• Ein paar offensichtliche Verbesserungsvorschläge:

    • Die Arkaden schließen, denn sie sind ja nicht durchgängig und sehen mit modernen Baumaterialien immer künstlich aus.
    • Die eingelassenen Balkone überwiegend schließen. Auch hier um das Fassadenbild zu beruhigen und ein etwas klassischeres Erscheinungsbild hervorzurufen.
    • Entweder die grünen Kuppeln oder die Zinnen entfernen denn diese Kombi ist unhistorischer Kitsch.

    Dies dürfte sogar Kosten senken und Quadratmeter erhöhen, also den Investor freuen.

  • (...) Überaus begeistert von etwas, das wie eine Freizeitparkkulisse aussieht? Das erstaunt mich schon sehr. Gab es turmartige Kuppelbauten in Anklam? Oder dunkle Dächer? Oder alles das, was da an merkwürdigen Details wie Arkaden, Loggien etc. zu sehen ist? Ich glaube nicht. (...)

    Ich bin eben ein großer Freund von Freizeitparks :wink:

    Aber wie gesagt. Wenn dieses Quartier inmitten des Stadtgefüges auftaucht, wirkt es sicher nicht mehr so bunt und "kitschig", wie auf den Eitel-Sonnenschein-Visus.

    Und wieso muss es denn alles schon einmal in einer Stadt gegeben haben, was neu gebaut wird? Alles wird irgendwann zum ersten Mal gebaut. In Frankfurt am Main hat es auch nie Hochhäuser gegeben. Heute sind sie ein Wahrzeichen von "Mainhattan". Gründerzeithäuser gab es vor der Gründerzeit wohl auch nie in den alten Fachwerkstädten. Heute gehören sie aber ganz selbstverständlich dazu. Dieses Hansequartier hat ja auch nicht den Anspruch einer Rekonstruktion. Es ist halt ein modernes Neubauquartier mit etwas Mut zur Abwechslung. Es gibt die eine Gruppe von Leuten, der es gefällt, und die andere Gruppe, die es halt kitschig und peinlich finden. Welche Meinung ist da mehr wert?

    (...) Hier ist übrigens eine "echte" Freizeitparkkulisse, im Gegensatz zu den Anklam-Entwürfen aber mit Authentizitätsanspruch :wink: : (...)

    Ist das im Hansapark? Da bin ich als Kind öfter gewesen (damals hieß es noch "Hansaland"). Wir haben mehrfach Urlaub in Laboe gemacht. Aber ich konnte mich gar nicht erinnern, daß dort auch das Danziger Krantor steht. Sieht doch toll aus. Wäre auch was für Anklam :tongue:

    Ich wurde nicht enttäuscht, es konnten wieder nur Gift und Galle und die ständigen Lübeck-Vergleiche kommen...

    Also mein Vergleich mit dem Gründungsviertel war jetzt nicht giftig gemeint. Eher als Kompliment.

  • Gemeint war eher Frank, dessen ausführliche Berichterstattung über das Gründungsviertel ich allerdings sehr schätze. Auch dort ist nicht alles Gold. Man kann aber eine Welterbe-Stadt nicht mit einem Provinznest vergleichen. Ich hätte mir diese ganzen Baumaßnahmen vor 10-15 Jahren nicht träumen lassen. Außer Platte war nicht viel...

    Plus Outre

  • Ja, der Strang zum Gründungsviertel ist sogar mit mein Lieblings-Thema. Dank an Frank!

    (...) Und nein, mit dem Gründerviertel in Lübeck ist es nun absolut nicht vergleichbar. (...)

    Mein Vergleich war auch eher auf die Neuschöpfungen in verschiedenen Bauformen nebeneinander und verschiedenen Materialien bezogen.

    In Lübeck werden auf historischen Parzellen neue Häuser nach strengen gestalterischen Vorgaben von vielen verschiedenen Architekten gebaut.

    In Anklam sind es neue Häuser, ohne gestalterische Vorgabe (Gestaltungssatzung), ohne Bezug auf die Geschichte des Ortes (Parzellen), von nur einem einzigen Architekten/Architekturbüro gestaltet.

    Das Ergebnis ist aber durchaus vergleichbar. Auch in Lübeck sind ziemlich schwache Häuser dabei, die in jeder anderen deutschen Stadt stehen könnten

    Über die Entwicklung in Anklam bin ich trotzdem sehr erfreut. Man hört/liest auch in diesem Strang eigentlich nur gute Neuigkeiten. Hier schaue ich immer gern rein. Dank an Lupi!

  • Ist das im Hansapark? Da bin ich als Kind öfter gewesen. Wir haben mehrfach Urlaub in Laboe gemacht. Aber ich konnte mich gar nicht erinnern, daß dort auch das Danziger Krantor steht. Sieht doch toll aus.

    Ja, das ist im "Hansa Park". Die Nachbauten der Gebäude verschiedener Hansestädte im Eingangsbereich wurden erst in den letzten Jahren nach und nach errichtet.

    Gemeint war eher Frank, dessen ausführliche Berichterstattung über das Gründungsviertel ich allerdings sehr schätze. Auch dort ist nicht alles Gold.

    Meine Kritik war eigentlich im Kern konstruktiv gemeint. "Gift und Galle" zu versprühen, war nicht meine Absicht. Offenbar habe ich es nicht geschafft, das sachlich genug zu formulieren, wohl weil ich mich hauptsächlich über die Sache mit der wirklich schönen Kirche geärgert habe. Für mich eine der backsteingotischen mit perfekten Proportionen. Man sollte einfach den historischen Turmhelm rekonstruieren und ansonsten die Finger davon lassen.

    Und ja, vielleicht setze ich auch zu hohe Maßstäbe an. Aber Du musst doch zugeben, dass zumindest die Türme mit den Zinnen und den blaugrünen Zwiebeldächern samt Fähnchen schon ziemlich "drüber" sind...

    Lûbeke, aller Stêden schône, van rîken Êren dragestu de Krône. (Johann Broling, Lübecker Kaufmann und Ratsherr, um 1450)

  • Wenn man bei einem solchen Projekt nur ablästern kann, hab ich tatsächlich den Eindruck,Waldorf und Statler sind hier unterwegs.

    Entschuldige, aber über dieses Preojekt kann man nur kritisieren. Die einzigen Pluspunkte sind die Kleinteiligkeit und die Varietät. Der Rest ist grösstenteils einfach Schrott. Es würde mich reizen, zu jeder Fassade eine Kritik zu schreiben, aber die Zeit ist mir einfach zu schade dafür. Ich will hier nicht Architekturausbildung betreiben.

    Und wieso muss es denn alles schon einmal in einer Stadt gegeben haben, was neu gebaut wird? Alles wird irgendwann zum ersten Mal gebaut.

    Das ist nicht das Thema der Kritiken. Es gibt auch eine Architekturtheorie, die an Architekturschulen weitergegeben wird und nichts mit Stilen resp. Moderne zu tun hat. Der Architekt hat offensichtlich kein Gefühl für Proportionen und Harmonie. Nein, da ein Stichbogen, dort eine rechteckige Kiste auf dem Dach, an beiden Eckgebäuden weder richtige Zinnen noch einen Kuppel, dafür von beidem ein bisschen, aber die Kuppeln zu Sternwarten reduziert. Dann ein klassizistisch anmutender Quergiebel, der an die Seitenwand des linken Turmes förmlich angeklebt ist, dann ein dreigeschossiges Haus, dessen Dach zu 85% seiner Breite mit Dachaufbauten verstellt ist (weshalb denn nicht ehrlich ein viergeschossiges Haus?), dann ein quietschendes Lebkuchenhäuschen mit grasgrünen Fensterläden, wie es eher im Süden Deutschlands zu finden ist, überall durchlöcherte Fassaden mit Loggien und bodentiefen Fenstern, ein an und für sich wohltuender Treppengiebel, aber durch ein weit aufgerissenes Maul mit weissem Lippenstift in seiner Wirkung zerstört, darunter amerikanische Hebefenster mit einer horizontal liegenden Sprosse, oberhalb der Loggia ein zu grosses Fenster, sodass man Angst haben muss, dass die oberste Stufe demnächst hinunterstürzt, zwei Bauten, die aus einem überbreiten Bilderrahmen bestehen (man will doch modern und international sein, hat aber nicht gemerkt, dass solche Dinger schon seit zehn bis zwanzig Jahren passé sind; sie erinnern mich übrigens an den Kopfbau der ursprünglich geplanten Bebauung in Frankfurt zwischen Dom und Römer), eine Arkade, die nirgndwo hinführt, eine äusserst 'heimelige' Dachloggia über einer der beiden letztgenannten Fassaden, bei der ich immer das Gefühl hätte, dass mir der Himmel auf den Kopf fällt (auf was sitzen die Dachschrägen?). Liebloseste dicke und hell gestrichene Balkonplatten, beim Bau mit geschwungener Giebellinie planlos aufgeklebte Diamantbuckel, zwei Häuser rechts davon ein undefinierbares Gebäude zwischen sachlichem Jugendstil und Expressionismus, darüber aber ein Lebkuchengiebel, der zudem von der Fassadenebene noch zurückversetzt ist, falsch verstandene Dreicksgiebel, bei denen der Ortgang (schräge Dachkante) viel stärker ausgebildet ist als die Basis des Dreiecks, und deren Flächen wahllos mit überproportionierten Fenstern aufgerissen werden. Zu den Traufdächern: Ihre Basis beginnt wie bei Plattenbauten, denen man oben eine schrägliegende Platte aufgesetzt hat, in der Luft. Oben kein eigentlicher First, sondern ein Übergang zum Flachdach... ihr seht, kein einziges architektonisches Detail ausser dem Treppengiebel gefällt mir respektive empfinde ich als gelungen. Je länger ich die Bilder betrachte, desto mehr kommt bei mir ein Kopfschütteln auf. Das ist keine Architektur mehr, sondern reine Spielerei.

    Noch einen dazu: die Fronten der beiden Eckbauten erinnern mich an von Kinderhand gezeichneten Menschen mit kurzen Hosen - breitbeinig, zu kurz geratene Beine und ein gerader Hosenboden.

    Klar. Du musst nur dem bisher verantwortlichen Architekten den Auftrag entziehen. Da hat der sicher kein Problem mit, gibt eh viel zu viel Arbeit.

    Das wird in grösseren Städten auch praktiziert und ist auch richtig so. Der Auftrag wird aber nicht entzogen, sondern das Projekt zuerst zu einer Überarbeitung zurückgewiesen. Ist der Verbesserungsvorschlag immer noch ungenügend, dann wird der Bauherrschaft und dem Architekten geraten, eine Fachperson beizuziehen. Hierzu werden mehrere Vorschläge angeboten, damit man noch eine Wahl hat und nicht immer die Lieblingsarchitekten einer Bauverwaltung zum Zuge kommen. Nur so kann man unbedarfte Architekten 'zurückweisen'. Also UrPotsdamer - nicht nur immer sarkastisch mittels eines Zweizeilers motzen bitte.

    Ich finde das Projekt noch schlechter als vor zehn Stunden, als ich meinen ersten Beitrag dazu geschrieben hatte, je länger ich mich mit ihm beschäftigt habe.

    Das absolute Highlight ist aber das rechts angeschnittene Gebäude:

    W&N Immobilien

  • Anstatt bemüht verschwurbelter Beiträge sähe ich lieber Taten statt Worte! Auf in den Nordosten, unterbreitet dort eure besseren und konstruktiven Vorschläge werter Riegel. Ich wäre für jede Reko dankbar.

    Plus Outre

  • Also ich kann beim besten Willen in den Fassaden weder Kitsch noch Freizeitparkkulissen erkennen (solche Bezeichnungen sind wohl eher in Bezug auf Elbing zutreffend). Viele Städte würden sich die Finger nach einem solchen Bauprojekt wie in Anklam schlecken. Explizit lobenswert finde ich auch den deutlich erkennbaren Gestaltungswillen bei den Fassaden, den ich bei vielen Fassaden im Lübecker Gründungsviertel eben nicht erkennen kann. Lediglich das gelbe Gebäude mit den Fensterläden scheint mir nicht so recht in einen norddeutsch-hanseatischen Kontext zu passen.

    Das Gemeckere einiger Forumskollegen über dieses neue Bauprojekt finde ich wirklich reichlich weltfremd.

  • @Helge Vor dem Hintergrund was Architekten hierzulande seit Jahrzehnten bauen: Das ist wirklich Unsinn.

    Ich bin mir sicher, der großen Mehrheit der Anklamer wird es gefallen. Und für den Tourismus ist es allemal förderlich.

  • Also, ich sehe das so. - Hier im Forum haben wir es tagtäglich mit Architektur und Neubauten zu tun. Unser Auge sollte daher einigermaßen geschult sein, und uns von der übrigen Bevölkerung, die sich eben nicht für das Bauen interessiert, unterscheiden.

    Wenn es nun hier im Architekturforum viele Leute gibt, denen das geplante Hansequartier gefällt, wird der nicht am Bauwesen interessierte "Normalbürger", ganz sicher keine Kritikpunkte finden. :wink:

    Wir sind nicht alle gut ausgebildete Fachleute, wie unser hochgeschätzter Riegel. Aber einen wirklich schlechten und unproportionierten Bau, würde auch ich erkennen. So viel Gespür für Ästhetik gestehe ich mir noch zu.

    Diese nächtliche Ansicht des geplanten Quartiers finde ich ganz reizvoll:

    https://www.nordkurier.de/sites/default/…triebs_gmbh.jpg

    Mich würde mal eine Visualisierung aus der Vogelperspektive interessieren, auf der man den Block in seiner Gesamtheit erkennt. Oder ein Bild von der Rückseite. Momentan kann ich mir das Quartier nicht so ganz vorstellen.

    Also ich kann beim besten Willen in den Fassaden weder Kitsch noch Freizeitparkkulissen erkennen (solche Bezeichnungen sind wohl eher in Bezug auf Elbing zutreffend). (...)

    Ehrlich gesagt, gefallen mir die Häuser in Elbing auch ziemlich gut. - Vielleicht sind meine Ansprüche auch einfach nur sehr gering. :biggrin:

  • Natürlich ist "Riegel" insofern Recht zu geben, als dem Entwurf eine Überarbeitung der größten Fehler gut tun würde, z.B. eine konsequentere Weiterführung der Arkaden. Aber, wir sollten nicht aus den Augen verlieren, wie hierzulande die Alternativen aussehen, die an vielen Orten gebaut werden. (Vgl. z.B. hier Hafen Offenbach) Dort wird es schwerer, solche "Fehler" herauszusuchen, weil diese Architektur sich den traditionellen Bewertungsmaßstäben gänzlich entzieht. Es wäre dem Investor in Anklam möglich, jederzeit diese Option vorzuschlagen. Ohne Arkaden und mit Staffelgeschoss. Ob dann die Kritiker dieses Forums zufriedener sein werden?

  • Manchmal tut auch ein bisschen Kitsch die Seele gut. Ich finde es sieht doch nett aus. Und kitsch ist doch ganz normal in die menschlische Welt.

    Das ist jetzt mal eine ganz ehrliche Meinung und hat was. :thumbup:


    Ich wurde nicht enttäuscht, es konnten wieder nur Gift und Galle und die ständigen Lübeck-Vergleiche kommen...

    Anstatt bemüht verschwurbelter Beiträge sähe ich lieber Taten statt Worte! Auf in den Nordosten, unterbreitet dort eure besseren und konstruktiven Vorschläge werter Riegel. Ich wäre für jede Reko dankbar.

    Aus deinen Beiträgen sehe ich nur beleidigte Leberwurst. Auch aus den Meinungen anderer, die keine Kritik am Projekt mögen, lese ich nur heraus, dass ein Projekt grundsätzlich gut ist, sobald es keine Kisten gibt und Kleinteiligkeit herrscht. Deshalb schrieb ich am Anfang meines verschwurbelten Beitraages "Es würde mich reizen, zu jeder Fassade eine Kritik zu schreiben, aber die Zeit ist mir einfach zu schade dafür" und liess einfach eine Sammlung von Kritikpunkten folgen. In meiner Befürchtung, dass sich Kritiker meiner Kritik mit dieser gar nicht auseinandersetzen, sondern einfach nur noch 'verschwurbelt' schreiben können, fühle ich mich bestätigt und sparte mir glücklicherweise diese Zeit. Ich habe mich im Gegensatz zu den Kritikgegnern mit jeder Fassade auseinandergesetzt. Zudem schaute ich mal bei Google Maps, um welches Grundstück es sich handeln könnte (du machst ja keinerlei Angaben dazu, sondern schwebst einfach in einer Euphorie, und das ist nicht gut). Heute liegt hier ein Parkplatz. Es handelt sich um das Areal Burgstrasse, Am Bollwerk und Peenstrasse: Google maps (nur der rechte Parkplatz mit der roten Markierung, nicht derjenige links).

    Einen gesamtinnerstädtischen Bebauungsplan findet man hier: https://anklam-baut.de/projekte/hansequartiere/ (und dann die Karte anklicken). Es handelt sich um das Quartier rechts oben, allerdings noch in einer früheren Planungsphase. Und wenn man noch weiter sucht, findet man auch ein Vorprojekt von Marc Kocher von 2013, das allerdings dann einem weniger geeigneten Architekten zur Überarbeitung vergeben wurde. Jedenfalls sehe ich einige Grundzüge davon noch im jetzt aktuellen Projekt. Aber die gesamten Dachaufbauten Kochers verstehe ich nicht. Wahrscheinlich war es eine Vorgabe des Investors, möglichst viel Volumen zu erreichen, was dann in die Hosen ging. Auf Kochers Seite sieht man allerdings verschiedene Projektvarianten, und auch seine Texte beinhalten interessante Aspekte zur städtebaulichen Planung. Wahrscheinlich wurde das ganze dem Investor wohl zu teuer und er wechslte dann zu einem andern Architekten. So läuft's leider sehr oft. Resultierend daraus ist nun diese Balkonorgie.

    "Taten statt Worte!" Ja, als erstes setzt man sich mal mit einem Projekt auseinander und streicht das Positive und Negative heraus. Dann interessiert einen auch der Bauplatz und die Umgebung, was ich mit diesem Beitrag gemacht habe. Und DU????? Weiter ist es nicht Aufgabe (und auch nicht konform), dass ein nicht beteiligter Architekt sich um eine Überarbeitung bemüht; das muss von Seiten der Stadt und auch interessierten Bevölkerung kommen.


    Mich würde mal eine Visualisierung aus der Vogelperspektive interessieren, auf der man den Block in seiner Gesamtheit erkennt. Oder ein Bild von der Rückseite.

    Die Rückseiten nähmen mich auch wunder. Jedenfalls beginnt hinter den kleinen Dächern gleich ein Flachdach auf einheitlicher Höhe, das auf den Visualisierungen gekonnt kaschiert ist...

  • Aus deinen Beiträgen sehe ich nur beleidigte Leberwurst. Auch aus den Meinungen anderer, die keine Kritik am Projekt mögen, lese ich nur heraus, dass ein Projekt grundsätzlich gut ist, sobald es keine Kisten gibt und Kleinteiligkeit herrscht.

    Wieso ist Lupi eine "beleidigte Leberwurst", wenn er die Fundamentalkritik einiger Forumskollegen nicht teilen kann? Da macht sich jemand große Mühe und stellt einen informativen reich bebilderten Beitrag über ein Provinznest, das sein Stadtbild massiv verbessern möchte hier ein, und schon wird aus allen Kanonen geschossen, spricht das ganze Projekt in Bausch und Bogen verdammt. Alles, was für uns hier im Forum Qualität im Städtebau ausmacht, Kleinteiligkeit, Wille zur traditionellen Fassadengestaltung abseits von Rastern und Schießscharten, Hinwendung zur traditionellen Bauformen bei gleichzeitiger Ausschließung von "Kisten", das alles ist beim Hansequartier erfüllt. Wie gesagt, Kritik im Detail ist sicher teilweise gerechtfertigt, aber das gesamte Projekt als "Kitsch" und "Freizeitparkkulissen"-architektur zu beschimpfen finde ich schon reichlich befremdlich, zumal ich solche polemischen Bezeichnungen im Kontext von Städtebau eigentlich nur aus den Mündern von Leuten wie Trüby und Oswalt kenne.

    Einfach mal zum Vergleich: Im Lübecker Gründungsviertel mangelt es (zu) vielen Bauten offensichtlich an Gestaltungswillen, mancher Bau sieht aus wie ein belangloses Vorstadtsmietshaus:

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    (Bildquellen: Frank1204)

    Ich meine da ist das Anklamer Hansequartier (gewiss nicht im Ganzen, aber doch zumindest teilweise) qualitativ deutlich überlegen:

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  • Zur Lage des Hansequartiers im Stadtraum. Riegel hatte sie bereits richtig ermittelt. Hier noch ein Luftbild der Stadt. Die Stelle ist am Fluss, rechtes Ufer, direkt vor der mittleren Brücke.

    Riegel erwähnte einen Entwurf von Marc Kocher für das Hansequartier. Das war eine Arbeit für einen anderen Investor, mit dem jedoch kein Vertrag zustande kam. Der jetzige Entwurf ist keine Weiterentwicklung der Planung von Kocher. Ich finde Kochers Entwurf auch nicht so ganz passend für den Ort.

    Ich kann die Verärgerung von Lupi schon verstehen. Er denkt sich, er präsentiert uns was Schönes, und dann schlägt ihm sofort vehemente Ablehnung entgegen. Ich staune immer wieder, wie schnell einige Foristen mit dem Urteil sind. Ich brauche da etwas mehr Zeit, komme aber leider auch nicht zu einer positiven Bewertung. Ich muss letztlich Riegels Analyse zustimmen, und HelgeK hat es auf den Punkt gebracht.

    Dass in einer Stadt wie Anklam keine bessere Architektur möglich sei, wie Lupi meint, stimmt nicht. Die GWA-Bauten am Markt und in der Steinstraße finde ich gut. Sie passen nach Anklam, sind kleinteilig und historisierend. Es gibt auch gute Projekte in anderen Provinzstädten. Ich kenne die Verhältnisse in Rathenow im Land Brandenburg recht gut und habe im Thema "Rathenow" schon die Bebauung auf dem Kirchberg vorgestellt. In kommenden Beiträgen werde ich dort noch weitere gute Projekte vorstellen. Es ist recht schwierig, die Kleinstädte im Auge zu behalten, aber ich versuche für meine Region noch ein paar Sachen zu ermitteln. Ich bin ja auch ein Provinzmensch und meine, dass es im ländlichen Raum immer wieder interessante Projekte gibt.

    Ein wesentlicher Kritikpunkt am Hansequartier, den ich zu Riegels Ausführungen ergänzen möchte, ist für mich, dass die geplanten Bauten nicht zur Geschichte des Ortes passen. Mit dem kleinstädtischen Milieu in der nördlichen und mittleren DDR bin ich ganz gut vertraut. Wenn ich die Visualisierungen sehe, tut mir das weh. Es sieht falsch aus, wäre vielleicht eher was für Florida. Ich meine nicht, dass man so den Tourismus fördern kann. Was hätten denn die Touris von diesem Kitsch? Sie suchen doch eher eine Kulturlandschaft, die in sich stimmig ist.

    Weil hier das Lübecker Gründungsviertel erwähnt wurde: Meiner Meinung nach ein tolles Projekt, aber man kann die Bauten durchaus etwas langweilig finden. Ich habe sie aber noch nicht in natura gesehen. Ich meine nicht, dass Lübeck das Maß aller Dinge für Anklam und andere Kleinstädte sein muss. Doch haben wir mit dem Dreigiebelhaus von Tchoban Voss in der Steinstraße 20 (siehe mein voriger Beitrag hier) durchaus schon Vergleichbares in Anklam.

    Auch die geplante Verunstaltung des Turmes der Nikolaikirche halte ich für den falschen Weg. Es müsste keine genaue Rekonstruktion des Turmhelmes mit den Verdrehungen sein. Eine vereinfachte Wiederherstellung in der regionaltypischen Form würde reichen. In Brandenburg würde die Denkmalpflege den Ikareumsturm nie genehmigen. Hat denn der Denkmalschutz in Mecklenburg-Vorpommern gar nichts zu sagen? Die beiden Anklamer Kirchen sind für das Stadtbild das entscheidende Element, wichtiger als die umgebende Wohnbebauung.

  • Grüße aus Dresden,

    ich bin z.B. auch ein Verfechter des möglichst originalgetreuen Wiederaufbaus Dresdens. Allerdings gerne mit dem ein oder andern Kompromiss.

    Der Kulutrpalast, die alte Neubau am Altmarkt das Rund und sogar das Kristallkino haben ihre Bleiberechte nach meiner Meinung gesichert.

    Für Anklam freue ich mich hier sehr. Ich fahre sehr gerne nach Bansin und da ist Anklam ja nicht weit.

    Der Ansatz der da verfolgt wird ist eine Entwicklung in die richtige Richtung

    1. dieses Neubauviertel hat mehr Qualität als das Meiste was heute in Dresden neu gebaut wird. Die Fassaden sind abwechslungsreich und immerhin mit dem ein oder anderm Zierrat versehen. Außerdem darf man nicht vergessen was das eigentlich für ein kleines Städtchen ist. Es muss ja auch alles realsierbar sein. Ich bin gespannt darauf wie es am Ende aussieht. Solange man die Proportionen wahrt. Dies ging leider völlig schief in dem Einkaufszentrum bei Berlin da in Elstal. Wenn man mal einen Ritt in einer Architekturgeisterbahn über sich ergehen lassen will dann gehe man da durch. Es wird einem wirklich speiübel ob der absolut vergewaltigten Stilelemente und Kunststofffasaden welche da mit zusammen genagelt sind.

    2. Die Turmgestaltung finde ich auch Klasse. Es ist nicht grundsätzlich etwas gegen Moderne einzuwenden wenn Sie sich mit dem alten gelungen verbindet. Z.B. der Kieler Hauptbahnhof ist meiner Meinung nach ganz hübsch. Und dieser Turm gibt der Stadt etwas individuelles mit einem Wink in die Zukunft. Eine alte Turmhaube muss nicht zwingend spannender oder qualitativer sein. Solange ein gewisser Pepp und auch die nötige Qulität in der Umsetzung angewendet werden.

    Beim Militärhistorischen Museum in Dresden ist dies leider nicht geklückt. Wenn man im Keil steht dann fühlt man sich wie auf einem Baugerüst.

    von weiter weg ist es ok. aber die Qulität. Naja.

    Also hoffen wir das langsam wieder eine Renaissance einsetzt. Die Menschheit hätte das dringend nötig.

    schöne Grüße

    Sebastian

    Schöne Städte werden letztlich auch glückliche Städte sein.

  • Vielleicht versetzt diese Projekt manche Leuten inklusive mich in Ferienmodus. In Schweden haben wir halt keine Richtige Ferienorten wie Deutschland. Halbgelungene oder halbmissgelungene Interpretationen findet man ja auch Fischland-Darss oder Binz - es ist halt nicht immer gar.

    Wie sollte man es auch anders machen? Um 1928 wollte man in Stockholm ganz gezielt die hanseatische Erbe zitieren. Auf dem Weg zum Einkaufen sah ich folgende Häuser. Ganz Einfach aber trotzdem Reissvoll.

    Wäre nicht solche Häuser eine Vorbild?

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  • Diese Haustür würde jedenfalls für Aufmerksamkeit sorgen.

    Moderationshinweis: Nachfolgende Diskussion über Hakenkreuze an einem Haus aus den 20er Jahren in Schweden entfernt - themenfremd.

  • Vielleicht versetzt diese Projekt manche Leuten inklusive mich in Ferienmodus. In Schweden haben wir halt keine richtige Ferienorten wie in Deutschland. Halbgelungene oder halbmissgelungene Interpretationen findet man ja auch in Fischland-Darss oder Binz - es ist halt nicht immer gar.

    Wie sollte man es auch anders machen? Um 1928 wollte man in Stockholm ganz gezielt die hanseatische Erbe zitieren. Auf dem Weg zum Einkaufen sah ich folgende Häuser. Ganz Einfach aber trotzdem Reissvoll.

    Eine letzte Versuch:

    Mein Punkt: solche einfache Fassaden musste doch auch möglich sein. Diese Häuser waren schon um 1925 gebaut. Vielleicht zu einfach aber besser etwas einfaches und gut als uber das Ziel zu schiessen.

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  • Moderationshinweis: Absatz zu themenfremder Diskussion entfernt.


    .... um aber zum Thema (das da Anklam war) zurückzukommen:


    Mir gefallen die Gebäude, so sieht Stadtreparatur aus. Aus städtebaulicher Ödnis wird ein neuer Mittelpunkt und das sogar mit klassisch angehauchten Gebäuden.

    Natürlich sind stilistische Mängel hier und da vorhanden. Es ist aber ausdrücklich keine Rekonstruktion, sondern ein Neubau. Dieses Argument muss man den Gebäuden zugute halten. Es kann sich nunmal nicht jede Stadt die Investoren aussuchen. Das kürzlich von einem verehrten Mitforisten gezeigte Beispiel aus Dinkelsbühl ist zwar um Längen besser, nichtsdestotrotz ist aber auch der Erhaltungsgrad der Anklamer Altstadt nicht mit DKB vergleichbar.

    Wenn überall in Ost (und West) die Platten zugunsten einer solchen Architektur fallen würden, hätten wir wohl andere Problem.