Bremen - St. Ansgarii

  • Ich erlaube mir, den angesprochenen Artikel aus dem 'Hanse-Schnack' beizufügen. Er belegt, daß Bewegung in diese Frage kommt - erstmals nach Jahrzehnten des Stillstandes. Diese Tendenz gilt es mit allen Kräften zu fördern !

    Einmal editiert, zuletzt von Pagentorn (3. September 2016 um 19:49)

  • Es ist ehrenwert, daß jemand an die Rekonstruktion dieser Kirche denkt. Aber ist es angemessen, einen Kirchenbau als Einkaufszentrum oder "Outlet-Center" zu nutzen? Wäre das nicht Wasser auf die Mühlen der Rekonstruktionsgegner? Würden die nicht ganz zu Recht von "Disneyland", Kulissenarchitektur usw. sprechen? Ich fand schon die Nutzung des Braunschweiger Schloßes als Einkaufszentrum unpassend, aber die Bremer Idee ist noch viel abwegiger. Das ganze Projekt steht freilich noch in den Sternen und jede Aufregung ist verfrüht.

  • Mir wäre als Nutzung auch ein Konzertsaal, Museum oder ähnliches lieber. Aber wenn sich eine Rekonstruktion nur mit Geschäften realisieren lässt wäre ich trotzdem eventuell dafür. Je nachdem wie nah am Original.

    In Disneyland sind die Kulissen reine Attraktion ohne weitere Nutzung, daher kann ich gerade bei Projekten wie dem Braunschweiger Schloss den Disneyvorwurf nicht verstehen. Hier dienen die Kulissen einem Zweck, dem Kaufmännischen. Da ist die Frauenkirche als nahezu reine Attraktion viel näher bei Disney.

    98% of everything that is built and designed today is pure shit. There's no sense of design, no respect for humanity or for anything else. Frank Gehry

  • Profanierte Kirchen gibt es zu Hauf, die meisten dienen als Wohnung, andere als Hotel, Gastwirtschaft oder Museum. Was wäre an einem Einkaufszentrum so schlimm? Kaum eine der Rekonstruktionen der letzten Jahre umfasste das Gebäudeinnere. Letztlich geht es bei Rekonstruktionen vor allem Stadtbildprägende Gebäude wiederherzustellen, wie es hinter der Fassade aussieht sind dann Luxusprobleme.

    St. Ansgarii äußerlich original und innen Konsumtempel, von mir aus gern.

  • Alleine schon wegen des Turmes wäre eine äußerliche Rekonstruktion von St. Ansgarii ein Riesengewinn für das Bremer Stadtbild. Im Hinblick auf die herausragende Bedeutung von St. Ansgar, dem ''Apostel des Nordens'', für die Geschichte und Identität Nordeuropas sollte hier aber wenigstens eine kleine (Turm-?) Kapelle an ihn erinnern.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Richtig, Brandmauer, und deshalb wäre auch der sakrale Konnex von unabdingbarer Bedeutung. Ein Schloss als Konsumtempel - das geht an! Aber bei einer Kirche, und wenn es bloß eine protestantisch Gewordene ist (was angesichts der Gründungs- Stiftungs- oder ursprünglichen Entstehungszeit ohnehin irrelvant ist) sträuben sich mir die Haare. Dieses Konzept passt nicht. Auch bei der Reko des Turmes müsste ein sakraler Konnex erhalten bleiben (inwieweit dieser verwässert würde wie in Potsdam ist auch sekundär). Man darf einfach keine hohen Kirchtürme um ihrer selbstwillen bauen, das hat etwas extrem Hoffärtiges, ja an Babel Gemahnendes.
    eine Konzerhalle mit einem Sakralraum unter dem Turm ginge an, aber eine völlige Wiedererrichtung als Konsumtempel wäre das völlige Eingeständnis geistlichen Scheiterns, ein geradezu atheistisches Projekt. Wir sehen uns nach alter Architektur, aber die damit untrennbar verbundenen Werte sind uns scheißegal, ja, wir spucken auf sie. Seht, da ist die äußere Hülle, auf die kommt es uns an, aber an Denjenigen, zu Dessen Ehre sie einst errichtet (und in gewisser Weise auch zerstört worden ist, was war der Bombenkrieg anderes als ein Krieg gegen das Abendland und seine Werte, zu denen einmal das Christentum wesensmäßig gehört?),verschwenden wir keinen leisen Gedanken.
    Eine derart inhaltsleere Kirchenhülle ist ein Sakrileg, und ich halte es ernstlich für möglich, dass - gerade aus diesem Grunde - der Wiederaufbau gar nicht so unrealistisch erscheint.
    Wir, sofern nicht ausgesprochen atheistisch eingestellt, sollten uns nicht besonders darüber freuen.
    Auf die Disneydebatte will ich dabei gar nicht eingehen. Eine Auseinandersetzung mit diesem diffamierenden Begriff, die wesensmäßig eine defensive ist, sollten wir uns generell sparen.

    Moderationshinweis (Michael): Bitte beim Thema bleiben, die anschließende Diskussion zum Bombenkrieg kann in Auerbachs Keller fortgeführt werden.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • So sehr ich die Vorbehalte hinsichtlich einer profanen Nutzung äußerlich rekonstruierter Gotteshäuser prinzipiell teile, so ist doch andererseits zu bedenken, daß eine -zunächst- nur in ihrem Außenbau wiederhergestellte, über Jahrzehnte verschwunden gewesene Kirche, um so Vieles besser wäre, als die jetzige Nutzung durch ein ausschließlich nicht-sakrales - und überdies optisch abstoßendes - Gebäude. Allein schon die rekonstruierte 'Hülle' der Kirche würde die Erinnerung an den einstigen geistlichen Ort wesentlich besser wach halten, als die jetzige 'Ansgar-Säule', die dieser ihr zugedachten Funktion im Alltag nur sehr schlecht gerecht wird (in der Regel wird sie einfach übersehen). Zudem ist die Wiederherstellung des Außenbaus nur als erster Schritt zu sehen ! In diesem Zusammenhang sei an die weisen Worte Wilhelm von Boddiens erinnert, der in Bezug auf die 'Fassaden-Rekonstruktion' des Stadtschlosses sagte, daß diese gegenwärtig das Maximum des Erreichbaren gewesen wäre. Jede weitergehende, maximalistische Forderung hätte - zum Zeitpunkt als die Entscheidung für den Bau des Humboldtforums anstand- das Projekt möglicherweise sogar gänzlich in Frage gestellt. Wichtig sei - so von Boddien -, daß alle statischen Element von Stella so geplant worden sein, daß ein späterer Einbau der historischen Innenräume durch die uns nachfolgenden Generationen nicht verunmöglicht worden sei. Ganz genau so sehe ich das mit der Rekonstruktion der Ansgarii-Kirche ! Wir sollten nicht den übereilten Ehrgeiz haben, Alles innerhalb der Spanne unserer eigenen Lebenszeit vollendet zu sehen. An der historischen alten Kirche ist auch über Jahrhunderte gebaut worden. Natürlich ist die Voll-Rekonstruktion und die Wiedernutzung als Gotteshaus das eindeutige Endziel. Aber wenn wir jetzt nicht diese - seit Jahrzehnten erste - Chance der Wiederherstellung des Außenbaus ergreifen, wird dieses langfristige Vorhaben wahrscheinlich niemals erreicht werden. Wie heißt es so schön: 'Der Spatz in der Hand ist besser als die Taube auf dem Dach'. Handeln wir danach !

    2 Mal editiert, zuletzt von Pagentorn (8. Oktober 2014 um 13:18)

  • Zitat

    Allein schon die rekonstruierte 'Hülle' der Kirche würde die Erinnerung an den einstigen geistlichen Ort wesentlich besser wach halten, als die jetzige 'Ansgar-Säule', die dieser ihr zugedachten Funktion im Alltag nur sehr schlecht gerecht wird (in der Regel wird sie einfach übersehen).

    Das ist natürlich ein sehr pragmatischer Standpunkt.
    Allein: Die Angari-Säule wurde gerade ob des geistlichen Hintergrundes errichtet, so dürftig dieses Ergebnis auch ausgefallen sein mag. Immerhin hat hier zu gelten: Der Wille fürs Werk.
    Diese bloße Kirchenhülle wäre eine gezielte Umkehrung dieses Prinzips.

    Zitat

    Zudem ist die Wiederherstellung des Außenbaus nur als erster Schritt zu sehen !


    Wer gibt dir diese Gewissheit?
    Im Ernst: Wer sollte einen Konsumtempel "entsäkularisieren"?

    Ich verstehe deine Gedanken, meine aber, dass sie sich nicht in einen realen Zustand umsetzen lassen können. Jeglicher Vergleich mit Profanbauten hinkt. Man soll sich nicht mit gewissen Dingen spielen. Gewisse Dinge sind zu ernst.
    Dieser Wiederaufbau steht unter einem schlechten Stern.
    Ich sage das ungern.
    auch ich würde mich über diese neue alte Dominante in Bremens Stadtbild freuen.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Ich freue mich darüber, Ursus Carpaticus, daß wir ganz offensichtlich im Ziele einer Meinung sind und nur über den Weg dahin verschiedene Auffassungen haben...

    Natürlich ist die Verbindung von sakraler und profaner Nutzung eines Gotteshauses für uns Heutige zunächst einmal äußerst gewöhnungsbedürftig und man denkt unwillkürlich an die vom Herren vorgenommene Austreibung der Geldwechsler aus dem Tempel, wenn man derartiges hört. Aber bereits die Christen des 4. Jahrhunderts waren diesbezüglich weit weniger rigoros als der Nazarener, als sie nichts Verwerfliches darin sahen, bisher säkulare römische Gerichts- und Markthallen (und nichts anderes waren ja die Basiliken gewesen, bevor sie mit dem Ende der Christenverfolgungen zum ersten Prototyp des repräsentativen christlichen Gotteshauses wurden) für ihre Zwecke umzunutzen. Von vielen großen hoch- und spätmittelalterlichen Kathedralen wird darüber hinaus sogar berichtet, daß in ihnen alltags Handel und Wandel betrieben wurde, eine Koexistenz die offenbar erst mit der beginnenden Neuzeit ihr Ende fand. Insofern ließe sich die projektierte 'Mischnutzung' von Andachtsraum und Gewerbeflächen sogar kirchengeschichtlich legitimieren - jedenfalls für eine wie auch immer zeitlich dimensionierte Übergangszeit.

    Im Übrigen finde ich, daß nicht diejenigen unter Rechtfertigungszwang stehen sollten, die mit dem beschriebenen Projekt versuchen, auf einem für Rekonstruktionen bisher sehr unfruchtbarem Terrain, endlich ein wesentliches Stück Bremischer Stadtidentität zurückzugewinnen, sondern diejenigen, die uns Heutige überhaupt erst in diese Lage gebracht haben. Es war nämlich die Ansgarii-Gemeinde selbst, die trotz vorhandener Wiederaufbaupläne (die im wesentlichen einen provisorischen Schluß der erhaltenen Osteile des Kirchenschiffs durch spitzbogige Giebelwände und einen offenen Hof zwischen dieser Restkirche und dem für den Wiederaufbau projektierten Turm vorsahen) in den 50er Jahren einerseits die Kosten für deren Realisierung scheute und andererseits den Verlockungen des Mammon nicht widerstehen konnte, der in Form eines Warenhauskonzerns ein lukratives Angebot gemacht hatte. Damals wurde somit das Sakrileg begangen, einen über mehrere Jahrhunderte geheiligten Boden zugunsten eines Kaufhausneubaus zu entweihen. Was jetzt geplant ist, ist also eine komplizierte und - das gebe ich zu - schmerzhafte - Form der 'Reconqista'. Aber im Interesse der Bremer Stadtsilhouette und vor allem aus Gründen der 'Wiedergutmachung' des an Alt-St.-Ansgarii begangenen Frevels, ist es schier unsere Pflicht, diese sich bietende Chance nicht ungenutzt verstreichen zu lassen !

    Es kann doch nicht angehen, daß diejenigen aus der Gemeinde, die damals davon sprachen 'eine lebendige Gemeinde und keine Gemeinschaft von Ruinenpflegern' sein zu wollen (diese Aussage wurde sogar von Bürgermeister Kaisen unterstützt, der Bremen als Handels- und nicht als Ruinenstadt sah), das letzte Wort in dieser Angelegenheit haben sollen und nicht die besonnenen Mahner vom Schlage des großen seinerzeitigen Staatsarchivdirektors Friedrich Prüser, der mit Engelszungen und wie ein Löwe für den Erhalt des Torsos und dessen späteren Wiederaufbau kämpfte. Auch diesen Persönlichkeiten sind wir es schuldig, jede sich bietende Gelegenheit zu nutzen, die himmelschreiende Fehlentscheidung der Aufgabe der Kirche zu revidieren !

    4 Mal editiert, zuletzt von Pagentorn (8. Oktober 2014 um 22:05)

  • Sehe ich auch so. Allein für die Wiederherstellung des Turmes ist vieles andere zurückstellbar; zumal eine solche Zweckentfremdung auch eine Bremer Tradition hat, die sogar mit Ansgarii zu tun hatte.

    Die alte St.-Jakobi-Kirche

    Zitat

    Im Zuge der Reformation wurde sie schon früh profaniert: 1523 übergab der Bremer Rat das Gebäude dem Schmiedeamt [...], das darin seine Versammlungen abhielt und als Amtshaus (Zunfthaus) nutzte. Im 17. Jahrhundert riss man den Turm und 1697 das Langhaus wegen Baufälligkeit ab. Nach Auflösung der Bremer Zünfte 1861 wurden 1862 die Reste des Chors von Simon Loschen, einem Bremer Architekten, in seinen Neubau eines großen Gasthauses, der Jakobihalle, integriert. Innen und außen im neugotischen Stil gehalten, enthielt es über dem Restaurant mit Weinstube einen Ballsaal und den Kaisersaal mit den Bildnissen der Deutschen Kaiser.

    Nachzulesen bei Wikipedia

    Es ist übrigens historisch/empirisch nicht belegt, dass Gottes Zorn die vom 'heiligen Boden' Speisenden oder gar Zechenden jemals vermehrt traf.

    Ein Bild der Jakobi-Hallen - im Hintergrund ragt die Ansgariikirche empor.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Neben der oben abgebildeten Ansicht, die den über Jacobihalle und Heerenstraße (beide heute nicht mehr existent) gewaltig aufragenden Turm von Süden her zeigt, gehört die Perspektive aus östlicher Richtung mit Blick am alten Rathaus vorbei in die Obernstraße zu den klassischen 'Porträts' der Ansgarii-Kirche. Hiervon gibt es unzählige Varianten. Nicht nur Photographen, sondern auch Maler haben sich an diesem 'Zwei-Kirchturm-Blick' (rechts neben dem Rathaus kommt der spitze Turmhelm der Kirche Unser Lieben Frauen ins Bild) versucht. Dafür nun das folgende Beispiel:

    Einmal editiert, zuletzt von Pagentorn (9. Oktober 2014 um 11:00)

  • Vergleicht man das obigen Gemälde mit dem momentanen Zustand, so stellt sich beim Betrachter das Gefühl einer Amputation ein....

    4 Mal editiert, zuletzt von Pagentorn (9. Oktober 2014 um 10:15)

  • Nachdem wir schöne Außenaufnahmen von St. Ansgarii gesehen haben, wäre es da vermessen, nun auch noch um histor. Fotos vom
    Innenraum zu bitten ?

    Freitag, 20. Juli 2012, 16:33

    Hier nun eine kleine Auswahl der vor Jahren erbetenen Innenansichten des historischen Innenraumes.

    Das erste Bild zeigt den Blick zum Chor, das zweite die Gegenrichtung zur Orgel.

    (Bildquelle Bild 1: Stein, Rudolf: Romanische, Gotische und Renaissance-Baukunst in Bremen. Bremen 1962. Seite 127 [Tafel 108].

    Bildquelle Bild 2: Schwarzwälder, Herbert: Sehenswürdigkeiten in Bremen einst und jetzt. Bremen 1993. Seite 61.)


    Wenn man einmal über ein Nutzungskonzept jenseits eines 'Konsumtempels' phantasieren darf, so käme mir Folgendes in den Sinn:
    In wiederhergestellter Form würde sich das Kirchenschiff nicht nur als der dringend benötigte, zweite innerstädtische Konzertsaal für die Aufführung geistlicher Werke anbieten (im St. Petri Dom war die Akustik für alle Musik jenseits der Gregorianik von jeher nicht ganz unproblematisch), sondern könnte auch als Schaufenster für die Liturgien der in der Stadt ansässigen diversen ostkirchlichen Denominationen (Orthodoxe und Orientalen) dienen. Ein derartiges einvernehmliches Simultaneum - natürlich auch mit den lateinischen (also katholischen und protestantischen) Christen - wäre weltweit einmalig (in der Grabeskirche in Jerusalem ist das Verhältnis der Konfessionen ja leider oft sehr angespannt) und damit auch ein Anziehungspunkt für auswärtige Gäste der Stadt.

    3 Mal editiert, zuletzt von Pagentorn (9. Oktober 2014 um 13:08)

  • Für die Nicht-Bremer unter uns füge ich ein Bild des Gebäudes an, welches gegenwäritg auf dem Areal der Kirche steht.

    Es trägt den 'originellen' Namen 'Bremer Carree'. Ist es nicht ein wunderbares 'Schmuckstück' ?? (Ironie aus)....

    Die Blickrichtung geht von Ost nach West (aus der Obernstraße in die Hutfilterstraße). Links im Hintergrund ist ein Teil des Gewerbehauses (Giebel und Ziegeldach) am Ansgarikirchhof zu sehen.

  • Als Vergleich hier noch eine Ansicht vor dem 1. September 1944 (dem Tag des Turmsturzes).

    Es zeigt ungefähr den gleichen Blickwinkel wie das aktuelle Bild.

  • Natürlich hat Palantir recht, wenn er meint, dass es profanierte Kirchen zuhauf gäbe.
    Aber es ist ein anderes, eine nicht mehr benötigte Kirche zu profanieren (ein letztlich geistlich sogar gebotener Akt) als eine Kirchenhülle mit einem zweckentfremdeten Inneren neu zu errichten.
    Pagentorns Nutzungskonzept sagt mir natürlich sehr zu. Ein Konzertsaal ist etwas anderes als ein Konsumtempel und mit einer geistlichen Randnutzung gut vereinbar.
    Von so einem Bau könnten natürlich wertvolle Impulse für dieses Stadtviertel ausgehen.
    Abr zumindest der Turm müsste geistliche Funktion wiedererlangen, wobei ich sogar weniger an einen kleinen Kapellenraum als an das Glockengeläut denke.
    Man soll nicht die Lektion der Dresdener FK vergessen: mit wieviel Selbstverständnis steht sie heute da, so als wäre sie nie weggewesen?
    Wäre das auch so, wenn sie - horribile dictu - in ihrem Inneren einen Konsumtempel bergen würde? Ich meine jetzt nicht die Schmähstimmen der Disneyländsagerfraktion. Nein, ich denke an uns und an unsere Reserviertheit.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Was das Geläut angeht haben Sie meine volle Zustimmung, Ursus Carpaticus. In den wiederaufgebauten Turm würden im Endeffekt tatsächlich wieder zwei Glocken gehören, wie sie der alte Turm vor seinem Untergang ebenfalls hatte. Dabei wäre es schön, wenn man sich beim Neuguß an den Tonlagen der beiden Vorgänger-Glocken orientieren würde, um das historische Altstadtgeläut wieder stimmig zu komplettieren. Allerdings wurde die kleinere der beiden Glocken (die der Gottesmutter und dem heiligen Veit geweiht und hoch oben in der Laterne aufgehängt war) lediglich für den Stundenschlag verwendet, während die große Marienglocke den eigentlichen Läutdienst versah. Sie trug aufgrund Ihres tiefen Tones den Spitznamen 'Großer Brummer' und war insofern zusammen mit der großen 'Brema' im Südturm des Domes, das tiefe Grundgerüst - oder besser der Generalbaß - des Altstadtgeläuts.

  • Da in dem Zusammenhang auch immer das Braunschweiger Schloss genannt wird, sei noch einmal erwähnt, dass diese Rekonstruktion nicht nur aus einem Shopping-Center besteht, sondern dass auch einige Räume rekonstruiert wurden, in denen originale Möbelstücke zu sehen sind. Insofern hat das Braunschweiger Schloss im derzeitigen Stand mehr echtes Schloss in seinem Inneren als das Berliner Humboldt-Forum, bei dem ich auf die Rekonstruktion einzelner Räume noch hoffe.

    Hier ein paar Bilder aus Braunschweig:
    http://www.schlossmuseum-braunschweig.de/

    Dann: Die Kirche als Konzerthalle, im Turm ein kleiner Sakralraum. Schöne Idee. Die Frage ist allerdings, wie ist die Stimmung dazu bei den Bremer Bürgern und Politikern? Und wie wird es finanziert?