Bayern und das 19. Jahrhundert

  • Zitat von "Zeno"

    [...], dass die erste Personeneisenbahn Deutschlands in der bayerischen Gemeinde Gostenhof bei Nürnberg losfuhr, [...]


    Gostenhof wurde schon 10 Jahre vor der Eröffnung der ersten deutschen Eisenbahn nach Nürnberg eingemeindet.

    Edit: Über die Eingemeindung scheint gar keine völlige Klarheit zu herrschen. Auch im Stadtlexikon werden zwei unterschiedliche Jahre genannt (aber alle beide Jahre waren noch vor 1835).
    Prof. Dr. Hermann Rusam nennt im Artikel Gostenhof 1825, Dr. Walter Bauernfeind im Artikel Burgfrieden 1818. Aber im Artikel Eingemeindungen ist von einer ersten Eingemeindungswelle im Jahr 1825 die Rede und die Karte zu den Eingemeindungen weist für Gostenhof auch 1825 aus.

    Zum Thema selbst: Es stimmt, daß Industriekultur bei uns nicht viel zählt. Aber beispielsweise die Ludwigseisenbahn ist hier ein schwieriger Fall. Daß zwischen Nürnberg und Fürth die erste deutsche Eisenbahn verkehrte weiß hier jeder, aber es gibt schlicht und einfach schon seit vielen Jahrzehnten keine baulichen Relikte mehr, die man noch schützen könnte. Die ersten Bahnhöfe in Nürnberg und Fürth wurden noch im 19. Jahrhundert durch Neubauten ersetzt und diese wiederum im 3. Reich (Fürth) und in der frühen Wiederaufbauphase 1951 (Nürnberg) abgerissen. Auch das wohl früheste noch existierende Bauwerk der Nürnberg-Fürther Eisenbahngeschichte, der inzwischen leider zwischen Bahn- und U-Bahn-Trasse sehr ungünstig gelegene Lokschuppen von 1860 in Fürth war ein Bauwerk der Staatsbahn; nichtsdestotrotz ist sein Verfall ein Jammer, was aber wohl auch zu einem nicht unwesentlichen Teil an der Deutschen Bahn liegt.
    Neben der Ludwigsbahn dürften auch die meisten anderen Relikte der Frühindustrialisierung in Nürnberg schon seit vielen Jahrzehnten verschwunden sein; beispielsweise wurde die Klettsche Fabrik schon kurz vor der Jahrhunderwende in die Südstadt verlagert (kurz vor oder nach der Fusion mit einem Augsburger Mitbewerber zur MAN) und das ursprüngliche Areal bei Wöhrd gleich anschließend teilweise überbaut und teilweise in einen Park umgestaltet.

  • Noch kurz ein Nachtrag zur Jahreszahl der Eingemeindung:

    Zitat aus Gerhard Pfeiffer, Das Nürnberger Gemeindebevollmächtigtenkolleg 1818 - 1919 (Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg, Bd 65 (1978), S. 360/361)

    Zitat

    Schon am 5. Dezember 1818 schlossen Magistrat und Gemeindebevollmächtigtenkolleg gemeinsam einen Eingemeindungsvertrag mit Gostenhof und Wöhrd, der - auf den Bereich des Burgfriedens erweitert - nach langem Zögern 1825 die kgl. Bestätigung und damit Rechtsgültigkeit fand.

  • Exemplarisch hat man sich das Schaittachtal ausgesucht, aber in Bayern sind hunderte von kleinen Bahnhöfen (siehe auch Strecke Regensburg - Nürnberg) aus dem 19. Jh. vom Verfall oder vom Abriss bedroht:

    Zitat

    Bahnhöfe im Schnaittachtal

    Auf der Strecke geblieben

    Viele historische Bahnhofsgebäude sind bedroht, weil sie nicht mehr gebraucht werden. Im Schnaittachtal im Nürnberger Land sollen nun zwei Bahnhöfe vor dem Verfall gerettet werden - sie stehen unter Denkmalschutz.

    http://www.br.de/fernsehen/baye…achtal-100.html

    Wenn man den Bürgermeister hört, kommt einem das kalte Grausen...

    (wenn der Moderator einen geeigneteren Strang kennt, möge er es bitte dorthin verschieben)

  • Was noch vom 19. Jahrhundert übriggeblieben ist, stört den bayerischen Sinn für Schönheit, und da ist der Bayer sehr empfindlich

    Ohne 19. Jahrhundert wäre von München aber nicht mehr viel übrig:

    Das wäre ein München ohne Maximilianstraße, Ludwigstraße, Prinzregentenstraße, Karolinenplatz, Königsplatz mit diversen stadtbildprägenden Bauten, Maximilianeum, selbst das Oktoberfest müßte ohne Bavaria auskommen cheers:)