindungen der Konsolen des Hauptgesimses des Lütticher Westwerks oder aber als die Sparrenköpfe des Westwerkdaches interpretieren. In Lübeck hätte man – ohne um den konstruktiv bedingtenhistorischen Lütticher Hintergrund zu wissen – aus den Kreisen dann reine Dekorationselemente gemacht.

    Abbildung:
    Vergleich von Westwerk und Türmen von St. Bartholomäus Lüttich mit dem Turmaufbau von Anschari. Die Ähnlichkeit hinsichtlich der Konsolen / Sparrrenköpfe (hier extra in gleicher Höhe dargestellt) fällt ins Auge !

  • Erstrebenswerte Inhomogenität ?


    Auf dem anliegenden Foto der Westseite des siebten Turmgeschosses erkennt man, neben dem – durch eine Mittel-Lisene getrennten – vierzehnteiligen Rundbogenfries und diversen - nicht unbedingt symmetrisch angeordneten - Mauerankern, einen deutlich stärker verwitterten Bereich der Sandsteinverkleidung in der linken oberen Hälfte. Dieser scheint darauf hinzudeuten, daß jener Teil der Verkleidung aus einem anderen Steinbruch stammte, als der restliche Bereich. RaHaHe hat ja zurecht immer wieder angemahnt, daß man bei der Rekonstruktion von Anschari unbedingt Material aus denjenigen Steinbrüchen (Porta bzw. Obernkirchen) verwenden sollte, welche auch den originalen Bau einst versorgt haben.

    Aber sollte man derartige auffallende Inhomogenitäten unbedingt auch wieder herstellen ?

    Bei der Frauenkriche in Dresden werden sich dieselben ja im Laufe der Jahre ‚auswachsen’, aber schon beim Berliner Schloß fielen diese ja an der einen Säule von Portal I unangenehm auf… .
    Für mich ist diese ungleichmäßige Verwitterung somit zwar historisch, aber nicht unbedingt erstrebenswert !

  • Ich bin ja erstaunt, dass mit dem Dom zu Münster eines der - meines Erachtens - besten Vergleichsbeispiele noch nicht genannt wurde:


    Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:M%C3…aulus_Front.jpg - Autor: Zairon

    Der Kreisfries am Ansgariikirchturm scheint mir aber ein Unikat zu sein - weder an einer westfälischen (z.B Soest, Hohnekirche, Südseite) noch an einer friesischen Kirche (etwa Marienhafe, dort allerdings Backstein -> nur bedingt vergleichbar) aus der Zeit konnte ich etwas Ähnliches finden.

    Was die Verwendung von Natursteinen unterschiedlicher Färbungen angeht - im Norden hatte man neben den örtlichen Feldsteinen häufig nur die Wahl zwischen Backstein und Natursteinen, die von weit her kamen, etwa Wesersandstein oder rheinischer Travertin. Ich weiß im Falle des Ansgariikirchturms nicht, welchen Stein man im Endeffekt verwendet hat, aber es ist davon auszugehen, dass man in Bremen nach dem teuren Steinimport wenig wählerisch bei der Verwendung war, mangels Alternativen.

  • Lieber Mündener,

    schön, daß Sie Marienhafe erwähnen, da der dortige Kirchturm in der Literatur sehr gerne als baulicher Nachfolger vom 'Anschari' bezeichnet wird.

    Hinsichtlich der Vorbildwirkung der Türme des hohen Doms zu Münster für Anschari darf ich Sie auf den Beitrag Nr. 513 in diesem Strang verweisen...

    Im Übrigen würde ich mich sehr dafür interessieren, wie Ihr geschulter Blick meine Theorie von den Sparrenköpfen / Konsolen (von St. Bartholomäus in Lüttich) als Vorbild für den Kreisblendenfries an Aschari einschätzt.

  • Frage zur Materialkunde

    Die unregelmäßigen Kanten und Fugen könnte man ja mit der andersartigen und schnelleren Verwitterung der Steinsorte erklären. Aber die ziemlich regelmäßig auftretenden, mittigen weißen Punkte müssen doch wohl eine andere Ursache haben (hat es möglicherweise etwas mit der seinerzeitigen Montage dieser Verblendsteine zu tun, waren dort eventuell Halterungen angebracht, mit denen die Steine in Position gehoben werden konnten ?). Wer kann mir materialunkundigem Laien diese Phänomene erläutern ?