Schwäbisch Hall (Galerie)

  • Unglaublich! Derart schöne und sehenswerte Klein- und Mittelstädte gibt es eigentlich nur noch in Deutschland, mal von einigen Italienischen, Niederländischen/Belgischen oder Französischen "Highligts" abgesehen.

    2 Mal editiert, zuletzt von Niederländer (5. Februar 2016 um 12:48)

  • Der am flachen Boden des Kochertals und westlich der Marktes gelegene Stadtteil wurde beim großen Feuer 1728 fast vollkommen zerstört. (Siehe diese Zeichnung) Der Wiederaufbau folgte den mittelalterlichem Straßengrundriss, einzig die Schneise der schnurgeraden Neuen Straße wurde durch die Trümmer geschlagen.

    Der Stadtplatz von Nordwesten:

    Hier beginnt die Neue Straße, fast durchwegs mit unspektakulären Barockbauten bestanden.

    Repräsentativ für die Verbauung dieses Viertels ist zum Beispiel dieses Haus: Schlicht, in verputztem Fachwerk errichtet, von der Konsumgesellschaft unseres und des vorigen Jahrhunderts verunstaltet.

    Auch gründerzeitliche Architektur tritt häufig auf, wenn auch nicht immer historisch erhalten:

    Auf Schritt und Tritt begegnen wir mehr oder minder qualitätsvollen Neubauten:

    Wie zum Beispiel das wunderbare Einkaufszentrum im Kocherquartier.

  • Von der am Kocherufer entlang führenden Salinenstraße hat man einen schönen Blick auf die Stadtteile jenseits des Wassers.

    Weiter im Süden spaltet sich der Kocher in drei Arme auf. Hier steht der Haalturm .

    Jener von der anderen Seite betrachtet:
    Während man heute auf der Brücke den Fluss überqueren kann, musste man früher durch das seichte Wasser bei der Furt waten. Zu dieser führte das Tor im unteren Teil des Torturmes. Der Boden des Gewässers ist dort mit Steinplatten ausgelegt.

  • Hall ist in der Tat einzigartig, weitausstrahlendes Zentrum des hohenlohisch-fränkischen Raums mit enormem Kulturangebot und auch zahlreichen, auf einen weiten ländlichen Raum bezogenen Zentrumsfunktionen (ein früheres Werbemotto der Stadt lautete: "Die vielleicht kleinste Metropole der Welt!"). Die topografische Lage an den Hängen des Kochertals und der sich in der Talsole verzeweigende Flusslauf schaffen pittoreske Stadtansichten. Aüßerst sehenswert auch die Barockkirche der Comburg und das Freilichtmuseum Wackershofen.

  • Auf Schritt und Tritt begegnen wir mehr oder minder qualitätsvollen Neubauten

    Hall ist nicht makellos, aber es besitzt doch eine der am besten erhaltenen Altstädte in Baden-Württemberg. Das gläserne Haus ist die "Stadtbibliothek im Glashaus", die einen Nachkriegsbau ersetzt, der wiederum seine Existenz einem Kriegsschaden verdankte. Das Einkaufszentrum am Kocher steht an der Stelle des ehem. Gefängnisses und an der von Tobias gezeigten Seite befand sich zuvor nur ein Parkplatz.

    Einmal editiert, zuletzt von Tübinger (12. Februar 2019 um 14:12)

  • Zitat

    Unglaublich! Nur im deutschen Kulturraum findet man derart schöne Kleinstädte. Selbst Italien oder Frankreich können da oft nicht mithalten.

    Das stimmt. Ich glaube, ein besonderer Reiz, der viele deutsche und österreichische etc.. Städte ausmacht ist, dass fast alle Häuser anders aussehen und nichts eintönig oder gleichförmig erscheint. An Schwäbisch Hall sieht man das ganz besonders gut - kein Haus gleicht dem anderen. Am Markt stehen Barockpaläste neben mittelalterlichen Wohntürmen und Fachwerkhäusern, genau deswegen sieht der Marktplatz aber auch so gut aus.

    Trotzdem: Schwäbisch Hall ist etwas ganz Besonderes, ich habe in meinem Leben derweil nur wenige so schöne Städte gesehen.

  • So, jetzt zum großen Finale: Die Kocherfront des südlichen Altstadtteils. Das Postkartenmotiv schlechthin, wie aus dem Märchenbuch. Verwunderlich dass SchwH noch nicht von Japanern geflutet ist. Dabei liegt es ja direkt auf der Reiseroute von Straßburg nach Rothenburg.

    Einmal mit der alten Brücke

    Diesen Balkon möchte man haben!!!

    Die verschiedenen Bauphasen der Mauern lassen sich gut erkennen: Wie alt wohl die unteren von ihnen sind? Sie haben schon viel Wasser den Kocher hinunterfließen gesehen.

    Abschließend noch ein Foto vom Stadtmodell am Grasmarkt

  • Diese Bilder von Hall sind atemberaubend. Sie zeichnen das Bild einer absolut großartigen Stadt. Einfach sagenhaft! Und in der Entfernung trohnt die Comburg. Was für ein Anblick! So langsam glaube ich, dass ich in meinem Leben den Fehler gemacht habe, nicht schon früher und öfter in Hall gewesen zu sein.

    Danke, Tobias, für diese Galerie!

  • Danke auch - komisch dass die Stadt nicht von Japaner and Amerikaner uberlaufen ist. Eine wunderbare lage...

  • Ich bin ja eigentlich ein Fan von Großstadt und Historismus. Aber bei einer Altstadt wie Schwäbisch Hall gerate auch ich ins Schwärmen. Eine wunderhübsche Stadt, ein Kleinod in Baden-Württemberg. Es muss schön sein dort zu leben.

    Übrigens war auch die Queen dort zu Besuch in 1965, vermutlich eine Entschädigung für die Stuttgarter Innenstadt.

    In dubio pro reko

  • Ich bin ja eigentlich ein Fan von Großstadt und Historismus. Aber bei einer Altstadt wie Schwäbisch Hall gerate auch ich ins Schwärmen. Eine wunderhübsche Stadt, ein Kleinod in Baden-Württemberg. Es muss schön sein dort zu leben.

    Übrigens war auch die Queen dort zu Besuch in 1965, vermutlich eine Entschädigung für die Stuttgarter Innenstadt.

    Das mit der Queen ist ein netter Seitenhieb von heute. Den persönlichen Geschmack der englischen Königin kenne ich nicht, aber im Allgemeinen wurde 1965 das, was heute so an Stuttgart stört, als "modern" bezeichnet, während - häufig nicht renovierte - Altstädte als "altes Geraffel" galten. Besonders schlimm wurde es da, wo Provinzgeist und Wirtschaftskraft zur "Kulturrevolution" aufriefen (z.B. Heidenheim).

    Weiß jemand genau, warum sich das Schwäbischer Haller Schicksal so anders als das Heidenheimer darstellte?

  • Weiß jemand genau, warum sich das Schwäbischer Haller Schicksal so anders als das Heidenheimer darstellte?

    Nun, Hall ist (ungeachtet seines politisch motivierten Namenszusatzes) eine fränkische Stadt, Heidenheim ein schwäbische. Schon das nicht weit von Hall entfernte schwäbische Backnang wirkt weithin chaotisch-funktional bebaut, ohne die Bemühung, das traditionelle Erscheinungsbild über die Kernbereiche um Rathaus und Stiftskirche hinaus zu bewahren. Gewiss gibt es im schwäbischen Raum Ausnahmen wie Esslingen oder Tübingen, aber eine gweisse ästhetische Gleichgültigkeit und Konzentration aufs Funktionale und Rentable ist doch durchgängig .dominant.

  • Ich weiß ich wiederhole mich, aber ...

    Lieber Philoikódomos,
    wirf mir bitte nicht alle Schwaben in einen Sack!
    Von alters her haben die (alt-)württemberger Schwaben tatsächlich schon immer drauf geachtet, dass evtl. angehäufter Reichtum eher in neue Fabrikhallen und Maschinen investiert wird, als dass man ihn für irgendwelche Äußerlichkeiten wie den Erhalt alter Fassaden "verschleudert".
    ("Den alte Dreck braucht doch eh koiner meh ...")
    Das hat m. E. auch mit der pietistischen Prägung dieses Landstrichs zu tun.
    Aber die (eher katholischen) Oberschwaben und auch die bayrisch regierten Schwaben wissen und wussten schon immer auch, dass man zwischen dem Arbeiten auch mal genießen kann - ohne gleich zu riskieren, in die Hölle zu kommen ...
    Und das kann man auch an den dortigen Städtchen ablesen ... (Wangen, Biberach, Ravensburg, Leutkirch, Nördlingen, etc, etc. ...)

  • wirf mir bitte nicht alle Schwaben in einen Sack!


    Lieber Nibelgauer,
    Da gebe ich dir vollkommen recht. Tut mir leid, dass ich das Differenzieren unterlassen habe, ich wollte nicht so weit ins Detail gehen. Ich weiß aus eigener Erfahrung die oberschwäbischen Städte sehr zu schätzen, habe andererseits im nördlichen Schwaben so viele deprimierende Wahrnehmungen gemacht, dass ich meine, dass das artikuliert werden muss. Man fühlt sich ohnehin in dieser Region, an deren Rand ich lebe, als einsamer Rufer in der Wüste. Kritische Einwände werden gar nicht verstanden.

  • Dieses Problem kennt man doch eigentlich überall! Wobei ich das Gefühl habe, dass sowohl das Bewusstsein für schöne Stadtbilder als auch das Fachwissen für Architektur allgemein zunimmt. Zu verdanken ist das unserem eigenen Engagement im Netz und vor allem diversen Rekonstruktionsprojekten, die auch den medialen Diskurs erreichen. Es tut sich was im Stadtbildland.

    Schwäbisch Hall kann übrigens nach meinem Dafürhalten gut und gern in den Katalog der Modellstädte von Stadtbild Deutschland e.V. aufgenommen werden, so wir diesen denn mal anlegen! :thumbup:

  • Die folgenden Fotos vom Marktplatz und der Michaelskirche in Schwäbisch Hall sind zwar schon älter, genau vom Juni 2014 und zeigen nicht unbedingt die Lichtqualität für geeignete Architekturfotos, aber sie sind in einer besonderen abendlichen Lichtstimmung eingefangen. Deshalb möchte ich sie mit Euch teilen.
    Es war ein gewittriger Tag gewesen. Ich kam auf der Durchfahrt von der Großkomburg her(dazu gibt es noch eine Galerie) und hielt auch noch kurz in Schwäbisch Hall, um die Stimmung auf dem Marktplatz zu genießen. Dabei sind diese Fotos entstanden:





    Eigene Fotos

  • Guten Morgen, ich möchte hier gerne ein paar Bilder von meinem Kurzbesuch am Samstag in Schwäbisch Hall mit Euch teilen. Diese wunderschöne Stadt, die - zwar nicht gänzlich - aber weitgehend von schlimmeren Bausünden verschont wurde, muss sich meiner Meinung nach, nicht hinter anderen, bekannteren ehem. Reichsstädten in Süddeutschland, wie Rothenburg, Nördlingen oder Dinkelsbühl verstecken.

    Die Stadt am Kocher hat sehr viel Flair und strahlt im positiven Sinne einen altdeutschen Geist aus. Mit eher bescheidenen ca. 40 Tausend Einwohnern bietet Schwäbisch Hall überraschend viele prächtige Bauwerke und geschlossene Gassen, durch die es sich lohnt zu schlendern.

    Nicht umsonst wurden hier die Außenaufnahmen zu "Die Feuerzangenbowle" mit Heinz Rühmann gedreht.

    Wer sich tiefergehend mit der Stadt befassen will: https://de.wikipedia.org/wiki/Schw%C3%A4bisch_Hall

    Nach den Bildern gebe ich noch ein paar Tipps für lohnende Ziele in der direkten Umgebung . . .

    Los geht´s, aus Zeitgründen ohne allzu detaillierte Beschreibung:


    An der Henkersbrücke

    Henkersbrücke mit Blick zur Johanniterkirche, Kocher-Ufer gegenüber der Altstadt

    Marktplatz mit St. Michael und der großen Freitreppe, auf der jeden Sommer Freilichtspiele aufgeführt werden

    Brunnen am Marktplatz

    Marktplatz mit dem Rathaus (rechts)

    Marktplatz


    Löwenapotheke am Eingang zur Oberen Herrngasse


    Löwenapotheke

    Obere Herrngasse

    Obere Herrngasse, Blick zur Unteren Herrngasse

    Obere Herrngasse


    Obere Herrngasse

    Untere Herrngasse

    Untere Herrngasse

    Untere Herrngasse am Ausgang Richtung Hafenmarkt

    Untere Herrngasse am Ausgang Richtung Hafenmarkt, Blick in die Haalstraße


    Hafenmarkt/Haalstraße


    Hafenmarkt, Sparkassengebäude


    Am Kocher, Sulfer-Turm


    Am Kocher


    Am Kocher


    Hier nun meine Tipps für weitere Sehenswürdigkeiten in der nächsten Umgebung:

    Die Comburg, ein ehemaliges Benediktinerkloster
    https://de.wikipedia.org/wiki/Comburg

    Das Hohenloher Freilandmuseum Wackershofen
    https://de.wikipedia.org/wiki/Hohenlohe…um_Wackershofen

    "Mens agitat molem!" "Der Geist bewegt die Materie!"