• In dem Heft „Bayerische Baudenkmäler im Zweiten Weltkrieg Verluste – Schäden – Wiederaufbau“ des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege werden folgende Gebäude Würzburgs unter Einzelbauten aufgelistet und kurz beschrieben:

    Als Totalverluste:
    Alte Mainkaserne (Am Pleidenturm 2-14)
    Ludwigshalle, ehem. Alter Bahnhof (Ludwigstr. / Oeggstr.)
    Bahnhof 1953/54 abgebrochen
    Gästehaus (Alte Kasernengasse 16)
    Ehemannshaus (Augustinerstr. 1 / 2)
    Gasthaus zum Hirschen (Beim Grafeneckart 11)
    Spanischer Garten (Beim Grabeneckart 13) 1949 wegen Straßenverbreiterung abgebrochen
    Hotel Schwan (Büttnerstr., heute Oberer Mainkai) „1964 nach Abschluss der Ruinenräumung und Planierung des gesamten Geländes (etwa 30 Häuser) wurde das Hotel ebenfalls bis auf das Tor mit Gewölbe abgebrochen. Ab 1977 umstrittener Bau eines Kaufhauses (unter Einbeziehung des Tores als Spolie)...“
    Ehem. Messungsamt (Burkarderstr. 29) Fassade nach 1947 wegen Schleusenverlegung und Neuanlage der Uferstraße abgebrochen
    Veninohaus, Hof Rohmbach (Eichhornstr. 23)
    Sandhof, heute Kaufhof (Maulhardgasse) Bis 1955/56 die Ruinen zugunsten eines Kaufhausgroßbaus abgebrochen
    Bachmannsches Haus (Neubaustr. 2)
    Hof zum wilden Schweinskopf (Paradeplatz 2) Die Ruinen wegen Verbreiterung der Domerschulstraße und Baulinienveränderung abgeräumt
    Hotel Russischer Hof (Theaterstr. 1/3) 1955 abgebrochen
    Stadttheater (Theaterstr. 18)

    Unter Wiederaufbau:
    Rathaus
    Bürgerspital zum Hl. Geist (Semmelstr. 2) Teilabbruch 1954-57
    Ehem. Dietricher Spital (Marktplatz 20-28 und 36/38) Petrinibau 1948 abgebrochen
    Hofspital (Zellerstr. 1 / Spitalg. 2)
    Juliusspital
    Alte Universität und Neubaukirche
    Ehem. Bechtolsheimer Hof (Hofstr. 16) erst 1968-70
    Rosenbachhof (Residenzplatz 3, vorher Rennweg 1)
    Greiffenclauhof, sog. Roter Bau (Theaterstr. 23)
    Huttenschlösschen (Sanderglacisstr. 10)
    Fichtelhof (Bronnbacher Gasse 8 und 8a)
    Ehem. Haus des Hofschlossers Oegg (Kapuzinerstr. 3)
    Gasthaus Wittelsbacher Hof, heute Castell-Bank (Marktplatz 1)
    Haus zum Falken (Marktplatz 9)
    Haus zum schönen Eck ((Martinsgasse 1) Neubau 1950-52 in Anlehnung an den Vorgängerbau
    Hof zum Heubarn (Sanderstr. 7) 1955-57 instand gesetzt
    Theaterstr. 4
    Alte Mainbrücke


    Insgesamt empfinde ich den Wiederaufbau Würzburgs als eine der größten Leistungen dt. Großstädte. Es sind schon erfreulich viele Fassaden von ausgebrannten Häusern wiederhergestellt worden (besonders erfreulich Rückermaingebäude und Juliusspital). Das hätte auch ganz anders kommen können, siehe Nürnberg (v.a. Sebalderstadt östlich Hauptmarkt). Andererseits gibt es auch wie anderswo viele unnötige Verluste (z.B. Sandhof Maulhardgasse, Spanischer Garten) und vereinfachten bzw. veränderten Wiederaufbau (z.B. Dietricher Spital am Marktplatz, Haus zum Schönen Eck, Wohnhäuser von Tilman Riemenschneider und Balthasar Neumann in der Franziskanerstr. 1 bzw. 2).
    So plump in vielen, eben auch wichtigen Straßenzügen der Wiederaufbau war, zusätzlich entstellt durch diverse, hier im Forum vorgestellte Baumaßnahmen in jüngster Zeit (allen voran dieses sog. „Petrinihaus“, v.a. das Dach hätte nie genehmigt werden dürfen, der Name ist im übrigen eine riesengroße Frechheit), insgesamt hat Würzburg einen stark kriegszerstörten, aber vergleichsweise doch relativ angenehmen Altstadtbereich.
    Das es sehr viel zu verbessern gäbe ist aber genauso klar. Besonders enttäuschend sind die Wiederaufbauleistungen im Inneren der Kirchen. Insbesondere hätte ich mir eine Rekonstruktion der Augustinerkirche gewünscht, ansonsten sind wie bereits geschrieben Dom und Neumünster unbefriedigend. Auch kann ich dieser Neubebauung am Oberen Mainkai (mit Wöhrl und co) nichts abgewinnen.
    Und wie auch geschrieben, alleine für Residenz, Festung Marienberg (war ich noch nicht im Inneren) und die Käppele kann man schon einige Zeit ansetzen. Und Oberzell (war ich noch nicht) sowie Veitshöchheim sind auch sehr nah...

    3 Mal editiert, zuletzt von Markus (30. November 2015 um 18:33)

  • let the church in the village.
    Zum Rückermainhaus führt WürzburgWiki aus:

    Zitat

    Die Fassade inkl. Figurenschmuck blieb 1945 erhalten.

    Es handelt sich als mitnichten um eine großartige Wiederaufbauleistung, denn mehr als die erhaltene Fassade, welche die Wiederaubaubarbaren auch beim schlechtesten Willen nicht beseitigen konnten, gibt es heute nicht.

    Was das Juliusspital betrifft, so war der hintere Corps de logis ebenfalls ziemlich gut erhalten. Der Rest des Hofs zwar nicht so sehr, aber der stellte immerhin kein besonders aufwändiges Problem dar. Außern war es nicht so drastisch.

    http://www.wuerzburgwiki.de/wiki/Datei:Jul…ftHaug_1946.jpg
    Markus: In der

    Zitat

    v.a. Sebalderstadt östlich Hauptmarkt


    waren solche Fassaden eben nicht erhalten geblieben, daher auch die Bezeichnung Steppe. Das ist doch ein Riesenunterschied!

    Die Residenz als Wiederaufbauleistung hinzustellen, ist schon vermessen, glücklicherweise war das nicht notwendig. Das Speigelkabinett betrifft die Zeit nach dem Wiederaufbau.
    Dietrichspital stellt nur hinsichtlich des weitgehend stehengebliebenen Eckbaus zum Kürschnerhof eine "Wiederaufbauleistung" dar, der Abbruch des Petrini-Teils am Platz einen üblen Frevel.
    Alte Uni + Neubaukirche--- naja! Zeig mir die Stadt, die DIESE Ruinen abgerissen hätte:
    http://www.wuerzburgwiki.de/wiki/Datei:Zer…stra%C3%9Fe.jpg


    Diesen Satz:

    Zitat

    Insgesamt empfinde ich den Wiederaufbau Würzburgs als eine der größten Leistungen dt. Großstädte.

    kann man nur dahingehend verstehen, als dass es in den dt Großstädten eben keine bemerkenswerten Wiederaufbauleistungen gegben hat.
    Ich finde den Wiederaufbau um nichts besser als jenen zu Nürnberg. Beide Städte bilden für mich ein grausames Schlusslicht, ein Fanal der trostlosen dt. Nachkriegsmoderne. Würzburg ist zur Last zu legen, dass die Chancen auf ein in der Tat gefälliges Stadtbild vorhanden gewesen wären, zu viel war einfach erhalten,und zu einfach wäre das zu Ergänzende gewesen, da bedurfte es keines historistischen oder barocken Stucks, keiner niedersächsischen Schnitzkunst an FWH...

    Bilder wie Zeno 2415 sind einfach nicht notwendig und zeigen eine besondere Instinktlosigkeit, wenn nicht gar eine Freunde an Detruktion.
    Vulgow hat natürlich recht, dass die Vorsituation nicht übertrieben pittoresk gewesen ist. Aber das schlichte Gründerzeitgebäude in der Straßenflucht war wohlproportioniert und ließ Stift Haug schön zur Geltung kommen, anders als das heutige Monster.
    Leider ist diese Situation keineswegs einmalig, man vergleiche die Neubaustraße vor dem Kirchturm, das Amtsgebäude zwischen St. Peter und Stephan..., Ecke theaterstraße Residenzplatz uvm.
    Man kann geradezu im Gegenteil sagen, dass diese Instinktlosigkeit an vielen neuralgsichen Punkten des Stadtbildes festzustellen ist. Zu den Gipfelpunkten der Geschmacklosigkeit zählt für mich, wie erwähnt, das Woehrle-Gebäude, aber auch das kitschige wie unnötige Glockenspiel am Bürgerspital.

    Zitat

    insgesamt hat Würzburg einen stark kriegszerstörten, aber doch relativ angenehmen Altstadtbereich.

    Das Gegenteil ist richtig. Der Altstadtbereich ist äußerst unangenehm:

    http://www.wuerzburgwiki.de/w/images/7/77/Ulmer_Hof.JPG
    (Ulmer Hof)

    Zitat

    Der Ulmer Hof wurde beim Luftangriff 1945 teilweise zerstört. Giebel, Turm und weitere Mauern waren aber erhalten. Die gesamte Anlage wurde 1951 zugunsten eines Straßendurchbruchs in Richtung Juliuspromenade abgerissen.


    kann aber ob der vielen und bedeutenden Sehenswürdigkeiten nicht gemieden werden. Viele Sehenswürdigkeiten ergeben leider noch kein angenehmes Stadtbild. Dieses wäre möglich gewesen, aber man hat einen anderen Weg beschritten.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

    3 Mal editiert, zuletzt von ursus carpaticus (26. November 2015 um 14:28)


  • [...] aber auch das kitschige wie unnötige Glockenspiel am Bürgerspital.

    Das hat mir bei meinem Besuch besonders gut gefallen, für mich ein Ausdruck der Leichtigkeit und Ästhetik der 50er-Jahre, Gegenbeispiele gibt es zu hauf. Aber sowas ist immer noch Geschmackssache.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Ich finde den Wiederaufbau um nichts besser als jenen zu Nürnberg. Beide Städte bilden für mich ein grausames Schlusslicht, ein Fanal der trostlosen dt. Nachkriegsmoderne.

    Schlimmer als Pforzheim, Heilbronn oder Mannheim? Besser als Würzburg sieht z. B. Ludwigsburg ganz ohne Kriegszerstörungen in weiten Teilen auch nicht aus.

  • In genannten Städten war ich noch nie. Aber das wurde schon erörtert - bei allem Respekt sind Wü und Nü doch andere Kaliber gewesen, was die Wiederaufbauer vor erhöhte Anforderungen stellte. Pfozheim mit seiner Opferrate ist überhaupt sui generis. Dass man dort andere Sorgen hatte, versteht sich. Das trifft wohl auch auf Heilbronn zu. Für Mannheim gilt sicherlich auch das zu Wü Gesagte auf niedrigerem Niveau. Sicherlich wäre es reizvoll und gar nicht so aufwändig gewesen, die Planstadt flächen- und planmäßig zu rekonstruieren.
    Aber was ich sagen will: eigentlich besteht zu Wü der Unterschied nur in der Denkmalsdichte. Der "Normalfall" des Wiederaufbaus ist in Wü so mies wie anderswo, und das ist ein sehr schlimmer Vorwurf, den sich die Stadt gefallen lassen muss.

    Zitat

    Pforzheim, Heilbronn und Mannheim

    Interessant ist, dass alle von dir genannten drei Städte über einen exorbitanten Ausländeranteil verfügen. Es scheint, dass Zerstörung und schlechter Wiederaufbau hier zu Identitätsverlust und zur Selbstaufgabe geführt haben.
    Bei Würzburg ist mir etwas anderes aufgefallen, nämlich das weitgehende Fehlen von bodenständigen und bürgerlichen Gastronomiebetrieben. Ich bin jetzt kein Einheimischer, der sicher rasch mit entsprechenden Adressen aufwarten kann, aber für einen Touristen war das nicht leicht zu finden. Das Residenzlokal war sichtlich für Besichtiger, ansonsten gab es in der Stadt nur verlärmte Jugend- oder Studentenlokale bzw Minderheitengastronomie oder gar Fastfood. Einzige Ausnahme war die Alte Mainmühle, die entsprechend voll war, dies jedoch auf ziemlich gehobenem Preisniveau.
    Was für ein Kontrast zu Bamberg, wo sich ein uriges Lokal neben dem anderen befand!

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Schlimmer als Pforzheim, Heilbronn oder Mannheim? Besser als Würzburg sieht z. B. Ludwigsburg ganz ohne Kriegszerstörungen in weiten Teilen auch nicht aus.

    Fur mich geht as auch uber verschiedene Wiederaufbau-modelle fur die Altstadten - Tradition-Inseln (Wiederaufgebaute Schlusselplatzen mit eine gefuhlte historisch geschlossene Stadtbild ), grossangelegte Wiederaufbau (mit erhaltene Strassenflucht und eine grossere Anzahl von Rekonstruktionen und angepasste Fullbauten) oder begrenzte Wiederfaufbau (mit Strassenflucht und besondere Schlusselgebauden) oder eine komplett moderne Autogerechte Einkaufstadt (Keine Lust etwas dazuschreiben).

    Traditionsinseln kann mann in Stadten wie Mainz, Munster oder Braunschweig wo man versuchte eine gefuhlte Traditionsteil zu errichten. Totalreko gab es nicht aber die Idee das traditionelle Optik/Stil sollte dominieren.. Die dominante Bayerische model ging eher um eine begrenzte Wiederaufbau wo wenig schlusselgebauden und Strassenflucht wiederherstellt geworden. Die mehr grossangelegte wiederaufbau konnte man teilweiss in Rothenburg oder mit grosszugigkeit Koblenz finden.

    Klar - fur mich ist die grossangelegte Wiederaufbau premium aber das war nicht die sache in Nachkriegsdeutschland. Zwischen Traditions-inseln oder die begrenzte Wiederaufbau tendiere ich trotzallem fur die Traditionsinseln - wo in Wurzburg gibt sowas?

    Mainz
    http://www.kubische-panoramen.de/index.php?id_id=14793&p=i

    Braunschweig
    http://www.kubische-panoramen.de/index.php?id_id=10290&p=i

    Hildesheim
    http://www.kubische-panoramen.de/index.php?id_id=2833&p=i

    Aber trotzdem sind beide diese modellen sub-optimal - die Traditions-inseln hat die Vorteil dass es bewusst macht, wie sub-optimal die rest-Altstadt ist. Die geringe Wiederaufbau wie in Wurzburg ist weder hasslich oder schon - man konnte sagen eine gewisse begrentzte Mittelmass. Nirgendswo richtich Historisch - aber uberall ein Paar Scherben von Stadtbild ausgestreut.

    Intressant ist was in Potsdam passiere - eine traditionsinsel in eine Stadt wo viel immer noch rumsteht. Das konnte man auch Augsburg und Lubeck wunschen - da hatte man danneiniges hingekriegt.

    Und letztendlich in Munchen gibt es genugend Traditionsinseln - warum muss Wurzburg oder Nurnberg so armselig aussehen?
    https://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…ulhaber-Str.jpg

    3 Mal editiert, zuletzt von Johan (26. November 2015 um 16:43)

  • Interessant ist, dass alle von dir genannten drei Städte über einen exorbitanten Ausländeranteil verfügen. Es scheint, dass Zerstörung und schlechter Wiederaufbau hier zu Identitätsverlust und zur Selbstaufgabe geführt haben.

    Nein, der hohe Ausländeranteil begründet sich darin, dass Pforzheim, Heilbronn und Mannheim im Gegensatz zu Würzburg einen wesentlich höheren Industrieanteil haben. In den sechziger Jahren wurden für die deutsche Industrie Gastarbeiter angeworben, von denen etliche geblieben sind und somit auch einen Anlaufpunkt für Nachzügler aus der Heimat darstellen. Nahezu alle Städte mit einem hohen Ausländeranteil (ausgenommen kleine Universitätsstädte) besitzen eine starke Industrie oder besaßen sie zumindest in den 60er und 70er Jahren.

    Der Gedankensprung von schlechtem Wiederaufbau über Selbstaufgabe und hohem Ausländeranteil halte ich für sehr weit hergeholt bzw. völlig abwegig. Das ein hoher Industrieanteil zu einem schlechten Wiederaufbau geführt hat, kann hingegen stimmen, da insbesondere diese Städte in der Nachkriegszeit schnell Einnahmen hatten und somit keine Ruinen repariert werden mussten sondern direkt moderne Neubauten hochgezogen werden konnten. Dies trifft z.B. auch das gesamte Ruhrgebiet, dass damals sehr reich war.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Zitat

    Das von Dir verlinkte Bild zeigt aber den Vorkriegszustand!

    Mein Bester, das ist mir aber schon bekannt! Bin ja nicht durch die Nudelsuppn nach Herbipolis gschwumma, wie gesagt wird.
    Die Ansicht meinte ich:

    http://pictures.abebooks.com/LAMBERTY/16356052786.jpg

    Da siehst du eindeutig den niedrigen Vorbau und dahinter einen Teil der Mainseite des Mansardendachhauses, das so wichtig für die Mainfront wäre. Und all das hat man für den Hertie-Dreck geopfert. Da ist überhaupt nix Entwarnung!

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Ich will ja gar nicht behaupten, daß Würzburg in irgendeiner Form mit großartigen Wiederaufbauprojekten wie z. B. Leuven in Belgien mithalten kann, aber immerhin ist Würzburg eine sozial intakte Stadt (das ist Pforzheim ganz sicher nicht), sie ist relativ gepflegt, wurde kleinteilig aufgebaut, es gibt oft Putzfassaden und "richtige" Dächer - und diese riesigen Bausünden wie z. B. das neue Rathaus in Mainz gibt es auch nicht.

    In Mainz (da kenne ich mich relativ gut aus, war sicherlich schon 20-mal dort) ist die Traditionsinsel nicht wirklich groß: man kann vom Dom aus weiter durch die Augustinerstraße gehen (bis zur Weintorstraße). Diese Straße ist schön rekonstruiert (aber nicht gerade sehr lang), dann kommt eine mittelprächtige 50er/60er-Jahre-Bebauung. Der Rest ist überwiegend unter Würzburger Niveau, aus der Luft anschauen kann man dies unter http://binged.it/1jlJ18M

    Zu Pforzheim kann ich gern mal eine Galerie anlegen, ich war erst im August dort - für mich ist das die häßlichste und unwirtlichste Stadt im Süden, noch vor Ludwigshafen.

  • Ich war erst einmal in Mainz, und zwar anno 83, im gleichen Jahr das erste Mal in Wü, und ich muss sagen, dass mir MZ ungleich besser gefallen hat. Ich bevorzuge das Traditionsinselsystem, damit auch Braunschweig. In Wü gibt es keine einzige Traditionsinsel, und das ist ein gar schlimmes Manko.
    Putzfassaden sehe ich in Wü kaum. Von Bausünden kann man eigentlich nicht sprechen, eher umgekehrt: von Bauwohltaten, nämlich von den erhaltenen Sehenswürdigkeiten im Meer der Wiederaufbauhässlichkeit.
    Würzburg lebt einfach von der Landschaft- Geh über die Mainbrücke, dann auf die Festung, dann zum Käpelle, und du siehst so viel Schönes, dass sich die Reise dorthin schon gelohnt hat. Ohne Zweifel ist es in diesem Bereich eine "angenehme" Stadt. Auch natürlich um die Residenz und dann B.Neumann-Promenade mit den vielen Kirchen um die Alte Universität...
    Klar hat es viel zu bieten, aber das ist nicht unser Thema.
    Den Vergleich mit Pforzheim oder (manchmal auch hier geäußert: mit Duisburg oä) versteh ich einfach nicht. Klar fällt der zu Wüs Gunsten aus. Na und? Wär ja noch schöner! Aber was ändert das? Das kann doch wirklich kein Trost sein!

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Ich will ja gar nicht behaupten, daß Würzburg in irgendeiner Form mit großartigen Wiederaufbauprojekten wie z. B. Leuven in Belgien mithalten kann, aber immerhin ist Würzburg eine sozial intakte Stadt (das ist Pforzheim ganz sicher nicht), sie ist relativ gepflegt, wurde kleinteilig aufgebaut, es gibt oft Putzfassaden und "richtige" Dächer - und diese riesigen Bausünden wie z. B. das neue Rathaus in Mainz gibt es auch nicht.

    In Mainz (da kenne ich mich relativ gut aus, war sicherlich schon 20-mal dort) ist die Traditionsinsel nicht wirklich groß: man kann vom Dom aus weiter durch die Augustinerstraße gehen (bis zur Weintorstraße). Diese Straße ist schön rekonstruiert (aber nicht gerade sehr lang), dann kommt eine mittelprächtige 50er/60er-Jahre-Bebauung. Der Rest ist überwiegend unter Würzburger Niveau, aus der Luft anschauen kann man dies unter http://binged.it/1jlJ18M

    Zu Pforzheim kann ich gern mal eine Galerie anlegen, ich war erst im August dort - für mich ist das die häßlichste und unwirtlichste Stadt im Süden, noch vor Ludwigshafen.


    Ich zitiere mal diesen Beitrag, weil er meiner Meinung nach ein sehr ausgewogener ist.
    Ich denke, niemand hier behauptet, daß Würzburg ein Wunderwerk des Wiederaufbaus ist. Viel Dinge ließen sich auch heute noch verbessern:

    - zumindest einzelne Traditionsinseln schaffen. Beispiel Marktplatz: Mit der furchtbaren Glas-Bank wird man noch eine Weile leben müssen. Verbesserte man aber das schräg gegenüber kleine versiffte Haus und das Völk-Haus an der Ostseite, hätte man einen richtig schönen Marktplatz, dem man die Totalzerstörung gar nicht mehr ansähe. Weitere Beispiele gibt es.
    - Viele Kirchen sehen innen ziemlich leer aus. Das ist ein Problem.
    - Der häßliche Straßenbelag in Teilen der Fußgängerzone, die sehr groß ist.
    - Autoverkehr noch weiter aus der Stadt heraus.
    - Sproßenfenster mit Fensterläden bewirkten sehr viel bei vielen Würzburger Innenstadthäusern.
    - Manche Fassade müßte auf jedenfall neu gestrichen werden...
    ...

    Jedoch gibt es, neben den Negativentwicklungen, auch Positives zu melden:
    - Die sehr schlimme geplante Bausünde des Hochhauses in der Augustinerstraße konnte abgewendet werden.
    - Der Mainkai wurde umgestaltet und wird nun von Menschen aktiv genutzt.
    - Die Fußgängerzone wurde erweitert und soll noch erweitert werden.

    Würzburg könnte (wie Nürnberg) durch obige "kleine" Verbesserungen mitsamt einigen wenigen Rekonstruktionen/angepaßten Neubauten an neuralgischen Stellen viel, viel besser aussehen. Das Potential ist da!

    Andere von ursus genannte Städte wie Heilbronn, Pforzheim, Mannheim, Stuttgart, Hannover, Duisburg oder Bochum hingegen sind damit in keinster Weise zu vergleichen. Die schlimmsten Bausünden in Würzburg (vordere Kaiserstraße) entsprechen dort dem Baustil von über 95% der dortigen "Innenstädte". Ich habe eine zeitlang in Heilbronn gelebt, jetzt in Stuttgart - nichts ist dort mit Würzburg oder Nürnberg zu vergleichen.

    Würzburg läßt sich kaum mit Bamberg vergleichen; aus vielen Gründen. Nicht zuletzt ist Würzburg auch das Zentrum Unter- und Tauberfrankens und besitzt damit eine Funktion als Verwaltungs- und Einkaufsstadt, während Bamberg wirklich nur das (sehr schöne) pittoreske Touristen- und Studentenstädtchen ist.

    Übrigens, ursus, "Der Stachel" in Würzburg könnte dir gefallen ;)

  • Ich war erst einmal in Mainz, und zwar anno 83, im gleichen Jahr das erste Mal in Wü, und ich muss sagen, dass mir MZ ungleich besser gefallen hat. Ich bevorzuge das Traditionsinselsystem, damit auch Braunschweig. In Wü gibt es keine einzige Traditionsinsel, und das ist ein gar schlimmes Manko.

    Dennoch würde ich sagen, dass in Braunschweig, Hildesheim und Nürnberg (und sogar in Augsburg oder Halberstadt) ungleich mehr Wertvolles (wahrscheinlich für immer) verloren gegangen ist. In Würzburg ist, neben die fast vollständige Ausstattung aller Altstadtkirchen, de facto nur die Ensemblewirkung weitgehend dahin. Denn auch die meisten richtig wertvollen Altstadthäuser gibt es heute noch bzw. wieder.

    Würzburg könnte also tatsächlich mit nur relativ wenig Aufwand wieder eine richtig schöne Stadt werden. Es fehlt dort bisher aber nur an der benötigten Wille, wie ich hier schon mal sagte.

  • Zum den Häusern am rechten Brückenufer, welche uc meint, diese Ansicht:

    1945 sehen sie sehr zerbombt aus.

    Bildquelle: Pressestelle der Regierung von Unterfranken

    Man bräuchte wohl eine Nahaufnahme des damaligen Zustands, und auch ein Bild, inwieweit es tatsächlich später wiederhergestellt wurde.

    Ich empfehle diese großartige nebeltrostige Aufnahme, welche eine Anmutung von Prag bietet.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • In Mainz (da kenne ich mich relativ gut aus, war sicherlich schon 20-mal dort) ist die Traditionsinsel nicht wirklich groß: man kann vom Dom aus weiter durch die Augustinerstraße gehen (bis zur Weintorstraße). Diese Straße ist schön rekonstruiert (aber nicht gerade sehr lang), dann kommt eine mittelprächtige 50er/60er-Jahre-Bebauung. Der Rest ist überwiegend unter Würzburger Niveau, aus der Luft anschauen kann man dies unter http://binged.it/1jlJ18M

    Mainz hat eine Traditionsinsel und die ist nicht ubermassig gross -aber gleichseitig gibt es keine Strasse die in Wurzburg schoner ist. Alles von Strassenbelag bist die Fassaden strahlen in Domstrasse eher 1950 - Domstrasse ware doch eine Kandidat fur eine traditionsinsel - perfekte Eingang zum Stadt von der Mainbrucke. Jetzt wirkt die Domstrasse doch wirklich traurig

    Traurig
    https://www.google.co.uk/maps/@49.79319…F!7i7000!8i3500

    Noch trauriger
    https://www.google.co.uk/maps/@49.79333…!7i10000!8i5000

    2 Mal editiert, zuletzt von Johan (27. November 2015 um 01:14)

  • Zum Vergleich mal einige aktuelle Fotos von Würzburg und Pforzheim (die habe ich bei einem jeweils kurzen Aufenthalt auf der Durchreise aufgenommen, nicht speziell als Architekturgalerie konzipiert und auch nicht vollständig, aber repräsentativ):

    https://www.flickr.com/photos/dimuankan/albums

    Ein sehr großer Qualitätsunterschied zugunsten von Würzburg sollte aber dennoch erkennbar sein.


  • Die Pleich.

    Meinst du diese Viertel?
    http://m7.i.pbase.com/g4/03/7303/2/90947977.YtCyIS7y.jpg

    Zum Vergleich mal einige aktuelle Fotos von Würzburg und Pforzheim (die habe ich bei einem jeweils kurzen Aufenthalt auf der Durchreise aufgenommen, nicht speziell als Architekturgalerie konzipiert und auch nicht vollständig, aber repräsentativ):

    https://www.flickr.com/photos/dimuankan/albums

    Ein sehr großer Qualitätsunterschied zugunsten von Würzburg sollte aber dennoch erkennbar sein.

    Klar, mit Pforzheim als Vergleich ist Stuttgart oder Hannover auch ganz grandios. Ehrlich gesagt manche Hauser auf Domstrasse erreicht schon die Qualitat von Pforzheim.
    https://www.google.co.uk/maps/@49.79333…!7i10000!8i5000

    Letztendlich geht es ja nicht um Wurzburg per definition sondern eher um eine besondere Strategie beim Wiederaufbau. Letztendlich ist es Architektur die andersorts in Vororte stehen. In Deutsche Stadten stehen die oft Zentral - sind die Gebauden furchtbar schlimm? Nein aber die konnen auch nicht als gelungen gelten.

    Folgende Beispiel von Freiburg find ich auch nicht pralle

    https://www.google.co.uk/maps/@47.99546…F!7i2508!8i1254

    Abegesehen von ein paar Beindruckende Traditionsinseln liegen die meiste Sehenswerten Stadtbilder in Deutschland wo wenig oder kein Zerstorung stattgefunden hat. Das Wurzburg nicht aussieht wie Pforzheim bedeutet nicht dass es eine schone Stadtbild hat. Freiburg sieht nur schoner aus weil mehr ubrig war.

    3 Mal editiert, zuletzt von Johan (27. November 2015 um 11:46)

  • Als grandios würde ich Stuttgart im Zentrum nicht einstufen, abgesehen von Schloßplatz/Schillerplatz und manchen Abschnitten der Königstraße ist die Innenstadt mindestens genauso häßlich wie in Pforzheim und in manchen Ecken auch als Aufenthaltsort ähnlich unwirtlich. Ähnliches gilt für Hannover, wobei ich Hannover aber deutlich schlechter kenne (diverse Cebit-Besuche mit angehängtem Besuchsprogramm).

    Zitat

    Ehrlich gesagt manche Hauser auf Domstrasse erreicht schon die Qualitat von Pforzheim.

    Da liegen aber wirklich Welten dazwischen, die Gebäude sind sehr viel gepflegter, es fehlen all diese Sichtbetonfassaden und vor allem ist das Publikum sehr angenehm und nicht so asozial wie in Pforzheim.

    Drehen wir doch mal die Fragestellung um: Welche Stadt ist denn deutlich besser rekonstruiert als Würzburg bei einem ähnlichen Zerstörungsgrad? Das kleine Donauwörth ganz sicher, aber sonst?

  • https://flic.kr/p/Bp5yUJ

    ^^ "Tourist-Information Pforzheim" :biggrin:

    Klar, Würzburg ist schöner als Pforzheim. Aber das war schon immer der Fall (und ich glaube, genau das ist der Grund für Ursus' starke Ablehnung des heutigen Würzburgs).

    Pforzheim vor der Zerstörung:
    http://www.jcosmas.com/realphotopostcardimages2/rppc-109.jpg


    Und Würzburg:
    https://farm4.staticflickr.com/3684/13150886213_6be221ba8c_b.jpg

    Einmal editiert, zuletzt von Niederländer (27. November 2015 um 12:33)