• Wir sind hier im Schwäbischen, da sind solche Abrisse ganz normal, bis heute, das ist leider so. Nichts desto trotz ist das aber auch ein gesamtdeutsche Phänomen. Wenn ich allein daran denke, was beispielsweise in Neustadt vor meiner Haustür so alles abgerissen wurde, ich tippe auf etwa ein Drittel der unversehrten Altstadt dort. Im Norden sieht's auch nicht besser aus, dort ging man nur subtiler vor, indem man vorhandene Bausubstanz bis zur Unkenntlichkeit durch "Modernisierung" verschandelte. In Lübeck sind mir z.B. ganze Straßenzüge aufgefallen, die durch das Einbrechen großer Fenster und Verkleinerung der Fassaden mit weißem Industriemüll verunstaltet waren. Des gleichen Stade, Schleswig, Itzehoe...

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • In Reutlingen wird seit einigen Monaten das Schicksal dreier maroder Fachwerhäuser in der Oberamteistraße (Hausnummern 28 bis 32) diskutiert. [...] Die CDU bracht auch schon einen Abriß ins Gespräch; nach allgemeiner Empörung erklärte sie, man habe sie "mißverstanden", keinesfalls werde die CDU einem Abbruch zustimmen. Wers glaubt...


    Der Schwäbische Heimatbund warnt in einem offenen Brief vor dem Abriß der Häuser. Nachdem die CDU vor zwei Jahren im Gemeinderat durchgesetzt hat, daß die Stadt kein Geld für die Sanierung der Häuser bereitstellt, möchte die Stadt sie nun an die städtische Wohnungsgesellschaft oder an einen privaten Investor verkaufen. Die Oberbürgermeisterin betont, auch ein privater Investor müsse den Denkmalschutz beachten und der Fortbestand der Häuser sei daher durch einen Verkauf nicht bedroht. Der Heimatbund widerspricht dieser Behauptung. "Denn laut Gesetzeslage ist ein Abriss möglich, wenn dem Investor eine Sanierung aufgrund denkmalschützerischer Auflagen nicht zumutbar ist." "Der Heimatbund schlägt stattdessen eine Sanierung durch die Stadt und eine anschließende Nutzung der Gebäude als Erweiterung des Heimatmuseums vor, wie es bereits in einer 1986/87 verabschiedeten Museumskonzeption vorgesehen sei." Wie man sieht, schiebt die Stadt das Problem schon seit Jahrzehnten auf die lange Bank.

  • Unweit der Altstadt soll dieses "Schmuckstück" entstehen:

    http://www.gea.de/region+reutlin…ens.4356606.htm

    Die Stadträte sind, wie soll es anders sein, dank dieses modernistischen Machwerkes, hellauf begeistert, oder sollte ich sagen begeischtert:

    Zitat:
    Die Stadträte fanden’s prima. Edeltraut Stiedl (SPD) sprach von einem
    »mordsmäßigen Auftakt«, Rainer Löffler (CDU) sah ein »Zeichen, dass in
    dieser Stadt große Dinge entstehen«, und Thomas Ziegler (Linke)
    registrierte »ein Projekt, das unserer Stadt Großstadtcharakter
    verleiht«. Der Bauträger selbst spricht vom »Stuttgarter Tor« in
    Anlehnung an das »Tübinger Tor«, das »Gartentor« und das »Albtor«.

  • Das ist der Standort des geplanten Hochhauses bei Bing. Man sieht, was für eine städtebauliche Wüste dort ist. Der Abstand zur Altstadt ist, glaube ich, groß genug. Immerhin liegen zwischen dieser und dem Hochhaus die Bahnlinie Tübingen-Plochingen nebst Hauptbahnhof, ein Häuserblock mit häßlichen Geschäftsbauten und die sechsspurige Karlsstraße mit reichlich Verkehr. Übrigens steht nordöstlich der Altstadt bereits seit den 60er Jahren ein Hochhaus (hier), das die (ohnehin nicht so dolle) Altstadt auch nicht beeinträchtigt.

  • Sieht echt gut aus für unsere Zeit :daumenoben: . Von den Farbtönen über die Proportionen bis hin zu den Dächern kann man wirklich nicht meckern! Wenn man überall so angepasste regionaltypische Neubauten in die Altstädte setzt, könnte ich sehr gut damit leben ;) .

  • Sieht echt gut aus für unsere Zeit :daumenoben: . Von den Farbtönen über die Proportionen bis hin zu den Dächern kann man wirklich nicht meckern! Wenn man überall so angepasste regionaltypische Neubauten in die Altstädte setzt, könnte ich sehr gut damit leben ;) .

    "Wenn man überall so angepasste regionaltypische Neubauten in die Altstädte setzt", dann wäre in den Altstädten bald kein altes Haus mehr übrig. Für dieses Projekt werden mehrere Fachwerkhäuser geopfert und alles, was Reutlingen dafür bekommt, ist ein ödes, minimal angepaßtes und aller Wahrscheinlichkeit nach gänzlich lieblos hochgezogenes Investitionsobjekt. Bauten solcher Art prägen jetzt schon weite Teile der Reutlinger Altstadt und die sehen in natura nicht "echt gut" aus.

  • Ich kann mir schon genau vorstellen, wie der Komplex einmal aussehen wird: So wie das rosa Haus links, nur eben fünfmal nebeneinander. Nein danke!


    (Wilhelmstraße in Reutlingen)

  • Was ist denn mit dem rosa Haus? Das ist doch gut angepasst. 8)

    Und auch das Projekt Katharinenhof finde ich jetzt nicht soooo schlimm. Das wird später nicht als Bruch oder Bausünde, wie etwa das eigene Rathaus der Stadt, ins Auge fallen. Außerdem wird damit die unschöne Hinterhofsituation an der Hofstattstraße beseitigt. Klar ist es immer bitter, wenn historische Bausubstanz geopfert wird. Aber ganau wie der Fachwerkliebhaber, kann ich gut mit der Architektur des Katharinenhofes leben.

  • gut mit der Architektur des Katharinenhofes leben

    könnte man vielleicht, wenn es darum ging eine Baulücke zu schließen oder ein Gebäude aus den 60iger oder 70iger Jahren des letzten Jahrhunderts zu ersetzen.

    Aber hier werden mehrere, davon zumindest zwei in einer Hauptstraßen der Altstadt stehende , historische Häuser geopfert. So etwas kann ich unter keinen Umständen gut finden, selbst wenn (was ja aus den Plänen auch nicht so richtig zu erkennen ist) hier etwas gebaut wird, was einer Altstadt angepasster ist als das sonst übliche.

    Gerade solche Baumaßnahmen (weil viele, ja auch hier im Forum sagen: Ist doch gar nicht so schlecht) führen dazu, dass in Altstädten historische Bauten abgerissen werden, bis dann irgendwann nur noch einige wenige Häuser übrig bleiben. Da ist Tübinger in vollem Umfang recht zu geben!

  • Man muss auch mal die Kirche im Dorf lassen. Immer nur jammern und sich gegenseitig nachzusprechen, hilft auch nicht. - Ich denke, daß jeder in diesem Forum lieber die Einbeziehung und den Erhalt der alten Häuser bevorzugt hätte. Das sollte im APH selbstverständlich sein. Mit der jetzt vorgelegten Planung kann man aber trotzdem zufrieden sein. Erinnert sich noch jemand an die Anfänge des Bauprojektes "K8"? Da sollten noch mehr Häuser beseitigt werden als jetzt, und der Platz mit dieser Arschitektur bebaut werden! Dagegen ist das heutige Ergebnis doch bedeutend angenehmer.

    Sicher gibt es in Reutlingen einige sehr fiese Busünden, die ich viel lieber hätte verschwinden sehen. Man hat sich aber leider ein Areal mit halbwegs intakter Altstadtbebauung ausgesucht.

    Ich tröste mich damit, daß die folgenden Ansichten mit dem Bauprojekt der Vergangenheit angehören werden.

    http://4.bp.blogspot.com/-Ka7ZI3F5BF4/U…-niethammer.jpg

    http://2.bp.blogspot.com/-fPCBHhmhgzc/U…-niethammer.jpg

    Das sieht nämlich auch nicht wirklich altstadtgerecht aus.

  • (Die) Anfänge des Bauprojektes "K8"? Da sollten noch mehr Häuser beseitigt werden als jetzt, und der Platz mit dieser Arschitektur bebaut werden! Dagegen ist das heutige Ergebnis doch bedeutend angenehmer.

    Es ist ja sicher richtig, dass die jetzigen Planungen besser sind als die ursprünglichen. Gut ist sicher auch, dass:


    die folgenden Ansichten mit dem Bauprojekt der Vergangenheit angehören werden


    Insoweit stimme ich Dir ja grundsätzlich zu. Für mich ist es aber nicht hinnehmbar, dass hierfür die Häuser in der Katherinenstraße abgerissen und so ein noch halbwegs intaktes Altstadtensemble gestört wird. Eine (sicher notwendige) Verbesserung der unschönen Hinterhofsituation in der Hofstattstraße hätte man auch ohne diesen Schaden erreichen können.

  • "Wenn man überall so angepasste regionaltypische Neubauten in die Altstädte setzt", dann wäre in den Altstädten bald kein altes Haus mehr übrig. Für dieses Projekt werden mehrere Fachwerkhäuser geopfert und alles, was Reutlingen dafür bekommt, ist ein ödes, minimal angepaßtes und aller Wahrscheinlichkeit nach gänzlich lieblos hochgezogenes Investitionsobjekt. Bauten solcher Art prägen jetzt schon weite Teile der Reutlinger Altstadt und die sehen in natura nicht "echt gut" aus.

    Ich habe mir die Situation nochmal angeschaut, und ich muss doch zugeben: Du hast recht! Zumindest zur Katharinenstraße sollte man die original Fachwerkhäuser erhalten und renovieren dh. Fachwerk freilegen dann sähe das Ganze wieder viel schöner aus ^^ ! Die Visualisierung jedoch bezieht sich auf die Hintergasse, die Hofstattstraße, die jedoch keine wichtige historische Bebauung vorzeigt! Deshalb könnte man finde ich dort nur abreißen und nach Plan neu bauen und sie mit den Häusern in der Katharinenstraße verbinden!
    Und übrigens meinte ich das mit den neuen angepassten Neubauten in den Altstädte sollte man nur im äußersten Notfall (wenn die alten Häuser nicht mehr zu retten sind oder wenn man Bausünden wie in Northeim damit ersetzen) anwenden!

  • Süddeutschlands älteste Häuserzeile, die Oberamteistraße 28-30 in Reutlingen, soll saniert werden. Darin sind sich alle Beteiligten einig. Die Frage ist nun, ob die GWG-Wohnungsgesellschaft die Sanierung übernehmen soll oder nicht, darüber herrscht immer noch Unklarheit.

    Zitat

    Unter anderem auch deshalb, weil Zukunft und Schicksal des Gebäude-Ensembles weiterhin in der Warteschleife festhängen. Zwar hätte eine richtungsweisende Entscheidung über Wohl und Wehe der Oberamteistraße 28 bis 32 am heutigen Donnerstagabend vom Reutlinger Gemeinderat gefällt werden sollen. Das wird sie nun aber doch nicht, weil der Tagesordnungspunkt gestern Vormittag überraschend abgesetzt wurde. Übrigens zum wahrnehmbaren Verdruss der im CDU-Fraktionszimmer versammelten Kommunalpolitiker, die nicht etwa von der Verwaltung, sondern von der Presse über die Vertagung informiert wurden.


    Oberamteistraße 28 bis 30 soll saniert werden

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.