Berlin - Anhalter Bahnhof

  • Zählt dann das? Wozu das Berliner Schloss ohne Kaiser und König? Entschuldigt bitte, wenn ich nicht ausreichend informiert bin, aber irgendwie habe ich das Gefühl dass wir wieder ganz am Anfang stehen, wenn wir Rekonstruktionen von der historisch korrekten Nutzung abhängig machen. Unsere Gegner sehen sich bestätigt und freuen sich über eine weitere Vorlage.

    In dubio pro reko

  • Man hätte den Anhalter Bahnhof nutzen können für das Technikmuseum das aus allen Nähten platzt. Man hat ja auch den Hamburger Bahnhof wieder aufgebaut und einer neuen Nutzung zu geführt. Jetzt ist es wohl zu spät für den Anhalter.

    Der Wiederaufbau des Hamburger Bahnhofs.


    Die Bausubstanz war noch ganz okay




    Es fährt kein Zug nach nirgendwo.


  • Der Hamburger Bahnhof war bereits umgenutzt als Museum - das waren andere Voraussetzungen.

    Und den Anhalter Bahnhof kann man nicht wieder aufbauen und als Museum nutzen? Verstehe ich das richtig?

    WAYNE: I’m going to rebuild it just the way it was. Brick for brick. ALFRED: Just the way it was, sir? WAYNE: Yes, why? ALFRED: I thought we might take the opportunity of making some improvements to the foundation. (Batman Begins)

  • Polytechnicus wenn du von einem Argument zum nächsten springst wie das Eichhörnchen von Baum zu Baum, wird eine Diskussion extrem schwierig. Wohin sprechen wir jetzt - vom Wiederaufbau des Anhalter Bahnhofs, von der Rechtmäßigkeit des Abrisses 1959, oder von den Erfolgsaussichten eines Widerspruchs gegen den erfolgten Abriss, 60 Jahre danach?


    Nur fürs Protokoll:

    - ja, ich bedaure den Abriss und würde mich freuen, wenn der Bahnhof noch oder wieder stünde

    - ja, ich gehe davon aus, dass der Abriss 1959 rechtmäßig erfolgte (was nicht bedeutet, dass ich ihn begrüße)

    - nein, ich sehe keine Erfolgsaussichten, den Abbruch im Nachhinein anzufechten, und halte entsprechende Versuche für aussichtslos, Geldverschwendung und an Lächerlichkeit kaum zu überbieten

  • Die Kapazitäten, die hier für den Bahnhof verausgabt werden, wären bei realistischen Rekoprojekten in Berlin besser aufgehoben. Dieser Bahnhof wird nicht rekonstruiert, ich sehe das als völlig vergebliche Liebesmüh und als idealistische Schrulle, die der Rekobewegung eher schadet (natürlich kann man jeden Gebäudeverlust versuchen, einzuklagen, aber das ist letztlich vollkommen illusorisch, man sollte sich eher auf partielle mögliche Verbesserungen fokussieren, wie den einstigen Altstadtbereich in der Mitte Berlins oder die Bauakademie). Abgesehen davon: wie will man der Berliner Bevölkerung vermitteln, dass man mit Steuergeldern einen inaktiven Bahnhof rekonstruieren will ohne auch nur den geringsten Plan für eine sinnvolle Nutzung dafür vorzuschlagen? Das Innere müsste man ja trotzdem museal verwerten können und daher Eingriffe vornehmen, die herzlich wenig mit dem ursprünglichen Gebäude zu tun haben. Die Sinnfrage, die diesen Kraftakt rechtfertigt, bleibt also offen. Das führt schlimmstenfalls zu einem feindseligen Klima (das man schon beim Berliner Schloss beobachten konnte, das ungleich bedeutender für die Geschichte und das Stadtbild Berlins ist), das jede weitere Rekonstruktion sehr schwierig macht. Auch fürs Protokoll: es ist schade, dass der Anhalter Bahnhof abgerissen wurde und kein ähnliches Konzept wie beim Hamburger Bahnhof erarbeitet wurde, aber mit dem geplanten Museumsbau sollte man sich dennoch arrangieren können.

  • Und den Anhalter Bahnhof kann man nicht wieder aufbauen und als Museum nutzen? Verstehe ich das richtig?

    FALLS du das Grundstück erwerben kannst und nach Leitplanung und Bebauungsplan die Genehmigung für die Wiedererrichtung des kompletten Bahnhofskomplexes erhältst - nur zu.

    Ansonsten wäre es durchaus angebracht sich mit der "Berliner Seele" bezogen auf die Zeitschiene zu befassen.

    Die drei westlichen Sektoren - im weiteren als Westberlin bezeichnet - waren im Prinzip von der Außenwelt abgeschnitten.

    Bahnverkehr fand so gut wie gar nicht statt - Transitverkehr per PKW fand über die GÜSt statt und war immer mit mulmigen Gefühlen auf Grund des Grenzkontrollregimes verbunden - Flugreiseverkehr über zwei Flugplätze (Tempelhof und Tegel).

    Dazu kam die räumliche Enge, die zu Abrißvorgängen führte, welche auch bei den Entscheidungsträgern innere Konflikten bewirkt haben. Gleichwohl musste Platz geschaffen werden, um die Bewohner Westberlin unterzubringen, zu beschäftigen, auszubilden und sozial sowie medizinisch zu betreuen. Dazu kamen die Verwaltungsaufgaben - das alles in einer Stadt, in der "in jeder Richtung Osten" war.

    Unter dieser Prämisse halte ich - privat-persönliche Meinung - den Erhalt des Portals bei Errichtung eines Exil-Museums in etwa in der Dimension der Empfangshalle für eine vernünftige Lösung.

    Auch für's Protokoll: es gibt auch für mich ein Bedauern über viele Abrisse. Dass einiges davon neu entstehen durfte, freut mich. Nur werde ich mich nicht bei jedem einzelnen Vorgang auf die Maximalforderung der Rekonstruktion einlassen.

  • Es müsste ja nicht der komplette Bahnhof sein, aber die Front zu Askanischen Platz wiederaufzubauen wäre durchaus denkbar. Dahinter wäre ja immer noch Platz für einen Baukörper in neuer Form.

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    In dubio pro reko

  • Ein Kompromiss hätte ich auch super gefunden. Der neue Entwurf ist zwar sehr hochwertig, aber das Faszinierende an der Bahnhofsarchitektur waren doch diese Bögen. Selbst als Ruine wirkten sie unglaublich reizvoll. Das gefällt mir auch immer an römischen Ruinen.

    Bei den Neuausschreibungen wären diese Bögen für mich eine kreative Bedingung gewesen. Man hätte die Bögen dann auch gestalterisch in einem Park dahinter fortführen können. Kinder hätten da bestimmt ihre Freude gehabt.

    Beauty matters!

  • aussichtslos, Geldverschwendung und an Lächerlichkeit

    Lass doch gut sein, das wissen wir doch nun zur Genüge, und die Initiatoren sind alle alt genug, das letzte was gebraucht wird ist dieser typische oberlehrerhafte Ton. Für was man sein Geld „verschwendet“, ist Gottseidank noch jedem selbst überlassen. 1985 dachte außer von Boddien auch niemand im entferntesten an den Wiederaufbau des Berliner Schlosses. Was gibt es da überhaupt zu diskutieren? Schon allein die genaueren Umstände des Abrisses zu erfahren ist durchaus ein Erkenntnisgewinn…

  • Danke, die Anforderung ist natürlich erfüllt. Ich bin auch nicht vor Ort. (Ich wüsste ja gerne mal wie solche Ausschreibungen zu Stande kommen?)

    Beauty matters!

  • Eichhörnchen ... sehr schön.

    Wozu die Aufregung? Niemand zwingt jemanden, sich an den Versuchen zum Wiederaufbau des Anhalter Bahnhofs (ganz oder als Torso) zu beteiligen. Das ist doch nur eine Diskussion.

    Zur Frage: Warum geht es hier?

    - Wiederaufbau des Anhalter Bahnhofs: Ist m.E. möglich, wenn man eine andere, sinnvolle Nutzung findet, da es ein Gebäude von hohem Wert für das Stadtbild Berlins war und daher nachweislich unter Denkmalschutz stand. Wie schon gesagt, platzt z.B. das Technikmuseum aus allen Nähten. Man könnte Exilmuseum und die Exponate des Technikmuseums in einem wiederaufgebauten Anhalter Bahnhof unterbringen und beide Konzepte in Einklang bringen.

    - Rechtmäßigkeit des Abrisses (1959-1961): Der Abriss wurde nachweislich von starken Protesten aus der Bevölkerung und der Fachwelt begleitet. Nur diesen Protesten haben wir zu verdanken, dass der Portikus heute noch erhalten ist. Ich traue Rolf Schwedler und seinen Leuten zu, dass sie dafür gesorgt haben, dass der Denkmalschutz zuvor aufgehoben wurde. Das wird man sehen. Ich halte den Versuch, eine Auskunft darüber zu bekommen weder für lächerlich noch für Geldverschwendung. Aber nochmals: nur meine Meinung.

    - Gründe für den Abriss: Die Zerstörungen im Krieg waren nicht so drastisch wie es häufig geschildert wird (siehe Beitrag #242). Auch das Argument, dass Berlin geteilt war oder die vorhandene Stadtbahn halte ich für keine stichhaltigen Argumente für den Abriss. Das häufig vorgebrachte Argument "Kopfbahnhöfe seien ein Relikt" oder "hatten keine Funktion mehr" kann ich ebenfalls nicht nachvollziehen. Es gibt seitenlang Gegenbeispiele und das sind nicht alles Endbahnhöfe (https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_von_Kopfbahnhöfen). Aber auch hier nur meine Meinung.

    - Erfolgsaussichten: Sehe ich genauso als gering an, aber das habe ich z.B. bei der Goldenen Waage in Frankfurt auch gedacht. Ob die Zeitdauer eine Rolle spielt, wird ein Jurist schnell herausfinden. Man wird sehen.

    WAYNE: I’m going to rebuild it just the way it was. Brick for brick. ALFRED: Just the way it was, sir? WAYNE: Yes, why? ALFRED: I thought we might take the opportunity of making some improvements to the foundation. (Batman Begins)

  • Ja, das Technikmuseum hat Platzbedarf - aber es wird sicherlich keine zwei Standorte unterhalten wollen oder auch nur können. Den jetzigen Standort, der für seine Bedarfes maßgeschneidert wurde, wird es nicht aufgeben. Für ein Depot ist der Platz mitten in der Stadt zu wertvoll. Mal ganz davon abgesehen, befinden wir uns mitten in einer Rezession, deren Ende nicht absehbar ist. Es ist eine nette Idee, aber hoffnungslos unrealistisch.

  • Nach den letzten Pressemeldungen vom September letzten Jahres ist das Grundstück schon die Stiftung übertragen worden. Insofern wird ohne die Zustimmung an diesem Ort für geraume Zeit nicht geschehen.

    Die Stiftung ist wohl dabei die Baugenehmigung zu betreiben, wofür sie 20 Millionen Euro Spenden hat. Der Gesamtbau wurde auf 60 Millionen Euro geschätzt, was für ein Gebäude dieser Nutzung sehr wenig ist. Vermutlich wird der Bau, wenn eine Bau- und eine Betriebungsgenehmigung vorliegt, vor Baubeginn in seinen Kosten mindestens in dreistellige Millionenhöhen steigen. Der Bezirk Kreuzberg wird dazu nichts beitragen können.

  • In einer Zeit, in der praktisch in jeder Kleinstadt die Bahnhöfe leer stehen und einer geeigneten Nutzung entgegenfiebern, so illusorisch ist es, dass ein Bahnhof rekonstruiert wird.

    Der Anhalter Bahnhof steht ja nicht in einer Kleinstadt. Sondern in einer der besten Lagen Berlins. Rundherum sind sämtliche Veranstaltungsorte ständig ausgebucht. Da gibt es enormen Bedarf. Genauso an Markthallen, Ausstellungsflächen, Verkaufsflächen usw. Und natürlich auch das Exilmuseum.

    Eine andere Nutzung der Halle wäre völlig problemlos. Hat man beim Hamburger Bahnhof ja auch hinbekommen, und das schon seit den 1880ern in verschiedenen Konstellationen. Oder beim deutlich größeren Gare d’Orsay in Paris.

  • Der Anhalter Bahnhof steht ja nicht in einer Kleinstadt. Sondern in einer der besten Lagen Berlins. Rundherum sind sämtliche Veranstaltungsorte ständig ausgebucht. Da gibt es enormen Bedarf. Genauso an Markthallen, Ausstellungsflächen, Verkaufsflächen usw. Und natürlich auch das Exilmuseum.

    Mag sein, dass der Anhalter Bahnhof da ein spezieller Fall ist und ich falschlag. Generell sind aber Bahnhofsgebäude Immobilien, die ganz schwer einer Nutzung zuzuführen sind. Hier im Ort haben wir einen gut frequentierten Kulturbahnhof, obwohl die Bahnlinie noch existiert. Die meisten umliegenden Bahnhöfe stehen aber leer. Und das gilt eigentlich für alle ländlichen Regionen Deutschlands bis hin zu den Kleinstädten.

    Kunsthistoriker, Historiker, Webdesigner und Fachreferent für Kulturtourismus und Kulturmarketing

    Mein Bezug zu Stadtbild Deutschland: Habe die Website des Vereins erstellt und war zeitweise als Webmaster für Forum und Website verantwortlich. Meine Artikel zu den Themen des Vereins: Rekonstruktion / Denkmalschutz / Architektur / Kulturreisen

  • Ich leide als Wahlberliner unter der unzureichenden Versorgung der Stadt mit ordentlichen Hallenbädern. Das ist ein riesengroßes Problem, noch dazu, wo die Bäder in Schöneberg und Wilmersdorf saniert werden, Bäder wie das Baerwaldbad oder das Stadtbad Lichtenberg leerstehen oder als Eventlocation saniert werden sollen und die offenen und bestehenden Bäder teilweise in erbärmlichem Zustand sind, wie bspw. das Kombibad Seestraße.

    So wunderschön der Bahnhof auch war, eine Funktion im Verkehrssektor könnte er nie wieder erfüllen; man schaue sich hierzu die verbauten Streckenführungen usw. an. Ein weiteres Einkaufszentrum braucht in dieser Stadt absolut kein Mensch (ich meine, es sind mittlerweile um die 60) und eine kulturelle Nutzung stelle ich mir auch schwierig vor.

    Die allerbeste Nutzung sähe ich daher in einer Ausführung als Schwimmhalle mit mehreren Becken, gerne auch mit Rutschen und Spaßbereich. Das würde ganz Mitte und Kreuzberg enorm aufwerten und hätte einen unschätzbaren Mehrwert für die Bevölkerung. Eine bessere Nutzung gäbe es nicht.

    Aber naja, das ist wohl alles passé im Hinblick auf das Exilmuseum…