New York City (Galerie 1)

  • Kaum zu glauben, dass es hier noch keine Galerie der tollsten Stadt der Welt gibt. Ich war vor fünf Wochen da und möchte ein paar Bilder einstellen.

    Ohne große Vorreden beginne ich mit einer Aufnahme der Südspitze Manhattans, unverkennbar eine Vorkriegsaufnahme. Die markanten Gebäude sind weitgehend noch erhalten. Links unten beginnt der Broadway, der sich bekanntlich über die ganze Insel zieht. Vom ersten Stück des Broadway bis zum Woolworth Building beginne ich mit einigen Bildern, meiner Meinung nach ist dieses Stück des Broadway, ein fast geschlossene Ensemble aus Gebäuden von ca. 1900 bis ca. 1935, phantastisch und einzigartig auf dieser Welt (in Chicako war ich noch nicht).

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    Quelle: http://www.diathek.kunstgesch.uni-halle.de

    Hier sehen wir die Südspitze Manhattans von der Staten Island Ferry aus. Ich war schon mal im März 2001 auf dieser Fähre, da standen links noch zwei hohe Türme, geschätzt doppelt so hoch wie die sonstige Bebauung. Immer noch kaum zu glauben, dass die beiden Türme weg sind.


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    Jetzt haben wir uns an den Beginn des B-way deutlich angenähert. Das Bild ist von der wackeligen Fähre aus ein Glückstreffer, wir sehen im Hintergrund die geniale Platzierung des Chrysler Buildings in der scheinbaren Verländerung des B-way (der aber tatsächlich irgendwann links abknickt). Links vom Bway sehen wir das große, schwarze 1 Liberty Plaza, dahinter das Woolworth Building. Rechts vom Bway steht das hohe, schlanke, 1 Wall street, davor, unten etwas gekrümmt, oben mit einer pyramidenartigen Spitze befindet sich 26 Broadway, das ehemalige Standard Oil Building. Rechts vorne, relativ flach, ist das US Custom House zu sehen.

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    Das U.S. Custom House (Cass Gilbert 1907). Architekten sind normalerweise meine Feinde, hier in New York aber haben einige für mich beachtliches geleistet, weshalb ich die markantesten namentlich erwähne. Im Bereich der Südspitze Manhattans fällt der Name Cass Gilbert besonders oft, der sich in der Phase 1890-1920 besonders ausgezeichnet hat, ein Pionier der frühen Wolkenkratzer.

    Cass Gilbert - Wikipedia, the free encyclopedia

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    Kühlerfigur vor dem U.S. Custom House, im Hintergrund die Fassade von 2 Broadway.

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    Etwas nach Westen gewandt sehen wir das Whitehall Building (1904), das mir persönlich besonders gefällt.

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    Das Standard Oil Building (1920-1928).

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    Nochmal das Standard Oil Building, dahinter die Spitze von 40 Wall Street, heute Trump Building (1930).

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    Blick über das Cunard Building (1921) zu 29 Broadway (1931) mit seiner spektakulären Art-Deco-Fassade (Westseite Bway).

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    Blick zur Ostseite Bway mit 1 Wall Street (1931).

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    Laut sämtlichen Reiseführern haben Gebäude in diesem Bereich aufwändige Lobbys, teilweise sind es ehemalige Schaltergebäude von Schifffahrtslinien, in jedem Fall sind die Eingangsbereiche, in denen ich war, sehenswert. Allerdings bin ich aus allen zügig herausgeflogen, Touristen sind hier nicht erwünscht. Neuerdings gilt das auch für das Woolworth B., hier konnte ich vor neun Jahren noch rein. Vor dem Eingang des Trinity Buildings kann man aber ahnen, wie es drinnen weitergeht.

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    61 Broadway (Francis Kimball 1916), Westseite Bway. In diesem Bereich des Bway ist jedes Gebäude eine Wucht und absolut sehenswert. Eine Ansammlung relativ sehr harmonischer, riesiger Gebäude, Baujahr um 1910. Ich kenne mich mit Baustilen nicht gut aus, meist bewegen wir um im Eklektizismus mit deutlichen Anlehnungen an die Gotik, dies am deutlichsten im Woolworth Building.

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    65 Broadway (1917), Westseite Bway.

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    Hier ist mir das Motiv im Vordergrund misslungen, 2 Rector Place (1907) ist trotzdem chic.

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    111 und 115 Broadway (Francis Kimball 1905 und 1907) vor 1 Liberty Plaza, Westseite Bway. Um die Jahrhundertwende 1900 war in Deutschland ja auch nun Bau-Boom, aber wir haben doch deutlich kleiner gebaut.

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    Blick Richtung Süden auf 100 Broadway (1896!) und 1 Wall Street (1931), Ostseite Bway.

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    Blick von der gleich Position wie zuvor (Ostseite Bway), jetzt aber nach Norden auf 100 Broadway und das Equitable Building (1915), das seinerzeit das größte Bürogebäude der Welt war und durch seine Wucht dermaßen erschreckte (zudem nahm es den Nachbargebäuden viel Licht), dass im Anschluss eine Bauvorschrift erlassen wurde, die sich nach ober verjüngende Gebäude vorschrieb (Quelle wie auch für anderes: Wikipedia).

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    Nochmal das Equitable Building.

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    Nun sehen wir den Blick von der Westseite des Bway über 115 Broadway auf das Equitable Building.

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    1 Liberty Plaza (1974, Westseite Bway) sprengt hier natürlich deutlich das Ensemble, ist aber für mich trotzdem ein echter Schocker. Die Geschichte des Gebäudes ist interessant, steht es doch an Stelle des berühmten Singer Towers (Ernest Flagg (cooler Name für einen Architekten) 1906-1908, bis 1909 höchstes Gebäude der Welt) sowie des City Invest Towers (Francis Kimball 1908). Beide Gebäude wurden für 1 Liberty Plaza abgerissen und sind (bzw. waren) die beiden höchsten bisher abgerissenen Gebäude der Welt. Der Abriss beider Gebäude stellte eine beachtliche technische Herausforderung dar.

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    Hier, etwas südlich von 1 Liberty Plaza mit Blick nach Westen, war vor neun Jahren noch der Eingang zum World Trade Center, das Gebäude hat damals natürlich alles andere dominiert, weshalb ich z.B. das riesige 1 Liberty Plaza kaum wahrgenommen hatte.

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    Das Barclay Vesey Building (1926).

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    Hier ein Blick am Singer Building vorbei Richtung zum Woolworth Building. Auch wenn mir 1 Liberty Plaza irgendwie gefällt, war der Abriss von Singer und City Invest natürlich eine Katastrophe.

    New York Architecture Images- Singer Building

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    Quelle: Wikipedia

    Nun ein Schmankerl aus Bremer Sicht, der im Krieg (bzw. danach) verloren gegangene Lloyd-Turm in der Pelzer Staße. Die optische Parallele zum Singer Tower ist deutlich, auch vom Bremer Lloyd gibt es eine Beziehung zu New York, eine Anlehnung an das seinerzeit höchsten Gebäudes der Welt in Bremen erscheint mir äußerst wahrscheinlich, auch wenn ich das durch nichts belegen kann. Aber wem hilft diese Erkenntnis noch, wenn beide Gebäude nicht mehr existieren.

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    Quelle: google.images.de

    Blick vom 1 Liberty Plaza zum West Street Building (Cass Gilbert 1907). Auch dieses tolle Gebäude ging neben dem WTC völlig unter.

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    Der protzigste McDonald's der Welt, über dem Eingang steht ein Klavier, der Hamburger-Verzehr wird angemessen musikalisch untermalt.

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    Jetzt haben wir eine interessante Perspektive, die es in kurzer Zeit nicht mehr gibt, der Bereich südlich von 1 Liberty Plaza von Nordwesten über die WTC-Baustelle. Links der grüne Turm von 40 Wallstreet, etwas darunter das zweiteilige Equitable Building, dann (Turm mit Metallaufbau) 20 Exchange Place, darunter die Spitze des Bankers Trust Building, dann der hohe Turm 1 Wall Street (alles von links nach rechts, alles Ostseite Bway. Davor sehen wir die Rückseite von 111 und 115 Bway (Westseite Bway).

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    195 Broadway (1916) und die St. Paul's Episcopal Church (BWay West), nördlich von 1 Liberty Plaza.

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    Ungefähr die gleich Stelle wie zuvor, jetzt Bway Ost, hier wird die Bebauung unspektakulärer. Das kleinere, schlecht belichtete Gebäude ist das Corbin Building (Francis Kimball 1889), eines der wenigen verbliebenen frühen, hohen Bürogebäude, das (kaum zu glauben) seinerzeit seine Umgebung dominiert hat.

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    Jetzt schauen wir von Norden zurück auf das Woolworth Building (Cass Gilbert 1913), ich habe das Gebäude so oft gesehen, dass ich es am Ende kaum vernünftig fotographiert habe. Über das Gebäude wurde schon Unmengen geschrieben. Der Bauherr Frank F. Woolworth wollte seinerzeit unbedingt das höchste Gebäude der Welt bauen und hat es angeblich bar bezahlt. Leider kommt man nicht mehr in die Lobby.

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    Abschließend sehen wir noch etwas weiter nördlich das Broadway Chambers Building (Cass Gilbert 1907)

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    Ich habe mich weitgehend an folgenden Rundgang gehalten. Ggf. könnt Ihr nachlesen, dort gibt es auch eine Karte.
    http://www.skyscraper.org/webwalk/printable/BroadwayTour.pdf

    Einmal editiert, zuletzt von Erpel (5. Januar 2013 um 13:52)

  • Zitat

    ...der tollsten Stadt der Welt


    Was soll so etwas?
    Ich meine, es gibt Grenzen der Geschmacklosigkeit.
    Überhaupt in diesem Forum.
    Wozu dann überhaupt dieses Forum, wozu Rekonstruktionen?
    Galerien können prinzipiell über alles möglich sein (waren es auch, wenn ich mich an jene von Las Vegas erinnere, wozu ich mich Gottseidank gesundheitlich bereits wieder in deer Lage wähne), aber derartige Kommentare stellen eine Herabwürdigung des Forums (dh der geistigen bzw philosophischen Potenz seiner Teilnehmer) dar.
    Bei uns handelt es sich nicht um in die Jahre gekommene Bravo-Leser.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Wenn er findet daß New York City die tollste Stadt der Welt ist, darf er das hier auch äußern.
    Du mußt seine Ansicht ja nicht teilen, aber ich finde Deine entrüstete Reaktion total überzogen.

    :pfeil: Danke für die beeindruckenden Bilder Erpel.

    In dubio pro reko

  • Das ist ja keine Frage der freien Meinungsäußerung, die ihm natürlich zusteht (so wie mir auch Kritik daran). Und genauso natürlicherweise darf er nächstens auch Disneyland präsentieren und als Höhepunkt der Kulturgeschichte bezeichnen (oder Mc Donalds als Höhepunkt der kulinarischen Genüsse bzw den Musikantenstadel als Gipfel abendländischer Musikkultur).
    Die Frage ist nur, wozu noch Rekonstruktionen, etwa in DD oder FF, wenn man eine viel 'tollere' Wirkung durch eine derartige Akkumulation von Skyscrapers erzielen kann.
    Irgendwie rüttelt das schon an einem Grundkonsens des Forums.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Danke Erpel fur deine tolle Fotos. Ich war leider selbst nicht in New York, aber ich mochte gern einmal hin. Ich habe sehr viel gutes uber die Kultur und Gastronomie gehort.
    Hast du Bilder von die Gebauden, die um Central Park steht?

    @Ursus
    Du bist echt ein bisschen beschrankt! Warum muss du immer dein Geschmack auf alle Menschen aufdrucken? Zu sagen dass USA nur McDonalds und DIsneyland ist zeigt ja einfach eine merkwurdige Uberschatztung von seine eigene Standpunkte. Jemand die Miles Davis und Jazz mag wurde vielleicht New York und USA auch von eine kulturelle Aspekte intressant finden.

    In viele bereichen bietet New York intressante Hochhauser. Die ausgewahlte Hochhauser passen tatsachlich gut in diese Forum rein.

  • Dass New York die tollste Stadt der Welt sei, entspricht auch nicht meiner Sichtweise. Was mir gefällt, sieht ganz anders aus, insbesondere natürlich hinsichtlich der Geschoßzahlen.

    Dennoch danke für die Bilder, Erpel! Auch sie haben in unserem konservativen Forum ihren Platz, zumal sie ja auch die Hochhäuser der Neugotik zeigen. Die gezeigten Gebäude sind für unsere Begriffe zwar gigantische Kästen, haben aber durchaus gewisse Qualitäten. Genial finde ich ja 111 Broadway mit der sonnenbestrahlten Südseite.

    111 Broadway:

    http://www.bing.com/maps/default.aspx?v=2&cp=qsjcj58tz3jf&scene=18435163&lvl=2&sty=b&where1=Broadway%20Theatre%2C%20NY\r
    http://www.bing.com/maps/default.aspx?v ... re%2C%20NY
    http://nygeschichte.blogspot.com/2010/01/broadway-thames-street-cedar-street.html\r
    nygeschichte.blogspot.com/2010/0 ... treet.html
    http://3.bp.blogspot.com/_cxRN31abC1M/S2YGH6bvlhI/AAAAAAAAGK8/f9VuI0jZkg0/s1600-h/Trinity+1908.jpg\r
    3.bp.blogspot.com/_cxRN31abC1M/S ... y+1908.jpg
    http://1.bp.blogspot.com/_cxRN31abC1M/S2YGTMgczwI/AAAAAAAAGLE/EVjp3scec7Y/s1600-h/mcmahanphoto_2090_223229555+-+1913.jpg\r
    1.bp.blogspot.com/_cxRN31abC1M/S ... -+1913.jpg (!) - das ist ja geradezu romantisch

  • Ich denke, daß "Erpel" mit dem Begriff "toll" so etwas wie "beeindruckend" oder "einnehmend" meint. So habe ich New York bei meinen Besuchen auch empfunden. Ich lief durch die Häuserschluchten und war fasziniert. Ich war an dem Ort, an den mich zuvor hunderte von Fernseh-/Film-Szenen geführt hatten. Zudem strahlt New York auch Authentizität aus. Es ist kein Abklatsch oder "Disney-Land" im Sinne des grauselig kitschigen Las Vegas. Insofern Danke für die Bilder, vor allem die ästhetisch interessanten neogotischen Hochhäuser.
    Auf der städtebaulichen Ebene aber kann ich die Einwände von "ursus carpaticus" nachvollziehen. New York ist eine anorganische Wucherung, der die Verhaftung im Boden fehlt, im Grunde eine künstliche Felsenstadt, durchzogen von Schluchten in deren Höhlen eine Unmenge an Bevölkerung lebt. Diese städtebauliche Komponente kann und sollte kein Vorbild für uns sein.

  • @ Ursus: Die tollste Stadt der Welt ist wohl das Vorkriegs-Nürnberg gewesen. Hier sieht man an Ernst, Tiefe und Qualität doch eher ihr Gegenpol. Direkt darauf folgte damals wohl Freiburg im Breisgau.

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Folgend ein paar Bilder der Bebauung um den Central Park, besonders viele hatten wir gar nicht gemacht, aber die stelle ich gerne ein.

    Ich beginne mit der Süd-Ost-Ecke des Parks.

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    Ebenfalls Süd-Ost-Ecke, die ehemaligen Hotels Pierre (links) und Sherry-Netherland (mit der Spitze).

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    Jetzt sehen wir zweimal die Bebauung im südlichen Bereich des Parks.

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    Hier haben wir die Dakota-Apartment-Anlage (1884). Ein Bekannter des Bauherrn Edward Clark fragte in der Bauphase, was das Gebäude hier denn solle, hier sähe es ja aus wie in Dakota. So entstand der Name, damals lag das Gelände wohl noch ab vom Schuss. Vor dem Haupteingang in der 72. Straße wurde bekanntlich John Lennon erschossen.

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    Jetzt sehen wir die in Art-Deco gehaltenen Majestic-Apartments (links 1931) sowie das San Remo (1930). Es soll Leute geben, die mit den USA mehr McDonalds und Disney-Land verbinden, aber so ganz schlecht ist das hier doch eigentlich nicht. Überflüssig zu erwähnen, dass diese Apartments am Central Park irre teuer sind und dass jede Menge Prominenz hier wohnt. Vor meinem Besuch vor neun Jahren hatte sich apple-Gründer Steve Jobbs für einen dreistelligen Millionen Betrag ein größeres Objekt im San Remo gekauft, billiger geworden ist es seit dem sicher nicht.

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    Jetzt haben wir The Beresford (1929) direkt neben dem American Museum of Natural History.

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    Und abschließend noch das "Ansonia" im Beaux-Arts-Stil (1904) ein paar Straßen abseits. Wenn ich demnächst etwas Zeit habe, stelle ich einen Rundblick vom Empire State Building ein.

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    Einmal editiert, zuletzt von Erpel (5. Januar 2013 um 13:54)

  • Sehr beeindruckende Bilder, vielen Dank Erpel! Dass so viele Vorkriegs-Hochhäuser erhalten geblieben sind war mir vollkommen neu, die geläufige Vorstellung amerikanischer Großstädte ist ja leider, dass man seit den 60er Jahren stets skrupellos abgerissen und neu gebaut hat...

    Wer vergleichen möchte, hier ein paar historische Aufnahmen vornehmlich aus den 30er Jahren:

    http://www.shorpy.com/node/6136
    http://www.shorpy.com/node/6157
    http://www.shorpy.com/node/6084
    http://www.shorpy.com/node/6076
    http://www.shorpy.com/node/6073
    http://www.shorpy.com/node/6068
    http://www.shorpy.com/node/6049
    http://www.shorpy.com/node/2711
    http://www.shorpy.com/node/8270

    Mit "view full size" bekommt man immer hochaufgelöste Versionen mit zum Teil unglaublicher Detailfülle. Überhaupt ist diese Seite sehr interessant, wenn man sich für amerikanische Geschichte oder Städtebau interessiert, Architekturfotos sind sehr häufig darunter.

    Was sagt sie uns für Unsinn vor?
    Es wird mir gleich der Kopf zerbrechen.
    Mich dünkt, ich hör’ ein ganzes Chor
    Von hundert tausend Narren sprechen.
    Goethe, Faust I

  • Echt ursupertoll.
    Wer den Abriss relativ qualitaetvoller Bauwerke bedauert, verkennt den Geist dieser Stadt.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • ^ Dass NY die historische Tiefe fehlt, kann man der Stadt (resp. dem Land) ja wohl kaum anlasten. Dennoch stellt das, was auf den Bildern zu sehen, in architektonischer Hinsicht ein außerordentlich hohes Niveau dar. Wenn ich mir dagegen unsere Städte vor Augen halte...

  • Über das Empire State Building ist natürlich im Wesentlichen schon alles gesagt worden, deshalb will ich nicht allzu weit ausholen. Gebaut wurde es im direkten Höhenwettstreit mit dem Chrysler-Building 1930/31 in nur 14 Monaten (allerdings ohne kompletten Innenausbau, da es nicht komplett vermietet war). Die Spitze war allen Ernstes als Anlagestation für Zeppeline gedacht, dies wurde auch zweimal erfolglos versucht, einmal wurde immerhin Post abgeworfen. Wer hätte das gedacht, dass es in 440 Metern Höhe tatsächlich starke Winde gibt. Gegen Ende des zweiten Weltkrieges ist ein amerikanischer Bomber in das Gebäude gekracht, der sich im Nebel verflogen hatte.

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    Der in Art Deco gehaltene Eingang des ESB und überhaupt der gesamte Innenbereich des Gebäudes ist sehenswert.

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    Wir waren zur Eröffnung um 8:00 vor Ort, hatten unsere Tickets im Internet gekauft und somit keine Wartezeiten. Eine knappe halbe Stunde später waren wir auf der Aussichtsplattform in der 86. Etage (die in der 102. Etage ist teurer, soll aber nicht viel besser sein). Kommt man später, hat man wohl deutliche Wartezeiten. Ich war vor neun Jahren schon mal auf dem ESB, damals (im März) waren wir im Dunkeln oben, kamen wegen schlechten Wetters nicht auf die Aussichtsplattform und schauten durch eine verregnete Scheibe nach draußen. Das war nicht umwerfend. Jetzt waren wir fast als erste bei tollem Wetter auf der Aussichtsplattform und hatten (auf der Plattform sind außen keine Fensterscheiben) einen irren Blick über die Stadt und die Umgebung.

    Zunächst schauen wir über die gesamte Insel bis zur Freiheitsstatue, rechts davon Ellis Island. Weiter geht es im Uhrzeigersinn, nur die nächsten beiden Bilder laufen leicht dagegen.

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    Jetzt sehen wir wieder Richtung Süden, auffällig rechts das Woolworth Building, in der Mitte mit den beiden runden Turmspitzen steht das Park Row Building (1899), bis 1908 das höchste Gebäude der Welt.

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    Jetzt sehen wir in der Mitte das riesige Municipal Building (1914 McKim, Mead & White) links davon mit der goldenen Spitze das US Courthouse (Cass Gilbert 1933)

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    Hier sehen wir den Bereich um den Madison Square Garden Westlich des ESB. Das schwarze Bürogebäude vorne heißt Two Penn Plaza, das teilweise zu sehende runde Gebäude ist der Madison Square Garden, vielleicht DIE New Yorker Veranstaltungshalle. Die bräunliche Außenverkleidung besteht tatsächlich aus Waschbeton. Beide Gebäude sind keine Schönheit, tragisch wird die Sache allerdings dadurch, dass für beide Gebäude 1963 die ursprüngliche Penn(-sylvania) Station (1910 McKim, Mead & White) abgerissen wurde, die sich heute unter dem Bahnhof befindet. Hinter dem Madison Square Garden, halb im Schatten des schwarzen Turms rechts, tatsächlich riesengroß, hier aber kaum zu erkennen, steht heute noch das James Farley Post Office (1912, ebenfalls McKim, ...), dahinter sind Rangieranlagen zu erkennen. Ich war 2001 schon mal hier, damals kamen mir angesichts von Bildern der alten Penn Station, die in der neuen Penn Station zu sehen sind, fast die Tränen (ich übertreibe etwas).

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    In diesem Bild sehen wir Post Office (mit der viereckigen grünen Dacheinfassung) und Penn Station um den ersten Weltkrieg. Das Bild wurde mit Blick nach Osten aufgenommen, mein Bild vom ESB genau andersherum. Bei der alten Penn Station hatten McKim, Mead & White die phantastische Idee, die heute noch in Rom gut erhaltene Caracalla-Therme nachzubauen (DAS NENNE ICH KREATIVE ARCHITEKTEN), nur in einem etwas größeren Maßstab. Die typische Form einer römischen Therme kann man in diesem Bild gut erkennen, Gleiches gilt für den Innenbereich, das Gerippe des Gebäudes bestand komplett aus Stahl. Ein unterirdischer Bahnhof ist ja nun eine ökonomisch sinnvolle Sache, da eine große Bahnhofshalle keinen ökonomischen Nutzen hat und das Gelände gewinnbringender genutzt werden kann, so ähnlich muss man das im New York in den 60ern gesehen haben. In jedem Fall regte sich gegen den Abriss nur zaghafter Widerstand, irgendwann ging es dann los, keiner wollte es so richtig wahrhaben und irgendwann war das Gebäude dann weg. Die Trümmer liegen angeblich in einem Sumpf in New Jersey. Einzig ein einst auf dem Dach der Penn Station befindlicher Adler steht heute noch vor 2 Penn Plaza. Immerhin wurden im Anschluss Bauvorschriften erlassen, die Ähnliches zukünftig untersagten, so wurde ein auch schon geplanter Abriss der Grand Central Station verhindert. Im Grand Central, auch wenn der stilistisch völlig anders ist, kann man den Verlust der Penn Station vermutlich heute noch am ehesten erahnen. Dass der Abriss der Penn Station eine riesige Katastrophe war, wurde in jedem Fall bald erkannt. Für mich einer der größten Verluste an Architektur der Menschheitsgeschichte (den zweiten Weltkrieg nehme ich da mal aus, sonst beziehe ich hier zu viel Prügel). Ganz links im Bild übrigens das alte Times-Gebäude am heutigen Times Square.

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    Bildquelle: Wikipedia

    Dieses Bild wurde offenbar zwischen 1910 und 1912 aufgenommen, die Penn Station steht, das Post Office westlich davon noch nicht.

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    Bildquelle: Wikipedia

    Innenaufnahme alte Penn Station:

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    Bildquelle: Wikipedia

    Einige weitere tolle Aufnahmen der alten Penn Station:
    http://www.nyc-architecture.com/GON/GON004.htm\r
    http://www.nyc-architecture.com/GON/GON004.htm

    Aber zurück zum Blick vom ESB. Hier sehen wir die Bebauung zwischen Times Square und Bryant Park mit 4 Times Square, dem neuen Met Life Building und dem Bank of America Tower (die beiden letztgenannten direkt am Bryant Park). Von diesen Gebäuden stand vor neun Jahren noch keines.

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    Das Paramount Building am Times Square (1927).

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    Das American Radiator (oder American Standard) Building (Raymond Hood 1924), direkt südlich des Bryant Parks.

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    Blick zum Central Park, in der Mitte das San Remo.

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    Jetzt schauen wir direkt Richtung Norden komplett über den Central Park.

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    Eine halbwegs ähnliche Perspektive wie die zuvor von JPG eingestellte.
    http://www.shorpy.com/node/6157\r
    http://www.shorpy.com/node/6157

    Blick in die 5. Avenue, das schlanke Gebäude in der Bildmitte heißt 500 Fifth Avenue (1931).

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    Taxis gibt es in der Fifth Av. genug.

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    Das Lefcourt Colonial Building (1930).

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    3 Park Avenue (1976).

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    383 Madison Avenue (2001).

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    Links das Citicorp Center (1978) sowie das Metlife Building (zuvor Pan Am Building). Das Citicorp Center sollte eigentlich auf der zur Sonne hin gewandten Seite Solaranlagen tragen, das ist aber nichts geworden.

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    Das Metlife Building (1963), das die Flucht durch die Park Av. brutal zerschneidet und deswegen oft kritisiert wurde, mir gefällt es trotzdem.

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    Hier haben wir das Chrysler Building (1931) links. Den schwarzen Turm rechts hat Donald Trump bescheiden "Trump World Tower" genannt (2001). Dahinter die Queensboro Bridge.

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    Hier sehen wir das UNO-Gebäude am East River, zusammen mit Lever House und Seagram Building (beide Ecke Park Avenue / 53rd Street) einer der berüchtigten Klassiker der Moderne von Mies van der Rohe, Le Corbusier und Konsorten. Das UNO-Gebäude befindet sich in einem arg schlechten Zustand und soll mit schlechter Dämmung (sofern überhaupt vorhanden) und einer museumsreifen Klimaanlage ein riesen Klima-Killer sein. Eigentlich ein klarer Kandidat für einen Abriss (den es nie geben wird). Seagram und Lever (das erste Haus mit einer kompletten Glasfassade) finde ich als Einzelbauten gar nicht schlecht, die drei genannten Bauten waren Ende 50er / Anfag 60er sicher revolutionär, wurden aber in den Folgejahren überall und vor allem in New York viel zu oft kopiert.

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    Jetzt sehen wir den ausgesprochen schönen Madison Square Park, knapp südlich des ESB. Der goldene Turm links außen gehört zum New York Life Building (Cass Gilbert 1928), der goldene Turm über dem schlankeren Gebäude etwas weiter rechts zum Met Life Insurance Tower (Napoleon LeBrun(!) 1909), das Gebäude wurde dem Companile in Venedig nachempfunden und war kurzzeitig das höchste Gebäude der Welt. Leider wurde das Gebäude in den goldenen 60ern entstuckt, vorher war es noch wesentlich verzierter. Links davon steht das Met Life North Building (1928-1950), für mich ein unbekanntes Juwel der Stadt. Hier ist der Weg durch die Lobby endlich einmal nicht versperrt. Das Gebäude wurde wesentlich höher als seine aktuellen 137,5 m (zum Vergleich: Bremer Dom 92,31 m) konzipiert und wirkt auch deutlich abgeschnitten. Lobby und Anzahl der Aufzüge sind sichtlich überdimensioniert. Weswegen man das Gebäude in einer Stadt mit irre teurem Baugrund nicht nach oben ausbaut, ist mir ein Rätsel. Ganz rechts kommen wir dann zum berühmten Flatiron Building an der Kreuzung Broadway / Fifth Av. (1903). Der grüne Klecks etwas weiter südlich ist der Union Square, weiter links hinten sehen wir Manhattan Bridge und Brooklyn Bridge, dahinter sehen wir über das komplette südliche Brooklyn. Brooklyn wäre ohne die Eigemeindung und das Greater New York 1898 die viertgrößte Stadt der USA. Ganz links hinten können wir die hohe Wohnbebauung bei Coney Island und Brighton Beach am äußersten Süd-West-Zipfel von Brooklyn erkennen. Ein irrer Blick.

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    Noch einmal die beiden Met-Life-Gebäude ...

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    ... und das Flatiron.

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    In der Gegend hat sich, Gott sei Dank, in den letzten 100 Jahren nicht viel getan.

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    Bildquelle: Wikipedia

    That's it für heute. Bei nächster Gelegenheit mach ich mit ein paar Bildern um die Brooklyn Bridge weiter.

    Einmal editiert, zuletzt von Erpel (20. Januar 2013 um 13:35)

  • Zitat

    SC Wenn ich mir dagegen unsere Städte vor Augen halte...

    Das ist aber wirklich kein Argument.
    Allerdings haut einen die New Yorker Nachkriegsarchitektur auch nicht gerade vom Hocker. Ich denke, dass generell zB in Chicago die begabteren Architekten am Werk waren. Gerade in NY hat sich stets der Kommerz besonders durchgesetzt. Alles was irgendwie halbwegs qualitaetvoll erscheint, stammt vor 1950.
    Sicher, das trifft auf D noch viel extremer zu.
    Aber in NY geschahen die Abrisse voellig ohne Not, nur aus Geldgier. Aesthetische Ueberlegungen haben in dieser Stadt niemals eine Rolle gespielt, was man ihr an allen Ecken anmerkt.
    So ist das Ergebnis voellig zufaellig und nur durch kapitalistische Gigantomanie zu erklaeren (was etwa dem dt. Wiederaufbau fehlt. Der ist einfach nur erbaermlich.(
    Fuer Bewunderung besteht da wahrlich kein Raum.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Vielen Dank, Erpel, für die ausführlich erläuterten und großartigen Bilder. Das weckt schöne Erinnerungen an eine faszinierende Stadt.

    Ich stelle mal drei vom mir aus dem Jahr 2005 hinzu, welche zumindest nicht vollkommen misslungen sind.

    Empire State Building aus einer Seitenstraße

    Central Park South/5th Avenue

    Central Park West - Blick über das Reservoir Richtung Höhe 90th Street


    Und dann noch ein Bild der Pennsylvania Station von ca. 1915:
    Quelle: Library of Congress

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Zitat von "spacecowboy"

    ^ Dass NY die historische Tiefe fehlt, kann man der Stadt (resp. dem Land) ja wohl kaum anlasten. Dennoch stellt das, was auf den Bildern zu sehen, in architektonischer Hinsicht ein außerordentlich hohes Niveau dar. Wenn ich mir dagegen unsere Städte vor Augen halte...

    Naja, es gibt ja auch eninige nette Ensembles in die BRD ubrig....

  • ^ Ja, ja klar doch.

    @uc, eine gewisse städtebauliche Qualität kann NY aber nicht abgesprochen werden. Allein die Häuserfronten rund um den Central Park sind beinahe schon ein Gedicht. Von daher glaube ich nicht, dass ästhetische Überlegungen in dieser Stadt niemals eine Rolle gespielt haben sollen. Im Gegenteil: Im direkten Vergleich beispielsweise mit asiatischen Wucherstädten wie Shanghai (ich kenne beide Städte persönlich) schneidet NY städtebaulich und architektonisch deutlich besser ab. Bei Tokyo und allen anderen japanischen Großstädten dürfte das kaum anders sein. Dass NY von kapitalistischer Großmannssucht getrieben wird, ist natürlich auch klar. Aber das ist dann eher eine Frage der politischen Einstellung. Deine Meinung dazu, sie sei dir unbenommen, ist uns hinlänglich bekannt.

    Und dass man in NY, einer vergleichsweise sehr jungen, immer aufwärts strebenden Stadt, schneller die Abrissbirne schwingt als anderswo, ist wahrlich auch nicht verwunderlich sowie in Hinblick auf Deutschland auch nicht zwingend verwerflich. Wenn ich mir vorstelle, dass demnächst wahrscheinlich sämtlicher Nachkriegsschrott flächendeckend unter Denkmalschutz gestellt wird (als Reminiszenz an die überwundene NS-Diktatur sowie an die Wirtschaftswunderjahre der BRD), dann beneide ich den unverfänglicheren Amerikaner. Und noch etwas fällt beim Betrachten der NY-Bilder auf: Gestaltungssatzungen hierzulande wie einheitliche Traufhöhe, Satteldach, stehende Fenster, Natursteinfassade etc. führen nicht automatisch zu einem überzeugenden Stadtbild oder gar zu einer qualitätvollen Architektur.

    Chicago kenne ich nur von Bildern her, aber da sagt es mir auch sehr zu. Enttäuschend hingegen, vielleicht nur wegen der sehr hohen Erwartungshaltung, San Francisco. Noch ein Dankeschön an die beiden fleißigen Fotografen...

  • Zitat

    Dennoch stellt das, was auf den Bildern zu sehen, in architektonischer Hinsicht ein außerordentlich hohes Niveau dar. Wenn ich mir dagegen unsere Städte vor Augen halte...

    Ihre Städte waren bis zu 15 Jahrhunderten älter und wurden mit von dort geliefertem Material vernichtet.
    Gegen die Innenstädten von Köln oder Frankfurt ist heute fast alles überlegen- na ja slums gerade nicht..

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Den nächsten Teil meiner New York Tour beginne ich mit dem Park Row Building, gegenüber des Woolworth Building. Vom Empire State Building aus sah das Gebäude ja noch ganz niedlich aus, ist aber mir 119 m nun deutlich höher als der Bremer Dom. Von 1899 bis 1908 war es der höchste Wolkenkratzer der Welt.


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    Im zweiten Weltkrieg wurde New York, aus Angst vor Luftangriffen, verdunkelt, ich weiß nicht warum, war doch New York letztlich nie bedroht. Die in deutschen Kinos sicherlich bejubelten Periskop-Aufnahmen der Skyline entstanden bekanntlich im Filmstudio. Kriegsschäden gab es in NYC folglich nicht, diese wurden allerdings gerade in den goldenen 60ern massiv nachgeholt. Was war nur in den 60ern los? In der Rockmusik tummelten sich gerade in den USA und GB ungeahnt kreative Bands, im Bereich Architektur war man in der westlichen Welt (im Osten sowieso) auf dem absoluten Tiefpunkt. Wie konnte man das Schloss in Braunschweig anreißen? Zwei spektakuläre Abrisse in NYC habe ich schon vorstellt (Penn Station sowie Singer Tower / City Invest Building) zum dritten kommen ich jetzt (wenn auch aus den 50ern). Es gab diverse weitere, einige konnten allerdings auch verhindert werden, etwa Abriss der Grand Central oder der weiter Teile des Stadtteils SoHo, der einem neuen Straßensystem weichen sollte.

    Auf dem folgenden Bild sehen wir direkt am City Hall Park die sogenannte Newspaper Row, hier saßen um 1900 die großen New Yorker Zeitungen. Von links sehen wir das New York World Building (1890), das Gebäude der NY Tribune (1876), das Gebäude der American Tract Society (das hohe Gebäude rechts außen, 1896), 41 Park Row (auch Old New York Times Building 1889). Direkt daneben, aber nicht mehr im Bild, steht heute noch das rötliche Potter Building (1886). Davor, deutlich flacher, steht die City Hall (1811). NY World und NY Tribune wurden 1955 für eine Verbreiterung der Brooklyn Bridge abgerissen, in jedem Fall sehe ich heute auf Ihrem ehemaligen Standort vor allem ein potthässliches Gebäude der Page University.
    Weitere Bilder des NY World Building:
    http://www.nyc-architecture.com/GON/GON007.htm\r
    http://www.nyc-architecture.com/GON/GON007.htm

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    Bildquelle: Wikipedia

    Jetzt sehen wir die beiden übrig gebliebenen Gebäude des Ensembles, links das Gebäude der Page University, daneben direkt links geht es auf die Brkln Bridge. Der aktuelle Neubau in der Mitte heißt "The Beekman" von Frank Gehry. Bei Wikipedia ist eine Aufnahme des Gebäudes im Herbst letzten Jahres, da sieht es so aus wie aktuell. Der Bau scheint zu stehen, ist aber nachts komplett erleuchtet. Überhaupt haben ich in NYC bis auf Ground Zero kaum Bautätigkeit gesehen, die Finanzkrise lässt grüßen.

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    Nochmal The Beekmann, American Tract und Old Times.

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    Spitze des American Tract vor The Beekman.

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    Jetzt schauen wir in Richtung Süden und sehen das Old Times Building, das rötliche Potter Building sowie das Park Row Building.

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    Vor 80 oder 90 Jahren sah die Gegend hier aus Westen wie folgt aus, das Park Row Building hat den Bereich doch deutlich dominiert.

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    Bildquelle: Wikipedia

    Jetzt befinde ich mich auf dem Beginn der Brkln Bridge und sehe American Tract, Old Times und Woolworth Building.

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    Richtung Norden steht die Former Emigrant Industrial Savings Bank (1912).

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    Jetzt sehen wir Richtung Westen, rechts der Brücke das Verizon Switching Center (1975), das das Bild gewaltig stört.

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    Die Brooklyn Bridge ist ein unglaubliches Bauwerk, ich finde sie sogar noch faszinierender als die Golden Gate Bridge. Konstruiert hat sie bekanntlich John Roebling, der sie allerdings nach einem Unfall auf der Baustelle nicht zu Ende führen konnte. Den Bau übernahm sein Sohn Washington, der an der Caissons-Krankheit erkrankte und den Bau nur noch von seinem Balkon in Brooklyn aus beobachten konnte. Seine Frau Emily leitete den Bau bis zur Eröffnung der Brücke 23.05.1883 (14 Jahre Bauzeit). Interessant aus deutscher Sicht ist nun die Tatsache, dass John Roebling in Mühlhausen/Thüringen (Top-Stadt!) geboren wurde, diesbezüglich erschien zu seinem 200. Geburtstag 2006 sogar eine Briefmarke. Er soll die gotische Form der Brkln Bridge an die Form der Mühlhausener Blasii-Kirche angelehnt haben, angesichts des folgenden Bildes halte ich das für äußerst wahrscheinlich.

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    http://de.wikipedia.org/wiki/Divi-Blasii-Kirche_(M%C3%BChlhausen\r
    de.wikipedia.org/wiki/Divi-Blasi ... BChlhausen)

    Bildquelle: Wikipedia

    Während der Bauzeit schleppte der Fotograph Joshua A. Beal seine komplette Fotoausrüstung auf den Brückpfeiler der Brkln-Seite und fügte im Anschluss mehrere Bilder zu diesem beeindruckenden Panorama zusammen. Heute wirkt die Brücke in Ihrem Umfeld angemessen groß und passt wie ein übergroßes Portal zu einer großen Kirche. Vor 130 Jahren war die Brücke bombastisch groß. Direkt links vom Pfeiler auf der Manhattan-Seite sehen wir übrigens das Gebäude der NY Tribune (mit dem spitzen Turm), dem ersten Gebäude der Newspaper-Row.

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    Bildquelle: Wikipedia

    Richtung Norden sehen wir nach Midtown.

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    In Downtown ragt das American International Building heraus (1932). Aktuell gehört das Gebäude der Pleite-Versicherung AIG, oder gehörte ihr zumindest bis zu Ihrem nur haarscharf abgewendeten Untergang.

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    Die Brooklyn Bridge stellte zweifellos eine für das spätere greater New York eine enorm wichtige Lebensader da, für den späteren New Yorker Ortsteil Brkln war sie jedoch so etwas wie der Anfang vom Ende, da Brkln deutlich von seiner Eigenständigkeit verlor und eigene Hafenkapazität abwanderte. Ein späterer tiefer Schlag gegen den Stadtteil war der Verkauf der Brkln Dogers (die "bums" = Penner) nach LA, wo sie ab 1958 als LA Dodgers weiter Baseball spielten. Als würde man Schalke 04 in "Schalke Berlin" ummünzen. Undenkbar. Das Stadion der Dodgers "Ebbets Field" wurde im Anschluss zügig abgerissen. Spätestens ab da gäbe es in Schalke Tote. Noch heute sieht man in Brkln Bilder der Dodgers und von "Ebbets Field".

    Hier sehen wir hinein nach Brkln und sind in einer komplett anderen Stadt angekommen, letztlich in einer normalen amerikanischen Stadt. Die Bebauung wird unspektakulärer und alles wird spürbar billiger als in Manhattan.

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    Jetzt bin ich in Brkln angekommen und schaue von knapp südlich der Brkln Bridge auf Downtown.

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    Blick nach rechts auf das Municipal Building.

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    120 Wallstreet (1931) gefällt mir außerordentlich. Auf dem ersten Bild, das ich eingestellt hatte, ragt es an der äußersten Ostseite der Südspitze als erstes älteres hohes Gebäude (122 m) hervor. Stilistisch gehört es wohl noch in den Art Deco, allerdings nur mit minimalen Verzierungen. Albert Speer hat an dem Gebäude mit seinem reduzierten Formen sicher seine Freude gehabt. Auch heutige Architekten bauen genau diesen Typ, noch weiter zurückgeführt auf originelle Würfelfassaden, gerade aktuell ständig nach.

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    Der Glasklotz neben 120 Wallstreet heißt Continental Center (1983). Eins weiter rechts, links vom American International Building sehen wir das JP Morgan Headquater (1989), das mir gut gefällt. Ende der 80er scheint mir, hatten die New Yorker Architekten die Talsohle der 60er wieder verlassen.

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    20 Exchange Place (Cross & Cross 1931), eines der markantesten Gebäude in Downtown.

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    Jetzt habe ich meinen Standpunkt verändert, sitze leicht nördlich der Brkln Bridge, und schaue auf die Manhattan Bridge (1909). Leider gehen in NYC neben der Brkln Bridge sämtliche anderen Brücken unter, ähnlich wie in San Francisco, wo es die Golden Gaten Bridge gibt und dann eine ganze Weile gar nichts. In NYC ist es schade, die weiteren vorhandenen Brücken nicht zu beachten, sind doch die Manhattan oder die Queensboro Bridge sehenswert. Ebenso die riesige Konstruktion der Triboro Bridge, die im Nordosten Manhattans drei Stadtteile verbindet.

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    Jetzt schaue ich von gleicher Stelle Richtung Süden auf Brkln Bridge und The Beekman.

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    Jetzt schauen wir auf die östliche Randbebauung Downtowns, die bis auf 120 Wallstreet meist aus den 70ern stammt und samt und sonders misslungen ist.

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    Bei Dunkelheit sieht diese Bebauung (von der Brücke aus fotographiert) schon interessanter aus.

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    Bei diesem Bild fällt mir auf, dass sich in den letzten Jahren die Photo-Technik irre entwickelt hat. Vor neun Jahren war es ohne Profi-Ausrüstung sinnlos zu versuchen, von der Brooklyn Bridge aus ein Bild von Midtown zu schießen. Jetzt gelingt mir mit einer etwas besseren Schnappschuss-Kamera mit etwas Glück (die Brücke vibriert deutlich) dieses tolle Bild des ESB mit der Bebauung um den Madison Square Park.

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    120 Wallstreet im Dunkeln.

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    Selbst die völlig misslungene Bebauung (1 New York Plaza von 1969 und 2 New York Plaza von 1970) am äußersten Süd-Ost-Ecke Manhattans gefällt im Dunkeln.

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    Diese Perspektive ist natürlich ein Klassiker. Ich frage mich immer: Wer bezahlt die Stromrechnung pro Nacht für diese gigantische Beleuchtung?

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    Einmal editiert, zuletzt von Erpel (20. Januar 2013 um 13:44)