Berlin - Anhalter Bahnhof

  • Man darf nicht vergessen, welche Rolle der Anhalter Bahnhof zu NS-Zeiten gespielt hat. Er war Kulisse für die Inszenierungen der errungenen Siege, indem Reichskanzler und Militär dort ständig an- und abreisten (Link A). Staatsgäste wurden dort empfangen - so z. B. der Duce 1937 (Link B) und der Schlächter der Slovakei Tuka im Jahre 1941 (Link C). Das Bw Anhalter Bahnhof beherbergte zudem den Zug der Reichsregierung (Link D). Sehr praktisch, wenn die Zentralen der NS-Verwaltung in direkter Nähe lagen. Hinzu kam die simple Größe der Bahnhofshalle, welche gut zur Baukultur der NS-Ideologie passte. Insofern verwundert es wenig, dass die Kulisse der NS-Propaganda aus dem Stadtbild getilgt wurde. Link E illustriert die Betriebsamkeit des Großstadtbahnhofs und Link F zeigt eine farbige Rekonstruktion.

    A1 https://www.alamy.com/view-into-the-…e385780708.html

    A2 https://i.pinimg.com/originals/af/5…d7d2154907e.jpg

    B https://www.gettyimages.ch/detail/nachric…0?adppopup=true

    C https://cdni.rbth.com/rbthmedia/imag…a6910601156.jpg

    D https://www.welt.de/geschichte/zwe…chskanzler.html

    E https://c8.alamy.com/compde/dyyph7/…1934-dyyph7.jpg

    F https://simmods.gamejunkie.pro/wp-content/upl…r-Bahnhof-5.jpg

  • Insofern verwundert es wenig, dass die Kulisse der NS-Propaganda aus dem Stadtbild getilgt wurde.

    Ja, das könnte sein. Das Argument passt zu den Leuten, die den Bahnhof abgerissen haben. Man reißt die Gebäude ab, die Gesinnung bleibt hingegen und sorgt dafür, dass solche Leute wie Hans Filbinger Ministerpräsident eines Bundeslandes werden. Das ist so grotesk, wie das Aufführungsverbot von Wagners Musik in Israel (https://magazin.spiegel.de/EpubDelivery/spiegel/pdf/43144964). Was hat Wagners Musik oder Anhalter Bahnhof mit den Nazis und ihren Verbrechen zu tun? Richtig, nichts. Wenn ich solche „Argumente“ für den Abriss lese, erinnere ich mich, dass Hitler auch den Kölner Dom zu Propagandazwecken besichtigt hat. Ein Glück, dass sich nach dem Krieg anscheinend niemand daran erinnerte :wink:

    WAYNE: I’m going to rebuild it just the way it was. Brick for brick. ALFRED: Just the way it was, sir? WAYNE: Yes, why? ALFRED: I thought we might take the opportunity of making some improvements to the foundation. (Batman Begins)

  • Also, nun schaltet mal ein paar Gänge runter. "Symbol" oder "Kulisse der NS-Propaganda" :lachen::lachen::lachen:
    Befasst Euch doch lieber mal mit der direkten Geschichte und den Auswirkungen der Teilung Berlins und der Tatsache, dass die (West-) Alliierten erstens in Unkenntnis des Deutschen Eisenbahnwesens der Reichsbahn die Betriebsrechte auch für die Westsektoren Berlins erteilt haben und zweitens der Bahnhof mit Einstellung des Zugverkehrs von und nach Berlin von Süden her über den Anhalter Bahnhof keine Funktion mehr hatte.
    Auch wenn in den 50er Jahren von westlicher (und sogar noch von östlicher) Seite eine schwache Hoffnung bestand, die Teilung zu beenden, war einfach am Ende des Jahrzehnts klar, dass man mit der Ruine zu damaliger Zeit nichts anfangen konnte im Westteil Berlins. Die Teilung zementierte sich immer deutlicher (auf Betreiben der östlichen Machthaber) und es war nicht absehbar, ob und wann sich die Lage noch einmal ändert. Wie lange hätte man denn warten sollen mit dem Abriss der Ruine.
    Zudem gab es ja (zeitbedingt) damals den Wunsch und die Planung, durch Kreuzberg eine Stadtautobahn zu bauen.

  • TV Tipp! Schaut euch bitte in der ARD Mediathek aus der Reihe "Geheimnisvolle Orte" den Beitrag zum "Anhalter Bahnhof" an. Ich habe diesen Beitrag bereits zwei Mal geshen und es werden etwaige Fragen die hier im Chat auftauchen, beantwortet. Gegebenenfalls kann der Beitrag auch bei YouTube angeschaut werden.

    Geheimnisvolle Orte: Der Anhalter Bahnhof
    "Tor zur Welt" wurde er genannt, und wenn der Berliner liebevoll von seinem "Anhalter" sprach, dann schwang Fernweh und Begeisterung mit. Der Name des Bahnhofs…
    programm.ard.de

    (Quelle: ARD Mediathek)

  • TV Tipp! Schaut euch bitte in der ARD Mediathek aus der Reihe "Geheimnisvolle Orte" den Beitrag zum "Anhalter Bahnhof" an. Ich habe diesen Beitrag bereits zwei Mal geshen und es werden etwaige Fragen die hier im Chat auftauchen, beantwortet. Gegebenenfalls kann der Beitrag auch bei YouTube angeschaut werden.

    https://programm.ard.de/TV/Sendungen-v…287251284740471
    (Quelle: ARD Mediathek)

    Vielen Dank für die Info. Ist der Link denn noch gültig? Bei mir kommt nur ein Verweis auf die Homepage. Die Volltextsuche bringt auch kein Ergebnis.

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  • Vielen Dank für die Info. Ist der Link denn noch gültig? Bei mir kommt nur ein Verweis auf die Homepage. Die Volltextsuche bringt auch kein Ergebnis.

    Ich habe leider keinen aktuellen Link im Netz gefunden. Schau bitte ob es bei Phoenix oder ZDF läuft im Programm. Da wird die Reihe „Geheimnisvolle Orte“ oft wiederholt.

  • Die ARD hat mir sehr freundlich geantwortet, dass "die Verweildauer von "Geheimnisvolle Orte: Der Anhalter Bahnhof" bereits abgelaufen" sei.

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  • Berlin Anhalter Bahnhof

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  • Ich habe Kontakt zur Bürgerinitiative für die Rekonstruktion des Anhalter Bahnhofs aufgenommen (https://anhalter-bahnhof.berlin) und vereinbart, dass wir zunächst prüfen werden, ob der Abriss damals rechtens war. Vom Ergebnis der Überprüfung eines Anwalts für Baurecht hängen die nächsten Schritte ab. Wer sich daran beteiligen möchte, bitte bei mir hier im Forum melden. Danke!

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  • Jetzt mal ganz dumm gefragt: Der Bahnhof ist 1959 in der DDR abgebrochen worden. Welche Konsequenzen sollte das für Jetzt und Heute haben, wenn festgestellt werden würde, dass dies nicht rechtens geschehen ist? Je nach Antwort würde sich dann die nächste Frage anschließen, ob das Geld gut angelegt ist.

    Kunsthistoriker | Webdesigner | Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing - Meine Kulturthemen

  • Jetzt mal ganz dumm gefragt: Der Bahnhof ist 1959 in der DDR abgebrochen worden. Welche Konsequenzen sollte das für Jetzt und Heute haben, wenn festgestellt werden würde, dass dies nicht rechtens geschehen ist? Je nach Antwort würde sich dann die nächste Frage anschließen, ob das Geld gut angelegt ist.

    ...mmh... Kreuzberg lag auch 1959 nicht in der DDR... :wink: Der Torso des Portals war Anlaufpunkt fast jeder West-Berliner Stadtrundfahrt... Übrigens nimmt das Tempodrom einen Teil des ehemaligen Gebäudestandorts ein, von daher würde ein vollständiger Wiederaufbau allein aus Technischen Gründen derzeit nicht möglich sein...

    Wer zwischen Steinen baut, sollte nicht (mit) Glashäuser(n) (ent)werfen...

  • ...mmh... Kreuzberg lag auch 1959 nicht in der DDR...

    Ups, mea culpa, da sieht man mal, wie wenig ich mich mit der Berliner Topografie außerhalb der Innenstadt auskenne. Darüber hinaus hat meine Frage aber natürlich weiterhin seine Gültigkeit. Welches Ziel soll denn diese Überprüfung verfolgen?

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  • Der Bahnhof ist 1959 in der DDR abgebrochen worden.

    Das entspricht m.E. nicht den Tatsachen: Der Bahnhof lag in West-Berlin und wurde "auf Betreiben des damaligen Bausenators Rolf Schwedler zum Abbruch freigegeben werden" (Wikipedia). Ich bin kein Jurist, aber meiner Kenntnis nach müsste dazu eine Abrissgenehmigung beim Landesdenkmalamt Berlin existieren. Zumindest wäre es interessant, die Hintergründe aufzuklären, denn meines Wissens ist dazu nichts genaues veröffentlicht worden.

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  • Ups, mea culpa, da sieht man mal, wie wenig ich mich mit der Berliner Topografie außerhalb der Innenstadt auskenne. Darüber hinaus hat meine Frage aber natürlich weiterhin seine Gültigkeit. Welches Ziel soll denn diese Überprüfung verfolgen?

    Ziel sollte sein, einen Baustopp für das Exilmuseum als Neubau zu erwirken und stattdessen einen teilweisen oder vollständigen Wiederaufbau ins Spiel zu bringen. Aus meiner Sicht gibt es nicht ein entweder Neubau eines Exilmuseum *oder* Rekonstruktion des Anhalter Bahnhofs, sondern durchaus die Möglichkeit, das Exilmuseum in einem wieder aufgebauten Anhalter Bahnhof unterzubringen.

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  • Übrigens nimmt das Tempodrom einen Teil des ehemaligen Gebäudestandorts ein, von daher würde ein vollständiger Wiederaufbau allein aus Technischen Gründen derzeit nicht möglich sein...

    ...so lang war die Halle nicht! Zur 750 Jahrfeier Berlins wurde das Süd-Portal aufgebaut, da konnte man sehen wie weit die damals die größte freischwebende Halle der Welt reichte.

  • ...so lang war die Halle nicht! Zur 750 Jahrfeier Berlins wurde das Süd-Portal aufgebaut, da konnte man sehen wie weit die damals die größte freischwebende Halle der Welt reichte.

    Und die sogenannte Perronhalle des Bremer Hauptbahnhofs soll in der Breite nur einen Meter kürzer sein als die ehemalige Halle des Anhalter Bahnhofs.

  • Die BRD ist Rechtsnachfolger der DDR.

    Der Bhf lag aber in der BRD. Hatte er damals Denkmalschutz?

    Aus dem Berliner Baurecht von 1959 sollte man leicht entnehmen können, ob damals auch ein Abbruchantrag notwendig war.

    Sollte der Abbruch illegal sein, könnte man mit nachwirkendem Bestandsschutz argumentieren. Da der Bhf ja nicht ganz weg ist.

    Hier die Bauordnung von 1958 (West Berlin)

    Die Bauordnung für Berlin (West) vom 21.11.1958 löste die Bauordnung von 1929 ab. Sie war mit Änderungen bis 31.12.1966 in Kraft.

  • Ihr träumt. Der Abriss liegt über 60 Jahre zurück. Selbst wenn er damals illegal gewesen sein sollte - darüber ist die Zeit hinweggegangen. Rechtsfolgen hat das garantiert nicht mehr, und schon gar nicht wird damit der Neubau verhindert.

  • Ihr träumt. Der Abriss liegt über 60 Jahre zurück. Selbst wenn er damals illegal gewesen sein sollte - darüber ist die Zeit hinweggegangen. Rechtsfolgen hat das garantiert nicht mehr, und schon gar nicht wird damit der Neubau verhindert.

    Ob man träumt oder nicht, wird ein Fachanwalt besser beantworten können. Soweit mir bekannt, verjährt das nicht, aber wir werden sehen.

    WAYNE: I’m going to rebuild it just the way it was. Brick for brick. ALFRED: Just the way it was, sir? WAYNE: Yes, why? ALFRED: I thought we might take the opportunity of making some improvements to the foundation. (Batman Begins)