• Geh, erbse, das ist doch wirklich ärgerlich, informier dich mal ordentlich über den Luftkrieg gegen Lübeck und Rostock, bevor du was drüber schreibst.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Mehrmals bombardierten die Alliierten im Zweiten Weltkrieg Rostock. Neonazis gelten die Zerstörungen bis heute als vermeintliches Kriegsverbrechen.

    "Vermeintlich"? Es ist schlimm dass dieses Thema bis heute weitgehend den Neonazis überlassen wird. Die Bombardierung Rostocks, Dresdens, Würzburgs, Münsters und vieler anderer deutscher Städte waren Kriegsverbrechen. Gemäß der Rechtslage nicht im juristischen Sinne, aber gewiss im moralischen. Oder waren die Bewohner der Rostocker Altstadt persönlich verantwortlich für die Nazi-Verbrechen an der Ostfront oder in Auschwitz?? (oder sind die Bewohner Pjöngjangs heute verantwortlich für die Verbrechen und KZ's von Kim-Jong-Un?).
    Für die Alliierten waren die Bomben ein gewichtiges Mittel um das Nazi-Regime beseitigen, tatsächlich zerstörten sie aber nur gebaute Geschichte und unendlich wertvolle Kulturgüter. Die Zerstörungen gotischer Kirchen und Giebelhäuser haben nicht einmal im Ansatz dazu beigetragen, Adolf auch nur einen Tag eher zu Fall zu bringen. Der frühere US-Präsident Bush Junior stelle vor einigen Jahren fest, man hätte all die Bomben besser auf die Schienen nach Auschwitz geworfen. Recht hat er!
    Ich meine dieses Statement als Feststellung von schweren Fehlern seitens der Alliierten, nicht aber als Vorwurf oder Anklage (das Nazi-Regime hat diesen Krieg angefangen und ist damit der eigentliche Verursacher allen Elends. Punkt.)

  • Ursus: Was willst du mir damit sagen? Ich habe nur den Beitext der Veranstaltung zitiert. Informiert bin ich umfänglich über die damaligen Vorgänge. Gerade über Rostock habe ich da einiges an Material. Dadurch dass in der Stadt dennoch so viel Attraktives erhalten ist, und auch der Wiederaufbau meist qualitätvoll war, ist der Drang zu Rekonstruktionen usw. eher schwach ausgeprägt.

    Die Bombardierung ziviler Ziele halte ich grundsätzlich für ein Kriegsverbrechen. In einem militärischen Konflikt hat man militärische Ziele (und Infrastruktur) anzugreifen und sonst nichts, Punkt. Wobei auch das schon schlimm genug ist, es hängen letztlich immer Menschenleben daran. Mitunter versagt die Diplomatie aber einfach.

  • Aus Rostock gibt es erfreuliche Nachrichten: Zum einen wird das Societäts-Gebäude (ehem. Schifffahrtsmuseum) in der August-Bebel-Str. voraussichtlich ab 2019 für rund 15 Mio. € saniert. Geplant ist eine Nutzung als Stadthistorisches Museum sowie eine Ausstellung zum Schriftsteller Uwe Johnson. Eine sehr gute Idee!

    Rostocker Societät wird saniert


    Rostock Societaet 2016 [CC BY-SA 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)], by Dansch79, from Wikimedia Commons


    Ausserdem wurde ein Teilstück der Rostocker Stadtbefestigung rund um die Heubastion für rund 1,9 Mio. € saniert, indem neue Gehwege gepflastert sowie überwucherndes Grünzeug entfernt wurde.

    So schön ist die neue Heubastion


    PS: Um einen kleinen Beitrag zur Aufwertung dieser tollen Hansestadt zu leisten werde ich der Kirchengemeinde St. Petri anlässlich des Glockenstuhlprojekts eine Spende zukommen lassen. :)

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • Auf der Rostocker Holzhalbinsel wurde eine neue Wohnüberbauung in Klinkerbauweise realisiert. Anbei eine Bilderstrecke dazu.

    Vom Wind geformt - Wohnhäuser von Tchoban Voss auf Rostocker Holzhalbinsel

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • Vielleicht kann man die Verzögerung des Vorhabens benutzen, um in der Zwischenzeit nochmals für eine historische Rekonstruktion des Petritores zu plädieren, da sonst dieses Gebilde aus Bürogebäude plus Etwas kommt?

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • Folgendes Schreiben habe ich soeben an den Oberbürgermeister der Hansestadt Rostock , Herrn Claus Madsen geschickt ?

    Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Madsen,

    Sehr geehrte Damen und Herren,

    Im vorliegenden Schreiben möchte ich Bezug nehmen auf die angedachte Bebauung der Nordzeile des Neuen Marktes in Ihrer Stadt.

    An dieser für den Städtebau Rostocks, aber auch für das über die Jahrhunderte entstandene, unverwechselbare Stadtbild der Hansestadt, standen bis zur Kriegszerstörung hanseatische Giebelhäuser. Diese Häuserfront hat dem Neuen Markt eine unverwechselbare Atmosphäre

    eines geschlossenen Platzes gegeben, welche in seiner Einmaligkeit weit über die Grenzen Rostocks bekannt war.

    Seit dem Abriss der Gebäude zu Ende der 1950er Jahre klafft hier eine Wunde im Rostocker Stadtbild, welche es in den nächsten Jahren zu schließen gilt. Ich nehme hier auch Bezug auf ein Schreiben meines Vereins aus dem Jahre 2017, in welchem die Idee der Rekonstruktion der Bürgerhäuser aufgegriffen wurde. Eine solche Rekonstruktion ist laut Umfrage der Ostseezeitung vom 29 Oktober 2013 von einem breiten Teil der Rostocker Bürgerschaft gewünscht. Ähnlich wie in anderen Städten auch würde in Rostock eine Wiederherstellung der alten Häuserfronten eine Lücke schließen und zu einem harmonischeren Stadtbild beitragen.

    Schaut man sich bundesweite Projekte, wie etwa den Dresdner Neumarkt, die Frankfurter Altstadt oder das Lübecker Gründungsviertel an, so fällt dem Betrachter schnell die Attraktivität dieser Gebäude auf, welche auch den Wunsch der Bürger nach Tradition und Individualität unserer Städte respektieren. Dies könnte ein modernes Gebäude aus Glas, Beton und modernen Elementen -welches in jeder x-beliebigen Stadt entstehen könnte- so nicht erreichen. Mit einem solchen Gebäude würde nicht nur die Platzgestaltung nachhaltig gestört, sondern auch ein Stück Rostocker Stadtgeschichte empfindlich verletzt werden. Moderne Architektur hat stets ihren Platz und ihre Berechtigung, aber an dieser sensiblen Stelle sollte das Stadtbild Rostocks geheilt werden. Und ein intakter, vollständiger Marktplatz trägt maßgeblich dazu bei.

    Blickt man in die anderen Hansestädte der Ostsee, so bemerkt man, dass ein Umdenken vom modernen Bauen in Richtung der traditionellen Gestaltung stattgefunden hat und diese sich über den Wert ihrer Altstadt bewusst geworden sind.

    Ich rege daher im Namen des Vereins Stadtbild Deutschland e.V. an, die Gebäude der Nordzeile zu rekonstruieren. Eine solche würde nicht nur dem Neuen Markt ein Stück seines alten Glanzes zurückgeben, sondern auch eine empfindliche Lücke im Stadtbild durch nachhaltige Gebäudegestaltung schließen. Hier sollten sie sich auch darüber bewusst sein, das Gebäude mit einem traditionellen Baustil eine weitaus längere Haltbarkeit besitzen als moderne, in ihrem jeweiligen, zeitlichen Bau- und Architekturkontext gestaltete Liegenschaften. Hier seien nur das frühere Technische Rathaus in Frankfurt, die frühere Fachhochschule in Potsdam oder das ehemalige Polizeipräsidium am Dresdner Neumarkt zu nennen. All diese Gebäude standen nicht länger als 50 Jahre an ihrer Position. Dieser Halbwertszeit werden Gebäude wie das Berliner Stadtschloss, die Fassade des Weseler Rathauses oder das Hildesheimer Knochenhaueramtshaus lange überschreiten.

    Ich bitte Sie daher im Namen meines Vereins, aber auch der Rostocker Bürgerschaft um die Rekonstruktion der Fassaden der früheren Nordzeile des Neuen Marktes. Hier sollte nachhaltig und im Namen der Bürger mit heimischen Formen, Farben und Materialien gebaut und der einmalige Stil der Rostocker Altstadt aufgegriffen werden. Orientiert man sich hier am positiven Beispiel der Städte Dresden und Frankfurt, so wird deutlich, dass die Individualität der einzelnen, wiederaufzubauenden Gebäude bei der Bürgerschaft auf große Wertschätzung stößt. Die große Zahl der an diesen Projekten beteiligten Bauherren zeigt zudem, dass dies auch in Rostock nicht an mangelnden Investoren scheitern dürfte.

    Über einen Austausch mit Ihnen würde ich mich sehr freuen und verbleibe mit freundlichen Grüßen.

    Jan-Patrick Wismar

    Vorsitzender des Stadtbild Deutschland e.V. Regionalverband Mittelhessen

  • Ich könnte vielleicht auch auf Dänisch schreiben - er ist ja auch Däne.

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Ich würde es gerne tun, es wäre aber schön einige schöne Renderings dabei zu haben - damit er sofort sieht, wie schön die Nordseite aussehen könnte.

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker