Die Dresdner Debatte

  • Der Durchbruch Rähnitzgasse findet sich aber in allen Planungen zur Stadtreparatur wieder. Das liegt sozusagen auf der Hand. Ein Platz lebt auch von den Straßen aus denen er sich speist. Ein offener Platz, der von einer Art Stadtautobahn abgeriegelt ist, zur anderen Seite von Wohnplattenriegeln, mit der Hauptstrasse als Allee, das ist eigentlich recht absurd. Rähnitzgasse erlaubt erst die Verbindung. Auf einen solchen Platz muss schon der Fußgänger strömen können. Auch die Vorkriegssituation des Platzes ist nicht befriedigend.

    Diese "Ecken" kommen doch aus anderen Ländern. Nehmen wir Brüssel Louiza, eine Luxusecke. Waterloolan Ecke Av Luise, Richtung Süden. Straßenausmündungen mit "offenen Ecken" neigen dazu Gammelecken zu werden obwohl das hier Bestlage ist. Normalerweise kommen in diesen Ecken immer die Metroeingänge hin. In Brüssel ist dieser Platz ganz unglücklich gelöst. So schlimm wie dort hat es die Stadt Dresden am Postplatz nicht getrieben. Meiner Ansicht nach sollte man den Neustädter Markt mit dem Karlsplatz in München vergleichen ("Stachus").

    Die Öffnung aus der anderen Seite ist erforderlich für eine Neubebauung, für die derzeit die Mittel fehlen. Die auf dem Platz gepflanzten Bäume sind ein Zeichen davon, dass man diesen Platz gar nicht haben will. Aus dem gleichen Grunde die Zipfelbauten in den Plänen. Der Neustädter Markt ist "ok" aber er ist eben gar nicht das Pracht-Highlight, wenn man bedenkt, dass da der Goldene Reiter steht. Wenn man der Nachkriegskonzeption folgt, dann fehlt eigentlich ein repräsentatives Tor auf der Hauptstraße.

  • Der Stachus ähnelt in seiner Disposition in der Tat frappierend dem Neustädter Markt!
    Man sollte sich allerdings einmal vorstellen, dass die Rondelle, die einzigen Ruhepunkte inmitten der vollkommenen Zerrissenheit, von Straßen durchbrochen werden würden. Die Anlage wäre noch unharmonischer als sie jetzt schon ist!
    Ebenso empfinde ich es mit dem Durchbruch der Rähnitzgasse, da einzig die "Flügel" eine gewisse sammelnde Kraft besitzen und so etwas wie Ruhe, Ausgeglichenheit und letztlich Harmonie in das Ensemble bringen. Wenn man sie also durchbrechen würde, wäre dies obsolet, eine "Verschlimmbesserung". Meiner Meinung nach kann der Platz eben nicht durch die Durchbrüche von Straße und Gassen geheilt werden, sie würden ihn vollends zerschlagen, sondern nur durch eine komplette Neubebauung. Dies gilt allerdings nur unter der Prämisse, dass die "Stadtautobahn" beseitigt würde.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Hier noch mal ein bildlicher Eindruck:

    Av Luise, die eine Ecke. Wie gesagt, der Platz in Brüssel ist extrem misslungen, wenn Du dran denkst, dass Av Luise einen Luxuseinkaufmeile und auf der anderen Seite die Av Luise direkt an den gigantischen Justizpalast führt...

    Sicherlich erinnert man sich auch an andere runde Plätze, warum funktionierte der Belle Alliance Platz aber nicht der heutige Mehringplatz in Berlin? Warum entwickelt sich eine solche 70er Jahre Platz Planung zur Gammelecke?

    Beim Stachus hat man diese gigantische Passage unter der Straße. Passagen bringen immer ein wenig Schmuddel auf einen Platz, vor allem, wenn sie nicht so frequentiert sind. Dann könnte man natürlich die Autos unter die Straße legen. Das wäre bestimmt nicht ganz billig und man beachte, wir sind nah an der Elbe. Oder das wäre dann gerade eine Art Überlaufbehälter im Notfall?! Vor allen Dingen, was soll mit diesem riesigen Platz dann anfangen?

  • Zitat

    All diejenigen, die historisierende Architektursprache fordern erscheinen mir als gestrige Menschen, die vergangenen Bildern nachhängen. Die Kritik an den "Betonbauten" ist ene scheinheilige - selbst die Repliken am Neumarkt, stellen zu 90% Betonbauten dar, denen ein historisirendes Fassadenbild "vorgehängt" wurde. Beton ist ein Baustoff, der seit Jahrtausenden (die Römer haben ihn entwickelt) Verwendung findet. Ich wende mch als Bewohnerin der Inneren Neustadt ausdrücklich dagegen, von Menschen, die nicht hier leben, aufdoktruiert zu bekommen, in welchem Umfeld ich leben soll!

    Dresdner Debatte zu Inneren Neustadt

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Die Kritik an Betonbauten ist eine Frage des Kosten-Nutzen-Sinn Problems. Es geht schnell, allerdings muss eine dicke Schicht Wärmedämmung drauf, die, wenn man schon durch Beton spart, nicht aus Naturmaterialien besteht sondern aus nachtregendem Kunststoff. Beton ist eine Wärmebrücke das weiß ja nun Jeder. Private Bauherren mit Geldbeutel bauen immer massiv mit klassischem Mauerwerk. Ich sehe hier selten Eigenheime in guter Lage entstehen, die einfach in Beton gegossen werden. Zudem ist Beton der abolute Looser wenn es um den Austausch von Luft und Wasserdampf geht. Moderne Ziegel und Gasbetonsteine sind dort klar im Vorteil.

  • Zitat

    Komischerweise sind die Barockfans aber nur Barockfans im Sinne heiler-Welt-Fassaden: Auf breite Straßen im Duktus der 60er Jahre würden sie - als zumeist überzeugte Autofahrer - nie verzichten wollen. Was für eine Doppelzüngigkeit!

    Zitat: Konrad Krause am 03.10.2011 | 10:12


    Wir sind entlarvt worden!

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  • ^
    Ich kann den Beitrag nicht finden und bitte daher um einen Direktlink. :smile:

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  • Vielen Dank, ich hatte mich bislang mehr auf die von Nutzern eingestellten Beiträge konzentriert und weniger auf die des Stadtplanungsamts.

    Habe das jetzt aber alles mal auseinandergenommen (Gast am 04.10.2011 | 14:22).


    Das hier ist ja auch nicht schlecht:

    Zitat

    Insofern ist die Debatte vielleicht sogar überflüssig, denn sie wird doch stark instrumentalisiert von fanatischen Abrissfans, die aber wohl doch in der Minderzahl sind.

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    2 Mal editiert, zuletzt von youngwoerth (4. Oktober 2011 um 14:38)

  • Das hier ist ja auch nicht schlecht:

    In der Freudschen Lehre gibt es diese "anal" Motive. :buchlesen: Damit ist die Behauptung gemeint, dass bestimmt Kinder toll finden mit vollgeschissener Hose rumzusitzen. Das prägt sie für's Leben. Ganz ähnlich mag es auch mit einigen Plattenbewohnern sein, denen es nur auf günstige Mieten und den Erhalt des Status Quo bei den Platten in Bestlage ankommt. Die Entwicklung ihrer Stadt und das Stadtbild ist ihnen egal. Hauptsache keiner stört sie, keine Touristen, kein Bagger, kein Wandel, keine wirtschaftliche Entwicklung. Die böse Gentrifizierung droht, wenn das Gebiet attraktiver wird, darum pocht man auf den Status Quo.

    Ich finde, man sollte mehr Bewusstsein für die historische Gestalt der Inneren Neustadt schaffen. Es gibt doch viele tolle Fotos!

    Einmal editiert, zuletzt von Agon (4. Oktober 2011 um 16:52)

  • Agon: Wie nötig das ist, sieht man an Beiträgen wie diesem:

    Zitat

    Gast am 06.10.2011 | 23:35

    Wozu das Neustädter Rathaus? Ich will nicht entmietet werden, nur damit mehr Touristen kommen!!

    Ein Anwohner

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  • Gast am 04.10.2011 | 12:13

    Zitat

    Da hat Dresden nun einen funktionierenden Strassenzug mit kostengünstigen Wohnungen und attraktiven Läden in Nähe zum Stadtzentrum und stellt genau diese Qualität, die in vielen anderen Städten ganz und gar nicht selbstverständlich ist zur Diskussion? Warum eigentlich? Wird ernsthaft erwogen das überflüssige Rathaus anstelle von Wohnungen wieder aufzubauen? Hilfe!

    Hilfe! ;)

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  • Gast am 09.10.2011 | 20:02:

    Zitat

    Ich denke, die Debatte (...) ist vollkommen überflüssig. Kein vernüftig denkender und in unserer Zeit verankerter Mensch würde solch abstruse Forderungen zum Abriss funktionaler und ästhetisch ansprechend sanierter Bauten stellen. Was bewegt diejenigen, die die Debatte auf diesen Punkt fokussieren wirklich? Ist es eine Gesellschaftskritik? Ist es persönliche Unzufriedenheit? Ist es gar der Anspruch nach Macht, nachdem "positiven" Gefühl, mitbestimmen zu können, in dem Fachexpertise diskreditiert wird? Ich wünsche dem Stadtplanungsamt Gelassenheit bei der Bewertung der nach meinem dafürhalten unnötigen und unzeitgemäßen Statements. Und ich drücke die Daumen, dass der Fokus auf die wirklich wichtigen Themen, wie die der Qualifizierung des öffentlichen Raums, der Verneutzung mit den angtenzenden Stadtquartieren, der Etablierung der Inneren Neustadt als lebenswertes Stadtquartier mit besonderer Austrahlung, gelingt.


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  • Gast am 09.10.2011 | 19:45:

    Zitat

    Das Modell des Wiederaufbaus des Stadtraumes um die Frauenkirche sollte keinesfalls für die Innere Neustadt zur Anwendung kommen, denn es ist ein künstliches bis lebloses, welches nichts mit den realen Lebensweltender Menschen des 21. Jahrhunderts zu tun hat sondern lediglich die oberflächige Sehnsucht nach alten - scheinbar geordneteren Bildern der gebauten Umwelt befriedigt. Keinesfalls kann in solchen Strukturen zeitgemäß gelebt, gehandelt, gearbeitet werden. Alles ist Fassade und diffamiert uns zu Betrachtern einer vergangenen Welt.


    [url]http://www.dresdner-debatte.de/index.php?page…&menucontext=35[url]

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  • Gast am 11.10.2011 | 19:29:

    Zitat

    Die Innere Neustadt bietet nach meinem Dafürhalten mit den vorhandenen unterschiedlichsten Baustrukturen, die vom Barock bis in unserer heutige Zeit reichen Raum für unterschidelichste Lebenswelten/Lebensmodelle. Keine Nutzer- oder bewohnergruppe sollte durch eine einseitige Ausrichtung des Städtebaus, der Architektur, des öffentlichen Raumes für eine kleine Zielgruppe verdrängt werden. Vielmehr sollte die Vielgestaltigkeit erhalten und gestärkt werden. Ich spreche mich daher ausdrücklich für die Anerkennung der Bauten der Nachkriegsmoderne und für zeitgenössisches Bauen aus, da insbesondere letzteres gewährleistet, dass die Innere Neustadt nachgefragt, nachhaltig und "jung" bleibt.


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  • Psychologiekurs für Anfänger:

    Zitat

    Den Versuch, eine nicht mehr existente Bebauung, eine nicht mehr existente Nutzung (Rathaus) wieder aufzubauen, kann ich in keinster Weise nachhalten. Welche Bedürfnisse stehen hinter dem Sich in die Vergangenheit wenden? Fühlen Sie sich in der heutigen Zeit nicht verankert? Stürzen so viele Prozesse auf Sie ein, dass Sie auf die Bilder der Vergangeheit als gesicherte Antworten zurückgreifen? Ich kann verstehen, wenn das Bedürfnis zum Wiederaufbau des Kerns der Stadt entlang historischer Grundrisslinien besteht, da diese linien über Jahrhunderte gewachsen sind, Folge städtischer Prozesse, wie Handel, Handelswege, Festungsbau, Festungsniederlegung, Stadtwachstum etc. sind und darüber "Charakter, Authentizität, Typik entfalten. Aber was führt Sie zur Mißachtung einer ganzen Epoche- der Wiederaufbauleistung nach 1945? Glauben Sie nicht, dass Sie damit diejenigen diskreditieren, die in der Inneren Neustadt ihre Heimat gefunden haben oder diejenigen, die diese Leistung vollbracht haben einschließlich derer, die die Bauten mit sorgsam psoitionierten Maßnahmen für die Zukunft tauglich gemacht haben? Ich kann nachhalten, dass das Heute teilweise überfordert - jedoch dürfte die bauliche Vergangenheit keine Antwort auf heutige Bedürfnisse und erst Recht nicht für die Zukunft bereit halten.


    Gast am 11.10.2011 | 19:41
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  • Böse, böse, der Herr Reinert:

    Zitat

    Ausgerechnet diese - wenngleich nur sehr reduziert wiederaufgegriffene - Gestaltqualität einer symmetrischen Einfassung des Goldenen Reiters ist durch die Sanierungsarbeiten an der sog. „Watzke-Platte“ 2004 „auseinandersaniert“ worden; der Versprung der Loggienöffnungen, gerne als „spannungsvoll“ bezeichnet, bringt zusätzliche Unruhe, die dunkelgraue Fassung eine triste Note, das Gesamtergebnis erinnert an Schießscharten in Flakbunkern des Westwalls und verweigert sich brüsk jedweder Traditionsline des Ortes, vom gerne beschworenen „Genius loci“ ganz zu schweigen.

    Ich fände es grundsätzlich besser über Zukunftsvisionen als über die Qualitäten der Platte zu sprechen. Insbesondere zu verdeutlichen, warum das Neustädter Rathaus an dem Ort so wichtig ist für das Gesamtquartier.

  • Ich fände es grundsätzlich besser über Zukunftsvisionen als über die Qualitäten der Platte zu sprechen. Insbesondere zu verdeutlichen, warum das Neustädter Rathaus an dem Ort so wichtig ist für das Gesamtquartier.


    Einfach machen! ;) Dresdner Debatte zu Inneren Neustadt

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