• Was ist das wieder für ein Irrsinn? Das Gebäude besteht zur Hälfte aus dem Dach. Das kann man doch nicht einfach entfernen.


    (...) Bürgerbeauftragter Wolfgang Zweigler hat in einem Brief geantwortet, es sei "weder möglich noch sinnvoll", die Kaserne "vollständig militärhistorischen Zwecken zuzuführen". Der Denkmalwert bliebe bei allen Sanierungen erhalten. (...)


    Wie bitte? Das Gebäude wäre ohne Mansarddach völlig kaputt. Wo ist da noch der Denkmalwert? Das kann doch wohl nie im Leben vom Denkmalamt genehmigt werden.

    Da aber gleich zwei Interessenten das Dach zerstören wollen, sieht es düster aus, für das Bauwerk. Ein Verein nennt sich auch noch "Kulturquartier". Was hat eine solche Barbarei mit Kultur zu tun? - Mit dem Abriss geht außerdem ein gewaltiger Anteil der Nutzfläche verloren. Ist das nicht sonst immer ein super Argument zur Aufstockung oder Ausbau? Diesen Platz scheint man hier nicht zu brauchen. Da baut man lieber eine hippe Dachterrasse mit Glaspavillon. Ist das unsere neue Kultur?

  • Tja, Erfurt will eben neuerdings auch ganz "progressiv" sein!

    Das hat übrigens schon das Haus zum Roten Ochsen am Fischmarkt zu spüren bekommen, eines der schönsten Renaissancebauten Deutschlands, das seit einigen Jahrzehnten die Kunsthalle Erfurt beherbergt und zuletzt saniert wurde. Dabei wurde die Erdgeschosszone durch die Neugestaltung des Eingangsbereichs und den Einbau einer Billig-Tür leider völlig verschandelt - siehe hier.

    Laut TA "sieht Kulturdirektor Tobias Knoblich (den Eingangsbereich) deutlich aufgewertet. Alles Abweisende des früheren Eingangs sei beseitigt, der neue komme transparent, hell und luftig daher." Was für ein Geschwurbel!

    Um auf die Defensionskaserne zurückzukommen - das Dach ist einfach überwältigend und stadtbildprägend, ganz nebenbei auch Hauptbestandteil des Gebäudes. Man müsste mal eine Fotomontage öffentlich zur Diskussion stellen, auf der die Kaserne ohne Dach zu sehen ist - und dann hoffen, dass die Bürger gegen die Pläne ihrer Stadt auf die Barrikaden gehen.


  • Da aber gleich zwei Interessenten das Dach zerstören wollen, sieht es düster aus, für das Bauwerk. Ein Verein nennt sich auch noch "Kulturquartier". Was hat eine solche Barbarei mit Kultur zu tun? - Mit dem Abriss geht außerdem ein gewaltiger Anteil der Nutzfläche verloren. Ist das nicht sonst immer ein super Argument zur Aufstockung oder Ausbau? Diesen Platz scheint man hier nicht zu brauchen. Da baut man lieber eine hippe Dachterrasse mit Glaspavillon. Ist das unsere neue Kultur?

    Leider ja. Ich bin mir nicht sicher, aber man dürfte von dort oben doch einen relativ guten Ausblick haben oder? Das heißt Profit. Wie die Kiste von außen aussehen wird, ist den Leuten doch völlig Wumpe. Die Zeiten, in denen ein Bauherr noch stolz auf sein Werk sein wollte, sind vorbei. Hauptsache Profitmaximierung. Ähnliches Problem wie am Dresdner Neumarkt. Hoffentlich kann diese Zerstörung noch verhindert werden.

  • Ausblick von oben? Lächerlich, das hat man mehr oder weniger vom ganzen Petersberg.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Tja, das zieht ja schon am Neumarkt, wo man für den gleichen Ausblick nur das Fenster aufmachen müsste. Natürlich ist das ein Neubau, mir geht's nur um die Wirkung auf's Stadtbild. Wirklich kriminell ist es, diesen Mist auch noch zuzulassen.

  • Das Theater um die Defensionskaserne zieht sich schon seit Jahren. Zuletzt war es aber still geworden. Dachte das Thema hätte sich nach einer eigentlich recht klar ablehnenden Haltung des Denkmalschutezs erledigt. Völliger Unsinn wäre natürlich ein Abriss des Kasernendaches und parallel dazu die Rekonstruktion der Türme der Peterskirche.

    Zum Roten Ochsen, da bin ich doch einigermaßen schockiert, dass das jetzt so bleiben soll. Das Haus war eine gefühlte Ewigkeit eingerüstet, dann wieder mal halb abgerüstet und wieder voll eingerüstet. Für diesen wichtigen Platz aus meiner Sicht völlig inakzeptabel. Über die reingebrochene Tür war ich von Anfang verwundert, da war vorher immerhin ein vergittertes Fenster. Die Tür ist eine Beleidigung. Dachte erst, das sei die Bautür.

    Da wünscht man sich doch den unsanierten Zustand zurück...

  • Schaut mal HIER - dort ist es noch besser zu sehen.
    Die neue Blech-Glas-Eingangstür als auch die "Baustellentür" gehen beide gar nicht - da hatte der Denkmalschutz keinerlei Einwände? :kopfschuetteln:

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Danke für die Vergleichsbilder! Die Fassade soll in den nächsten Wochen wohl noch eine Farbauffrischung erhalten - der Rest soll bleiben. Auch ich frage mich, wie das Denkmalschutzamt hier zustimmen konnte - das muss wohl am Bauherrn liegen. Der Vorzustand war jedenfalls deutlich harmonischer, insbesondere die scheußliche Tür verhunzt alles. Zum Glück richtet sich das Auge des Betrachters vor allem auf die oberen Stockwerke, aber das darf keine Entschuldigung sein!

    Zum Petersberg: Tatsächlich gibt es im Rahmen der Bundesgartenschau 2021 Überlegungen, die Türme der Peterskirche nachzubilden. Allerdings denken die Befürworter an eine moderne Interpretation und lehnen eine Rekonstruktion leider ab, während die Stadt diesem Projekt generell keine Priorität beimisst (hier nachzulesen).

    Für das Dach der Defensionskaserne scheint sich übrigens die CDU einzusetzen. So hat der Haushaltsausschuss des Bundes Fördermittel von 580.000 Euro für eine Dachsanierung bewilligt, ohne dass die Mittel offenbar von der Stadt beantragt worden waren. Die öffentliche Reaktion der Stadt auf dieses Geschenk war sehr verhalten, klar - man will ja schließlich ein supermodernes Glasdach haben! Hoffentlich geht das Ganze noch gut aus...

  • :schockiert: Ist das ein chronischer Aprilscherz?
    Was ist denn das für eine zwei Jahre andauernde Sanierung gewesen? Das Haus sieht äußerlich nun viel sanierungsbedürftiger aus als zuvor.


    Zitat von Ostsiedler87

    (...) Die Fassade soll in den nächsten Wochen wohl noch eine Farbauffrischung erhalten (...)


    Das will ich aber mal schwer hoffen. Die Fassade war früher ja recht farbenfroh. Ich befürchte jetzt einen zur Tür passenden Billiganstrich, in nur einem Farbton.

    Was ist eigentlich mit den zwei Fenstern auf der rechten Seite neben dem Haupteingang passiert? Sind die nun zugemauert? Die Wand soll wohl als Werbefläche für die jeweilig aktuelle Ausstellung dienen. Auch die Tür des Haupteingangs sieht für mich ziemlich unpassend aus. Die gesamte Erdgeschosszone ist vollkommen missglückt. Wieso überlässt man die Planung und Durchführung an einem so wertvollen Baudenkmal solchen Gestaltungszombies, ohne jeden Sinn für Ästhetik. Das ist ein Unding.

  • Manchmal ist es wirklich nur noch ermüdend. Mit Freude laß ich vor ein par Tagen, dass der Rotary-Club der Stadt zwei Figuren für die seit 1945 verweisten Nischen am Erfurter Rathaus schenken möchte. Bonifatius und Luther sollen es sein. Zuvor standen hier die Kaiser Friedrich I. und Wilhelm I., die nach Kriegsende von kommunistischen Bilderstürmern runtergestürzt wurden.
    Leider entsponn sich die im heutigen Deutschland wohl obligatorische Diskussion über die Annahme der Spende. Stichwort "Religionsfreiheit". Der Denkmalbeirat lehnt deshalb schonmal ab.

    http://erfurt.thueringer-allgemeine.de/web/erfurt/sta…wist-1989982121
    http://erfurt.thueringer-allgemeine.de/web/erfurt/sta…endig-612157231


    Wie absurd dieses Argument ist, muss ich hier wohl nicht näher ausführen. Kaum jemand wird touristisch so sehr ausgeschlachtet wie Luther. Bonifatius ist der "Stadtgründer" Erfurts und ebenfalls jedem ein Begriff. Während der Stadtrat diese Schenkung wohl also ablehnt, wird bald schon wieder städtisches Geld in der Bewerbung Erfurts als Luther und Domstadt fließen.

  • Na ja. Über die Auswahl der Persönlichkeiten lässt sich streiten. Leute von der Kirche sind für das Rathaus vielleicht wirklich nicht so passend. Die zwei leeren Plätze sollten aber auf jeden Fall wieder besetzt werden. Allein schon, weil die Architektur das so vorgesehen hat. Wieso rekonstruiert man nicht die Personen, die vor der Entfernung dort gestanden haben? Doch sicher finden sich da auch wieder einige Gegner.

    Zwei passende Persönlichkeiten aus der Geschichte der Stadt werden sich aber wohl finden lassen. Die Idee mit der Neubefüllung der Nischen sollte man weiter verfolgen. Die wohl fast fertigen Figuren von Luther und Bonifatius finden sicher in, oder an einer Erfurter Kirche einen Platz.

  • Bonifatius und Luther sind prägende Persönlichkeiten der Stadtgeschichte. Vielleicht sogar die Prägendsten. Für diese prominente Stelle würden sonst eigentlich nur ehemalige Oberbürgermeister in Frage kommen.

  • Erstaunlich. Mit dieser Entscheidung hätte ich nicht gerechnet. Es ist schön, daß die leeren Plätze nun wieder besetzt werden. Es würde mich aber sehr interessieren, wie diese zwei Figuren aussehen. Ich hatte auch nicht Bronze-, sondern Steinfiguren erwartet. Waren die Originale auch aus Bronze?

    Ein Bild habe ich gefunden. Das ist aber schon von September 2016:

    http://www.erfurt.de/mam/ef/service…7__mg_0433_.jpg

  • Den Artikel über die Google-Suche aufrufen, dann lässt er sich lesen. Die Figuren sind demnach aus Bronze und rund 200 Kilo schwer.
    Die alten Statuen dürften aber aus Stein gewesen sein. Weil sie, soweit ich das weiß, beim Sturz 1945 durch den Aufprall zerbrochen sind.