• Schlechte Nachricht aus Heilbronn:

    Ein Neubau direkt an der Kilianskirche:

    Und die neue Stadtgalerie:

    Spannender kontrast :boese:

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Heilbronn soll lieber mal seinen Flickenteppich in der Fußgängerzone beseitigen. Schäbiger und billiger gehts nimmer. Ich hasse diese Stadt.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Schade. Städtebaulich allerdings wohl kein wirklicher Verlust - man vergegenwärtige sich die absolut desaströse Umgebung, in der die Villa als winziger verbliebener Rest der alten Zeit eingezwängt lag. Welche Seele verirrte sich zuvor jemals in diese traurige Gegend? Auf der Suche nach architektonischen Schönheiten kann sie nicht gewesen sein...

    Der Zorn der Heilbronner Bürger - auch in diesem Fall natürlich legitim und richtig; der kleine Vorkriegsbestand muss natürlich bewahrt werden - sollte sich an vorderster Stelle auf die Wiederaufbauleistungen im Altstadtbereich richten und auf Abrisse, Rekonstruktionen und traditionelle Neubauten abzielen. Hierin liegt die einzige Möglichkeit diese arme Stadt wieder schrittweise aufzuwerten.

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer

  • Ein nicht ganz verkehrter Projekt in Heilbronn: das Haus der ev. Kirche "Kilianshaus":
    http://img201.imageshack.us/img201/9285/93540105.jpg

    Leider hört man von Heilbronn nie etwas über Rekonstruktionen wichtiger städtischer und Patrizierhäuser, die dort so nötig wären. Das Thema "Rekonstruktion" gibt es dort anscheinend nicht. Dabei wurde hier im Krieg wirklich alles, alles zerstört.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Zitat


    Heilbronn - Nichts trägt den Ruhm der Stadt so weit, als Ordnung, Fleiß und Reinlichkeit." Alte Heilbronner haben den Spruch noch vor Augen. Er stand an einer Wand der Männerschwimmhalle im Alten Stadtbad am Wollhausplatz. Vor 40 Jahren, am Samstag nach Aschermittwoch 1972, wurde das Gebäude in die Luft gesprengt.

    Aus der Distanz liest sich der Reim wie pure Ironie. Kritische Zeitgenossen nennen ihn symptomatisch für den Zeitgeist der 70er Jahre. Heilbronn räumte damals ordentlich auf und beseitigte einige seiner wenigen historischen Gebäude. Manche gehen noch weiter. Für sie passt der Fall des Bades zu einer Reihe neuzeitlicher Bausünden. Die Stadt sei nicht nur im Krieg zerstört und danach zu schnell wiederaufgebaut worden, die Spur der "zweiten Zerstörung" ziehe sich bis in die Gegenwart: von der alten Harmoniefassade über Moltkekaserne, Friedenskirche, Deutschhofgiebel, Jugendstiltheater, Jägerhausklinik bis hin zu etlichen historischen Fabrikgebäuden und Stadtvillen.

    Stadtbad Heilbronn: Opfer des Zeitgeists der 70er Jahre - STIMME.de

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • Nun, dann sollte auf solche Erkenntnis auch mal die Reaktion folgen, wie man der Heilbronner Innenstadt ein wenig historisches Flair zurückgeben kann. Die historische Dach- und Giebelstruktur des Käthchenhauses zu rekonstruieren wäre zum Beispiel ein Anfang. (Hier vor und hier nach dem Krieg) Zudem böte sich an, sich mal Wesel als Vorbild zu nehmen. So könnte man dem öden Rathauskomplex die Fassaden der Neuen Kanzlei und des Syndikatshauses vorblenden. Das wäre bereits ein enormer Gewinn.

  • Zitat


    Heimdall hat geschrieben:

    "Zudem böte sich an, sich mal Wesel als Vorbild zu nehmen."


    Die Fassaden der Neuen Kanzlei und des Syndikatshauses in Heilbronn gehörten zu den schönsten, edelsten Renaissancefassaden in Deutschland.
    Es würde Heilbronn enorm aufwerten, wenn sie wieder stünden. Man könnte die Fassaden aber kaum dem Bau vorblenden, der heute an ihrer Statt steht. In Wesel war die Häuserzeile, wo die Rathausfassade vor einem Haus vorgeblendet wurde, bereits in der Kubatur dem früheren Rathaus angepaßt. Der Neubau in Heilbronn, ein ödes Ämtergebäude wohl der 50er, dürfte völlig andere Ausmaße als die früheren Häuser haben, da eine Fassadenrekonstruktion hier nicht angedacht war. Wenn das Ämtergebäude einmal abgerissen würde, müßte man die beiden Häuser ganz rekonstruieren.

    Das Käthchenhaus müßte ohne großen Aufwand wieder zu vervollständigen sein. Heilbronn könnte noch einige Rekonstruktionen mehr gebrauchen, zum Beispiel ein Patrizierhaus in der Nähe der Deutschordensgebäude.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Rund um den historischen Bollwerksturm wird gerade stark gebaut. Es kommt ein Mercure-Hotel und ein Wohn-/Geschäftshaus daneben. Die Architektur ist zwar einerseits beliebig, andererseits etwas hochwertigere Moderne. Zudem wird das bislang verwaiste Gelände städtebaulich gefasst, es entsteht eine Platzsituation, wenn auch der Turm dadurch von der Straße weitgehend abgeriegelt wird.

    Kleine Bildstrecke der baldigen Situation:

    http://www.stimme.de/bilder/bilder/cme86459,1714535#bild

    Lageplan:

    http://img187.imageshack.us/img187/2444/bi…ld2c3f10tp1.jpg

    Mercure-Hotel:

    http://www.stimmt.de/news/webreport…r/art4258,46698

    http://www.psp-architekten.de/202.html

    Domizil Riverside:

    http://www.bouwfonds-stuttgart.de/public/projekt…=94&page_id=954

    http://www.neubaudirekt.de/domizil-rivers…ng-kaufen-7791/

    Bollwerksturm:

    http://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…rksturm-web.jpg

    Im Baufeld des Mercure-Hotels stieß man nun bei Grabungen auf eine erhaltene Brücke aus dem 17. Jahrhundert. Sie wurde leider abgerissen...

    http://www.stimme.de/heilbronn/nach…art1925,2736736

  • So sah es vorher hinter der Kilianskirche aus, bevor der "Klosterhof" entstand:

    http://home.fotocommunity.de/igelpapa/index…72483&d=8512746

    Sicher keine besonders schönen Häuser, aber relativ schlichte 50er-Jahre Bauten mit Satteldach, die der Kilianskirche nicht "weh" tun. Außerdem ist die Bebauung kleinteiliger, als der jetzige Flachdachkasten:

    http://www.wgzbank.de/de/wgzbank/ima…sterhof_800.jpg

    In der Innenstadt gibt es durchaus gelungene Beispiele aus der Zeit des Wiederaufbaus nach dem zweiten Weltkrieg, die deutlich besser sind, was heutzutage so gebaut wird. Hier z.B. das ehem. Möbelhaus Bierstorfer, das noch deutliche Anklänge an die Heimatschutzarchitektur zeigt (Fenster und EG leider verändert):

    http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Hn-b…-lohtor-web.jpg

    Mit seinen Eckpilastern, dem Erker und dem Satteldach in Biberschwanzdeckung knüpft er an die lokale Bautradition an. Standort: Lammgasse/Ecke Lohtorstraße.

    Einmal editiert, zuletzt von Ravensberger (7. April 2013 um 00:21)

  • Um Gottes Willen -.-
    In den überaus schlichten aber gleichsam bodenständigen 50er Jahre Häusern erkenne ich immerhin etwas heimeliges und assoziere damit eine gewisse Ausgeglichenheit. Das was da jetzt steht ist dagegen absolut minderwertiger Investorenmüll. Bunkerarchitektur aus dem Lehrbuch für Stadtverschandelung und da muss man von der Überbauung mehrerer Parzellen mitten im Zentrum noch gar nicht anfangen. Die Verantwortlichen in Heilbronn scheinen eine gewisse Schwäche für die 60er und 70er zu haben...

  • Die Verantwortlichen in Heilbronn wissen wohl aber offenbar nicht, wie wegwerfend ihre Stadt bewertet wird.

    Bei einem Besuch in dieser Gegend meinten Verwandte zu uns, dass sich ein Besuch Heilbronns nicht verlohne, da die Stadt nichts Sehenswertes beinhalte. Nach den hier eingestellten Heilbronner Fotos, bin ich´s zufrieden, dass wir unsere Zeit damals besser nutzten.

  • Gegenüber dem Rathaus und dem Käthchenhaus entstand dieser hübsche Glaskasten:

    http://h12.abload.de/img/06c7ow.jpg

    Hier kann man sehr deutlich sehen, wie stark der Bau den Blick auf St. Kilian behindert:

    http://www.competitionline.com/upload/images/…/168796_k24.jpg

    Wie konnte man so etwas zulassen?

    Für ziemlich gelungen halte ich diese drei Nachkriegsbauten am Fuße des Turmes von St. Kilian, daran sollten sich die heutigen Planer mal ein Beispiel nehmen:

    http://farm6.staticflickr.com/5029/5602184703_547807853e_b.jpg

    http://www.hdr-photos.com/data/media/8/kilianskirche_tag.jpg

    Während des Wiederaufbaus:

    http://imageshack.us/photo/my-images/169/a657fa8.jpg/

    Aber vermutlich werden diese über kurz oder lang auch verschwinden...

    2 Mal editiert, zuletzt von Ravensberger (7. April 2013 um 12:43)

  • Da hat man noch sowas Großartiges wie den Turm der Kilianskirche und dann baut man in das Blickfeld darauf solch einen Glaskasten. Die drei Nachkriegsbauten finde ich dagegen auch vorbildlich. Zumindest im Umfeld von Rathaus und Kilianskirche hätte man ein wenig Rücksicht nehmen und angemessen bauen können, was aber derzeit ja nicht schick ist und Nachkriegsmüll gibt es in Heilbronn eh genug.

  • Nach den hier eingestellten Heilbronner Fotos, bin ich´s zufrieden, dass wir unsere Zeit damals besser nutzten.


    Es geht mir in diesem Forum grundsätzlich nicht darum, dass wir hier Hinweise erhalten, wo wir unseren Urlaub und unsere sonstige Freizeit verbringen. Ich mache mir keine Sorgen darüber, ob sich evtl. jemand ein paar Stunden "zu lange" in einer Stadt aufgehalten hat, die seinen hehren Ansprüchen nicht genügt hat, in der andere Menschen aber ein Leben lang leben. Es geht mir um die Leute, die in Heilbronn oder sonstwo leben und einen angenehmen Lebensraum haben möchten, einen, in dem sie sich jeden Tag wohlfühlen können.

    Das Bild

    macht deutlich:

    Nach der verheerenden Zerstörung der Heilbronner Altstadt hat man die Stadt im Stil der 50er aufgebaut - aber das weiß ja jeder. Aus heutiger Sicht bedeutet das aber auch, dass beim Wiederaufbau viele Gebäude entstanden sind, die sich gut einfügen und mittlerweile selber schützenswert sind. Denn das Stadtbild ist bedroht durch eine völlig andere, diesen menschlichen Stil des Wiederaufbaus als überholt betrachtende, ihn völlig kontrastierende Bauweise. Denn während das linke, dreiachsige Haus der 50er ("Lernen macht Sinn" oder so ähnlich) einen zurückhaltenden und heimeligen Charakter besitzt, schiebt sich der benachbarte Glaskasten nur unverfroren und wichtigtuerisch ins Bild.

    Welch abgrundtiefen Selbsthass hat wohl, wer so etwas gut findet? Wie kann man die Veränderung, die mit dem Bau des Glaskastens eingetreten ist, als Verbesserung einstufen? Das Glasding scheint uns sagen zu wollen, dass die ganze 50er-Jahre-Altstadt hinfällig ist und endlich durch eine völlig modernistische Bauweise ersetzt werden sollte.

    Um die Wohnblöcke der 50er-Jahre ist es nicht schade. Aber wenn solche Häuser wie das graue, dreiachsige Traufseithaus mit der Dachgaube so lieblos missbraucht werden wie sein östlicher (linker) Nachbar ("Gutmann") oder gar ganz verschwinden und irgendwelche Glaskästen nachkommen, dann ist Heilbronn in nicht ferner Zukunft eine seelenlose Glas-und-Beton-Wüste.

  • Tja, die Architekten lernen es so in ihren Hochschulen, und in der Stadtverwaltung sitzen oft Leute, denen entweder das ästhetische Bewusstsein fehlt oder die jedem Trend nachgeben, um nicht aufzufallen, anzuecken oder als rückständig zu gelten. Heraus kommen solche Ergebnisse. Mit Stadtbildpflege hat das alles natürlich Null zu tun.

  • Weitere Neu-, bzw. Umbauten an der Kaiserstraße unweit der Kilianskirche:

    Kaiserstraße 27 (Vorzustand):

    http://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…l_Version_1.jpg

    http://www.abload.de/img/kaiserstr-27-oql2.jpg

    Nachher:

    http://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…%2C_Vapiano.jpg

    Haus direkt gegenüber der Kirche (Kaiserstraße 21- 23):

    Vorher:
    http://h11.abload.de/img/012jpl.jpg

    Nachher:

    http://img705.imageshack.us/img705/4647/13589545.jpg

    Auf den bedeutenden Kirchenbau wird bei Neubauprojekten leider überhaupt keine Rücksicht genommen!

  • Diese Entwicklung ist ja der reinste Horror! Wer geglaubt hat, Heilbronn sei schon unschön, wird hier eines besseren belehrt: Es wird noch schlimmer.