• Will man im schönen Plauen wirklich den ollen 70er-Anbau am Neuen Rathaus sanieren? 8|

    Umbau und Sanierung Nord-West-Flügel Rathaus

    http://www.plauen.de/de/rathaus/pla…ung_rathaus.php


    "Der Stadtrat hat in seiner Sitzung am 16. Mai 2017 die Weiterführung der Planung zu Umbau und Sanierung des Nord-West-Flügels des Rathauses beschlossen. Grundlage sind die Ergebnisse der Entwurfsplanung der IPROPLAN Planungsgesellschaft mbH, Chemnitz.

    *Abruch der schrägen Glasfassade und der Fassadenverblechungen, Neubau einer Stahl-Glas-Fassade unter Bewahrung der historischen Fassadenteilung, Verglasung der Giebelseiten; "

  • Tja, das war doch abzusehen. Und manch einer in diesem Forum jubilierte vermutlich schon, dass der moderate, in den Grundformen an den Altbau angepasste Neubauvorschlag nicht umgesetzt wurde.

  • Es gibt ein paar echte Leuchtturmprojekte (Studienakademie auf dem Schlossberg, Umbau und Erweiterung Kaufhaus Horten zum Landratsamt, Spitzenwelt im Weisbachschen Haus, Neubau Rathauseingang). Das sind aber alles Bauvorhaben der öffentlichen Hand. Private Investitionen gibt es fast ausschließlich noch in der Altbausanierung. Die große Aufgabe der Stadtplanung in Plauen kann es leider nicht sein die Brachflächen zu bebauen, sondern aus dem Schrumpfen der Stadt irgendwie noch einen Vorteil zu generieren. Dafür ist ein Beispiel die ehemals stark industriell genutzte Elsteraue. Hier gibt es die Chance eine grüne Flussaue zu gewinnen, in denen einzelne Baudenkmäler mit Freizeitnutzung stehen.

    Apropos Weisbachsches Haus... Wie ist denn mittlerweile dort der Sanierungsstand? Der tolle Barockbau von 1776 soll ja zum "Spitzenzentrum" werden, 2016 wurden die Fördermittel dafür bewilligt.

    Zustand 2008 mit einem sanierten Gebäudeteil:


    https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Plau….jpg?uselang=de

    2014:


    https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Plau….JPG?uselang=de

  • @Neues Rathaus nochmal..

    Und manch einer in diesem Forum jubilierte vermutlich schon, dass der moderate, in den Grundformen an den Altbau angepasste Neubauvorschlag nicht umgesetzt wurde.

    Welcher Entwurf war eigentlich gemeint? Der von RKW? Oder dieser? Tatsächlich hätte ich den Entwurf von Atelier ST aus Leipzig als am passendsten und wertigsten empfunden.

    Hier sind die Entwürfe des Wettbewerbs zu sehen: http://www.baunetz.de/meldungen/Meld…en_3034113.html

  • Das wäre natürlich sehr ärgerlich, wenn die Sanierung das Antlitz des Hauses verschlechtern würde.

    "Große Bedenken wegen des Denkmalschutzes hegt eine Anwohnerin am Streitsberg: Dachstuhl ausgebaut, Schornsteine weg, dafür Balkone dran. Ist das alles noch im Rahmen?"
    Streit um Streitsbergvilla: Alles korrekt saniert? - Freie Presse

    Es geht um die linke Haushälfte des Zwillingshauses Streitsberg N°4/5:

    Bildquelle jeweils: Wikimedia, Urheber 'N8eule78', CC BY-SA 3.0 unportiert

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Bei Balkonen zeigt man sich in Plauen sehr großzügig. Da hab ich schon par sanierte Häuser gesehen, wo es nicht sehr passend aussah. Andererseits sag ich mir lieber so statt Abriss. Die Gefahr ist in Plauen angesichts der Masse an Gründerzeitgebäuden stets gegeben.

  • Bei Balkonen zeigt man sich in Plauen sehr großzügig.

    Mir hat ein Immobilienmakler mitgeteilt, dass in Plauen, angesichts eines Leerstandes von ca. 7000 Wohneinheiten, ein Balkon ein wichtiges Element für die Vermietung und den Verkauf einer Immobilie darstellt. Die Mieter haben eine große Auswahl und legen dort offenbar sehr viel wert auf einen Balkon.

  • Bis 2019 soll der Neubau der Berufsakademie auf dem Schlossberg fertig sein. Darin eingeschlossen ist die Neuordnung der Schlossbergterrassen und die Einbeziehung der erhaltenen Schlossfassade.

    Wenn das Vorhaben im vorgegebenen Zeitrahmen realisiert werden soll, dann müssen sie sich langsam sputen. Hier ein aktuelles Foto von mir:

    P.S.: Außerdem, weil oben u.a. nach dem Weisbachschen Haus gefragt wurde. Es soll bald mit der Sanierung losgehen. Hier finden sich weitere Informationen:

    Großprojekt: Elsteraue in Plauen verändert Gesicht
    https://www.spitzenstadt.de/plauen/1-plaue…rt-gesicht.html

  • Ja, die Glasfassade des Plauener Rathauses! Die Diskussion zu Neubau oder Sanierung hier im Strang hat wirklich Niveau.

    Der MDR hat ein schönes Video über die Freilegung eines Wandbildes von Karl Heinz Adler und Friedrich Kracht im modernen Eingangsbereich des Plauener Rathauses, der gerade saniert wird. Korrektur zu der Angabe im Video: Die Stilrichtung heißt "Konkrete Kunst" (auch wenn sie abstrakt ist).

    MDR um 4 - Rathaus Plauen - 4. Dezember 2020

    7. November 2013

    Und um die Diskussion zu befeuern noch ein paar Gedanken zur jetzigen "gläsernen" Lösung. Zu ihrer Zeit (Anfang der 70er Jahre) war sie für die DDR und den damaligen "sozialistischen" Baustil (siehe Henselmann und andere) geradezu revolutionär. [...] Natürlich ist die Fassade durch den Verschleiß und die Billig-Ausführung schlichtweg potthässlich [...] Interessanterweise hat die Landesdenkmalbehörde festgestellt, daß Plauen das einzige deutsche Rathaus hat, das geschickt/harmonisch(?) drei sehr prägnante aber reine Baustile in sich vereint und daher als Ensemble schützenswert ist.

    In der Tat hat Plauen eine für die DDR ganz ungewöhnliche Lösung, über die ich mich früher schon gewundert habe.

    9. November 2013

    Es gab meines Wissens sogar Überlegungen für den Wiederaufbau des Rathauses in der historischen Form. [...] Aus Material- und Kostengründen wurden diese Überlegungen aber verworfen, zumal man diesen bürgerlichen Baustil ja nicht wollte. So kam es letztlich zu diesem von tschechischen Architekten entworfenen Stahl-Glas-Bau.

    Tschechische Architekten also! Das hatte ich nicht gewusst. Nun ist klar, warum der Bau so gar nicht DDR-mäßig aussieht. Die tschechoslowakischen Architekten haben oft expressive, teilweise verrückte Sachen gemacht.

    Plauen, Neues Rathaus mit der Glasfassade von 1976 (Foto: N8eule78, März 2008, CC-BY-SA-3.0)

    Das Neue Rathaus mit dem verglasten Baukörper von 1976 (Foto: N8eule78, Mai 2007, CC-BY-3.0)

    10. November 2013 (Der zweite Satz im Zitat bezieht sich auf den damals noch geplanten Neubau. Da nun der bisherige Baukörper erhalten bleibt, wird wohl auch die Statik nicht verändert.)

    Außerdem hatte der Stadtrat gefordert, aus Kostengründen zu prüfen, ob die vorhandene statische Konstruktion erhalten werden kann. [...] Und da man ja die vorhandene Statik komplett abbrechen will, kann noch keiner einschätzen, welche zusätzlichen Baukosten drohen, weil der neue Baukörper genau wie der historische auf einer extrem exponierten Stelle errichtet werden soll nämlich auf der Kante der früheren abgebrochenen Stadtmauer. Die Rathausadresse lautet nicht nur zufällig Unterer Graben, denn der Bau stand zum Teil auf dem Bauschutt der Stadtmauer im unteren Graben, der weit über 10 m tief war. Die vorhandene Statik mit ihren zurückgesetzten Stützen vermeidet all diese Probleme.

    Die komplizierten statischen Verhältnisse, die sich aus dem Baugrund und der Hanglage ergaben, werden den Ausschlag gegeben haben, tschechische Architekten zu beauftragen. In der ČSSR als Gebirgsland gab es die entsprechende Expertise für solche speziellen Aufgaben. Der moderne Baukörper passt stilistisch zur tschechoslowakischen sozialistischen Moderne. Zu ihren besten Leistungen gehört er freilich nicht.

    9. November 2013

    Im Internet findet man vereinzelt auch noch Fotos von der abstrakt-farblichen Gestaltung des Eingangsbereiches. Im Volksmund wurde spöttisch immer "Eingang zur Geisterbahn" gesagt, die Gestaltung war aber ausgesprochen mutig, weil sie bildnerisch dem sozialistischen Realismus überhaupt nicht entsprach und trotzdem genehmigt wurde. Weil die Kritik im Volk aber nie verstummte, hat man eines Tages die ganze Farbgestaltung mit Sandstein verblendet. Sie ist aber unter der Konstruktion erhalten und da der Künstler noch lebt, könnte sie auch wieder authentisch restauriert werden.

    Karl Heinz Adler verstarb 2018, Friedrich Kracht schon 2007. Die Anerkennung ihrer Kunst hat in den letzten Jahren stetig zugenommen. Nicht nur im Dresdner Albertinum gab es eine Ausstellung zu Adler, auch im Kunstmuseum Moritzburg in Halle (Saale) habe ich vor einigen Jahren Werke der Konkreten Kunst aus der DDR gesehen. Diese Kunst ist den Ostdeutschen weitgehend verborgen geblieben, weshalb sie die Werke in den entsprechenden Ausstellungen gar nicht als "DDR-Kunst" erkannten. Dekorative Arbeiten aus Betonformsteinen von Adler und Kracht waren im öffentlichen Raum der DDR häufiger anzutreffen. Den künstlerischen Hintergrund dieser Arbeiten kannten aber nur wenige Eingeweihte. Ein Wandbild der beiden Künstler hat Seltenheitswert.

    Sanierung des Neuen Rathauses (Foto: PantheraLeo1359531, 28. August 2019, CC-BY-SA-4.0)

    Erfahrungsgemäß sehen Fassaden der Ostmoderne nach einer Sanierung besser aus als ursprünglich. Ich freue mich auf das Ergebnis.

  • Naja, dann freuen sich wenigstens ein paar. Ich find's nach wie vor ne vergebene Chance, diesen Zustrand zu konservieren, denn harmonisch ist da gar nix. Wenn dieser Bauteil wenigstens eigenständig wäre und nicht am Altbau schmarotzen würde. Dieser Einbau aus den 70ern ist grob hineingeschnitten, mal von der miserablen Wirkung in den Stadt-/Straßenraum abgesehen. Aber gut, ein Kothaufen mit Goldpuder obendrauf, glitzert wenigstens in der Sonne. Das ist doch schon mal was. Letztendlich müssen die Plauener damit klar kommen.

    "We live in the dreamtime-Nothing seems to last. Can you really plan a future, when you no longer have a past." Dead Can Dance - Amnesia

  • Mal eine Frage. Wird eigentlich nur der Glaskasten saniert, oder das komplette Rathaus? Beim Googlen habe ich immer nur von dem modernen Bauteil gelesen. Dabei könnte der historische Bau auch mal eine Auffrischung gebrauchen.

    Apropos Weisbachsches Haus... Wie ist denn mittlerweile dort der Sanierungsstand? (...)

    Das Gebäude wird aktuell zum "Deutschen Zentrum für Spitze und Stickerei" umgebaut. Dabei erhält es, ähnlich dem Neuen Rathaus, auch einen modernen Zwischenbau. Zum Glück, sieht man den nur von der Rückseite. Aber wenigstens bekommt das Haus eine neue Nutzung und bleibt weitestgehend erhalten.

    Ab August 2020 werden die Fundamente durch Injektionen von Zement/Beton stabilisiert.

    https://www.freiepresse.de/vogtland/plaue…artikel11024826

    Bis Mai 2021 sollen Lüftungs- und Klimaanlagen eigebaut werden.

    https://www.freiepresse.de/vogtland/plaue…artikel11231539

  • DarkVision

    Mit deiner vulgären Ausdrucksweise disqualifizierst du dich selbst. Wir reden hier über Architektur und Kunst, nicht über Biologie.

    Schmarotzen tut da gar nichts. Der moderne Baukörper war in eine Lücke eingefügt worden. Er wirkt aus sich selbst heraus sowie durch die symmetrische Flankierung durch die älteren Teile. Auch Kontraste entfalten eine ästhetische Wirkung. Darüber kann man streiten, aber bitte mit einer angemessenen Wortwahl. Durch das Neue Rathaus war das Alte Rathaus schon zum Anhängsel "degradiert" und "verzwergt" worden (um es mal sehr deutlich auszudrücken). Die moderne Glasfront ist weniger monumental als der Baukörper, der dort bis zur Zerstörung stand. Ich finde sie aus diesem Grund an der Stelle tatsächlich besser als eine Reko des Vorkriegszustandes. "Der Vogtländer" hatte seinerzeit weitere Argumente gegen eine Reko angeführt. Und heute hier etwas Neues hinbauen, wo man ein interessantes Stück Kunstgeschichte vorfindet?

    Neußer

    Ich denke, es geht um den modernen Teil und die Räumlichkeiten dahinter. Der alte Teil des Neuen Rathauses ist doch ganz gut in Schuss. Das Alte Rathaus wurde vor einigen Jahren restauriert.

  • (...) Die moderne Glasfront ist weniger monumental als der Baukörper, der dort bis zur Zerstörung stand. Ich finde sie aus diesem Grund an der Stelle tatsächlich besser als eine Reko des Vorkriegszustandes. (...)

    Im Ernst? :schockiert:

    Zur Erinnerung, das ist der Vorkriegszustand:

    https://img.oldthing.net/8867/22852515/…-Kat-Plauen.jpg

    https://www.vogtland360.de/site/galerie/c…tos/plauen6.JPG

    Mit der schrägen Glasplatte kann ich mich nur arrangieren, indem ich sie als historische Zutat der DDR anerkenne. Das ändert aber nichts daran, daß diese Formensprache absolut unpassend ist und die Harmonie des Hauses zerstört.