• Vielen Dank, Weingeist, für deinen aktuellen Bericht.

    Die Broschüre muss man übrigens nicht bestellen, sondern kann sie auch hierkostenlos als PDF ansehen.

  • Die folgenden Fotos haben jüngere Projekte in der Innenstadt zum Thema, die aber ebenfalls einmal gezeigt werden sollen.


    In der Gaustraße befand sich an dieser Stelle über Jahrzehnte ein grausamst heruntergekommener eingeschossiger Geschäftsbau, bei der einem neben diesem Zustand die Brandmauern der Nachbargebäude noch den Rest gaben. Da der Standort ganz nahe bei der Stefanskirche liegt und dementsprechend auch stark frequentiert ist, war der Zustand nur umso beschämender. An die Stelle trat dieser Bau.


    Etwas weiter unten befand sich bis etwa um 1996 die ehemalige Gaustraße 52 von 1752. Das Haus wurde im Krieg im rückwärtigen Teil stark beschädigt und befand sich am Schluß in einem schlechten Zustand. Im Rahmen der Neubebauung in diesem Gebiet wurde das Gebäude abgetragen und die Fenster sowie das schöne Portal in die Neubebauung eingefügt. Gleichzeitig war es auch der Wunsch gewesen, eine überbaute Passage zu erhalten. Als Beispiel, daß man Dehios konservieren, nicht rekonstruieren auch allzu wörtlich nehmen kann.


    Etwas weiter unten am Schillerplatz wurde unlängst die Sanierung dieses Eckgebäudes aus den 50er Jahren zur Inselgasse hin abgeschlossen. Unschwer zu erkennen ist, daß diese beiden Gebäude nach Verständnis des Wortes sehr wohl rekonstruiert wurden, was heißt, die Sanierung hat dem alten Kern eine neue Hülle beigegeben, die dem Betrachter suggerieren soll, daß die ausschließliche Verwendung der Farbe Schwarz und die Betonung der Horizontale en vogue seien.


    In Blickrichtung zum Schillerplatz wirkt das alles wie ein massiger schwarzer Monolith, der durch diese extrem lagernden Fenster nur noch verstärkt wird.
    Einziger Lichtblick hier sind das Haus zum Tiegel, der Bassenheimer Hof und das Metzgereischild.


    Diese Form eines massigen, schwarzen horizontalen Monolithen begegnet uns auch am Gutenbergplatz. Ein ehemaliger Quellepavillon wurde durchsaniert und ebenfalls modernistisch gepimpt. Es mag sein, daß Douglas zwar in Mainz ein Geschäft hat, aber dieses Konstrukt wird niemals Mainz sein. Zur Verfremdung der Stadt gesellt sich ein Gutenbergexpress mit Trierer Nummernschild sowie eine der bis vor Monaten typischsten Firma Ditsch (unsere guten Mainzer Brezel), die aber mitlerweile in die Schweiz verkauft wurde.

    Die Grebenstraße 5 befindet sich derzeit noch in der Sanierung, die jedoch lange überfällig war. Es ist schön, daß das EG wieder Rahmen aus rotem Sandstein erhält, die hierfür neu angefertigt wurden. Der Abschnitt der Grebenstraße hin zur Augustinerstraße ist glücklicherweise relativ geschlossen erhalten geblieben, so daß auch diesem Haus aus dem 18. Jhd. seine Rolle im Ensemble zukommt. Die Vorfreude auf dieses Haus wächst...!


    An der Ecke von Kirschgarten und Augustinerstraße saniert man zur Zeit noch den großen Elefanten. Neu eingedeckt ist er schon einmal, und man hofft, daß die Farbe dem so bedeutenden Standort Rechnung trägt.


    Auch an diesem Beispiel in der Augustinerstraße wird die ästhetische Verrohung unserer Gesellschaft deutlich - zur Kacheloptik der Fassaden aus den 50ern oder 60ern gesellt sich ein ähnliches Erdgeschoß, nur halt eben dunkler, weil "modern" und noch weitaus flächenbetonter.


    Im Hopfengarten sind die Grabungen nun beendet und die vorhandenen Grundmauern beseitigt. Ein baldiger Baubeginn steht wohl zu erwarten.


    Zwei Blicke in die Holzstraße, deren herausragende Nachkriegsästhetik durch den grauen Himmel noch verstärkt wird.


    In der Neutorstraße finden sich z.Zt. diese beiden Problemkandidaten, die etwa auf 1747 zurückgehen. Wie zu sehen, gibt es Probleme mit der Statik und die Fassade wölbt sich nach außen. Da aber keine akute Gefahr besteht, stehen die Häuser nur unter Beobachtung.


    Das Hotel Ibis im Block zwischen der Rheinstraße, der Holzhofstraße, der Neutorstraße und der Dagobertstraße. Vor 20 Jahren ein schönes postmodernes Gebäude, im letzten Jahr saniert. Die ursprünglich apricotfarbene Fassade ist heute ebenfalls grau, und auch hier wird einmal mehr deutlich, daß man das Gebäude hierdurch bewußt verfremdete - die Anbiederung an die mittlerweile fast vollständig modernistische Holzhofstraße wird erkennbar.


    Vorheriger Zustand, sicherlich deutlich ästhetischer.


    Blick auf die Malakoff-Passage in der Rheinstraße, nahe am Rhein. Vor etwa 15 Jahren hoch propagiert, heute wirtschaftlich sehr bescheiden, da nicht in den Laufgebieten der Innenstadt. Schnelle Fluktuation der Läden bei viel Leerstand.

  • Besten Dank Weingeist für diese eher deprimierenden Aspekte der zeitgenössigen Mainzer Architektur. Zumindest den anscheinend aktuellen Trend "House in Black" finde ich an sich gar nicht soo übel, zumindest wenn ein hochwertiger schwarzer Stein und nicht nur schwarze Farbe verwendet wird und zudem die Häuser nicht ganz in Schwarz gehalten sind. So scheint mir diese Sanierung am Schillerplatz gar nicht so schlimm, wenn mir auch bewußt ist, dass das Erscheinungsbild wenig mit historischer Mainzer Bautradition und Farbwahl zu tun hat:

    Mich würde interessieren, wie das Gebäude vor der Sanierung aussah. Hast du ein Photo davon?

    Noch eine Frage: warum ist die Dachzone dieses Neubaus so verdreht? Eine Macke des Architekten?:

    Einmal editiert, zuletzt von -Frank- (28. Oktober 2013 um 19:51)

  • Hallo Frank,
    eine zufriedenstellende Antwort darauf kann ich leider zur Zeit nicht geben. Es kann vielleicht sein, daß ich von dem Haus am Schillerplatz noch ein Foto haben könnte, aber das wäre eher ein Zufall, da ich es mit der Mainzer Nachkriegsarchitektur nicht so habe. Daher ist erst einmal Suchen angesagt. Auch zum Dachdetail des Neubaus an der Gaugasse müßte ich selbst erst einmal Infos einholen.

  • Der "Neubau" an der Gaugasse wird wohl einen trapezförmigen Grundriss haben. Man sieht auch, dass schon der Dachfirst nicht parallel zur Fassade verläuft; der Dachaufbau wiederum wirkt so verdreht, weil er parallel zum First angelegt worden ist. Das gleiche Problem wie bei Rampische Strasse 33 in Dresden (gelber Kopfbau im zweiten und dritten Bild). Dort ist das Dach deshalb auch verzogen, und die Kamine nicht parallel zur Fassade gesetzt.

    Nebenbei: ist das Haus wirklich ein Neubau? Ich glaube kaum; es sieht eher nach einem sanierten und mit Aussendämmung versehenen Altbau aus. Zudem sind die Fenster der linken Axe leicht höher gesetzt als die anderen. Das hätte man bei einem Neubau wohl nicht gemacht.

    Edit.: Habe gerade auf bing.com/maps nachgeschaut, und dort ist tatsächlich eine Baulücke. Also wirklich ein Neubau...

    2 Mal editiert, zuletzt von Riegel (28. Oktober 2013 um 23:26)

  • So, habe jetzt selber nach diesem Gebäude, dem Ärztehaus am Schillerplatz, vor der Sanierung gesucht:

    Nachher:

    Vorher:
    siehe hier und hier

    An sich eine leichte Verbesserung nach der Sanierung, die Farbwahl vorher war aber besser, da in Schwarz-Rot-Weiß gehalten, den typischen Farben der traditionellen Mainzer Architektur, die auch heute noch den Schillerplatz prägt.

  • Zitat


    Zwei Blicke in die Holzstraße, deren herausragende Nachkriegsästhetik durch den grauen Himmel noch verstärkt wird.

    Irgendwie erinnert mich diese Ansicht etwas an die Frankfurter Töngesgasse. Frankfurt und Mainz haben offenbar doch einiges gemeinsam. Zumindest im Nachkriegswiederaufbau. :wink:

    Habe leider keine perspektivisch passendere Ansicht gefunden:
    http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Toen…Januar_2010.jpg

  • Ja Heimdall, da hast du wohl recht, daß die Holzstraße etwas an die Töngesgasse erinnert; wenn wir uns auch in der Holzstraße objektiv gesehen mit nicht so vielen OF-Kennzeichen herumärgern müssen.

    Abgesehen von der Holzstraße möchte ich gerne noch auf vier Termine aufmerksam machen:
    - Mitgliederversammlung der BI Ludwigsstraße am 31.10. um 19:00 im Rathaus
    - dann geht es direktemang weiter in den Dom: Lange Nacht der Heiligen, der Dom ist mit Taschenlampen zu erkunden, da freue ich mich jetzt schon drauf. Die Atmosphäre des Dom im Dunkel der Nacht zu erleben, ist schwer zu beschreiben, aber eine fast magische Erfahrung.
    - am 22.11. findet ein weiteres Ludwigsstraßen-Forum um 18 Uhr im Schloß statt.
    - am 04.12. soll dann der Rat einen Grundsatzbeschluß wegen ECE fassen.

    In einem offenen Brief haben sich heute verschiedene Personen aus Politik, darunter der Ex-OB Weyel und Ex- Baubürgermeister Schüler, sowie verschiedene Politiker und Historiker an den OB gewendet und erinnern daran, daß "der Kultur- und ideengeschichtliche Hintergrund leider vollkommen ausgeblendet wird, die historische Bedeutung des Gutenbergplatzes unberücksichtigt bleibt, er der wichtigste Erinnerungsort der Stadt sei und die verlorene Symmetrie des Platzes im Hinblick auf das "Napoleonhaus" Gutenbergplatz 1 im Hintergrund der damaligen Axialsymmetrie wiederherzustellen sei".

  • Das war bis vor einigen Tagen das ehemalige Gebäude der Musikhochschule am Binger Schlag aus der Nachkriegsepoche. Wie zu sehen, wurde der noch erhaltene Eingangsbereich des ehemaligen jüdischen Kaufhauses Ganz aus dem Jahre 1919 in den damaligen Neubau eingefügt und bildete dort den meines Wissens einzig erhaltenen Rest eines jüdischen, vor 1933 errichteten Gebäudes im Gebiet der Innenstadt. Die Weisenauer Synagoge ist eben ein Gebäude in einem Stadtteil. Nach dem Besitzerwechsel zugunsten eines Investors entsteht dort ein Studentenwohnheim, das bisherige Gebäude wurde in den letzten Tagen abgerissen. Die zahllosen Aufrufe unseres bisherigen städt. Denkmalpflegers Hartmut Fischer zur Rettung der verbliebenen Bausubstanz des Kaufhauses verhallten insoweit ungehört, als einziger kleiner Lichtblick wurde in den letzten Tagen buchstäblich in letzter Sekunde entschieden, daß wenigstens das Portal gesichert wird. Begründet wurde das alles damit, daß der Restbestand des Kaufhauses nicht unter Denkmalschutz stehe und dem Investor ein Umplanen wegen dem Zeitverzug und der entstehenden Kosten nicht zugemutet werden könne. Die Aussage, daß man das Portal sichere, einlagere und am Binger Schlag wieder aufstelle, ist denn auch insoweit ein wachsweiches opportunistisches Schwallala - noch steht es nicht.

  • Nach der Premiere der "anderen Heimat" von Edgar Reitz vor zwei Monaten ergab sich nun ganz unverhofft heute gleich ein doppelter Premierentag:
    Heute wurde im Capitol-Kino der erste Teil der neu produzierten Doppel-DVD präsentiert, die in sehr gelungener Weise originale Mainzer Filmaufnahmen zurück bis 1928 mit den Erinnerungen alteingesessener Mainzer zusammenführt. Filmaufnahmen der unzerstörten Altstadt zu sehen, ist eine durchaus bewegende Erfahrung.
    Die weitere Premiere ergab sich durch die vor einigen Tagen enthüllte Domspitze, die es mit großer Freude zu begrüßen gilt - ist doch der Westturm seit drei Jahren eingehüllt. Bis der Westturm aber wieder unverhüllt das Stadtbild beherrscht, wird es noch vier Jahre dauern: im nächsten Jahr wird zwar die Neumann´sche Haube wieder enthüllt; aber alsdann wird man den Turm als solchen einrüsten. Die Sanierung wird sich dann bis 2017 oder -18 hinziehen.

    Eine weitere neue Erfahrung wird sich in der Ansicht der Ignazkirche ergeben, deren Fassade zur Zeit ebenfalls eingerüstet ist: Die derzeit steinsichtige Fassade wird es in dieser Form nicht mehr geben. Die Außensanierung wird man auch dazu nutzen, eine vermutlich ganz weit zurückliegende Farbgebung zu rekonstruieren in den Farben weiß und rot, wobei die plastischen Elemente eine rote Farbe erhalten. Sich an diese neue Ignazkirche zu gewöhnen, dürfte vermutlich nicht ganz einfach werden.
    (Blick vom Zitadellenweinberg aus in Richtung Jakobsbergstraße mit dem Holzturm zur linken sowie der eingerüsteten Ignazkirche zur rechten).

    Heute saß im Kino neben mir ein offensichtlich schon etwas älterer Mainzer, der in der Neustadt groß wurde und das alte Mainz noch gut kannte. Er erzählte auch, daß die Atmosphäre damals wesentlich gemütlicher, familiärer und kleinstädtischer gewesen sei und erinnerte an die vielen typischen Tante-Emma-Läden und erzählte mir zwei insoweit typische Meenzer Geschichtscher.
    Irgendwie kamen wir auch auf das Mainzer Bier zu sprechen, wobei er sich erinnerte, daß das Aktien-Bier sehr ähnlich dem Binding geschmeckt habe, das Sonnen-Bier aber etwas milder gewesen sei. Anmerkung: das Brauhaus zur Sonne war in der Betzelsgasse beheimatet.
    Sein Onkel habe immer Sonntags entweder das Kind oder Nichte bzw. Neffe mitgenommen und seiner Frau gesagt, er geht "in die Sunn" (Sunn= Sonne). Seine Frau dachte lange Zeit, er ginge mit dem Kind in der Sonne spazieren und wunderte sich, daß er immer so fröhlich nach Hause kam. Sie spionierte ihm nach und fand dann heraus, was es mit der Sonne auf sich hat.
    Der besagte Onkel sei auch irgendwann mit einer Flasche Wein und einem "Piffche" (ein 0,1 Ltr.-Glas für Wein) in die Straßenbahn eingestiegen und hätte dem Schaffner ein Piffche eingeschenkt und hingestellt. Der Dialog:
    "Ich derf net"
    "Eins derfste".

  • Die historischen "Caritas"-Häuser in der Altstadt stehen wohl vor dem Abriss. Die fast hundert Jahre alten, zuletzt von der Caritas genutzten, Gebäude sollen einem Neubauprojekt weichen. Ein zuvor vom Investor vorgelegtes Sanierungs- u. Nutzungskonzept wurde wohl von der Stadt abgelehnt. Mehr dazu unter RZ vom 23.12.13: http://www.rhein-zeitung.de/region/lokales…id,1085147.html

    ...

    2 Mal editiert, zuletzt von Wikos (25. Dezember 2013 um 16:47)

  • Vielen Dank an Wikos für das thematisieren des Caritashauses.
    Nachdem man vor einigen Wochen die Musikhochschule an der Saarstraße abgerissen hat, sind solche Meldungen nachvollziehbarerweise eine sehr negative Erfahrung. Die städtebaulichen Qualitäten, die dieses Gebäude in diesem Bereich zur Dagobertstraße hin ausbildet, sind ausgesprochen reizvoll; und auch in der Holzhofstraße ist das jetzige Caritashaus optisch ein ganz besonderer Blickpunkt. Es scheint, daß man neben der Musikhochschule innerhalb ganz kurzer Zeit nun das zweite sehr bedeutende Gebäude abreißen will, weil sich die Verantwortlichen nicht auf eine sinnvolle Folgenutzung festlegen können; und man fragt sich, ob ein nicht vorhandener Denkmalschutzstatus demzufolge auch zu bedeuten hat, daß das einen Freibrief zum Abriß bedeutet. Wer jemals von der Zitadelle aus in Richtung Dagobertstraße und weiter zur Neutorstraße wanderte, dem wird das eigentümlich-beschauliche und dabei so geschlossen und ruhig erscheinende Milieu der südlichen Altstadt sicher nicht verborgen geblieben sein. Umso schwerer wird nun dieser Verlust wiegen. Sehr bedauerlich ist es auch, daß bei allen Standorten, bei denen eine Stadtreparatur sinnvoll wäre, vor Bauvorhaben immer die Keule der Sozialbauten geschwungen wird - hier stünde das Gebäude schon und könnte mit wenig Sanierungsaufwand umgestaltet werden -aber nein. Erinnert sei überdies auch an den nicht so wirklich geklärten Zustand der Neutorschule wenige Meter weiter südlich, bei der die Gefahr eines Abrisses zugunsten des geplanten neuen Römisch-Germanischen Zentralmuseums immer noch im Raum steht.

  • Danke Weingeist. In der Tat, eine sehr bedauerliche Entwicklung. Mainz besitzt mit seinen Altstadtresten einen großen Schatz, den er nicht verspielen sollte.

    ...

  • Der drohende Abbruch in Mainz von einer historischen Ecke macht die noch erhaltende Bausubstanz wieder mehr filigran....bis es am Ende nur noch winzige Insel mit atmosphärisch warmen und ansehbare Häusergruppen gibt im Meer der sächlichen und aufenthaltsqualitätsarmen Stadtquartiere.
    Die 33% erhaltene Bausubstanz wird mit jedem Abbruch wieder kleiner....
    Mainz ist wie die ebenfalls schwer zerbombten Koblenz, Münster, Freiburg, Würzburg, Wiesbaden und Nürnberg eine Stadt die noch (!) schöne und Masstab menschliche Stadtbereiche hat, wo das in Kassel (besonders die Altstadt), Karlsruhe (Stadtmitte), Pforzheim, Heilbronn wesentlich schon viel schlimmer aussieht....
    Die Caritashäuser sind gerade jene Häuser die in den letzten 70 Jahren fast überall verschwunden sind und wo heute unansehliche, moderne Bauten (meistens mit einem Flachdach) ihre Stellen besetzen..... Damit verschwindet die heimische und reizvolle Atmosphäre die so charakteristisch für Deutsche Städtebau von vor 1950 war.

    Sehr bedrohend diese Entwicklung....... :wuetenspringen:

  • Das Caritas-Haus im vergangenen Sommer. Man beachte, daß die noch zu drei Vierteln erhaltene Dagobertstraße im Zusammenspiel mit dem Blick zur Zitadelle ein ganz geschlossenes und charakteristisches Raumbild ergibt, dem eine besonders hohe Aufenthaltsqualität zukommt.

  • Der geplante Abriss ist mal wieder ein Frevel sondergleichen. Besonders auf dem letzten Bild sieht man die stimmige Atmosphäre des bisherigen Areals.

    ...

  • Zitat

    „Archäologischer Sensationsfund“
    Alter Dom viel älter als gedacht

    In Mainz steht die zweitälteste Kirche auf deutschem Boden. Archäologen fanden in St. Johannis Mauerreste aus frühkarolingischer Zeit. Die Rede ist von einem „archäologischen Sensationsfund“.
    [...]


    http://www.faz.net/aktuell/rhein-…t-12822974.html

  • Wäre interessant, wenn das mal ein Kundiger einordnen könnte. Leider überschlagen sich die Archäologen und Zeitungen heutzutage im Eifer um Sensationen nur allzu schnell mit Meldungen, die dann im Endeffekt doch nur von längst bekannten Dingen handeln. So kann ich das zumindest aus [lexicon='Frankfurt am Main'][/lexicon] in jüngerer Zeit berichten.

  • Die Frage, ob die Johanniskirche der "alte Dom" ist, hat nach den Quellen schon vor etwa 100 Jahren in Befürworter und Verneiner gespalten; auch Ernst Neeb und Fritz Arens haben sich mit diesem Thema beschäftigt.
    Die Bezeichnung "Aldedom" ist aus dem Volksmund nie verschwunden und hat nun also heuer ihre Bestätigung erhalten.
    Für die Funktion der alten Kathedrale sprachen neben der Bezeichnung Aldedom:
    - Karolingische Basilika mit einem Querhaus im Westen und einem Ostchor bzw. Ostapsis, die im 18. Jhd. beseitigt wurde
    - aufgefundene Reste von Chorschranken aus spätkarolingischer Zeit (beim "Wiederaufbau" nach 1945 verschlampt)
    - Überlieferungen, daß sich die Sekundärreliquien des Bonifatius über viele Jahrhunderte in einer eigenen Bonifatiuskrypta befanden. Bei diesen Reliquien handelte es sich wohl neben den Einbalsamierungstextilien um die inneren Organe, die man konservierte, die aber im 16. Jhd. zu Staub zerfallen waren und zu diesem Zeitpunkt "pietätvoll" entsorgt wurden.
    - Der "neue" Willigisdom wurde nach dem Amtsantritt des Willigis in unmittelbarer Nähe des Aldedoms errichtet und brannte bekanntlich während der Weihe 1009 ab, womit die Johanniskirche wieder zum Dom aufstieg. Die Quellen sprechen davon, daß der alte Dom während des Brandes nicht beschädigt wurde und somit weiter genutzt werden konnte. Der Neubau des Doms scheint auch mit einer schlechten Fundamentierung zusammenzuhängen, sodaß die heutige Johanniskirche, die vorher ebenfalls ein Martinspatrozinium hatte, zur damaligen Zeit im Grunde ein alter Hut war.
    - Nach dem Domwiederaufbau hatte nun der Aldedom eine im Grunde genommen sehr untergeordnete Rolle und hatte seine Funktion sozusagen erfüllt.

    Erwähnt werden sollte vielleicht auch, daß man in der unmittelbaren Wiederaufbauzeit etwa ab 1949 den konkreten Abriß der Ruine ernsthaft erwog und für diesen Standort eine Rathausnutzung vorschlug.
    Auch die Neugestaltung der Ostseite entzündete einen Haß auf die Kirche, da als Jugendstil zu brandmarken und daher auszumerzen.

    Die Grabungen und damit die Erkenntnisse sind noch nicht abgeschlossen - was soll man sagen? Im Grunde kann einen in Moguntia nichts mehr überraschen, in positivem und auch in negativem Sinn - andererseits ist das Areal zwischen Dom und Schillerplatz nach wie vor ein noch vielfältig erforschbares und ergiebiges Gebiet, wobei man auch nicht vergessen darf, daß es ja das eigentliche Zentrum der Stadt ist. Weitere Überraschungen sind für die Zukunft durchaus realistisch.