Innenräume des Berliner Schlosses

  • Zitat von Maecenas


    . Die Zeit für die Rekonstruktion einiger herausragender Schlossräume wird irgendwann kommen.


    Wann wird es jemals sein, die heutigen Schlossbefürworter zu der auch ich mit zähle werden das leider nicht erleben, wir können heute glücklich sein wenn wir wenigstens das Gigantentreppenhaus von Schlüter bewundern dürfen. Erst dann wird vielleicht ein Umdenken passieren, aber ich habe da wenig Hoffnung solange auch die heutige Politik enorm gegen alle Projekte ( Neptunbrunnen, Rossebändiger, Oranierfürsten oder Adlersäule ) bremst. Stattdessen wird diese unselige Verschaukelungswippe gebaut und bestimmt von einigen Leuten bei ihrer Einweihung in den Himmel gehoben.


    Noch vielleicht ein Projekt im Umfeld des Schlosses am Portal l , die ( Wettersäule erbaut 1928 ) Klimasäule sollte man mal Claudia Roth und den Grünen schmackhaft machen, das wäre mal ein positives Signal. Könnte ja auch tägliche Klimadaten, Stromerzeugung durch Solar und Windenergie anzeigen.







  • Das hatten wir schon mal. Du kannst es ihnen schmackhaft zu machen versuchen. Aber ich bin skeptisch. Es ist momentan eine Klientel tonangebend, die stark gegen Rekonstruktionen positioniert ist. Die werden auch mit einer neobarocken Wettersäule nichts anzufangen wissen. Eher werden sie noch einen Gestaltungswettbewerb für ein modernistisches Pendant ausloben, der dann wieder viel Geld kostet.

    Wenn Du einen privaten Geldgeber findest, der alles bezahlt und der Stadt spendet, und das als Aktion angesichts des Klimawandels tituliert, mag es vielleicht, eventuell, möglichenfalls irgendwie funktionieren. Ich will jetzt nicht nur Pessimismus verbreiten.

  • Ich denke, dass man es akzeptieren muss, dass - wie König Salomo es in der Bibel [das fromme dicke Buch, das heute keiner mehr kennt] sagt - "alles Ding seine Zeit" hat.


    Das Zeitfenster für Rekos scheint mir gerade zuzugehen.


    Das war in den düsteren 1960er/70er Jahren auch so, als aber z.B der Hildesheimer Bürgerverein, wie Don Quichotte gegen die Windmühlen, gegen alle Vernunft, den Zeitgeist und zahlreiche politische und architektonische Widerstände beharrlich die Rekonstruktion des dortigen Knochenhaueramtshauses einforderte.


    Anfang bis Mitte der 1980er Jahre gingen dann plötzlich vielerorts die Fenster wieder auf: Rekos in Frankfurt, Hildeshein, Dresden [Oper!], Braunschweig, Mainz.... Letztlich - so sehe ich es jetzt - dauerte diese günstige Epoche, dieses "Goldene Zeitalter" bis jetzt, mehr als 30 Jahre an. Jetzt kommt wieder eine düstere Epoche à la 60er/70er Jahre auf uns zu.....


    Bin ich jetzt zu negativ? Wollte ich aber gar nicht.

    Mir fällt gerade eine wunderbare Medaille Augusts des Starken ein, wo die Lösung hierfür drauf steht, aber die finde ich gerade nicht im Netz.....

  • Dieses Zeitfenster war nie geschlossen, wenn man sich Bürgerbefragungen und sonstige Umfragen anschaut, egal ob Jung oder Alt. Der „Zeitgeist“ war nie auf Seiten der Modernisten, auch wenn sie gerne und in anmaßender Ignoranz suggerieren, dass sie rückblickend die jeweilige Zeit abbildeten. Das war nie der Fall. Die Mehrheit ekelte sich damals so sehr, wie sie sich heute und morgen ekelt, wenn sie das „Werk“ dieser Architekten sieht und ihm ausgesetzt ist. Es waren lediglich die gewählten Politiker, die gegen die baupolitischen Interessen ihrer Wähler politisierten und den öffentlichen Raum verwüsteten. Und diese architektonischen Machtdemonstrationen mit einer unfreiwilligen Ironie (oder ist es schon Zynismus?) auch noch mit dem Label „demokratisches Bauen“ etikettierten. Leider ist in der Bevölkerung die Baupolitik kein drängendes Problem und kein relevanter Faktor, an dem die demokratische Eignung eines Politikers gemessen wird.


    Was sich änderte, sind die moralischen Druckmittel. Seit einigen Jahren werden Rekonstruktionen von gewissen medialen Kreisen mit perfidem Kalkül in den Ruch des Rechtsextremismus gestellt, also dem sozialen Todesurteil in der BRD. Oder als „Geschichtsklitterung“, die die Vergangenheit ungeschehen machen möchte (was wiederum als Indiz für Rechtsextremismus genommen wird). Politiker werden also künftig Angst bekommen und sich hüten, sich pro Rekonstruktionen zu positionieren. Da bin ich sehr pessimistisch. Das wird vermutlich noch zunehmen, die Hysterie wird heute durch die sozialen Netzwerke multipliziert und kulminiert in einem einzigen wutentbrannten Geschrei der „Woken“. Das sind zwar -im Verhältnis zur Gesamtbevölkerung- nicht viele Wortführer, aber sie sind medial gut vernetzt und laut genug, um Politiker abzuschrecken.

  • Ich kann und will dir gar nicht widersprechen.

    Man muss aber auch zugeben, dass die GK in Potsdam und das Berliner Schloss einfach die herausragendesten Protagonisten sind, an denen sich solcher "antirechter und antimilitaristischer" Widerstand festmacht. Eben wegen der Preußenfrage... In Frankfurt war es letztlich auch nur dieser eine "rechte" Mensch, den man ausgrub und der das Altstadtprojekt dort zu desavouieren drohte...die Bevölkerung war ja vollkommen glücklich damit und das wird auch der Politik aufgefallen sein


    Hier in Dresden - Dresden ist ja bekanntlich völlig unschuldig :wink: - ist die Stimmung glücklicherweise immer noch leicht pro (also in der Politik). Der mehr als schwer erkämpfte Neumarkt ist mittlerweile bei allen Politikern parteiübergreifend akzeptiert und beliebt.

    Sogar Herr Kulka äußerste sich letztens positiv dazu - man glaubt es ja kaum....

  • Kaiser Karl


    Die Drap d'or Kammer wurde hier schon einmal in einer Colorierung ich glaube von East_Clintwood hier gezeigt




    Das Tabakskollegium Friedrich Wilhelms I.

    Die Drap d'Or-Kammer gehörte zu den hinreißendsten Raumschöpfungen Schlüters.

    Sie war ein Beleg seiner erfinderischen Gestaltungskraft und bezeugte zugleich die

    handwerkliche Leistungsfähigkeit seiner Werkstatt. So bestand die ovale

    Scheinkuppel an der Decke aus einem Spiegel, der mit einem filigranen Netz

    geschnitzter Herrschaftsinsignien überzogen war. Die in Alabaster gearbeitete

    Geniengruppe über dem Kamin stammte womöglich von dem jungen Balthasar

    Permoser, dem Bildhauer des Dresdner Zwingers. Friedrich (III.) I. hielt in der Drap

    d'Or-Kammer Rat, abends diente sie ihm als Tabakskollegium. Sie ist der einzige

    Raum, von dem sich ein noch zu Lebzeiten des ersten Königs angefertigtes farbiges

    Gemälde erhalten hat.

  • Das Zeitfenster für Rekos scheint mir gerade zuzugehen.


    Jetzt kommt wieder eine düstere Epoche à la 60er/70er Jahre auf uns zu.....


    Sehe ich gar nicht so. ;) Der Eindruck mag sich bei dir erwecken, weil...
    1)...die größten und bedeutendsten Rekonstruktionsprojekte beendet wurden oder kurz vor der Beendigung sind. Da überkommt einen schon mal eine Leere und Melancholie.

    2)...weil die beiden großen, sich gerade in der Endphase befindlichen Rekonstruktionsprojekte, die des Berliner Schlosses und der Garnisonkirche, so umstritten sind und sehr kontrovers diskutiert werden. Da erscheint es so, als ob sich plötzlich alles gegen Rekonstruktionen verschworen hat.
    Gleichzeitig stehen aber schon viele kleinere Rekoprojekte in den Startlöchern, die nicht or kaum umstritten sind.

    So das Narrenhäusel in Dresden, Innenräume des Dresdner Schlosses, weitere Gebäude um den Alten Markt in Potsdam, die Turmspitze des Frankfurter Rathauses, der Turm des Neustrelitzer Schlosses etc., und es kommt immer mal wieder ein neues Projekt mit den Jahren hinzu.

  • 1)...die größten und bedeutendsten Rekonstruktionsprojekte beendet wurden oder kurz vor der Beendigung sind. Da überkommt einen schon mal eine Leere und Melancholie.

    Na keine Angst, mir wird schon nicht langweilig.


    Ich konstatiere aber, dass in DD noch wichtige Rekonstruktionen fehlen, die eigentlich machbar wären, auf alle Fälle sehr wichtig und die mehr oder weniger auch schon mal angedacht waren:


    - Rekonstruktion Innenraum Palais im Großen Garten, als eines der wichtigsten (in seinem Wert nie erkannten) frühbarocken Palais in ganz

    Deutschland.

    - Rekonstruktion der Säle im Zwinger, bzw. der dort einst befindlichen, kostbaren Deckengemälde: Mathematisch-Physikalischer

    Salon, Grottensaal [fast der gesamte Stuck ist vor ca. 10 Jahren wiederaufgetaucht und wird quasi totgeschwiegen!], Deutscher Saal

    - Rekonstruktion der Deckengeämlde der beiden südlichen Kapellen in der Katholischen Hofkirche (Johann-Nepomuk- und Benno-Kapelle)

    - Rekonstruktion der Innenräume im Kurländer Palais: Gobelinsaal, Gartensaal und v. a. Festsaal

    - Rekonstruktion Silberkapelle im Taschenbergpalais (die kennt hier sicher kein Mensch)

    - Restaurierung Japanisches Palais, v. a. mit den herrlichen Sempersälen im Erdgeschoss

    - Villa Rosa von Semper - ein ikonischer, unglaublich wichtiger Bau nicht nur für die Dresdner Kunstgeschichte


    Von all dem ist schon seit llangem nicht (mehr) die Rede.

    Ich denke, die meisten dieser Sachen kennt man hier nicht, die sind ja nicht relevant fürs Stadtbild :wink:


    Von einer kleinen, aber sehr feinen Rekomaßnahme in Dresden, die angeblich angedacht war, hörte ich vor einem Jahr, aber wahrscheinlich hat sich das auch im Sande verlaufen......


    Na ja und angesichts der Dresdner Neustadt merkt man doch, wie unendlich schwer das Ganze ist bzw. geworden ist. Alles andere als ein "Reko-Selbstläufer". Ich bin sehr skeptisch, ob wir da je mehr als das Narrenhäusel erleben werden (an das glaube ich erst, wenn der Grundstein gelegt ist). Frau Schmidt soll mit allen Kräften versucht haben, es zu verhindern.....

  • Gleichzeitig stehen aber schon viele kleinere Rekoprojekte in den Startlöchern, die nicht or kaum umstritten sind.

    So das Narrenhäusel in Dresden, Innenräume des Dresdner Schlosses, weitere Gebäude um den Alten Markt in Potsdam, die Turmspitze des Frankfurter Rathauses, der Turm des Neustrelitzer Schlosses etc., und es kommt immer mal wieder ein neues Projekt mit den Jahren hinzu.

    Eigentlich sagt schon das "kleinere", in welche Richtung es läuft.


    - Die Bebauung des Alten Marktes in Potsdam erfolgt aufgrund von Entscheidungen, die vor langer Zeit gefällt wurden. In Potsdam läuft es einfach sehr langsam, insofern hinkt die Realisierung mancher Projekte der Zeit hinterher.

    - Innenraumrekonstruktionen (hier im Falle des Dresdner Schlosses) wird es immer mal geben, sofern Geld dafür da ist und die Raumkubatur vorhanden. Es ist ja bekannt, wie lange z.B. in Schloss Bruchsal oder der Würzburger Residenz Räume rekonstruiert wurden. Das sind grundsätzlich langfristige Projekte.

    - Das Narrenhäusel beruht auf der lobenswerten Eigeninitiative eines Investors. So etwas ist natürlich immer möglich durch solvente Einzelpersonen. Aber es kommt sehr selten vor. Man kann ja mal Elon Musk fragen, ob er Schloss Dwasieden rekonstruieren möchte.

    - Der Frankfurter Rathausturm "Langer Franz" und der Neustrelitzer Schlossturm sind sicherlich sehr lobenswerte, positive Initiativen, aber eher die Ausnahme von der Regel. Und noch stehen sie nicht.


    Also, man muss es sich nicht schönreden. Zum Einen ist derzeit ein Personal tonangebend, das nicht "pro reko" eingestellt ist. Zum Anderen stecken wir in einer ökonomischen Krise, auch wenn das in vielen Köpfen noch gar nicht angekommen ist. Letzteres wird Rekonstruktionsprojekte ebenfalls deutlich erschweren.

  • Ja, das sind Rekonstruktionen, die sehr wichtig für Dresden wären, gerade Palais im Großen Garten und Zwinger. Aber an der Stelle der Villa Rosa steht heute eine Schule, die wohl kaum für diesen wichtigen Villenbau abgerissen wird. Zumal erst vor kurzem renoviert.

    Und die Silberkapelle als Raum exestiert nicht mehr nach dem Wiederaufbau des Taschenbergpalais als Hotel. Leider!

    In der Architektur muß sich ausdrücken, was eine Stadt zu sagen hat.
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten

  • Kein einziger historischer Innenraum und dieser scheußlicher Videowürfel in der Agora, ich werde das Schlossinnere nicht betreten !

    Es ist aber nicht uninteressant die Raumgrößen an manchen Stellen nachzuempfinden zB. im Erkerraum der Berlin Global Ausstellung.

    Auch gibt es im Schloss verteilt einige Verweise zur historischen Innenausstattung.

  • Der Raum der ´Silberkapelle´ existiert:


    Hauskapelle | Hotel Taschenbergpalais Kempinski

    Das ist ein Rohbau gewissermaßen.

    In der Architektur muß sich ausdrücken, was eine Stadt zu sagen hat.
    Eine Stadt muss ihren Bürgern gefallen, nicht den Architekten

  • Als Erinnerung und zum Träumen und nicht vergessen.!


    Detail der Drap'd Or Kammer


    Die Bildergalerie 1.Stock Lustgartenflügel


    Dito


    1930 Deckblatt zur Führung ins Schloss



    1910 Schmuckpostkarte



    Werkkammer für Friedrich Wilhelm lll.

  • Da sieht man es wieder. Selbst im 19. Jhd hat man sich auch als König an Kopien erfreut. Überm Schreibtisch die Kopie der Sixtinischen Madonna.

    Schöne Städte werden letztlich auch glückliche Städte sein.

  • Nach der vollständigen Öffnung der Museen werden in wenigen Tagen weitere ehemalige Prachträume des Schlosses wieder in ihrer Kubatur erlebbar sein. Darunter auch der Schweizer Saal (vgl. historisches Bild), mein persönlicher Lieblingsraum im alten Schloss. Ausgehend vom Netzfoto scheint mir der neue Schweizer Saal recht enttäuschend und nichtssagend gestaltet worden zu sein. Auch ohne Rekonstruktion hätte man m.E. doch dessen spezifische Architektur deutlich besser herausstellen können. :sad:

  • Danke Maecenas! Die kahlen Räume schreien quasi nach Rekonstruktion! Wenn die Woken endlich alle Artefakte an die Urspungsländer verschenken, dann ist die Zeit gekommen, dass auch innen möglichst viel Schloß zurück kommt! Vielleicht bekommen wir bis dahin dann auch unsere von Russland geraubten Kunstschätze zurück. Jedem das Seine und gut ist es. Haben alle etwas davon.

    „Dekoration ist der wichtigste Teil der Architektur“ (Sir William Scott)

  • Versuch einer möglichst dezenten Kolorierung des Weißen Saals in der Fassung, die ab 1844 unter Friedrich Wilhelm IV. umgesetzt wurde. Leider fand ich keinerlei Farbbeschreibung im Mammutwerk Albert Geyers, ABER ein Gemälde von Anton von Werner, das die Farbgebung immerhin bis zum Beginn der oberen Bögen zeigt. Die Aufnahme ist aus dem Jahr 1892, vor bzw. bereits während der Zerstörung des Saals und dessen Neugestaltung.


    4-B860-A3-E-14-BE-4806-864-A-23-A05-AA8-F692.jpg


    Anbei zum Vergleich nochmal das Bild der letzten Fassung (hier war die Farbgebung aufgrund der reichen Quellenlage einfacher)


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