Innenräume des Berliner Schlosses

  • Den Rittersaal könnte man durchaus rekonstruieren, es gibt da ganz ausgezeichnetes Bildmaterial:

    http://www.zi.fotothek.org/

    Hier nur einige wenige Beispiele daraus:









    Und hier noch zwei andere Innenräume des Berliner Schlosses:


    Elisabethsaal in der Wohnung der Prinzesin Marianne, gemalt von Friedrich Wilhelm Klose (Kloss), um 1850:


    Wenn Interesse besteht könnte ich noch etliche der Werke von Klose und Gaertner mit Innenräumen einstellen ?!


    Kapitelsaal des Schwarzen Adlerordens

  • Viele der Innenräume scheinen ja unglaublich pompös gewesen zu sein. Habe gerade ein Buch über [lexicon='das Berliner Schloss'][/lexicon] entdeckt, dass sich schon 25 Jahre in meinem Besitz befindet: "Das Schloss an der Spree". Hier wird die Geschichte der einzelnen Räume und Bauabschnitte sehr detailliert beleuchtet.

    Ist übrigens immer noch neu erhältlich:
    http://www.amazon.de/Das-Schloss-Sp…s/dp/3760585027

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Wann wurde denn der Thronbaldachin verändert? Ich vermute die Farbaufnahmen sind zur Bestandssicherung währerend des Krieges gemacht worden? Also sind es neuere Aufnahmen als die SW-Photographien.
    Ist der auf den Farbaufnahmen zu sehende pompösere Baldachin eine wilhelmische Neuschöpfung?
    Zumindest passt der mutmaßlich neuere Baldachin wesentlich besser zum restlichen Prunk des Raumes, der mutmaßlich jüngere hätte auch in ganz schlichte klassizistische Räume gepasst.

  • Es ist doch leider mehr als fraglich ob die historischen Innenräume überhaupt wiederkehren können! Ich verweise auf den Beitrag von Palantir oben in dem auf die Problematik dieser seltsamen Säulen mitten im Rittersaal eingegangen wird. :wie:

    Zudem haben wir auch schon im Nachbarstrang (mit sehr kontroversen Aussagen) darüber diskutiert ob sich rekonstruierte Innenräume in einem Ethnologischen Museum realisieren lassen würden. huh:)
    Es mag sein dass ich das zu pessimistisch sehe aber ich vermute dass sich die Rekonstruktion von Innenräumen nicht allzu leicht in die Tat umsetzen lassen wird, auch wenn es genug Spendengelder für sie geben würde. :augenkrummblau: :weinen:

  • Folgender Raum im II. OG des Schlosses wurde als Bildergalerie , aber auch als Gobbelinsaal geführt. Er bestand aus zwei Teilen und lag auf der Lustgartenseite. Es sind die Räume 774 und 773:


    Übersichtsplan, Rekonstruktion von 1903:


    Bild 55 Paradekammern, Bildergalerie (Raum 774), von J. F. Eosander v. Göthe, hier in der Neugestaltung durch E. v. Ihne (1914-1916)
    als Gobelingalerie. Blick nach West. - Aufnahme 1916. MBA.


    Übergang von Raum 774-773


    Raum 773:

    Bild 58 Paradekammern, Bildergalerie, Ausbau der Bildergalerie (Raum 773), von J.F. Eosander v. Göthe. Deckengemälde, unbekannter Maler, Eosanderzeit: Das Erblühen Brandenburg-Preußens unter der vom preußischen Adler emporgetragenen Tugend. - Aufnahme 1913/1916. MBA.


    Raum 774:

    Bild 59 Paradekammern, Bildergalerie (Raum 774), von ). F. Fosander v. Göthe, Voute der südlichen Längswand. Ölgemälde von A. de Coxic (signiert): Friedrich F, umgeben von Allegorien und Symbolen herrscherlicher "Tugenden, als Schutzherr von Borussia geleiteter Flüchtlinge,
    links die strafende Nemesis. Aufnahme 1916. MBA.


    Bild 62 Paradekammern, Bildergalerie (Raum 774), von ). F. Eosander v. Göthe. Nord(Fenster)wand, Stuckrelief auf dem Gesims, französisch, G.G. Dubut Werkstatt (?), Eosanderzeit: Der Erdteil Afrika. - Aufnahme 1916. MBA.


    Bild 63 Paradekammern, Bildergalerie (Raum 774), von J. F. Eosander v. Göthe. Nord(Fenster)wand, Stuckrelief auf dem Gesims, französisch, G.G. Dubut Werkstatt (?), Eosanderzeit: Der Erdteil Amerika. Aufnahme 1916. MBA.


    Bild 60 Paradekammern, Bildergalerie (Raum 774), von J.F. Eosander v. Göthe. Querwand vor dem Ausbau der Bildergalerie (Raum 773), Schildbogenrelief aus Stuck, französisch, G.G. Dubut (?), Eosanderzeit: Huldigung an Friedrich 1. im Kreis der Götter durch Städte und Länder. -
    Aufnahme 1916/MBA.


    Bild 61 Paradekammern, Bildergalerie (Raum 774), von J. F. Eosander v. Göthe. Querwand vor dem östlichen Abschlußraum vor dem Kapitelsaal, Schildbogenrelief aus Stuck, französisch, Eosanderzeit: Blüte der Künste und Wissenschaften, verbunden damit die Austreibung der Laster,
    unter der Herrschaft Friedrichs I. - Aufnahme 1916. MBA.


    Weitere Eindrücke:







    Hier würden etwaige Betonsäulen vielleicht nicht stören, da der Raum doch recht schmal war, aber daraus wird sicher nichts. :weinenstroemen:

  • Was für eine Pracht. Unglaublich!!! Aber diese Fassung wird man sicherlich niemals rekonstruieren, denn es ist ein Produkt der Kaiserzeit. Und bekanntlich wird alles aus dieser Zeit verteufelt.

    Ich wäre aber mit der Gigantentreppe und dem Schweizer Saal zufrieden. Der Bundespräsident sucht doch einen passenden Saal für Staatsbankette, der jetzige Saal im Schloss Bellevue ist doch zu klein. Das wäre doch eine passende Nutzung für die rekonstruierten Räume. :daumenoben:

  • (Moderation): Der Bezugsbeitrag stammt aus dem allgemeinen Strang zum Schloss/Humboldtforum.

    Noch einmal zurück zum Weißen Saal:

    Zitat von "Paulick"

    Zum Thema "Weißer Saal":
    Es gab mehrere Fassungen des Weißen Saals. Für die letzte Fassung des Weißen Saals von Ernst von Ihne, die Wilhelm II. initiiert hat, ist nordwestliche Hoffassade des Eosanderhofs nach innen verlagert worden, um mehr Platz für den Weißen Saal zu schaffen. Das hatte das unschöne Ergebnis zur Folge, dass der Hof asymmetrisch wurde - ursprünglich sollte dasselbe auf der anderen Seite passieren, doch dann ging Willi das Geld aus - und die rechte Säule vom Innenportal III weiter in den Hof ragte als die linke. Dies ist in dieser Luftaufnahme ganz gut zu erkennen: http://de.wikipedia.org/wiki/Berliner_St…uftaufnahme.jpg. Vergleiche hierzu Stellas Agora, wo die vorige Symmetrie wiederhergestellt, die aber natürlich auch die Raumaufteilung dahinter beeinflusst. : http://www.art-magazin.de/architektur/13…s_franco_stella
    Dieser Raum ist also definitiv nicht rekonstruierbar, er ragte auch über zwei Etagen, was im Neubau nicht berücksichtigt wird, auch wurden die tragenden Wände so eingezogen, wie es für die museale Nutzung am geeignetsten ist.

    Ziemlich genau das hat man auch mir in der Box erzählt. Ich verstehe allerdings die Argumentation nicht, man wolle einen früheren Zustand vor der kaiserzeitlichen Verbreiterung der nordwestlichen Innenhoffassade wiederherstellen. Denn der Eosanderhof wird doch gar nicht rekonstruiert - rechts neben Portal III beginnen doch die modernen Museumsräume, wie hier zu sehen ist. Bis auf den (auch noch mit einem Glasdach abgedeckten Lichthof ist der frühere Eosanderhof doch ohnehin überbaut; die Hoffassaden an der Westseite wird es nicht mehr geben, egal ob in der vorgelagerten oder in der ursprünglichen Fassung. Also hätte man doch lediglich innerhalb des Museumsbereichs die Kubatur des Saals aussparen und auf eine Zwischendecke verzichten bzw. diese reversibel ausführen müssen (wie es beim Rittersaal ja auch gemacht wird), dann hätte der Saal später hinzugefügt werden können. "Kann nicht" und "geht nicht" ist hier m.E. vorgeschoben. Der wahre und einzige Grund dürfte sein, daß man alles, was der untragbare Wilhelm II. hinzufügen oder verändern ließ, endgültig beseitigen bzw. keinesfalls wiederhaben will. Keine technische oder architektonische, sondern ideologische Gründe.

    Ich halte wenig von so einem Rückzug in frühere Zeiten. Zerbombt und später gesprengt worden ist der von Wilhelm II geschaffene letzte Bauzustand. Man hatte zwischen den Weltkriegen nichts davon zurückgebaut, und wäre das Schloß unversehrt geblieben oder - wie unzählige andere Schlösser - nach dem Krieg wiederhergestellt worden, hätte man mit Sicherheit auch keinen Zustand des frühen 19. Jahrhunderst rekonstruiert und dafür vorhandene Mauern abgebrochen, sondern den letzten, leidlich erhaltenen Zustand restauriert und erhalten. Damit war ja nach dem Krieg bekanntlich auch schon begonnen worden, den der kriegszerstörte Saal sah 1946 schon wieder so aus.

    Ich halte es nach wie vor für einen großen Fehler, eine Rekonstruktion dieses eleganten Saals unmöglich gemacht zu haben, nur weil er in einer später Zeit als die anderen Räume gestaltet worden war. Und dafür will man dann unpassende gläserne Fressbuden aufs Dach setzen - entsprechen die denn dem baulichen Zustand in der Zeit vor Kaiser Wilhelm II.?

  • Noch einmal zurück zum Weißen Saal:

    Ich halte wenig von so einem Rückzug in frühere Zeiten. Zerbombt und später gesprengt worden ist der von Wilhelm II geschaffene letzte Bauzustand. Man hatte zwischen den Weltkriegen nichts davon zurückgebaut, und wäre das Schloß unversehrt geblieben oder - wie unzählige andere Schlösser - nach dem Krieg wiederhergestellt worden, hätte man mit Sicherheit auch keinen Zustand des frühen 19. Jahrhunderst rekonstruiert und dafür vorhandene Mauern abgebrochen, sondern den letzten, leidlich erhaltenen Zustand restauriert und erhalten. Damit war ja nach dem Krieg bekanntlich auch schon begonnen worden, den der kriegszerstörte Saal sah 1946 schon wieder so aus.

    Ich halte es nach wie vor für einen großen Fehler, eine Rekonstruktion dieses eleganten Saals unmöglich gemacht zu haben, nur weil er in einer später Zeit als die anderen Räume gestaltet worden war. Und dafür will man dann unpassende gläserne Fressbuden aufs Dach setzen - entsprechen die denn dem baulichen Zustand in der Zeit vor Kaiser Wilhelm II.?

    Also hätte man doch lediglich innerhalb des Museumsbereichs die Kubatur des Saals aussparen und auf eine Zwischendecke verzichten bzw. diese reversibel ausführen müssen (wie es beim Rittersaal ja auch gemacht wird), dann hätte der Saal später hinzugefügt werden können


    Der Weiße Saal in der "Ihnefassung" war nicht größer, als die vorherige Fassung. Es ist ein Irrtum, dass der Saal breiter wurde, weil die Hoffassade in den Hof gerückt wurde. Die alte Hoffassade blieb genaugenommen sogar stehen. Aus Fenstern wurden lediglich Durchgänge und im Hof wurde eine neue Fassade ca. 10 m vor der alten Fassade errichtet.

    Dieses Einrücken der Hoffassade hatte nur einen Grund:
    Neben dem neuen Weißen Saal wurde eine Galerie gebaut. Die Weiße Saal Galerie. Der Plan war, dass man die Nordseite mit der Südseite durch diese Galerie verbinden wollte. Denn man musste vom 2. Stock über die Weiße Saal Treppe ganz nach unten gehen, dann unten durch das zugige Eosanderportal gehen um dann südlich wieder nach oben zu steigen. Sehr umständlich! Wäre damals das Geld nicht ausgegangen, so wäre auch die Hofseite des Portals und die südliche Hoffassade eingerückt worden, und somit wieder in einer gerade Flucht gewesen. Dann hätte man bequem vom Weißen Saal in die südlichen Räume des Schlosses gehen können.

    Den Weißen Saal könnte man ohne weiteres rekonstruieren. Nur eben ohne die Galerie. In den Rundbogendurchgängen zur Galerie wären dann Fenster wie vor dem Umbau, bzw. Türen zu den neuen Nachbarräumen.
    Seht euch mal Fotos von den beiden letzten Fassungen des Saals an. Deutlich ist die Galerie zu sehen, wo früher noch Fenster waren.

  • Den Weißen Saal könnte man ohne weiteres rekonstruieren.

    Aber nur, wenn man igonoriert, dass eine Zwischendecke aus Beton eingezogen wird - der Weiße Saal also nicht mehr über zwei Etagen geht - und sich jede Menge Stützen in der Mitte des Raums befinden und auch die Türdurchgänge an anderer Stelle angesiedelt sind. Vgl. hierzu die Baupläne der Stiftung.

  • Aber nur, wenn man igonoriert, dass eine Zwischendecke aus Beton eingezogen wird - der Weiße Saal also nicht mehr über zwei Etagen geht - und sich jede Menge Stützen in der Mitte des Raums befinden und auch die Türdurchgänge an anderer Stelle angesiedelt sind. Vgl. hierzu die Baupläne der Stiftung.

    Die Stützen sind nur für die Statik des 3. Stockwerks notwendig. Da über dem Weißen Saal nur noch das Dach war, würden natürlich die Stützen mit samt der Betondecke entfallen. Das Abbrechen der Decke und der Stützen ist ein Klacks. Maximal 2 % der Kosten, die die Rekonstruktion des Weißen Saales mit echtem Marmor und echt vergoldeten Kapitellen und einer vergoldeten geschnitzten Decke kosten würde.
    Siehe Postkarte und die beiden Fotos vom Preußischen Kurturbesitz im Anhang.

    Allerdings sind das Aufgaben, die vielleicht in 30 oder 40 Jahren in Angriff genommen werden können. Erstmal sollten die Schlüterräume an der Nordseite im 2. Stock mit dem Rittersaal als Höhepunkt, dann die Eosandersche Bildergalerie und die bedeutendsten Klassizistischen Räume rekonstruiert werden. Das wird erstmal mindestens 40 Jahre beanspruchen. Es sei denn es finden sich Unternehmen oder Millionäre, die sehr großzügig Spenden.

    Auch hier ein Interessanter bebildeter Bericht über das Schloss:
    http://www.judgmentofparis.com/board/showthread.php?t=2560

  • Der Bericht wurde von jemandem geschrieben, der die Bedeutung dieses Schlosses erfasst hat. Man spürt direkt die Liebe und Erfurcht in seinen Zeilen.

    http://www.judgmentofparis.com/board/showthread.php?t=2560

    Zitat von aus obigem Forum

    More tragic still, of the amazing interior, as seen above, nothing will be restored. Instead, the inner space will resemble a shopping mall or an airport lobby.

    Das macht die ganze Tragik dieses Projektes aus! Dieses furchtbare Innere versaut einem echt die Lust am Ganzen!

    Labor omnia vincit
    (Vergil)

  • 'Spreetunnel' hat jüngst bereits einige Ansichten der Bildergalerie/Gobelingalerie gezeigt. Ich habe noch einige sehenswerte aufgetrieben.
    Der Raum war ca. 60 Meter lang aber nur 7,5 Meter breit und bot bei feierlichen Anlässen bis zu 400 Menschen Platz als Speisessaal. Ab 1913 wurde die Bildergalerie durch Ihne zur Gobelingalerie umgestaltet. Bereits im Dezember 1940 wurde die Gobelingalerie von einer Sprengbombe getroffen, schließlich wurde dort im Februar 1945 der wohl schwerste Bombentreffer an der Außenhülle des Schlosses verzeichnet (Bild). Am beeindruckendsten an diesem Saal waren sicherlich die durch Eosander üppig figurierten Deckenplastiken, insbesondere ausgangs der Schmalseiten.

    Zunächst noch in der Ausgestaltung und Funktion als Bildergalerie. Rechts in der Aufnaheme ist jeweils das (verschollene) Gemälde der Kaiserproklamation in Versailles von A.v.Werner zu sehen.

    Bildquelle: http://www.zeno.org

    Dann in der m. E. eleganteren Ausgestaltung als Gobelingalerie; aufgehängt waren die sog. Kurfürstenteppiche, die der spätere König Friedrich I. im Jahr 1690 in Auftrag gegeben hatte.


    Bildquelle: Architekturmuseum der TU Berlin

    Sämtliche nicht bezeichneten Bilder entstammen dem Bildindex. Ein behauptetes und aufgedrucktes 'Copyright' amerikanischen Rechts zu Gunsten der SPSG besteht im Übrigen ebenso wenig wie ein Urheberrecht deutschen Maßstabs - der diesbezügliche Photograph ist unbekannt.

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Wenn überhaupt etwas je rekonstruiert würde, wie werden dann die Gemälden an den Wänden zurückkehren?
    In 1943 war aber klar das Berlin schwerstens bombardiert wurde und hat man denke ich Massnahmen vorgenommen um die reiche Ausstattung (wie bei der Residenz in München) zu retten. Deutschland muss damals ein gewaltiges Sammellager gewesen sein von Kunst von hunderte so nicht tausende reich dekorierte Gebäuden, Paläste, Schlösser, Kirchen und Rathäuser (leicht 100 millionen von Kunstobjekten!). Es war also kaum möglich alles Wertvolles zu schützen.Wenn die dann also zum Teil verloren gegangen sind durch Bombardements, Plünderungen der Ami's und Roten Horden wie könnte dann dass Defizit wettgemacht werden?? Denke also dass die Rekonstruktionen, wenn überhaupt gewollt, Geld und Spenden verfügbar sind, gar nicht einmal 10% der ehemalige Ausstattung zurückbringen können. Dass Schloss wird dadurch nur noch ein Schatten bleiben von was Einst war, genau wie der alten Ostflügel des Schlosses und genau wie ganz Berlin.

    Bedenke dass in Berlin in der vergangen 70 Jahren nicht einmal 1 Gebäude, 1 Strasse, 1 Platz oder 1 Allee 100% im alten Glanz rekonstruiert wurde obwohl dass für vielen Gebäude durauch möglich gewesen wäre. Schlimmer noch: vieles was überlebt hatte wurde abgebrochen oder verstümelt.
    Die ehemalige architektonische Hohenpunkte kehrten nie zurück: Messels Wertheim am Leipziger Platz, Tietz in der Leipziger Strasse, Karstadt am Hermann Platz, Hertie an Dönhoff Platz, Israel und noch mindestens10 Warenhäuser. Genau so für Bahnhofgebäuden, Kirchen und Hotels.
    Bedenke auch dass gerade diese Bauten eine Stadt prägen könnten auch wenn im Meer von billige wiederaufbau Bauten umstellt (wie heute der Fall ist). Die traditionsbewusste Engländer und Franzosen hätten bestimmt mehr daraus gemacht. Die Polen zeigen wie es gemacht werden kann.

    Bin also sehr gespannt was die Deutschen mit dass neu zu bauen Schloss, was der Innenausstattung betrift, machen wollen.

  • Die Gobelins sind alle gerettet worden und könnten in die rekonstruierte Gobelingalerie wieder integriert werden, so dass die Galerie wieder genau so aussieht, wie vor der Zerstörung.

    Hier noch zwei interessante Fotos (Postkarte und Förderverein [lexicon='Berliner Schloss'][/lexicon]), die nur wenige Jahre auseinanderliegen:

    Die Bildergalerie ca. 1940 und nach der Zerstörung 1944:

  • .
    Da mich und alle hier die Zukunft der ehemaligen traumhaft schönen Innenräume des Schlosses (insbesondere der Paradekammern) überaus interessiert habe ich vor wenigen Tagen mal bei der Stiftung Humboldt-Forum diesbezüglich angefragt.
    Ergebnis:
    Ein Wiederaufbau der Paradekammern (bzw. einiger weniger Räume derselben) sei auf absehbare Zeit nicht vorgesehen (und wohl auch nicht gewollt), weil dies den Museumsrundgang des Ethnologischen Museums erheblich beinträchtigen würde und eine Ersatz-Ausstellfläche für die betreffenden Objekte eben nicht so leicht in anderen Teilen des Gebäudes zu finden sei (Anm.: Das sehe ich anders, die Bibliothek im 1.OG ist z.B. vollkommen überflüssig!)

    Wie man es auch dreht und wendet, das Problem bleibt so oder so bestehen: Die Fotos der Raum-Modelle in den folgenden Links zeigen, dass sich ein Rittersaal oder eine Rote-Adler-Kammer tatsächlich vermutlich nur schwer in ein Völkerkunde-Museum einbinden lassen würden (auch wenn hier weitgehend das 3.OG gezeigt wird) >> Bild 1, Bild 2. Schade! :sad:

    Ebenso ärgerlich ist es, dass der Kuppelraum über dem Eosanderportal nicht wiederhergestellt wird, im Gegenteil: Die Kuppel wird nach oben mit einer Decke verschlossen, weil die Ausstellungsobjekte des dort untergebrachten Asiatischen Museums anderenfalls "zu starken Luftbewegungen" ausgesetzt seien. Damit hat [lexicon='das Berliner Schloss'][/lexicon] zukünftig eine rein funktionslose Dekorations-Kuppel, genauso wie das Neue Palais in Potsdam. So wird der Kuppelraum zukünftig aussehen: Bild 1, Bild 2 (So war einmal). :weinen:

    Der wirklich einzige Raum der nach jetzigem Stand der Planung problemlos mittelfristig rekonstruiert werden könnte ist Schlüters Gigantentreppe; dies ist im übrigen auch der einzige Raum, bei dem es seitens der Stiftung Humboldt-Forum (so habe ich das verstanden) einen entsprechenden Willen zur Rekonstruktion gibt. Da der Raum der Gigantentreppe erst einmal als Cafe genutzt werden soll steht einer Rekonstruktion der Gigantentreppe tatsächlich nichts im Weg (vgl. Bild)

    Leider keine gute Nachrichten für uns Schlossfreunde, aber dies ist der Stand der Dinge. :weinenstroemen: + :wuetenspringen:
    .

    3 Mal editiert, zuletzt von Maecenas (29. November 2014 um 21:05)

  • Man fährt erstmal auf Sicht und will gerade den Gegnern keine Angriffsfläche bieten, ist doch logisch. Niemand von der Stiftung wird sich zu diesem Zeitpunkt öffentlich für Rekos von Innenräumen aussprechen. Das sind Projekte der Zukunft, erstmal muss der Baukörper her.

    Die Gigantentreppe wäre im wahrsten Wortsinne schon ein gigantischer Anfang. Wenn diese zurückkäme, wüchse die Sehnsucht nach einer erlebbaren Raumfolge schon merklich. Aber erst einmal diese große Herausforderung schaffen!

  • Wie man es auch dreht und wendet, das Problem bleibt so oder so bestehen: Die Fotos der Raum-Modelle in den folgenden Links zeigen, dass sich ein Rittersaal oder eine Rote-Adler-Kammer tatsächlich vermutlich nur schwer in ein Völkerkunde-Museum einbinden lassen würden


    Deshalb habe ich ja schon mal geschrieben, daß ich das Deutsche Historische Museum im Stadtschloß für geeigneter gehalten hätte. Da hätten rekonstruierte Säle sehr gut mit dem Gesamtkonzept zusammengefasst.

    " Dem Wahren, Schönen, Guten "

  • Sicherlich wäre das Deutsche Historische Museum oder eine Gemäldesammlung die passende Nutzung für ein rekonstruiertes Schloss, aber m.E. gab es die Rekonstruktion der Fassaden und der Kuppel nur unter derPrämisse daraus keinen Ort deutscher Identität werden zu lassen. Deswegen eben keine rekonstruierten Räume oder Raumfolgen, keine Ostfassade, kein Apothekerflügel, keine Schlosskapelle, deswegen eben nur Shopping Mall und Flughafenräume und Einheitsverschaukelungswippe ohne Bezug zur Geschichte (dieses Ortes).
    Politisch korrekt muss nach außen und nach innen dargestellt werden dass diese Schloss keine Hohenzollernresidenz ist sondern ein Museum für die "Kulturen der Welt" und um den deutschen Michel zu besänftigen eben ausnahmsweise dann mit barocken Fassaden.

    Labor omnia vincit
    (Vergil)