Innenräume des Berliner Schlosses

  • Interessante Diskussion zur möglichen Rekonstruktion von Innenräumen des Berliner Schlosses im DAF-Forum. Demnach ist der Einbau der Gigantentreppe zeitnah möglich (vorausgesetzt die finanziellen Mittel sind verfügbar), wohingegen man auf die Paradekammern wohl noch deutlich länger warten muss. >> Link

  • Das deckt sich mit meinen Infos, die ich bei meinem Besuch im Mai in der Infobox erfragt habe.

    Demnach gibt es eine ganz klare Reihenfolge:

    1. Fertigstellung des Schlossbaus. Dafür sind ja bekanntermaßen 105 mio euro nötig. Die will man eintreiben und ich habe das Gefühl, dass ist für Herrn von Boddien auch eine Sache der Ehre. Er könnte es sich auch leicht machen und sagen, das Schloss kommt jetzt eh, ich bin in fortgeschirttenem Alter, ich tue mir das nicht mehr an sondern genieße das fertige Schloss, der Rest ist mir egal. Aber das tut er nicht, er will das bis 2020 schaffen und das nötigt mir einen riesigen Respekt ab.

    2. Wenn die 105 Mio eingesammelt sind, geht es um die kleinen Bonbons an der Fassade des Schlosses, also die fehlenden Skulpturen über den Portalen I, II, IV und V sowie die auf der Kuppel. Das kostet nochmals 5 mio. Und dann muss man schauen, ob man seitens des Fördervereins doch noch bei der ein oder anderen Reko des Außenbereichs einspringen kann/darf. Hier geht es um die Adlersäule, den Neptunbrunnen oder die Oranier.

    3. Dann, ja wenn das geschafft ist und wir sollten alle beten dass der Allmächtige Herr von Boddien mit einer guten Gesundheit ausstattet, dann steht das Gigantentreppenhaus an. In der Infobox wirkte es zwischen den Zeilen so, dass man hier in der Planung weiter ist, als man nach außen kommuniziert, so ist zumindest mein Eindruck gewesen. Und das wäre natürlich der Schritt überhaupt. Denn wie hier im Forum ja mal schön erklärt wurde, war das Treppenhaus ja Teil des Konzepts des Schlüterhofs. Sozusagen die Manifestation der Pracht des Hofs im Inneren. Ich halt das Treppenhaus neben dem Rittersaal auch für die tollste Raumschöpfung des Schlosses. Es wäre ein Geschenk, wenn der Wiederaufbau gelingen würde. Und anders als bei den Museumsräumen ist das Treppenhaus dafür explizit vorbereitet, es geht keine Museumsfläche verloren und es tangiert keinen Nutzer des Hauses.

    Fazit: Ich bin mir sicher, wenn das Schloss außen fertig finanziert ist, dann geht es relativ zügig, weil sich für so einen Saal bzw. eine Raumkonstruktion auch viel leichter Sponsoren finden lassen und dann wären die großen DAX Konzerne auch mal in der Pflicht, vielleicht hat Herr Plattner in Kooperation mit SAP dann ja Lust, hier etwas zu tun.

    Wenn man sieht, welchen Effekt das Dresdner Schloss auf seine Besucher hat, was in den Dimensionen ja deutlich kleiner ist, dann kann man vielleicht ermessen, wie ein rekonstruiertes Treppenhaus nach Schlüter einschlagen würde. Daher spenden, spenden, spenden, umso schneller ist auch das Treppenhaus zurück :daumenoben:

    APH - am Puls der Zeit

  • An die Community, hat jemand vielleicht Innenaufnahmen des Alabastersaales. Es gibt ja genug Aufnahmen von aussen aber ich kenne keine von Innen. Wenn jemand was hat, bitte in diesem Forum reinstellen. Danke

  • Auf die Schnelle:

    Alabastersaal des Großen Kürfürsten, Stich aus Lorenz Beger (Thesaurias Brandenburgensis),



    Eggers, Bartholomeus (um 1637-vor 1692), Alabastersaal, Standbilder des Großen Kurfürsten und des Kurfürsten Joachim I.





    Reliefs aus dem Alabastersaal


    Wer einer Halbwahrheit eine weitere Halbwahrheit hinzufügt, schafft keine ganze Wahrheit, sondern eine ganze Lüge.

  • Kleine Frage an die Experten: Im Nordwesten, unter dem Weißen Saal gab es auch eine "Wilhelminische Wohnung". Wem aus der Hohenzollern-Sippe diente diese als Behausung, wenn der Kaiser doch im Schlossplatz-Flügel wohnte ??

    Wilhelms Schwester Alexandrine, Prinzessin von Mecklenburg, daher auch 'Mecklenburgische Wohnung'.

    "Die Mecklenburgische Wohnung umfasste die Räume 207 bis 211 im Erdgeschoss an der Seite zur Schlossfreiheit sowie die Räume 247 bis 250 an der Lustgartenseite, die Petits Appartements. Sie wurden beim Weissen Saal Umbau durch Wilhelm II. von Albert Geyer als Gästezimmer neu ausgebaut und ausgestattet. Ihren Namen hat die Wohnung von der Prinzessin Alexandrine von Mecklenburg, einer Schwester Wilhelm II., erhalten. Deren Wohnung lag zur Lustgartenseite. Zur Zeit des Ausbaus des Weissen Saales wurde im gleichen Zeitraum die alte Schlossfreiheit abgerissen, so dass die neue ebenerdige Suite über einen repräsentativen Ausblick über den Spreegraben zum Schinkelplatz verfügte. Geyer hat den Ausbau der Räume an der Westseite, also an der alten Schlossfreiheitsseite, im Jahr 1903 beendet. Als Vorbild nahm Geyer für den Ausbau der Mecklenburgischen Wohnung das Barock der Zeit des ersten Königs, dem Neubarock Wilhelm II."
    Quelle: http://www.fruehes.berlin/wp-content/upl…he-Kammern4.pdf

    Interessant in diesem Zusammenhang auch dieses:
    https://www.dorotheum.com/de/l/3905260/

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

    Einmal editiert, zuletzt von Mantikor (12. Mai 2019 um 18:56)

  • Dazu muss man sagen, das die genannten Räume im Nordwestflügel bis 1950 erhalten waren, und noch genutzt worden sind. Von den Zerstörungen im 2.Weltkrieg sind diese ja fast unversehrt geblieben . Ich habe in Wünsdorf Aufnahmen vom "Wissenschaftlichen Aktiv" gesehen die das belegen. Besonders die Stuckdecken von Albert Geyer gefallen mir sehr gut.

  • Wilhelms Schwester Alexandrine, Prinzessin von Mecklenburg, daher auch 'Mecklenburgische Wohnung'.
    "Die Mecklenburgische Wohnung umfasste die Räume 207 bis 211 im Erdgeschoss an der Seite zur Schlossfreiheit sowie die Räume 247 bis 250 an der Lustgartenseite, die Petits Appartements. Sie wurden beim Weissen Saal Umbau durch Wilhelm II. von Albert Geyer als Gästezimmer neu ausgebaut und ausgestattet. Ihren Namen hat die Wohnung von der Prinzessin Alexandrine von Mecklenburg, einer Schwester Wilhelm II., erhalten. Deren Wohnung lag zur Lustgartenseite. Zur Zeit des Ausbaus des Weissen Saales wurde im gleichen Zeitraum die alte Schlossfreiheit abgerissen, so dass die neue ebenerdige Suite über einen repräsentativen Ausblick über den Spreegraben zum Schinkelplatz verfügte. Geyer hat den Ausbau der Räume an der Westseite, also an der alten Schlossfreiheitsseite, im Jahr 1903 beendet. Als Vorbild nahm Geyer für den Ausbau der Mecklenburgischen Wohnung das Barock der Zeit des ersten Königs, dem Neubarock Wilhelm II."
    Quelle: http://www.fruehes.berlin/wp-content/upl…he-Kammern4.pdf

    Interessant in diesem Zusammenhang auch dieses:
    https://www.dorotheum.com/de/l/3905260/

    Eine kleine Korrektur: Alexandrine von Mecklenburg war nicht die Schwester von Wilhelm II. Alexandrine von Preussen war die Schwester Wilhelms I. Diese wiederum war Großherzogin zu Mecklenburg durch Heirat. Ob diese aber den Namen für die Wohnung geprägt hat?

  • Albert Geyer, "Geschichte des Schlosses zu Berlin", Nicolaische Verlagsbuchhandlung 2010, Band II, Seite 134:

    "Im 19. Jahrhundert erst ist der Name der Mecklenburgischen Wohnung entstanden; diese wurde im Erdgeschoß Ecke Lustgarten und Schlossfreihheit, z.T. in den Petits Appartements, für die Großherzogin-Mutter von Mecklenburg-Schwerin, Alexandrine, eine Schwester Kaiser Wilhelms I., eingerichtet. Der Name wurde dann auf die nach dem Umbau des Weißen Saales auf der Schloßfreihheitsseite nördlich von Portal III im Erdgeschoß neu ausgebaute prächtige Gästewohnung übertragen."

    Albert Geyer hat die fragliche Suite in einem handschriftlichen Planzusatz auch als "Fremden-Wohnung" und versetzt darunter als "Wolkonsky sche Wohnung" [sic] bezeichnet (s.o., S. 228).

    Die neubarocke Gestaltung war m. E. stilistisch recht konsequent umgesetzt und zielte sichtlich auf eine repräsentative Wirkung ab, die "Mecklenburgische Wohnung" hatte aber auch Badezimmer und Warmluftheizung.

  • Eine sehr feine Aufnahme des noch Stüler'schen Weißen Saals nach Süden Richtung Treppenhaus:

    Rote Samtkammer, eine Raumecke mit Kamin u. Heizvase, das Gemälde zeigt m. E. den Großen Kurfürsten F.-W.

    Ein schönes Detailbild aus der Voute der Roten Samtkammer.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

    Einmal editiert, zuletzt von Mantikor (27. September 2019 um 00:04)

  • Als Napoleon vom Abriß der Abtei Cluny Kunde bekam, ja ich glaub, als er den Ort sogar besuchte, soll er gesagt haben:
    "Nous sommes des barbares", und ließ den Abriß stoppen.
    Diese Selbsteinsicht hat den SED-Herrschern leider gefehlt.

  • Eiserner Pirat

    Alabastersaal (Raum 766)

    Mit einem Bild kann ich leider nicht dienen, jedoch wird es sie irgendwo geben, wie es im von Seinsheim genannten Dokument erwähnt ist: "...Große Teile seiner Ausstattung waren trotz der vielen Umbauten bis zum Untergang erhalten geblieben und sind durch jüngst aufgefundene Photographien umfangreich dokumentiert..."

    Ich habe nur eine ausführliche Beschreibung der Räumlichkeiten gefunden.

    Zitat von "Die Bau- und Kunstdenkmäler der Stadt Berlin" 1893

    Gänzlich verbaut ist heute der ehemalige Alabastersaal im niedrigen Quergebäude, zudem durch das Risalit mit der Theatertreppe an seiner Nordseite um eine halbe Achsweite verkleinert.

    Bis zur Benutzung der Schlüterschen Paradekammern neben dem Oranischen Saal der Hauptfestraum des Schlosses, scheint er seitdem nicht mehr benutzt worden zu sein. Gleichwohl gehörte er nicht nur wegen seiner Größe (27:16 m), welche die des Weißen Saales noch übertraf, sondern auch wegen der Pracht seiner Dekoration zu den bedeutendsten Räumen und bildete den Gipfel der Bautätigkeit des großen Kurfürsten am Schlosse (Leti in seinem 1687 erschienenen Werke erwähnt rühmend den großen, von ihn „galleria“ genannten Saal) 1741 richtete Knobelsdorff in dem Saale ein Theater (Grundriss des Opernhauses bei Schneider: Geschichte des Opernhauses) ein (eröffnet am 13. December 1741), das 1805 wieder beseitigt wurde. Heute ist der Raum durch eine Zwischendecke geteilt und dient als Möbelmagazin, doch ist die Architektur der Wände noch leidlich erhalten. Die Wände werden zwischen den Fenstern durch Pilaster und Nischen gegliedert, für welche die zwölf, 1728 in den Weißen Saal gebrachten Kurfürstenstatuen bestimmt waren; die Zwickel über den Nischenbogen füllen Palmzweige aus Stuck, die Felder zwischen den korinthischen Kapitellen Rundmedaillons mit Rollwerkumrahmung. Das Gesims zeigt eine barocke, von der klassischen Form abweichende Gliederung. Rosetten, Muscheln, Fruchtgehänge füllen die Zwischenräume der mit Akanthus verzierten Konsolen. Von der Teilung der Decke, in deren Feldern Tugendengestalten gemalt waren, gibt Pitzler eine flüchtige Skizze, eine hübsche Ansicht des Innern, nach einer Zeichnung von Blesendorf, ein Stich in Begers Thesaurias Brandenburgensis I.

    Im Buch Der Fall Berliner Theatermuseum Teil I von Ruth Freydank heißt es, dass das von Knobelsdorff im Auftrage Friedrichs I. errichtete Theater nach französischem Stil eingebaute Theater bis zur Fertigstellung der Oper unter den Linden (1743) für Theatervorstellungen für den Hof genutzt wurde. Anschliessend diente es bis ca. 1774 am Preußischen Hof gastierenden französischen Truppen für Aufführungen und verfiel danach, bis es schließlich 1805 abgebrochen wurde. Man zog eine Zwischendecke ein und nutze den Saal als Möbellager und Bilderboden. 1934 wurde die Zwischendecke entfernt und eine Probebühne eingebaut, die scheinbar bis zum Krieg genutzt wurde.

    Die von Bartholomeus Egger geschaffenen Figuren der Kurfürsten werden künftig im Humboldtforum zu sehen sein.

    Friedrich und seine Vorfahren werden als Leihgabe der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg zukünftig im 3. Obergeschoss des Humboldt Forums ausgestellt.

    Es gab im Alabastersaal ja noch Figuren weiterer vom Großen Kurfürsten geschätze Persönlichkeiten der Weltgeschichte: Cäsar, Alexander der Große, Karl der Große und Rudolf von Habsburg. Ob diese auch erhalten sind und ausgestellt werden, weiß ich nicht.

  • Cäsar, Alexander der Große, Karl der Große und Rudolf von Habsburg. Ob diese auch erhalten sind und ausgestellt werden, weiß ich nicht.

    Die vier genannten Skulpturen standen ebenfalls bis zur Sanierung im Marmorsaal des Neues Palais in Potsdam. Scheinbar sollen auch sie im Humboldt-Forum aufgestellt werden... wenn man den Text des Tagesspiegels richtig interpretiert.

  • Habe mich mal wieder detaillierter mit den Innenräumen des Berliner Schlosses beschäftigt, dabei ganz TOLLE PDFs gefunden die sehr anschaulich einen virtuellen Schlossrundgang nachempfinden lassen können.

    Da hat mich aber ein Detail verwundert in einem Zimmer der:

    - Mecklenburgischen Wohnung (EG, Raum 211), und direkt oben drüber in der

    - Wilhelm'schen Wohnung (1.OG, Raum 526)

    FEHLT EIN FENSTER?

    Quelle: https://www.fruehes.berlin/wp-content/upl…he-Kammern5.pdf

    An der Stirnseite der beiden Bilder müssten doch Fenster sein, wenn man Plan und Bilder vergleicht?!

    Oder hatte das Berliner Schloss auch Blindfenster?

    28556-4d3576fd.jpg28557-2cf941d5.jpg28558-105c670b.jpg28555-94dfc110.jpg

  • Lieber Kaiserpalast,

    in beiden Fällen waren die Fenster zum Zimmer her abgemauert. So entstand zwischen dem Fenster zur Schlossfreiheit und der eingefügten Trennwand ein schmaler Raum, der Platz für eine Badewanne bot und somit direkt belüftet und belichtet werden konnte. Die Badewanne befand sich direkt hinter den Schränken an der Schmalseite. Links vom Schrank befand sich zudem noch ein Zugang zu einem kleinen Räumchen mit Klosett. Dass dieser "Abort" auch belüftet werden musste und auch wurde, sieht man auf den Aufnahmen des Westflügels, rechts neben den Fenstern (jeweils das erste Fenster von links im EG und 1. OG )sieht man einen kleinen vertikalen Schlitz in der Außenwand.

  • Die Deutsche Bauzeitung von 1895 berichtet über die umfangreichen baulichen Veränderungen der gesamten Gebäudeecke, insbesondere des Weißen Saales, der Treppenhäuser und Grundrisse. In dem Zuge wurden auch einige Räume mit einem "Bad" versehen, was den Einbau einer Badewanne und einer Toilette umfasst, wie hier aus den Grundrissen zu entnehmen:

    Quelle: Deutsche Bauzeitung 1895

    Wie VanWuerzburg schon sagte, waren die Sanitärobjekte hinter einer Trennwand in einer Art Schrank (englisch "closet" :biggrin:) verborgen. Die Schlitze zur Belüftung der Klosetts kann man hier gut erkennen.

    Quelle: Wikimedia, Markierungen von mir