Die Dresdner Debatte

  • Die Dresdner Debatte ist jetzt beendet und das Ergebnis - welch Wunder - ist ganz im Sinne der Erfinder:

    Zitat

    In der letzten Woche wurden vermehrt Beiträge geschrieben, die vermittelnd zwischen Alt und Neu wirken oder moderne Akzente setzen. Der Neumarkt könnte die Vergangenheit und die verschiedenen Zeitschichten – auch die heutige - sichtbar machen.


    Dresdner Debatte

    Wir sehen also, dass die Bürger genau das wollen, was auch die Stadtplanung will. Dass 90% eine ausschließlich historische Bebauung wünschen und dass auch jetzt schon 2/3 der Bauten als moderne "Akzente" verwirklicht wurden, spielt auch keine Rolle. Diese Debatte ist eine Farce und nur eine weitere Maßnahme, die Bürger für dumm zu verkaufen.

  • So...damals hieß es..im September werden die Ergebnisse zur Dresdner Debatte veröffentlicht? So, nun ist der September fast schon wieder vorbei. Auf der Seite ist die Zeit auch stehen geblieben...

    tja...

    Gruß DV

    "We live in the dreamtime-Nothing seems to last. Can you really plan a future, when you no longer have a past." Dead Can Dance - Amnesia

  • Es ist soweit:

    Zitat

    Einladung zur Abschlussveranstaltung
    Dresdner Debatte: Der Neumarkt

    am 9. November 2010, 19.00 Uhr
    in den Festsaal im Rathaus, Dr.-Külz-Ring 19, 01067 Dresden.

    Auf der Abschlussveranstaltung werden Resonanz und Dialog-Ergebnisse der ersten Dresdner Debatte durch die Initiatoren vorgestellt. Bürgermeister Jörn Marx, Beigeordneter für Stadtentwicklung, und weitere Experten diskutieren über das Fazit, beantworten Fragen des Publikums und geben einen Ausblick auf die folgenden Dresdner Debatten.

    Quelle: GHND

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • War jemand bei der Veranstaltung? Wenn dem nicht so sein sollte, kann ich ja bei nächster Gelegenheit einen kleinen Text als Zusammenfassung der Dresdner Debatte verfassen.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • @ Bilderbuch
    das wäre sehr schön, da ich gestern leider bis 20.00 Uhr im Büro gesessen habe und keine Gelegenheit hatte, die Veranstaltung zu besuchen.
    Danke schonmal im Voraus.

  • Zitat

    Folgenlose Neumarkt-Debatte?
    Die Entwicklung des Platzes rund um die Frauenkirche scheint vor allem ältere Herren zu interessieren. Die 40000 Euro teure Debatte brachte aber wenig Neues.
    Torsten Kulke von der Gesellschaft Historischer Neumarkt ist enttäuscht von der „Dresdner Debatte“ zum Neumarkt. „Das soll der viel versprochene hochdemokratische Prozess sein? Die Meinungen der Bürger werden gesammelt und dann den Expertengremien zur Entscheidung vorgelegt“, sagt er. Doch diese Experten, wie die Gestaltungskommission, seien genau jene, die aus Erfahrungen der Bauhausschule die heutigen Stadtgesellschaften geprägt haben.

    Schsische Zeitung [online] - Nachrichten Dresden: Lokale News, Politik, Veranstaltungen, Wirtschaft

    Hat jemand den ganzen Text? Auf der GHND Seite ist er (noch) nicht...

  • Zur Zusammensetzung der Expertenrunde, möchte ich gerne auf Folgendes hinweisen:
    1. Expertertin Daniela Riedel, Zebralog, Canan Rhode-Can, Freie Architektin. Diese war selbst unmittelbar an der Studie beteiligt (Studie erstellt von Zebralog GmbH & Co. KG, Berlin)! Kann man dann erwarten, das die Debatte selbstkritisch beleuchtet wird???
    2. Teilnehmer Prof. Knerer ist ein alter Bekannter und in Dresden sowieso überall mit dabei wenns um Städtebau geht (Neubau an der Hauptstraße sowie am Postplatz und die entsprechenden Diskussionen)
    3. Teilnehmer Prof. Will war auch bereits bei der Diskussion zur Neubebauung der Hauptstraße dabei. (seine Sicht damals kann man hier nachlesen: http://www.architekturforum.net/viewtopic.php?…=3263&start=672 runterscrollen zu meinem Post vom 28.04.)

    Im offiziellen Abschlußbericht auf S. 65 kann man die Sichtweise Prof. Wills wunderbar nachlesen:

    Zitat

    Letztendliche Entscheidungen sollten durch die Fachleute getroffen bzw. vorbereitet werden – der Neumarkt
    ist kein Ort der Beliebigkeit des Plebiszits.


    Na prima! Damit fühlt man sich als engagierter Bürger ja wunderbar respektvoll angesprochen... :augenrollen:
    Diese Aussage spiegelt doch genau die selbstherrliche Sichtweise der Gestaltungskommission wieder. Ich erinnere an diesen Artikel vom März 2009: http://www.sz-online.de/nachrichten/artikel.asp?id=2114385. Prof. Will untermauert diese Sichtweise also neuerlich. Damit ist der Ansatz der Einbeziehung der Bürger von vornherein untergraben!

    Prof. Knerer formuliert es nur etwas verschlungener:

    Zitat

    Nach Auffassung von Prof. Thomas Knerer muss widersprüchlichen Bedürfnissen nicht in allen Fällen gefolgt
    werden. Da die Diskussion um Architektur und Stil Ausdruck des Bedürfnisses nach Sicherheit ist,
    verhilft dem Neumarkt nicht das Eingehen auf alle – teilweise sogar widersprüchliche Befindlichkeiten - zu
    einer positiven und nachhaltigen Wahrnehmung. Vielmehr sind die Kommunikation fachlicher Kompetenz,
    die Übernahme politischer Verantwortung und klare Entscheidungen erforderlich.


    Also: keine Rücksichtnahme auf Befindlichkeiten - Expertenmeinung durchregieren...

    In Anbetracht dieser Aussagen im offiziellen Abschlußbericht, bin ich der Meinung, dass viele der verantwortlichen Akteure in Dresden noch nicht wirklich erkannt haben, worum es in einer offenen Bürgerdebatte geht. Leider kommt einmal mehr der Eindruck rüber, die Veranstaltung hatte lediglich Alibi-Funktion.
    Schade!

  • Zitat

    Hat jemand den ganzen Text? Auf der GHND Seite ist er (noch) nicht...

    Hier!

    Donnerstag, 11. November 2010
    (Sächsische Zeitung)

    Folgenlose Neumarkt-Debatte?

    Die Entwicklung des Platzes rund um die Frauenkirche scheint vor allem ältere Herren zu interessieren. Die 40.000 Euro teure Debatte brachte aber wenig Neues.
    Torsten Kulke von der Gesellschaft Historischer Neumarkt ist enttäuscht von der „Dresdner Debatte“ zum Neumarkt. „Das soll der viel versprochene hochdemokratische Prozess sein? Die Meinungen der Bürger werden gesammelt und dann den Expertengremien zur Entscheidung vorgelegt“, sagt er. Doch diese Experten, wie die Gestaltungskommission, seien genau jene, die aus Erfahrungen der Bauhausschule die heutigen Stadtgesellschaften geprägt haben. Bürgermeinung nur als Alibifunktion.

    Auch die Ergebnisse der 40.000 Euro teuren „Dresdner Debatte“ seien wenig überraschend, schätzt Kulke ein. So gibt es bei den Dresdnern eine weitgehende Anerkennung der bisherigen Entwicklung auf dem Neumarkt. Der Platz stehe für das historische Dresden und sei ein Magnet für Touristen. „Einige Teilnehmer sprachen sich auch für zeitgenössische Akzente aus, die Barockisierung dürfe nicht ins Uferlose getrieben werden“, erläuterte Organisatorin Daniele Riedel am Dienstagabend zur öffentlichen Auswertung der Debatte. Obwohl es der Stadt hauptsächlich um die Nutzung des Neumarkts ging, wollten sich die Dresdner viel lieber zur Architektur äußern. Wenig neu ist auch der Wunsch nach mehr Grün und Sitzmöglichkeiten. Zudem sollte der Neumarkt stärker für künstlerische Aktivitäten genutzt werden, schlugen die Dresdner vor.

    20.276 Dresdner klickten sich im Sommer auf den Internetseiten zur Dresdner Debatte ein. Tausend Wortmeldungen und 475 geäußerte Ideen waren das Ergebnis. 70 Prozent der Teilnehmer waren Männer und die Altersgruppe zwischen 50 und 70 Jahren stark vertreten.

    Sie bildeten auch die Mehrheit der rund 200 Zuhörer zur Auswertung im Rathaus. Doch bevor sie zu Wort kamen, vergingen zwei Stunden mit Auswertungen, die es zuvor schon per Handzettel gab, und einer Podiumdiskussion. Offensichtlich war es wenig interessant, denn 120 Zuhörer verschwanden schon vor der Aussprache. (SZ/kle)

  • Ist ja alles nichts Neues. Die Bürger durften mal wieder sagen was sie sich wünschen, die "Experten" geloben Besserung, dass sie ihre Vorstellungen "besser kommunizieren" werden, denn in städtebaulichen Fragen darf man selbstverständlich nicht aufs Volk hören.

    Dabei ist der Neumarkt ein einmaliges Beispiel, wie Volkes Wille zu einem massiven Qualitätszuwachs der Bebauung führen kann. Man sehe doch nur zum Kontrast in die Umgebung: Altmarktgalerieerweiterung, Altmarktbebauung, Postplatz, alles Schrott und auswechselbar.

  • Ja, aber diese Fragestellung allein war schon nicht annehmbar. Imgrunde eine Beleidigung der GHND - ich an ihrer Stelle hätte diese 'Debatte' von Anfang an verweigert.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Zitat von "Vitruv"

    Dabei ist der Neumarkt ein einmaliges Beispiel, wie Volkes Wille zu einem massiven Qualitätszuwachs der Bebauung führen kann. Man sehe doch nur zum Kontrast in die Umgebung: Altmarktgalerieerweiterung, Altmarktbebauung, Postplatz, alles Schrott und auswechselbar.


    Wir hätten heute wahrscheinlich ein Neumarktcenter mit 80.000qm Verkaufsfläche, Dachparkdeck und Frauenkirchenanschluß...

  • Ich wollte ja noch ein paar Zeilen zu der Veranstaltung schreiben...

    Die Dresdner Debatte startete pünktlich um 19:00 im Plenarsaal des Dresdner Rathauses mit einem Grußwort des Baubürgermeisters Jörn Marx, der die neue Art demokratischer Planungsbeteiligung in hohen Tönen lobte und die von ihm ausdrücklich als zusätzliche Möglichkeit zu den vielfältigen anderweitigen Angeboten bürgerlicher Einflussnahme hervorgehoben wurde. Dabei unterstrich er überraschenderweise die Tatsache, dass viele Planungen der Vergangenheit unter einer mangelnden Akzeptanz der Bevölkerung leiden würden, weswegen eine zusätzliche Kommunikationsebene mit der Bevölkerung gewünscht wurde.
    Nach derartig warmen Worten folgte ein kurzes Referat der Organisatorinnen, die einige Fakten, statistische wie inhaltliche, kurz vorstellten. „Überraschenderweise“ wurde die Internetplattform zu zwei Dritteln von Männern genutzt, die, und jetzt folgte für mich eine Überraschung, mehrheitlich in der Altersgruppe zwischen 50 und 70 anzutreffen waren. Dem demokratischen Grundgedanken dieses Forums sprach allerdings entgegen, dass von den ca. 20.000 Nutzern nur knapp 500 wirklich Vorschläge eingebracht hatten. Mehrfach wurde darauf hingewiesen, dass sich ein Großteil der Nutzer sehr stark für die Architektur interessiert hätte, was ja ausdrücklich nur eine Nebenkomponente der Diskussion sein sollte, und wovon ca. 2/3 wiederum einen größtmöglich historischen Wiederaufbau forderte, was schlussendlich zu der Bemerkung von Frau Engel vom Stadtplanungsamt, die daraufhin ihre kurze Rede halten durfte, führte, dass man also mit einem bewehrten Konzept auf dem richtigen Weg sei.
    Interessant war dann noch die kurze Einlage von Herrn Dietze von der Baywobau, der neben einigen humorigen Weisheiten seiner Mutter, die schließlich im Ausspruch gipfelten, dass er doch geliebt werden wollte, nach dem Motto ablief, dass Angriff immer noch die beste Form der Verteidigung sei. So kam er auch prompt auf das Thema Beton zu sprechen, den er mit den höchsten Grundstückspreisen Sachsens und doppelt so hohen Baukosten als bei vergleichbaren Bauvorhaben zu begründen suchte. Gleichzeitig lobte er das selbstlose Engagement seines Unternehmens, das unter derartig schlechten Voraussetzungen für den Wiederaufbau der Dresdner Altstadt kämpfe.
    Das anschließende Podium, dem neben Herrn Dietze, Herrn Marx und Frau Engel auch noch Herr Brauns (CDU), Herr Löser (Bündnis 90/Grüne) und Herr Prof. Wiel (TU Dresden) beiwohnten, geriet aufgrund der mangelhaften Moderation eines mir namentlich nicht mehr bekannten Herrn, zu einem vor allem zeitlich gesehenen Chaos, wodurch auch recht viele Zuhörer den Saal verließen.
    Das Podium einigte sich recht schnell darauf, dass der Neumarkt ein gelungener funktionierender Platz sei, dessen Probleme im Angebotssektor sich schnell aufgrund der marktwirtschaftlichen Selbstheilungskräfte verwachsen würden. Prof. Wiel betonte in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass der Neumarkt nicht aufgrund der großartigen Planungen so gut funktioniere, sondern vielmehr ein Erbe unserer Vorfahren sei, welches sich wohl auch ohne die Zerstörungen in eine ähnliche Richtung entwickelt hätte.
    Herr Löser von den Grünen warf die Frage nach dem Demokratiegehalt der Veranstaltung in den Raum, der schon aufgrund der fremdbestimmten Fragestellung und des Themas nicht sonderlich hoch sein konnte. Letztlich einigte man sich darauf, dass die Debatte für den Neumarkt zu spät gekommen sei und man bei zukünftigen Veranstaltungen (Postplatz, Neustädter Markt, Hafen-City) die Bevölkerung schon im Vorfeld viel stärker einbinden müsse.
    Nach der Öffnung der Veranstaltung für Fragen aus dem Auditorium entbrannte schnell eine Debatte um den Postplatz, die schließlich in der Frage gipfelte, was architektonische Qualität, ja was gute Architektur sei. Herr Wiel konnte auf diese Frage keine Antwort geben und erteilte danach den Rat, Architektur zu studieren und es anschließend besser zu machen. Alle Beteiligten auf dem Podium waren sich aber überraschend schnell darüber einig, dass der Wilsdruffer Kubus ein Desaster sei. Allerdings betonte in diesem Zusammenhang Frau Engel die Defizite der Baugesetzgebung, die eine größere Einflussnahme des Stadtplanungsamtes über den Wettbewerb hinaus kaum zuließe. Herr Brauns forderte schließlich, Wettbewerbe generell nicht mehr durchzuführen, da durch sie immer die Politik am Ergebnis schuld sei.
    Nach heftigen Protesten verteidigten Frau Engel und Herr Marx ausdrücklich den Schürmann-Plan, dessen noch nicht stattgefundene Ausführung für die mangelnde Akzeptanz in der Bevölkerung verantwortlich sei. Bessere Alternativen für die Postplatzplanungen gebe es eh nicht, wie ein runder Tisch aus Stadtplanern und Vertretern der Immobilienwirtschaft am Anfang dieses Jahres gezeigt hätte. Abgesehen davon sei man aber auf einem guten Weg und erklärte gleichzeitig der Town-House-Idee entlang der Wallstraße eine Anfuhr. Herr Löser warf in diesem Zusammenhang die Frage auf, wie bindend etwa der Schürmann-Plan sei, der im Falle der Altmarktgalerie ja vollkommen missachtet wurde.
    Gegen 22:00, als man auch noch einmal die laufende Freiraumplanung des Stadtplanungsamtes für das Gewandhausgrundstück ansprach, verließ ich, zumindest in dieser Hinsicht beruhigt, die Veranstaltung.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Marx und Engel ;) verteidigen den Schürmannplan und drücken Richtung Townhouse-Wassergraben. Ich könnte kotzen, denn das wird wie der SAP-Kubus einfach mies aussehen. Sowas kann man einfach nicht gegenüber des Zwinger bauen, wer ist so unsensibel??

  • Die Dresdner Stadtplanungsverantwortlichen sollten alle in die Lehre nach Stuttgart geschickt werden, gleich von Anfang an lernen, was neue Formen der Bürgerbeteiligung sind und bei den S21 Schlichtungsgesprächen "nachsitzen" ! 8)
    In Stuttgart sind die Zeiten selbstherrlicher, arroganter Bürgerignoranz seitens Politik und Immo-Wirtschaft alsbald vorbei! Welch' ein Glück, hoffentlich mit breitester Auswirkung auf das ganze Land. Dresden wünsche ich eine Protestbewegung wie in Stuttgart. Die Waldschlösschen-Proteste hätten der Anfang sein können!

  • Zitat von "Christoph"

    Im offiziellen Abschlußbericht auf S. 65 kann man die Sichtweise Prof. Wills wunderbar nachlesen:

    "Entscheidungen durch Fachleute" ist ja nichts grundsätzlich verkehrtes - wenn diese "Fachleute" Kunsthistoriker wären, statt von missionarischem Eifer zerfressene Altmodernisten und unbelehrbare Betroffenheits-Gutmenschen.

  • Zitat

    "Entscheidungen durch Fachleute" ist ja nichts grundsätzlich verkehrtes - wenn diese "Fachleute" Kunsthistoriker wären, statt von missionarischem Eifer zerfressene Altmodernisten und unbelehrbare Betroffenheits-Gutmenschen.

    Es ist genau so wie Schloßgespenst es vorhin schrieb! Ich sehne den Tag herbei, an welchem die letze Ideologie des 20. Jahrhunderts vom Sockel gestürtzt wird! "Mandas`ischt Zeit" wie Andreas Hofer melden würde!

  • Ob es damit getan wäre? Die ursprünglich links orientierten Architekten, die noch den Traum vom besseren Menschen in einer besseren Welt geträumt haben, sind doch längst mit dem Kapitalismus verbandelt und hüllen nur noch lukrative Schrottarchitektur in ihre verheißungsvolle Worte. Diese Heuchlerei, dieser Selbstbetrug, wird kaum überwindbar sein. Aber wir sind auf einem guten Weg, indem immer mehr Menschen die Täuschung durchschauen. Die letzte Ideologie, die gestürzt werden müsste, wäre höchstens der Kapitalismus selbst.

  • Zitat von "Schloßgespenst"

    "Entscheidungen durch Fachleute" ist ja nichts grundsätzlich verkehrtes - wenn diese "Fachleute" Kunsthistoriker wären, statt von missionarischem Eifer zerfressene Altmodernisten und unbelehrbare Betroffenheits-Gutmenschen.

    Meiner Meinung nach diskutieren wir hier etwas am Thema vorbei! Die Initiatoren dieser Debatte haben, Frau Engel wies in ihrem Vortrag mehrmals darauf hin, keine Architekturdiskussion, was man natürlich als Manko ansehen kann, führen wollen, sondern neue Anregungen und Wege für das Funktionieren des Quartiers gesucht. Deshalb hat man sich auch stets von der "Architekturfrage" distanziert und stattdessen den gelungenen Mix aus Alt und Neu gelobt.
    Frau Engel unterstrich dann auch vehement, dass man sich in ihrem Ressort vielmehr um Funktionen kümmere und die eigentliche Architektur durch Wettbewerbe zu bestimmen suche. Gleichzeitig unterstrich sie, was ich ja bereits geschrieben hatte, dass die Baugesetzgebung in dieser Hinsicht wenig hilfreich sei und den Einfluss der Stadt auf Gestaltfragen und letztliche Ausführung minimiere. Auf die Architektur am Neumarkt könne man hingegen aufgrund der Gestaltungsatzung einen gewissen Einfluss nehmen. Auf die Frage von Herrn Löser, warum eine solche Satzung dann nicht auch für andere Gebiete erlassen werden könne, folgte leider keine Antwort.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Zitat von "bilderbuch"

    Deshalb hat man sich auch stets von der "Architekturfrage" distanziert und stattdessen den gelungenen Mix aus Alt und Neu gelobt.

    Eins meiner Hauptprobleme mit den heutigen Stadtplanungsbehoerden. Es wird einem immer wieder erzaehlt, wie herrlich gelungen doch so ein Mix aus Alt und Neu sei. Die Meinung kann ich beim besten Willen nicht teilen, dagegen straeubt sich in mir immer alles. -- Und von wegen von der "Architekturfrage distanziert!" Diese mit den automatischen Lobeshymnen ueber den Alt-Neu Mix umgangen oder vermieden waere da eher angebracht. :boese: Aber nichts gegen Frau Engel. :engel: