• Plumps....das war der Stein, der mir vom Herzen fiel. Die Mainzer haben gesunden Menschenverstand bewiesen, solche wahrlich demokratischen Abstimmungen sollten den Verantwortlichen eine Lehre sein. Unsere Städte sähen anders aus, wenn jedesmal die Bürger befragt würden und nicht irgendwelche "Experten" über ihre Köpfe hinweg entscheiden würden.

    In dubio pro reko

  • Eine Bürgerinitiative möchte der Kriegsruine der St. Christoph Kirche eine neue Turmspitze mit Aussichtsplattform aufsetzen. Dabei verzichtet man bewusst auf eine Rekonstruktion. Bei einem Ideenwettbewerb sind 5 von 22 Entwürfen unter die engere Auswahl gekommen. Wirklich zufriedenstellend ist wohl keiner davon. Auf Grund des Denkmalschutzes, müsste eine Aussentreppe an den Turm montiert werden, um auf die Aussichtsplattform zu gelangen.

    Die Entwürfe hängen, für die Öffentlichkeit sichtbar, in der Volkshochschule aus. Im Netz konnte ich sie nicht finden.

    http://www.allgemeine-zeitung.de/lokales/mainz/…nz_18794013.htm

  • Die Mainzer Rheingoldhalle erfährt im 50. Jahr ihres Bestehens eine umfassende Sanierung in Höhe von rund 30 Mio. €.

    Bald in neuem Glanz

    Congress Centre Rheingoldhalle mainz germanyJežofska [CC BY-SA 3.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], von Wikimedia Commons

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • Als ich vor Zeiten in Mainz war, fiel mir zunächst auf, wie sauber die Stadt doch war, im Gegensatz etwa zu Bonn oder Köln. ;)

    Es gibt in der Tat viele schöne Ecken in Mainz. Faszinierend fand ich die Häuser am Markt, wobei ich es schade finde, dass sie ja tatsächlich nur Fassade für Neubauten sind. Ich hätte es schöner gefunden, wenn man sie als Einzelbauwerke hätte bestehen lassen oder zumindest die Fassaden hätte etwas beleben können. Die Häuser am Markt sind touristische Aushängeschilder für die Stadt und man könnte sie etwas gefälliger präsentieren. Mir fehlt hier, wie sooft heutzutage vielleicht eine Belebung durch Blumen vor den Fenstern oder Fenster mit Fensterkreuzen, die den Anblick noch etwas gefälliger machen würden, durch den großen Marktplatz scheinen die Häuser so etwas verloren zu gehen und wirken etwas zu glatt. Aber, das ist sicher auch Geschmackssache. Dass allerdings über Eck die moderne Architektur hervorscheint, betrachte ich als eine Art Hohn des ausführenden Architekten, der, wenn ich mich recht erinnere, die Fassaden nur auf nachdrücklichen Wunsch der Mainzer Bürgerinnen und Bürger erhielt. :/

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  • "Es gibt in der Tat viele schöne Ecken in Mainz. Faszinierend fand ich die Häuser am Markt..."

    Mainz ist fürwahr eine von den deutschen Städten die, trotz Zerstörung, sehr viel, das Wesentliche sogar, von ihrer einstigen Schönheit bewahrt haben. Ähnliches kann man auch von Freiburg, Ulm, Koblenz, Bremen, Aachen, Braunschweig und Halberstadt sagen.

    Allein die südliche, unzerstörte Altstadt kann stellvertretend für die ganze historische Altstadt bestehen. Wenn man am Bahnhof Römisches Theater aussteigt, reicht die Altstadt fast ohne Unterbrechung vom Antiken Schifffahrtmuseum, in dem schön umgebauten industriellen Gebäude, bis zum Marktplatz. Der Weg geht an zwei erstklassigen Barockkirchen vorbei. Gleich in der Nähe liegt die Zitadelle, der Stefansberg mit einer wunderbaren gotischen Kichenanlage (Chagall Fenster!) und der mit Adelspalästen umrahmte Schillerplatz. Übrigens findet man im Ehrenfelser Hof gutes Quartier und eine schmackhafte Sortierung hiesiger Weine, zusammen mit imponierendem Blick auf den benachbarten Dom.

    Nördlich vom Dom ist der Altbaubestand zwar nicht mehr so dicht, aber ein sorgfältig ausgesuchter Weg führt ohne größere Bausünden zu den folgenden wichtigen Bauwerken: alte Universität, Quintinskirche, Josefskapelle, St. Christophruine, Karmeliterkirche, altes Zeughaus, Naturhistorisches Museum, Deutschhaus (Landtag), kurfürstliches Schloss, die bestens restaurierte Peterskirche, und schliesslich das überraschend großartige Landesmuseum (in einer barocken Kaserne).

    Mit seinem weltberühmten Dom und dem Gutenberg Museum, zählt Mainz für mich ohne Zweifel zu den 12 bis 20 allerbesten deutschen Städten überhaupt!

  • Neue Turmspitze für St. Christoph

    Die Ruine der Christophskirche soll bis 2022 eine neue Turmspitze bekommen. Es handelt sich um eine stilisierte Stahlkonstruktion. Ähnlich wie bei der Johanneskirche in Hanau.

    (...) Die neue Turmspitze soll nicht die "Wunde im Stadtbild" gewissermaßen reparieren, sondern in der stilisierten Gestaltung weiterhin sichtbar lassen, wie die Stadt erklärt. Die Grundkonstruktion des Turmhelms besteht nach Angaben des Mainzer Büros Bonn Architekten, das als Sieger aus einem Ideenwettbewerb hervorging, aus "vier fischbauchähnlichen Fachwerkträgern aus Stahlprofilen". Die Trägerkonstruktionen treffen an den Graten und in der Turmmittelachse zusammen und bilden ein gemeinsames Raumfachwerk. (...)

    So soll das dann ungefähr aussehen:

    https://www.bonn-architekten.de/wp-content/upl…christoph_1.jpg

  • Ein Bekannter wies mich auf die Entwicklung des Bauprojekts Zollhafen hin. Dort wird zur Zeit in zeitgemäß üblicher Weise "geklotzt". Das schönste sind noch der erhaltene Altbau, in dem ich vor über zehn Jahren eine Techno-Party genießen durfte.

    https://zollhafen-mainz.de/de/plan-baufelder

    https://zollhafen-mainz.de/de/projektziele

    Hier hat er ein Foto gepostet und mit bissigem Kommentar versehen:

    https://www.flickr.com/photos/samos-p…in/photostream/

  • Tja, so wollen die Leute heute wohnen, machen wir uns nichts vor. Geschmack war schon immer das Privileg einer kleinen, gebildeten Schicht. Mein Mitgefühl mit denen, die einen dieser temperierten Nistkästen ihr Zuhause nennen.

  • Tja, so wollen die Leute heute wohnen, machen wir uns nichts vor. Geschmack war schon immer das Privileg einer kleinen, gebildeten Schicht.

    Das glaube ich nicht, aber es wird den Menschen leider heutzutage so gut wie nichts Geschmackvolles mehr geboten. Das wird sich aufgrund des millionenfachen Neuzuzug ins Siedlungsgebiet der letzten 6 Jahre auch nicht ändern, da nun noch schneller und noch billigerer Wohnraum geschaffen werden muss. Da die Nachfrage so enorm ist, brauchen die Bauträger eigentlich nur Billigstkisten hochziehen, die so oder so unverzüglich vollbezogen werden. Für die Leute mit Geschmack (und Geld) gibt es dann Ralf Schmitz, aber die werden in Relation leider immer weniger, weshalb der Baumüll in den Ballungsgebieten Überhand nimmt. Wer es sich leisten kann, der haut ab.

  • Das glaube ich nicht, aber es wird den Menschen leider heutzutage so gut wie nichts Geschmackvolles mehr geboten. Das wird sich aufgrund des millionenfachen Neuzuzug ins Siedlungsgebiet der letzten 6 Jahre auch nicht ändern, da nun noch schneller und noch billigerer Wohnraum geschaffen werden muss. Da die Nachfrage so enorm ist, brauchen die Bauträger eigentlich nur Billigstkisten hochziehen, die so oder so unverzüglich vollbezogen werden. Für die Leute mit Geschmack (und Geld) gibt es dann Ralf Schmitz, aber die werden in Relation leider immer weniger, weshalb der Baumüll in den Ballungsgebieten Überhand nimmt. Wer es sich leisten kann, der haut ab.

    Diese These scheitert allerdings an der Tatsache, dass die gezeigten Wohnblöcke in Uferlage alles andere als billiger Wohnraum sind. Es sind in der Regel exklusive Appartements für Betuchte. Und dadurch wird die Wohnungsnot leider nicht gelindert.

    Kunsthistoriker, Historiker, Webdesigner und Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing

    Mein Bezug zu Stadtbild Deutschland: Habe die Website des Vereins erstellt und war zeitweise als Webmaster für Forum und Website verantwortlich. Meine Artikel zu den Themen des Vereins: Rekonstruktion / Denkmalschutz / Architektur / Kulturreisen

  • Du darfst bitte nicht Errichtungskosten und Verkaufspreise/Mietpreise miteinander verwechseln. Nur weil etwas teuer ist, heißt es noch lange nicht, dass dessen Herstellung teuer war. Die Herstellung kostet nämlich in Ufernähe genauso viel wie im Arbeiterbezirk. Angebot und Nachfrage regelt den Preis, aber keine Sorge, Du bist da nicht alleine, das verstehen die derzeit in Berlin wieder herumwurstelnden Genossen ja leider auch nicht.

  • Mal eine Anregung...

    Ich weiß nicht, ob noch Leute aus Mainz bei Stadtbild aktiv sind, aber wenn es so ist, dann ein kleiner Hinweis...

    Ein Bekannter wies mich darauf hin, dass Mainz gerade - BioNTech sei Dank - in Gewerbesteuereinnahmen schwimme. Das heißt, es gibt viel Geld in der Stadtkasse. Vielleicht wäre das eine Gelegenheit, auch mal das ein oder andere kleinere oder größere Rekonstruktionsprojekt in die Diskussion einzubringen. Das müssten Leute vor Ort und mit Ortskenntnis machen, die beurteilen können, was technisch möglich ist (z.B. Baufeld frei oder zur Neubebauung anstehend). Das Bischöfliche Palais stand als Rekonstruktionskandidat ja z.B. immer mal zur Debatte.

  • Die neue Kantine des Landtags als Anbau an das Deutschordenshaus ist übrigens fertig geworden. Es hätte schlimmer kommen können.

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    Mit solchen Anbauten in (immerhin) Sandsteinoptik hat man übrigens Erfahrung in Mainz. Gleich dahinter sieht man einen einige Jahrzehnte älteren Anbau an die Kirche St. Peter. Jeweils der Zeitmode entsprechend.

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    Auf der anderen Straßenseite das kurfürstliche Schloss.

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  • Einfach nur ätzend. Seit Jahrzehnten wird (fast) nur noch in Klötzchenoptik gebaut. Wird die Gestaltung von Gebäuden im Architekturstudium überhaupt noch unterrichtet? Oder gibt es da nur Statik und Baustofflehre?

    Das wäre mir in meinem Berufsleben viel zu frustrierend. Immer einen Standardwürfel zu nehmen, und nur zu überlegen, wo ich die Fenster platziere. Abwechslung gibt es da nur bei der Frage, ob ich Strichcode-, oder Glubschaugenfenster nehme.

    (...) Gleich dahinter sieht man einen einige Jahrzehnte älteren Anbau an die Kirche St. Peter. (...)

    Mit etwas Unglück, wird die Tonne bald noch unter Denkmalschutz gestellt.

    Es wird echt langsam Zeit für einen Wechsel in der Architektur. Diese klaren Kanten kann und will doch (außer den "Experten") niemand mehr sehen.

  • Sowas wie oben die Kantine gilt im Architekturstudium als "gut gestaltet". Genau darauf wird man trainiert. Der moderne Architekturexperte erkennt:

    • Material ist ortstypisch
    • die Gliederung des historischen Zwischenbaus wird durch die Schlitzfenster neu interpretiert, die Höhen werden aufgenommen (z.B. Oberkante Fenster = Oberkante Pilaster)
    • Abgrenzung durch Glasfuge
    • klare, moderne, skulpturale Gestaltung, die sich nicht anbiedert
    • usw.

    Das das in Wirklichkeit total sperrig wirkt, wird gerne übersehen.