Berlin-Moabit und Hansaviertel

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    Bevor ich diese vielleicht mal präsentiere, zunächst einige Gründe, warum das Hansaviertel ganz sicher zum bedeutsamen Kulturerbe der Menschheit gehört.

    Ich glaub i spinn. Hier wäre eher mal ein vernünftiger Bebauungsplan von Nöten. Ansonsten kann ja,wem sowas gefällt. wegen meiner auch gern ins "merkwürdige Viertel" ziehen. :schockiert:

  • Naja, ich denke schon, dass das Hansaviertel etwas besonderes ist. Ja, dort wurde tabula rasa mit gutbürgerlichen Altbauten gemacht - aber an vielen anderen Stellen und Orten in Deutschland auch. Ja, das, was dort hingekommen ist, entspricht dem, was wir als Stadt ablehnen.
    Nichtsdestotrotz möchte ich folgende Thesen vorstellen
    - Bei Abriss und Neubebauung würde ein recht beliebig aussehendes Viertel kommen, vielleicht im traditionellen Stil, aufgrund der geringen architektonischen Bedeutung der Vorkriegsbebauung wird es jedoch keine Rekos geben.
    - Das jetzige Viertel war eins der ersten großen architektonischen Lebenszeichen des Wiederaufbaus, gebaut von damaligen Stararchitekten und mit großem Bezug auf die Bedürfnisse der Menschen - bezogen auf die Wohnungen mag dies auch wohl stimmen. Demnach ist es m.E. durchaus von architektonischer Bedeutung und aus meiner Sicht in jedem Fall erhaltenswert - allerdings dann bitte im optischen Originalzustand und ohne moderne Zutaten (Wohnungsausstattung und Haustechnik ausgenommen, das gilt ja auch für Gründerzeitler)
    - Wenn die jetzigen Wohnungen auch noch beliebt sind, ist eine Neugestaltung des Areals nicht erforderlich.
    - Jede Epoche hat ihre Daseinsberechtigung im Stadtbild und verglichen mit späterer Zeit, ist in den 50ern durchaus qualitätsvolle Architektur entstanden. Ein Erhalt des Hansaviertels kann auch späteren Generationen zeigen, in welche Sackgasse man mit der Charta von Athen gelaufen ist. Lieber das Hansaviertel erhalten als Gropiusstadt, Marzahn oder andere Zeugnisse dieses Stadtbildirrglaubens.

    Natürlich ist es schade um die verlorenen Bauten, aber m.E. kann man sich besser anderswo in Berlin für traditionelle Architektur einsetzen, dort, wo auch Ensembles entstehen können.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • In der Tat, ja. Die alte Bebauung ist weg und sie war eine der vielen Stadterweiterungen und das Viertel weckt nicht die Begehrlichkeiten wie bspw. die Fischerinsel, in deren Boden Siedlungsschichten von 800 Jahren begraben liegen. Unter dem Aspekt des Wiederaufbaus und der schnellstmöglichen Schaffung von viel Wohnraum nach dem Krieg war diese Form der neuen Stadt bestimmt sinnvoll. Zu seiner Zeit hochqualitative Wohnungen, die begehrt waren. Aber auch hier wird einmal die Stadt verdichtet werden - mit oder ohne Bauausstellung. Die teilweise unübersichtlich weiträumigen Landschaften zwischen den Punkthochhäusern sind mittlerweile zu sozial schwierigen Orten geworden, wie auch vielerorts die Bauten selbst. (Spritzbestecke und Kondome in Treppenhäusern etc.) Wo der gegenseitige soziale Kontrollmechanismus funktioniert, haben diese Hochhäuser vielleicht eine Zukunft.

  • In der Agricolastraße N°23 in Moabit, westlich des Spreebogens, wird ein Großvilla nach Entwürfen des Büros Patzschke errichtet werden.


    Bildquelle: NCC Deutschland/Patzschke Architekten
    Janz ansehnlich, aber ooch nüscht Besonderet, sa'ick mal.

    Lage bei BingMaps (es dürfte sich um die recht schmale Baulücke hinter dem Riegel an der Solinger Straße handeln)

    Projektseite 'Villa Agricola'

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Ich glaub i spinn. Hier wäre eher mal ein vernünftiger Bebauungsplan von Nöten. Ansonsten kann ja,wem sowas gefällt. wegen meiner auch gern ins "merkwürdige Viertel" ziehen. :schockiert:

    Die meisten Wohnungen im Hansaviertel sind Eigentumswohnungen. Viele sind architektonisch sehr interessant, haben sehr originelle Details. Das Gebiet ist inzwischen sehr kuschelig zugewachsen. Natürlich hat sich das Konzept überholt und man würde heute nicht mehr so bauen in Berlin, sondern wieder Blockbebauung bevorzugen.

    Man kann nicht sagen, dass das Hansaviertel ein sozialer Brennpunkt ist, man könnte dagegen sagen, dass es in der Stadt quasi unsichtbar geworden ist. Ein Grund dafür ist wie gesagt, dass es viele Eigentumswohnungen sind und die Mietfluktuation nicht so hoch ist. Viele der Einwohner sind ältere Menschen.

    Moabit wird in den nächsten Jahren gentrifiziert werden, dabei werden Baulücken geschlossen. Problematisch ist dort noch die schlechte Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Wenn sich Moabit baulich entwickelt, dann eher in die traditionelle Ecke und im Sinne einer Aufwertung des Wohnungsbestandes.

  • Agon: Nun, so schlecht ist Moabit nun auch wieder nicht angebunden an den öffentlichen Verkehr - über die U9 geht es in Windeseile in Richtung City West, über die Stadtbahn (S Bellevue) zur City Ost, über die Ringbahn ins Traumviertel Prenzlauer Berg, außerdem liegt der Hbf für den Fern- und Regionalverkehr in alle Richtungen quasi vor der Tür, und der TXL ist in wenigen Minuten am Flughafen Tegel. Und zu guter Letzt ist die Verlängerung der Tram, die Moabit mit Mitte-Nord und Prenzlauber Berg-Süd verbinden wird, quasi schon ausgemachte Sache. "Abgehängt" kann man Moabit, anders als andere, beliebtere Wohngegenden (Pankow, Weißensee), in meinen Augen nicht gerade nennen.

  • Der abgrundtief hässliche Neubau der Staatsanwaltschaft in der Turmstraße N°22.

    Daneben und im Hofbereich befinden sich viele beheizte Zelte.

    Angesichts des Bauwerks ziehe ich dieses Moabiter Gesicht aus der Kirchstraße N°25:

    Für das Schultheiß-Quartier auf dem Gelände der alten Brauerei sind sämtliche Abrisse vollzogen.

    Siehe zu dieser Stelle auch einen Ludolf'schen Beitrag

    Das Quartier wird die gesamte Ecke Turmstraße/Stromstraße/Perleberger Straße einnehmen.


    Internetpräsenz Schultheiß-Quartier

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Schrecklich! Hoffentlich war der Ersteller der Visualisierung nur zu faul, um den gesamten Fassadenstuck nachzubilden. Ansonsten geht uns hier ein wahres Juwel verloren.

  • Würde uns Vulgow das "Heute:" Bild in Originalauflösung spendieren, dann könnten wir besser erkennen, ob hinter den Gerüsten noch die ganzen Stuckdetails erhalten geblieben sind. So ist es viel zu klein um etwas zu erkennen. Ich nehme aber mal an, dass nur die Visualisierung vereinfacht dargestellt ist. Das ist kein Einzefall. ;)

  • Das Bild in Großformat hilft - aufgrund der Kameraqualität und der Gerüste und Netze - auch nicht viel weiter.
    Es ist aber nach meinem Eindruck nicht mit einem nach der zurechtgeschusterten Visualisierung zu befürchtenden zukünftigen Anblick zu rechnen - hoffentlich. cool:)

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    (Immanuel Kant)


  • An der Hansabrücke entsteht das offenbar von allen ersehnte Punkthochhaus, welches von einigen losen Bauten an der Bachstraße begleitet werden soll. "Blooooß kein Blockrand" in unserem IihBah1957-Weltkulturerbe-Aspiranten.

    Wieder ein Hochhaus an historischem Ort - Tagesspiegel Berlin


    Das Hochhaus hat für mich ein wenig die Anmutung eines Müll-Pressballens. Lassen wir uns demnächst vom tatsächlichen Augenschmaus überraschen...

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    (Immanuel Kant)

  • Die zitierten Zeilen der Verantwortlichen können einen schon ein bisschen wütend machen:

    „... Blockrandbebauung... Das wäre eine Bauform des 19. Jahrhunderts gewesen, die ohne jeden Bezug zur klugen und vielseitigen Bautypologie des Hansaviertels gestanden hätte“

    Stattdessen bauen wir lieber eine weitere gated community mit Sichtschutzhecke und Gartenzaun.

    Von der Brücke kommend hätte man mit einem geschlossenen Blockrand eine tolle, neue Sichtachse schaffen können. Stattdessen bleibt der Blick auch weiterhin diffus.

    Am Ufer der Sonne wo die wesen vom sehen träumen ist in Echtzeit überall Nacht

  • Entschuldigt die kleine Korrektur, aber an der Bachstraße werden keine "losen Bauten" errichtet, sondern dort ist sehr wohl eine straßenbegleitende, geschlossene Bebauung geplant, diese ist allerdings nicht Bestandteil des vorgestellten Projekts - entweder ein späterer Bauabschnitt oder ein anderer Entwickler. Die von Dir, Vulgow, angeführten losen Bauten stehen parallel dazu entlang der Spree. Sicherlich wäre auch hier eine geschlossene Bebauung, wie sie auf der anderen Seite des Flusses auch steht, besser gewesen; dass andererseits die wenig attraktive Lage an der vielbefahrenen Bachstraße mit einer Öffnung des Baufeldes nach Westen, mit Blick auf den Fluss, ein wenig aufgebessert wird, erscheint, so bedauerlich es ist, in gewisser Weise nachvollziehbar.

  • An sich kann ich die Argumentation contra Blockrandbebauung durchaus nachvollziehen, allerdings unterstelle ich den damaligen Architekten, dass sie sich bei ihren damals experimentellen Wohnkonzepten mehr Gedanken gemacht haben als diejenigen, die diese 08/15-Investorenkästen zusammengeklickt haben.

    Das Hochhaus hat für mich ein wenig die Anmutung eines Müll-Pressballens. Lassen wir uns demnächst vom tatsächlichen Augenschmaus überraschen...

    Der Müll-Pressballen heißt schon Colorium und steht in Düsseldorf :)

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Das Haus Joseph-Haydn-Straße 1 ist fast fertig gestellt. Hier ein paar Bilder von heute:




    Die Haustür, etliche Schmuckelemente wurden ergänzt:



    Der Eingangsbereich:

    Das tolle Treppenhaus:



    Die Brandmauer und der kleine Lichthof an der Stadtbahn mit berlintypischen 'Verschönerungsarbeiten':

  • tolles Treppenhaus, ich hatte ja keine Ahnung!

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