• Nauen ist eine Stadt im Landkreis Havelland und liegt etwa 40 Kilometer westlich von Berlin und ein wenig über 30 Kilometer nördlich von Potsdam (vgl. Nauener Tor).
    Es folgen 80 unkommentierte Bilder des Ortes, da Bezeichnung und Begleitung von Ansichten einer nicht näher bekannter Örtlichkeit ziemlich viel Zeit und Mühe kosten; konkrete Nachfragen nach aufgenommenen Motiven o. ä. versuche ich aber gern zu beantworten.

    Die Aufnahmen stammen aus dem August dieses Jahres und sind leider mitunter etwas milchig geraten, was wohl einer kleinen Objektivverschmutzung und dem seltsamen Wetter zu verdanken ist.

    Auf geht's!

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Erschreckend viel wertvolle alte Bausubstanz scheint dort noch akut bedroht zu sein! Vor allem viele niederdeutsche Fachwerkhäuser.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Danke für die Bilder im Hamilton-Style. ;) Aber mal im Ernst, ein schnuckeliges Städtchen, das jedoch vielfach erschreckend leer wirkt, trotz der sichtbaren zahllosen Sanierungen seit der Wende. Der Kontrast zwischen letzterem und wohl seit 1945 dahingammelnden Bauten ist teilweise etwas extrem, anderseits scheint es noch nicht allzu viele Abrisse gegeben zu haben.

    Die Fachwerkhäuser sind zumindest als Einzelbauten in Relation zu dem, was sonst so in den neuen Bundesländern noch herumsteht, wohl nicht allzu wertvoll, wohl aber als dörfliches Ensemble, das einen nicht überformten Zustand des 18. / frühen 19. Jahrhunderts wiederspiegelt, schützenswert. Aus dieser Zeit dürften die meisten Bauten, wie regional typisch, aber auch stammen, und kein wesentlich höheres Alter aufweisen.

  • Scheint ein schönes Städtchen zu sein, das einem aber auch mal wieder gut vor Augen führt, was 40 Jahre DDR-Misswirtschaft alles angerichtet haben. Aber man sieht auch gut, wie viel sich in den 20 Jahren danach getan hat und dass sich dort offenbar auch jetzt noch was tut.

  • 1) liegt die DDR-Misswirtschaft auch schon 20 Jahre zurück, in denen die segensreiche und vorgeblich freie Marktwirtschaft die Dinge zum Bessren hätte wenden können, anstatt den Verfall erst so richtig in Schwung zu bringen* (Bilder aus 1990 wären ganz interessant zum Vergleich)
    2) macht es keinen Sinn, aus unserem rein ästhetisierenden Standpunkt (ein zugegebener Maßen sehr wichtiger, was würde eine vollkommen verhässlichte Welt noch taugen) heraus die DDR just in jenem Punkt zu tadeln, denn sie hat derartige hübsche und stimmungsvolle, aber letztendlich doch durchschnittliche bzw kunsthistorisch nicht überbedeutsame Ensembles immerhin im Bestand erhalten. Muss man wieder drauf hinweisen, wie derartige Städte in der WBZ aussehen? Vielleicht, ja sicherlich sich die Baulücken rarer, aber diese sind angesichts der Schrottarchitektur noch das geringere Übel...
    * in Wahrheit verfallen diese (relativ jungen und solide gebauten) Städte erst aufgrund der kapitalistischen Misswirtschaft, der Globalisierung und des Neoliberalismus, der das Land mangels Zukunftsaussichten entvölkert und verarmt, der die lokalen Industrien zertrümmert, die Menschen arbeitslosgemacht hat etc.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Zitat von "ursus carpaticus"


    die DDR [...], denn sie hat derartige hübsche und stimmungsvolle [...] Ensembles immerhin im Bestand erhalten.


    Mitnichten!

    Ursus, Du weißt doch sicherlich auch, dass wenn es die DDR noch ein paar Jahre gegeben hätte, dann wäre vom alten Halberstadt und von diversen anderen Altstädten fast nichts mehr übriggeblieben. Und die Pläne, noch viele weitere Altstädte zu sanieren, will heißen rücksichtslos plattzumachen, lagen doch in der Schublade. Ich habe Pläne gesehen, wie sie Merseburg noch weiter kaputtgemacht hätten. Das ist ein einziger Alptraum!

    Auch viele Sakralbauten waren bereits aufgegeben worden. Noch ein paar Jahre, und dieses Land wäre seiner historischen Ortsbilder für immer beraubt gewesen. DDR-deutsch hieß das "Rekonstruktion".

    Die Wende kam gerade noch rechtzeitig. Dabei waren bis dahin schon Unmengen von Altgebäuden abgebrochen worden oder dem Verfall preisgegeben.

    Zur Vertiefung der Thematik empfehle ich, den Beitrag http://www.architekturforum.net/viewtopic.php?p=113102#p113102">viewtopic.php?p=113102#p113102 gründlich zu studieren und dabei intensiv über die aus den beiden Bildern sichtbar werdenden Bemühungen zur Altstadterhaltung nachzudenken.

  • Zeno, ich hab nicht geredet von Halberstadt und Greifswald, von großen und auch großartigen Altstadtsystemen, auch nicht von bewussten ideologischen Verschandelungen à la Suhl oder Gera (Potsdam oder Berlin fallen da wohl auch darunter), sondern von neuzeitlichen, in dere Substanz leichter zu erhaltenden Städtchen wie Nauen. Derartige, vglw anonyme Ensembles blieben im Ostblock, wurscht ob DDR oder CSSR weit besser erhalten als bis zur Unkenntlichkeit entstellte BRD-Pendants, einfach weil der wirtschaftliche Erschließungsdruck auf die Zentren gefehlt hat. Vergleich mal bloß Sebnitz oder Veselí n. L. mit Plattling.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • @ Ursus

    Ich war kurz nach der Wende (etwa 1992) in Nauen auf dem nach Potsdam. Damals sah alles so aus wie die Heute noch unsanierten Altbauten. Vieles ist mit der Wiedervereinigung falsch gemacht worden, aber gerade die Rettung der Alstädte kann man nicht hoch genug einschätzen!

    Über Nauen kannst du hier mehr erfahren: http://www.stadtkontor.de/de/nau/stand.php\r
    http://www.stadtkontor.de/de/nau/stand.php

    Die DDR hatte ja auch vor, Görlitz platt zu machen. Bautzen war auch am Ende, Erfurt ebenso.

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Nauen ist eine der wenigen ostdeutschen Städte mit Bevölkerungszuwachs, sogar in der Innenstadt. Weshalb es dann trotzdem so viele unsanierte Häuser im Innenstadtbereich gibt erschließt sich mir nicht ganz.
    In diesem Fall kann man dem System Bundesrepublik wohl eher nicht den Vorwurf machen das die Bevölkerungsimplosion langfristig die Städte genauso zerstört wie das, schneller, die DDR auch gemacht hätte.

    Jedenfalls danke für die Bilder, von der brandenburgischen Provinz würde ich gerne viel mehr sehen. :)

  • Gut. Karasek kennt sich da natürlich am besten aus, keine Frage.
    Und diesen worten aus DK stimmen wir wohl alle zu:

    Zitat

    Vieles ist mit der Wiedervereinigung falsch gemacht worden, aber gerade die Rettung der Altstädte kann man nicht hoch genug einschätzen!

    Ich hab ja Görlitz und Bautzen vor der Wende gesehen, was meine Vorliebe für naturbelassene Altstädte einigermaßen übererfüllte, wenn man das so sagen kann. Weniger wäre jedenfalls mehr gewesen, es war sogar teilweise schockierend, wenngleich sehr ausdrucksstark. Eigentlich hielt ich diese Städte für verloren, und ihre Rettung ist in der Tat eine Großtat. Inwieweit diese Rettung dem herrschenden Wirtschaftssystem zuzuschreiben ist, stellt eine philosophische Frage dar. Ich gebe allerdings eines zu bedenken: diese Rettung war nur möglich, weil zuvor ein System (zugegebenermaßen zT aber nicht nur aus Desinteresse) diese Städte mehr oder weniger unangetastet gelassen hatte. Ein bisschen etwas davon hätten wir uns für Regensburg oder Bamberg auch gewünscht, nicht wahr?

    Ich denke aber, dass Sachsen für den Wiederaufbau der alten Bundesländer (leider) nicht repräsentativ ist. Ein sächsiches Nauen wäre heute sicherlich viel intakter. Vielleicht hängt das auch mit dem Selbstverständnis und der dt. Befindlichkeit zusammen - die kursächsische Geschichte ist für manche 'unproblematischer' als die brandenburgisch-preussische.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
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    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • @ Ursus

    Na ja, so wirklich mangelhaft finde ich die Sanierung einiger Städte in Sachsen-Anhalt (Zeitz, Weissenfels), ansonsten finde ich den Unterschied zwischen Sachsen und der Rest-DDR nicht so gross. Wismar, Rostock, Quedlinburg und Erfurt sehen doch genau so gut aus während Zittau und Plauen eher nach Weissenfels aussieht.

    Es bleibt aber spannend wie man mit dem Rest der unsanierten Bauten umgeht. Wird man es noch schaffen, diese Bauten zu retten?

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Städte, die in den 60er und 70er Jahren großflächig "saniert" wurden und damals nicht als bedeutendes architekturgeschichtliches Erbe betrachtet wurden, sehen heute in der Tat oftmals weitaus schlechter aus als solche, die in den letzten 20 Jahren, also zu einer Zeit als die Belange des Denkmalschutzes bereits eine viel größere Beachtung erfahren hatten, renoviert wurden. Für frühzeitige Sanierungsmaßnahmen war im Westen viel eher das nötige Kapital vorhanden als im Osten. So gesehen würde ich der These zustimmen, dass städtebaulich wenig bedeutsame Städte und Dörfer in den neuen Ländern, was den Erhalt ihrer alten Bausubstanz betrifft, im Durchschnit heute besser dastehen als vergleichbare Orte im Westen.

    Was die Veränderungen nach der Wende angeht, stellt sich mir die Frage, wie sich die Situation in den anderen ehemaligen Ostblockländern entwickelte, wo die Verfallserscheinungen in den Städten genauso ausgeprägt waren wie in Ostdeutschland, die aber keine reichen Verwandten im Westen hatten. Folgt man der Theorie, dass die Wende für eine Rettung der Altstädte der DDR gerade noch rechtzeitig kam, so müsste es eigentlich in den letzten 20 Jahren bei den östlichen Nachbarn, die allesamt noch ärmer waren als die DDR und die keine Geldtransfers erhielten, zu sehr viel größeren, ja massivsten Abrissen gekommen sein. Trifft dies tatsächlich zu?

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer

  • Zitat von "Georg Friedrich"


    Was die Veränderungen nach der Wende angeht, stellt sich mir die Frage, wie sich die Situation in den anderen ehemaligen Ostblockländern entwickelte, wo die Verfallserscheinungen in den Städten genauso ausgeprägt waren wie in Ostdeutschland, die aber keine reichen Verwandten im Westen hatten. Folgt man der Theorie, dass die Wende für eine Rettung der Altstädte der DDR gerade noch rechtzeitig kam, so müsste es eigentlich in den letzten 20 Jahren bei den östlichen Nachbarn, die allesamt noch ärmer waren als die DDR und die keine Geldtransfers erhielten, zu sehr viel größeren, ja massivsten Abrissen gekommen sein. Trifft dies tatsächlich zu?

    Nein. Das ist aber Folge der demographischen Entwicklung. In Ostdeutschland findet die stärkste Migrationsbewegung innerhalb der EU statt. Nirgend wird mehr abgewandert. Selbst Krisenregionen wie Waldenburg in Niederschlesien oder Hinterpolen verlieren nicht annähernd so viele Einwohner. Demzufolge werden dort die Häuser bewohnt die hier leer stehen. Und was bewohnt wird verfällt nicht, oder zumindest langsamer. Das sieht dann alles nicht schön aus, aber die Substanz wird erhalten. Hier bei uns hat man Geld für Abrissprogramme, um durch künstliche Verknappung wenigstens die Stadtzentren zu erhalten.

  • Für die Randgebiete um Berlin trifft dies aber nicht zu, dort gibt es teilweise erhebliche Zuwächse der Bevölkerung in Form von Suburbanisierung von Berlin. Häufig gibt es ungeklärte Eigentumsverhältnisse (ehemalige Flächenenteignungen), die erst in den letzten fünf Jahren geklärt wurden, mit den Eigentümern bereits in alle Winde verstreut.

    Siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Brandenburg unter "Städte und Gemeinden"

  • Zitat

    so müsste es eigentlich in den letzten 20 Jahren bei den östlichen Nachbarn, die allesamt noch ärmer waren als die DDR und die keine Geldtransfers erhielten, zu sehr viel größeren, ja massivsten Abrissen gekommen sein. Trifft dies tatsächlich zu?

    Es gibt noch einen anderen Grund: das Fehlen großflächiger Altstädte (bei den Klein- und Mittelstädten) im Osten. Die haben einfach gewisse Probleme nicht.
    Abgesehen davon haben sie bessere Denkmal- und Ensembleschutzbestimmungen.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Zitat von "ursus carpaticus"


    Es gibt noch einen anderen Grund: das Fehlen großflächiger Altstädte (bei den Klein- und Mittelstädten) im Osten. Die haben einfach gewisse Probleme nicht.
    Abgesehen davon haben sie bessere Denkmal- und Ensembleschutzbestimmungen.

    In Polen ist es dem Denkmalschutz shitegal an wen was verkauft wird und was der Investor damit vor hat. Lediglich Kirchen und Baudenkmäler von überregionaler Bedeutung genießen besonderen Schutz. In Tschechien und Ungarn mag die Lage anders sein.

    Zitat von "unify"


    Für die Randgebiete um Berlin trifft dies aber nicht zu, dort gibt es teilweise erhebliche Zuwächse der Bevölkerung in Form von Suburbanisierung von Berlin.

    Ja na klar, es gibt Ausnahmen. Der Speckgürtel um Berlin und diverse Leuchttürme wie Dresden, [lexicon='Leipzig'][/lexicon], Erfurt, Weimar. Letztere machen auf mich manchmal den Eindruck als wären es Potemkinsche Dörder mit denen die Politik ihr Volk belügt.

  • Ein besonderes Problem der ex-DDR ist durch den vielen Neubauten ab 1990 enstanden. Hätte man nichts neu gebaut, gäbe es trotz Abwanderung nicht so viel Leerstand wie Heute. In den Nachbarländern hat man deutlich weniger gebaut. Übrigens ist die Abwanderung von Ost nach West in D. sehr viel niedriger als vor 5 bis 10 Jahren. Polen hat auch viele Einwohner verloren - davon sind aber vor allen die Dörfer betroffen.

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Allgemeine Übersicht:
    Liste der Baudenkmale der Stadt Nauen und ihrer Ortsteile

    Ein wenig zu Nauener Häusern im Speziellen:


    Berliner Hof, Goethestraße 54, ist für 63.000 Euro zu haben:
    http://www.thomas-lipinsky.de/sanierung/expose/53/index.html
    Alte Ansichtskarte des Berliner Hofs.



    Kerkowsche Höfe, Goethestraße 52, ist ebenfalls nach hoffentlich weitergeführter Fassadenerhaltung & Restaurierung zu haben:
    http://www.immobilienscout24.de/57063980


    Und noch ein wenig mehr ggf. Wissenswertes:


    Baudenkmal Gerbhard-Eckler-Straße 3


    Baudenkmal Wasserturm Nauen


    Baudenkmal Rathaus Nauen

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)