Wien - Fassadenrekonstruktionen

  • Man glaubt es kaum, aber in Wien kommt es - nach der unlängst erfolgten Fassadenreko der Mariahilfer Straße 1 - nun zu einer weiteren Fassadenrekonstruktion eines stadtbildprägenden Wohnhauses:

    Alserbachstraße 11, Ecke Liechtensteinstraße:

    Das Gebäude ist mittlerweile eingerüstet. Die Wiener Conwert AG hat aus [lexicon='Leipzig'][/lexicon] gelernt :zwinkern:, wo sie unzählige Wohnhäuser besitzt. Wenn dieses Objektsanierung erfolgreich wird, dann könnte dies vielleicht weitere Fassadenrekos nach sich ziehen...

  • Schön. Wobei ich gestehen muss, dass mir in Wien ein solches Haus (v.A. bei Sommerwetter) in keinster Weise negativ aufgefallen ist. Zumal auch bei diesem Beispiel die Fenster noch zu einem heilwegs gesundem Bild führen.

  • Schöne Neuigkeit. Wirft für mich ein paar Fragen auf: Wie und wann hat das Haus denn seine historische Fassade eingebüßt - wurde die einfach so abgeschlagen? Am Ende trotz Denkmalschutz? Und: Wie sah die alte Fassade aus, gibt es ein Bild?

  • Also ich kenne das besagte Gebäude zwar nicht, aber das es unter Denkmalschutz stehen könnte bezweifle ich leider sehr! Die Kriterien dafür sind, ob es für Österreich "geschichtliche, künstlerische und/oder kulturelle" Bedeutung hat. Daneben spielt auch die Seltenheit eine Rolle d.h. wenn es eine "Vielzahl" dieses Gebäudetyps gibt, ist es auch kein "Verlust für den österreichischen Kulturgutbestand"! (frei zetiert aus der Seite des Bundesdenkmalamt Österreich)
    Soweit ich weiß, stehen die wenigsten Grüderzeit- bzw. Historisumsgebäude unter Denkmalschutz! Selbst an der bekannten Ringstraße stehen außer den bekannten "öffentlichen Gebäuden" (Parlament, Oper, usw) nur wenn ich richtig gezählt habe ca 5 Häuser unter Denkmalschutz! ohne worte!!!

    Es darf nie vergessen werden, dass die Kunst eines Landes der Wertmesser nicht allein seines Wohlstandes, sondern vor allem auch seiner Intelligenz ist

  • Schloßgespenst

    In dieser Ecke gingen auch ein paar Bomben herunter, wobei man in der Umgebung fast alles wieder aufgebaut hat. Ob dieses Haus auch zerstört wurde, weiß ich jetzt auf die Schnelle nicht, aber viele wieder aufgebaute Häuser wurden mit Hilfe des Wiener Wiederaufbaufonds instandgesetzt und dabei wurde – den „modernen“ Erfordernissen der Zeit – leider auch gleich mit die historischen Fassaden entfernt… Ich kenne Häuser in Wien, bei denen noch bis spät in die 1960er Jahre die gegliederte Fassade herbageschlagen wurde.

    Ich habe eine Ansicht wie das Gebäude nach der Sanierung aussehen wird, aber das kann irgendwie nicht hier einstellen. Wenn die Fassade fertig ist, dann mache ich ein Foto und stelle es ein. Ich bin selber schon sehr gespannt wie es in natura aussehen wird.

    @Schlosshof

    Es ist leider wirklich schlimm mit dem Denkmalschutz in Wien. Beim „Cafe Landtmannhaus“ am Ring steht zum Beispiel nur das Innere des Kaffeehauses unter Schutz. Nicht die Prunkräume darüber oder das schöne Stiegenhaus. Von der Fassade ganz zu schweigen. Deshalb war es ja auch möglich diesen hässlichen Glasbunker als Wintergarten an die Vorderfront zu klatschen.

  • Hier eine Aktualisierung über die neuesten Fassadenrekonstruktionen in Wien:

    1. 9., Alserbachstraße 11 (Der DG Ausbau ist leider zu schlucken) und die Qualität der Fassadenreko hätte sicherlich besser ausfallen können - aber man lernt ja noch in Wien :lockerrot:




    2. 8. Bezirk, Bennogasse 9




    3. 2. Bezirk, Große Mohrengasse 35




    Hier in der Fußgängerzone beim neuen Hauptbahnhof - ist mir zumindest ins Ohr geflüstert worden - ist auch eine Fassadenrekonstruktion geplant.



    2 Mal editiert, zuletzt von Exilwiener (14. September 2012 um 11:40)

  • Hallo, noch mehr Erfreuliches aus Wien zu vermelden seit 2011? Fassadenrekos sind sicher nicht so häufig nötig wie in Berlin oder [lexicon='Leipzig'][/lexicon], aber auch in der österreichischen Hauptstadt kam mir so mancher Altbau verdächtig "nackt" vor. (Hach Leipzig, träum...)

  • erbse

    Ist zwar von vor 2011 ;-), aber es ist wert hier eingestellt zu werden. Leider ist das Dachgeschoß vor ca. 3 jahren neu ausgebaut worden und das Ergebnis ist erschütternd, dass ich ein viertes und aktuelle Bild lieber nicht hier einstelle - der ganze Platz leider darunter, aber die Fassade ist wenigstens unangetastet geblieben.

    Traumpalast aus der guten alten Zeit der alten Märchenstadt...

    oje...

    Juche...(wenn auch vereinfacht, aber immerhin!)

    http://www.podsedensek.at/prj/019/site.html

    Und noch ein - wie ich finde - grandioses Beispiel an dem von Architekten Baron erbauten und vor ca. 2 Jahren saniertem Jugendstilensemble am Fleischmarkt!
    Das aufgrund der Fehlspekulationen der sozialistischen Gewerkschaftbank BAWAG an einen privaten (sic!) Investor verkaufte Bürohaus, wurde von diesem mit sehr viel Liebe zu einem Teil wieder in den Zustand von 1911 zurückversetzt! So wurde die in den 80er Jahren brutal aufgerissene Eckfront wieder angenehm wohltuend rekonstruiert und auch die "Schmuckbänder" nach Befundung durch Bauhistoriker wieder in zart hellblau ebenfalls wiederhergstellt (man sieht das auf dem 2. Bild leider schlecht).

    Nach dem brutalen Umbau der Gewerkschafter...

    Nach der Rekonstruktion...

    Und noch ein Bild von den sanierten Fassaden um die Ecke...

    Vor allem das mit dem Eckhaus baulich verbundene und ebenfalls sanierte Nachbarhaus ist eine AUGENWEIDE!

    http://www.fleischmarkt1.at/

    :applaus::daumenoben::anbeten:

    2 Mal editiert, zuletzt von Exilwiener (12. Februar 2015 um 00:26)

  • Das ebenfalls wieder - nach Bankenpleite der Constantia Privatbank - in der Hand einer privaten Person befindliche Barock-Palais Batthyany in der Bankgasse, wird von diesem bis ca. Sommer 2015 generalsaniert.

    Im Zuge der Sanierung wird das Palais außen als auch INNEN - wieder in den den originalen Zustand zurückversetzt!!! So wurden außen die im EG befindlichen Sandsteinfensterrahmen rekonstruiert (bei vorhergehenden Saneirungen irgendwann kaputtsaniert) und innen sämtliche nicht mehr vorhandene Stuckdecken und Wandvertäfelungen rekonstruiert! Das Palais wird vermutlich nachher (leider) nicht öffentlich zugänglich sein. Aber der glücliche und bewundernswerte Eigentümer wird sich an den in die Zeit der Eleonore "Lore" Batthyany (die schönste Frau im damaligen Wien) zurückversetzt fühlen, als der selige Prinz Eugen hier stets seine durchlauchtigste "Damenrunde" wöchentlich besuchte - *träum*! Weniger Staat, mehr privat! Es sei ihm vergönnt.

  • Exilwiener,

    deine Beiträge sind immer echt der Hammer. Gibt es auch Bilder wie das Palais innen vorher ausgesehen hat und wie es geworden ist oder werden wird?! Und das ganze Haus gehört wem privat?

  • @Gardone

    Ja, das Palais gehört einer Privatperson, nachdem diese es von der pleitegegangen Constantia Privatbank verkaufen musste - die Geschichte ist damals durch die Medien halb Europas gegangen. Der ehemalige Bankenchef Petrikovics hat Milliarden in den Sand gesetzt und sich selbst dabei noch vorher ordendlich bereichert. In Wien wird diese Persona non grata nun zurecht auch "Betrügovics" genannt. Was weniger lustig ist, weil dieser Typ mehrere Existenzen auf dem Gewissen hat, aber das ist eine andere Geschichte.

    Das einzig gute an der unschönen Vorgeschichte ist, dass eben anschließend ein Privatmann dieses Palais erworben hat und nun schöner denn je innen rekonstruiert! Bzgl

    Auch die beiden Palais daneben gehören, nachdem eine Versicherung diese verkauft hat, ebenfalls nun einem Privatmann! Hier werden in den teilweise erhaltenen Prunkräumen die wohl repräsentativsten Wohnungen Wiens entstehen! Muss traumhaft werden! Ich war einmal, als die Tageszeitung Standard noch dort residierte im Palais Trautmansdorff - eine Wucht die Prunkräume...und das nun als Wohnung - ich sage nur: "Ultimo"!

    Einmal editiert, zuletzt von Exilwiener (5. Oktober 2017 um 09:43)

  • Neubaugasse 3:

    Meiner Meinung nach eher gut gelungen, schaut sogar schon etwas "gebraucht" aus ;) Die Fenster hätte man neu streichen können, aber wenigstens sind es keine Kunststofffenster. Übrigens schön zu sehen, dass man viel Geld in eine Fassade reingesteckt hat, aber nicht in billige Plastikfenster. Ich finde die Fenster fast wichtiger als die Fassade. Vor allem wenn es sich um Fenster handelt, die vor, und nicht etwa hinter der Fassade sitzen. Dann schaut sogar eine flache Fassade gut aus, denn die Fenster, deren Holzrahmen leicht herausragt, machen den Relief. Ein flaches Haus mit neuen Fenstern schaut aber schrecklich aus.

    Einmal editiert, zuletzt von Sean Apollo (14. Dezember 2015 um 12:02)

  • Moderationshinweis (Schloßgespenst):
    Direkteinbindung entfernt, Link muß genügen - bitte das Urheberrecht von Bildern beachten!

    Keine Ahnung wo genau das ist, hier die Quelle aber: http://www.malermeister-w.at/fassaden


    Ist vielleicht schon fast zu gut oder? Irgendwie ein bisschen Plastelin-/Disneylandmäßig. Vielleicht bin ich aber auch einfach zu kritisch…

  • Ich sehe mein Beitrag gefällt vielen, aber soo toll schaut das jetzt auch nicht aus. :D Ich glaube das ist nicht mal die original-Fassade.

    Manche Dinge schauen für mich falsch gemacht aus. Eigentlich fast alles. :D

  • Ich sehe mein Beitrag gefällt vielen, aber soo toll schaut das jetzt auch nicht aus. :D Ich glaube das ist nicht mal die original-Fassade.

    Manche Dinge schauen für mich falsch gemacht aus. Eigentlich fast alles. :

    Außer dem ziemlich entstellten Erdgeschoss sieht das doch sehr gut aus! Selbst wenn es nicht exakt der Originalgestaltung entspräche, sieht es für mich sehr stimmig aus. "Fast alles" wurde da also ganz bestimmt nicht falsch gemacht.
    Und natürlich gefällt es vielen hier. In Deutschland kann man außerhalb von [lexicon='Leipzig'][/lexicon] von solchen Fassadenrekonstruktionen nur träumen. Auf Gründerzeit gibt man hier nicht viel. Und selbst wenn hier sowas wie eine Fassadenreko passiert, sind es auch nie solche Brummer. In Deutschland findest du allerhöchstens in Berlin 5 Vollgeschosser aus der Gründerzeit und da auch nur sehr selten. Schon beeindruckend was Wien zu bieten hat.

  • Ja, Wien hat was Originalsubstanz angeht wirklich viel zu bieten (leider wird gerade deshalb viel abgerissen), aber Rekonstruktionen haben wir nicht viele. Und die, die ich in Deutschland gesehen habe (Gründerzeit-Fassadenrekos in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] oder Berlin) sind um einiges besser, als was in Wien gemacht wird. Das sieht man schon alleine an dem Faden. Hier nur zwei Seiten, dort hunderte… über's ganze Internet verteilt…

    Was mir an der Fassade nicht gefällt:

    Horizontale Linien sind von unten bis oben gleich. Unten hätte mir "Blöcke" mit einem gröberen Putz besser gefallen, wobei die Blöcke dann flacher werden sollte, je weiter man nach oben schaut. Und desto glatter dann auch der Putz.
    Dann diese Art Dreiecksgiebel, schaut meiner Meinung nach sehr fake aus.
    Und dann noch ganz oben, die Dekoration über den Fenstern in der vorletzten Reihe von oben, neben denen gibt es schräg drüber ebenfalls eine … hmm … wie soll ich es nenn, eine herausragende Form, die nicht zu den Fensterdekorationen passt wie ich finde, da sie vor allem irgendwie die Symmetrie bricht, und es deshalb einfach "falsch" ausschaut.

    EG-Zone ist sowieso eine Katastrophe.

    Es fällt im Straßenbild natürlich weniger auf, aber wenn irgendwann alle Häuser so aussehen, na serwas.

  • Am Graben-Hof wurde schon vor einiger Zeit ein Teil der Original-Fassade im Erdgeschossbereich, am linken Eck des Gebäudes, rekonstruiert. Obwohl ich fast täglich dort bin, bin ich irgendwie nie dazu gekommen, ein Bild davon zu machen. Meine Bilder sind auch nicht so toll, weil ich sie Nachts geschossen habe…

    So sah die Fassade am linken Eck vor kurzem noch aus:


    Es sah irgendwie aus, als hätte man die Fassade hinter dem Glas aus Kunststoff nachahmen wollen.

    Die anderen Seite, am rechten Eck, sah (und sieht) hingegen so aus:

    Ich dachte immer, so wie sie am rechten Eck ist, wäre sie damals (original) gewesen, aber so falsch war die "alte neue" Fassade (am linken Eck) aber glaub ich gar nicht (außer, dass sie anscheinend aus Kunststoff war), denn früher - vor noch längerer Zeit - sah sieh anscheinend so aus:

    Wer weiß aber von wann das Bild stammt, womöglich gab es eine Zeit - noch vor dem Bild - wo die Fassade doch wie das jetzige rechte Eck aussah. Aber es schien so, als hätten ziemlich viele kleine Geschäfte & somit Ladeneinbauten hier ihren Platz gehabt.

    Auf jeden Fall wurde das linke Eck der Fassade nun doch wie das jetzige rechte Eck gestaltet, und die Öffnung für das Rundbogenfenster wurde auch neu gemacht (Öffnung war ja rechteckig), und das sieht jetzt (im Vergleich zu dem ersten Bild) so aus:


    … was ich um Welten besser finde, besser als die "alte neue" Fassade, als auch die ganze alte Fassade, auf dem schwarz-weiß Bild.

    Vielleicht der Beweis, dass Neues manchmal besser sein kann, als Altes? :)

    Manche Ladeneinbauten sind schon beeindruckend, aber ich persönlich war schon immer mehr Fan von solchen großen Rundbogenfenstern als Vitrinen. :)


    So, jetzt habe ich es endlich geschafft, die Bilder hier hochzuladen und hab das endlich hinter mir. :D Jeden Tag geh ich dran vorbei und denk mir, ich muss für das Forum endlich paar Bilder schießen.

    Ansonsten möchte ich noch sagen, dass es in der Realität wirklich wunderschön aussieht, und dass die Mischung aus glattem und rauem Verputz (die dunkleren Flächen sind rauer) einfach nur toll ausschaut.

    3 Mal editiert, zuletzt von Sean Apollo (14. April 2016 um 21:37)

  • Eine weitere tolle Fassadenrekonstruktion in Wien. Das Haus wurde von seinem Besitzer, dem Herrn Günther Pantschier, einem ehemaligen Elektro- und Fernsehtechniker, saniert. 40% der Kosten wurden vom Altstadterhaltungsfond finanziert. Das ist interessant, denn das Haus steht in keiner Schutzzone. Ich dachte immer, nur Häuser, die in Schutzzonen stehen, hätten Anspruch auf den Altstadterhaltungsfond.

    So sah das Haus vor dem Krieg aus:

    Das Haus nach dem Krieg - hässlich:

    Und nach der Sanierung:

    Die Fassade ist nicht ganz dieselbe wie man sieht, die Fenster haben jetzt Dreiecksgiebel und andere, viel komplexere, Fassadenelemente um die Fenster herum, die zuvor einfacher gestaltet waren.

    Ich find's toll, allerdings hätte ich vielleicht die Fensterdekorationen kleiner gemacht, damit sie nicht so nah aneinander sind. Aber das ist reine Geschmacksache.


    Jetzt ist euch vielleicht noch etwas aufgefallen, und zwar hat das Haus ein weiteres Stockwerk bekommen… es fällt nicht wirklich auf, vermutlich weil es die beste und unauffälligste Aufstockung ist, die es nur gibt. Die Fensterformate sind ähnlich, oder vielleicht sogar gleich, es gibt anscheinend auch eine Art Gesims. Aufstockungen von dieser Qualität und dieser "Kategorie" kennt man eigentlich nur von damals. Es gibt ja einen Dachausbauten+Dachaufbauten, wo man die ganzen Katastrophen betrachten kann.

    Die Aufstockung ist fast interessanter als die Fassadenrekonstruktion. Ich bin wirklich beeindruckt. Ich frage mich nur, wie es drinnen ausschaut. Bin echt neugierig.

    Hier noch ein Bild von Herrn Pantschier (2. von links) im Hof seines Hauses. Eine schöne Tür ist ebenfalls zu sehen.

    Lustig ist, dass in dem Haus jetzt ebenfalls wieder ein Friseur ist.