Schwäbisch Hall (Galerie)

  • Durch Zufall bin ich im Netz auf ein Video eines US-amerikanischen Footballspielers gestoßen, der in Süddeutschland spielt, der seiner Mutter Schwäbisch Hall zeigt: (...)

    Cool. Das ist Nick Alfieri, kurz NALF genannt. Der Typ ist mir sehr sympathisch. Habe fast jedes seiner Videos gesehen. Er macht gewöhnlich Aufnahmen mit einer Drohne und ist in Deutschland schon weit herumgekommen.
    Was ich mich bei seiner Begeisterung immer frage ist, was er wohl zum unzerstörten Frankfurt am Main, Kassel oder Braunschweig gesagt hätte?

    Es gibt auch noch einen anderen amerikanischen Football-Spieler, der seiner Mutter im YouTube-Video seine neue deutsche Heimatstadt zeigt. Es ist in dem Fall Marburg an der Lahn. Aber die Mutter ist ebenso aus dem Häuschen.

  • Man sieht deutlich, dass die Haller etliche fiese Neubaukästen zwar nicht in die Altstadt selbst, aber doch in deren direkte Nachbarschaft gestellt haben.

    Danke für die Videos! Klar, die fiesen Kästen sind kaum zu vermeiden. Wie sollten auch sonst die Bedürfnisse der heutigen Gesellschaft erfüllt werden? Gottseidank bewegen sich Menschen in Städten, anders als Drohnen, überwiegend am Boden. Von der Fußgängerperspektive aus gesehen, muss ich sagen, haben die das in Schw. Hall ganz gut gelöst. Ob gewollt oder ungewollt, der Eindruck ist schon der, einer sehr gut erhaltenen, sehr schönen mittelalterlichen Stadt.

    Ehrlich. Ich bin da öfters mal und immer wieder gerne. Ist einfach gut fürs Gemüt. Nicht zuletzt, um sich von anderswo gesehenen Hässlichkeiten zu erholen . . . ;)

    "Mens agitat molem!" "Der Geist bewegt die Materie!"

  • Hallo liebe Foristen,

    nachfolgend einige Bilder aus Schwäbisch Hall. Vor zwei Tagen aufgenommen, leider bei wirklich unterirdischem Wetter. Bei Ankunft noch nur bewölkt, sank die Temperatur innerhalb kurzer Zeit auf 1°C und aus Nieselregen wurde Starkregen, danach Schneefall, danach Sonnenschein usw. Leider habe ich aus den Teilen der Altstadt, die beim großen Brand 1728 zerstört wurden, kaum Bilder, da mein Handy just nach der unteren Herrengasse - wahrscheinlich den unfassbar gesunkenen Temperaturen geschuldet - den Geist aufgab und erst wieder bei St. Katharina eine Zeit lang funktionierte. Um danach wieder den Geist aufzugeben. Ich werde die Bilder größtenteils unkommentiert einstellen, nur ab und an einige Angaben machen. Die teilweise verwackelte Qualität bitte ich zu entschuldigen, Schnee, Regen, Wind und teils eisige Kälte forderten ihren Tribut. Am 5. April...

    Wir beginnen von Norden kommend an der Gelbinger Gasse:

    Ein sehr schönes Portal direkt am Eingang zur Altstadt bzw. Gelbinger Vorstadt:

    Eine ehemalige Scheune, noch im Ausbau befindlich:

    Blendstatt 36:

    Gelbinger Gasse 60, schön renoviert:

    Josenturm, ehemals St. Jodokus bzw. Josenkapelle:

    Eines meiner Haller Lieblingshäuser, das Gräterhaus von 1605. Ein für Hall untypisches Renaissancegebäude, wirkt eher norddeutsch:

  • Weiter geht's in der Gelbinger Gasse. Der Josenturm, errichtet als Kirchturm der Josenkapelle um 1250. Staufisches Mauerwerk, um 1570 aufgestockt und mit Fachwerkgeschossen versehen. Teil der ehemaligen Stadtbesfestigung der Gelbinger Vorstadt:

    Weiter in der Gelbinger Gasse mit einem wunderschönen historistischen Fachwerkbau aus dem 19. Jahrhundert:

    Links die Alte Wache am Säumarkt. Ehemals Stadttor zur Altstadt, von den Württembergern abgerissen und durch eine klassizistische Wache mit dorischen Säulen ersetzt:

    Aufgrund der Galerien vermute ich ein altes Gerberhaus, kann mich allerdings auch täuschen:

    Sobald man die Gelbinger Vorstadt verlässt und in den Bereich der Altstadt eintritt, wird es größtenteils barock. Der Stadtbrand von 1728 hat sich bekanntlich bis zum Marktplatz durchgefressen und 2/3 der Altstadt zerstört:

    In der Gasse "Am Schuppach". Die Mauer lässt unschwer erkennen, dass sich hier früher eine Kirche befand. Anfang des 19. Jahrhunderts abgerissen dienten ihre Außenmauern bzw. die Mauer des Chores als Mauer für neue Aufbauten:

  • Blick zurück in die Gasse "Am Schuppach":

    Links noch altes Mauerwerk zu sehen:

    Ecke Am Markt/Neue Straße:

    Und dann der Marktplatz. Sicher hier weitestgehend bekannt, daher nur spärliche Erläuterungen. Deutlich wird die Hanglage der Altstadt im Kochertal. Eigentlich eine denkbar ungünstige Lage für eine Stadtanlage. Das Salz machte es allerdings möglich: Die Haalquelle am Haalplatz war so lohnend, dass sich eine Stadtanlage hier geradezu aufzwang. Bis ins 19. Jahrhundert wurde die Quelle mit ihrem Salzwasser zur Salzgewinnung genutzt, was Schwäbisch Hall enormen Reichtum einbrachte. Die Stadt entwickelte sich daher an Hanglage, was sich in vielen Treppen, Aufschüttungen und dadurch entstehenden schönen Motiven äußert.

    Das Bild zeigt die romanisch-gotische Kirche St. Michael. Der Turm noch größtenteils romanisch, Langhaus und Chor in herrlicher Gotik. Leider aufgrund von Corona geschlossen - wie natürlich auch alles andere in der Altstadt. Rechts zu sehen das Clausnitzerhaus, das gewaltigste Fachwerkhaus am Platz, hervorgegangen aus zwei mittelalterlichen Steinbauten. An der Fassade zur Oberen Herrengasse noch mittelalterliche Substanz ersichtlich.

    Die herrliche Westseite des Marktplatzes. Ehemalige Haller Trinkstube:

    Einfach traumhaft, vor allem das Rokokogebäude des heutigen Cafés. Davor der spätgotische Fischbrunnen (1509), Anfang 16. Jahrhundert mit Darstellungen des Simson, des Hl. Georg und von St. Michael, alle gegen ihre jeweiligen Tiere kämpfend. Spannend natürlich der erhaltene Pranger ganz rechts zum Marktplatz hin:

    Die gewaltige Freitreppe mit 54 Stufen:

  • Wir laufen weiter um St. Michael herum. Blick zurück auf Barock- und Rokokopracht sowie den Pranger:

    Pranger im Fokus:

    Und dann das wunderschöne barocke Rathaus aus dem Jahre 1735, bekanntlich 1945 bis auf Bibliothek und Archiv ausgebrannt und nach dem Kriege in alter Form wiederhergestellt:

    Rathaus mit anschließenden Gebäuden des ehemaligen Franziskanerklosters:

    Büschlerhaus, Am Markt 12, auf das 13. Jahrhundert zurückgehend. Hier übernachtete wohl schon Kaiser Karl V.:

    Hotel Goldener Adler, Vordergebäude aus dem 16. Jahrhundert (1586), Gebäudekomplex aus mehreren Bauten, darunter das Hinterhaus aus dem Jahre 1315. Zwischen Rokokohaus und Goldener Adler noch die hohe Brandwand zu erkennen, die diese Häuser vor dem Feuer schützte. Immer wieder faszinierend:

    Richtung Crailsheimer Tor:

    Einer der ehemaligen Adelshöfe an der Klosterstraße. Renoviert. Eingezogen: Spielhalle/Casino. :-/

  • Ich mag dieses extreme Aprilwetter. Die Bilder geben die Stimmung sehr gut wieder. Es ist nicht jene für verregnete Herbst- oder Wintertage typische Trostlosigkeit, man spürt dennoch das Licht des Frühlings. Zu den gezeigten Motiven oder besser gegen diese ist sowieso nix zu sagen. Von solchen Stadtbildern kann man momentan als Ostmitteleuropäer ohnedies nur träumen.

    Nicht, dass ich unbedingt ein Haar in der Suppe suchen wollte, aber weil es halt anhand dieser Herrlichkeit so ins Auge sticht: was ist da neben der Alten Wache schiefgelaufen? Bombentreffer oder einfach BW?

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Das ist eine gute Frage, die ich nicht beantworten kann. Klar ist, dass das Rathaus, die Kocherbrücke und der Pulverturm durch Jagdbomberangriff zerstört sowie einige wenige Gebäude beschädigt wurden. Ich vermag allerdings nicht zu sagen, welche Schäden wo im Stadtgebiet zu verzeichnen waren. Vielleicht kann hier jemand Ortskundigeres weiterhelfen?

    Weiter geht es mit dem Crailsheimer Tor und dem Zwinger. Die Mauerpartie an der Süd-Ost-Seite ist sehr gut erhalten und gehört mit zum Beeindruckendsten, was ich an Verteidigungsanlagen in Deutschland kenne. Bestehend aus Crailsheimer Tor, Stadtmauer, Mauerturm und Neubau, dem ehemaligen Zeughaus der Stadt aus dem Jahre 1505.

    Stadtmauerturm mit charakteristischen fortifikatorischen Anbauten wie Wurferkern und Schießscharten:

    Absolut fantastisch:

    Blick vom Neubau ins Kochertal:

    Die mächtige Nord-Ost-Fassade des Neubaus:

    Neubau:

    Klostertraße mit mittelalterlichen Bauten, meist mit neuzeitlichem Fachwerk:

    Ich glaube, hierbei handelt es sich um den ehemaligen Beginenhof, Hof des Bonhoefferhauses:

    Blick in die enge Pfarrgasse:

    Morgen geht's dann hoffentlich weiter. :)

  • was ist da neben der Alten Wache schiefgelaufen? Bombentreffer oder einfach BW?

    BW. Das Haus ist die Marktstraße 10, "ehem. Schöntaler Hof und Gastwirtschaft Goldene Traube":

    "1969: Haus und Nebengebäude werden durch die Besitzer Kurt Pfleiderer und Elisabeth Bürkle abgerissen und durch einen die alten Umrisse aufgreifenden Neubau ersetzt. Nach Interventionen der Stadt und des Landesdenkmalamts werden die Pläne besser auf die Umgebung abgestimmt und greifen Formen des Vorgängerbaus wieder auf (z.B. das ursprünglich nicht vorgesehene Satteldach). Aufgrund der tiefen Ausschachtungen verschwinden auch die historischen Keller unter dem Gebäude.

    1986: Das Landesdenkmalamt Baden-Württemberg will das Gebäude in die Liste der Kulturdenkmale aufnehmen - offenbar hat man vergessen, dass das Haus 1969 mit Zustimmung des LDAs durch einen Neubau ersetzt worden ist." (Aus dem sehr zu empfehlenden Häuserlexikon von Schwäbisch Hall)

    Der Vorgängerbau: https://www.haeuserlexikon.de/typo3temp/haus…d2fba72a113.jpg

  • Hmm, viel kann ich nicht an Übernahme der historischen Form erkennen. Immerhin hat es noch ein steiles Dach erhalten. Ansonsten aber 60er-Jahre-Schrott. Wenigstens könnte man das Gebäude des linken kleinen Anbaus rekonstruieren. Es würde dadurch sogar ein Nutzgeschoss mehr in der Mansarde entstehen.

  • Unfassbar, was in BW so alles durchgegangen ist. Dieses neue Haus ist das reinste Gift für ein mittelalterliches Stadtbild. Da fällt einem der Mundartdichter HC Artmann ein: was der saure Regen für den Wald, ist der Moik für die Volksmusik.

    Oder der Glaube, mit solchem Müll altstadtgerecht bauen zu können bzw damit den Abriss hochwertiger Altstadthäuser rechtfertigen zu können, für das Stadtbild.

    Etliche bejubeln ja derartige Bauten und verehren Städte, deren "Altstadtkerne" mehr oder minder aus solchen Häuslein bestehen. Für mich ist das schlimmer als wirkliche, harte Moderne. Letztgenannte ist wenigstens nicht so auf verlogene Weise konsensfähig.

    Mir will es förmlich scheinen, als würde aus solchen Bauten so etwas wie der anzunehmende Stumpfsinn ihrer Errichter gleichsam hervorleuchten.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Und weiter geht's. Wir befinden uns am Ende der Pfarrgasse:

    Schöner alemannischer Fachwerkbau mit St. Michael im Hintergrund:

    Rosenbühl mit Blick auf den mächtigen Neubau (und zwei wunderschöne Garagen...):

    Schön renoviertes Gebäude, wohl evangelisches Dekanatsamt o.ä.:

    Die enge Obere Herrngasse:

    Schöne Renaissancebrüstung in der Oberen Herrngasse:

    Wohnhaus Mörike mit schönen steinernen Brandwänden (in der sehr engen Gasse kaum besser abzulichten):

    Blick Richtung Zwinger:

    Blick Richtung Untere Herrngasse:

  • Rückseite des Clausnitzerhauses in der Oberen Herrngasse, Blick zum Marktplatz:

    Links das Rückgebäude der Löwenapotheke (zum Marktplatz hin klassizistisch):

    Rathaus im April-Schnee:

    Die wunderschönen Häuser Am Markt 4 und 5, ehemals Teil des Klosters der Franziskanermönche (an dieser Stelle seit 1236), bekannt als Widmannhaus:

    Clausnitzerhaus:

    Links das Gebäude der Löwenapotheke, rechts Widmannhaus und Nachbarn:

    Alte Tür:

    Blick zurück auf St- Michael. Ich war der einzige Mensch weit und breit. Bei dem Wetter auch nicht verwunderlich...:

    Clausnitzerhaus von der Seite, der Steinbau wohl deutlich älter als die Fachwerkfassade:

  • Nachfolgend die Portale der Häuser Am Markt 4 und 5:

    Und ein Blick auf das Gebäude zur Unteren Herrngasse, das wahrscheinlich älteste Fachwerkhaus Halls:

    Ab hier verließ mich mein Handyakku und die nächsten 45min musste ich ohne Foto auskommen. Bis das Gerät dann auf wundersame Weise wieder funktionierte. huh:)

  • Nachdem ich von der Unteren Herrengasse über den Kocher zum Haalplatz sowie von dort auf die andere Kocherseite Richtung Johanniterkirche, Im Weiler und Weilertor gelaufen habe, hatte ich ungefähr ab dem "Scharfen Eck", also Bahnunterführung Stuttgarter Straße, wieder ein funktionierendes Handy. Daher sind die nachfolgenden Bilder aus dem Bereich Zollhüttengasse und Mauerstraße:

    Eines der Häuser des Einrichtungshauses Gräter, vorbildlich saniert. Daneben Turm an der Fußgängerbrücke über den Kocher:

    Der Blick zurück:

    Winteratmosphäre:

    Traumhafte Situation an der Treppe von der Mauerstraße zur Kichgasse:

    Und eine Tür, die wohl im Laufe der Zeit immer weiter durch Aufschüttungen verkleinert wurde:

  • Darf ich hier am Rande (= ohne das Thema übermäßig stören zu wollen) darum bitten, nach einem Doppelpunkt grundsätzlich ein Leerzeichen zu machen, um die Lesbarkeit zu verbessern?