Kandidaten für "das hässlichste Gebäude"

  • Zeno: Hast du etwa die wunderschöne ligurische Küste nach Bausünden abgeklappert?

    Warum in die Ferne schweifen:

    B-Charlottenburg, Osnabrücker Straße/Tauroggener Straße

    Schön ist das, was ohne Begriff allgemein gefällt.
    (Immanuel Kant)

  • Es fällt mir zwar schwer, angesichts der unzähligen Bausünden in Städten wie Stuttgart, Sindelfingen oder Böblingen einen Favoriten für das häßlichste Gebäude zu nennen, aber allein schon durch seine Größe bietet sich hier die Bebauung an der Wolfgang-Brumme-Allee in Sindelfingen an:

    http://binged.it/1QSs2XG (eigene Fotos kann ich nachreichen)

    Angefangen von einem bemerkenswert heruntergekommenen Parkhaus über ein bunkerartiges Möbelhaus bis hin zur beidseitigen Bebauung aus Beton auf beiden Seiten der "Allee" setzt dieses Ensemble wirklich neue Maßstäbe. Dazu noch eine angegammelte Passage auf dem Dach (oben rechts im Bild) mit gruseligen Billig-Restaurants und -Läden sowie ein Sparkassen-Büroklotz auf der anderen Seite, und das in einer der reichsten Regionen der Welt.

  • Ich muss sagen, der Strang bereitet mir immer mehr Freude. Genau das Hässlichste anstatt wie üblich das Schönste herauszupicken und darüber zu urteilen birgt eine seltsame Faszination.

  • In der Tat - so etwas muss man erst einmal hinkriegen. Selbst Architekten, die bei Sichtbetonbauten stets leuchtende Augen bekommen, müssen hier eingestehen: das ist nur noch monströs, ohne jede baumeisterliche Logik, mit Wohnungswaben, die ohne ästhetisch-konstruktive Stimmigkeit an gewaltige Tragscheiben angeklebt bzw. angehängt sind, dazu noch in vertikaler Staffelung, die jeder funktionalen oder architektonischen Begründung entbehrt. Ich wüsste gerne, in welchem Land der Erde Architektenhirne solche Exzesse ersinnen. So etwas wie eine Genehmigungsbehörde gibt es dort wohl ohnehin nicht.

  • Ich denke, bei dem Bauwerk zeigt sich deutlich die Ideologie des Architekten. Offenbar geht es ihm um die Diktatur des Brutalismus, wo der Mensch zu einem Randphänomen der Architektur degradiert wird und stattdessen der Beton im Vordergrund steht - nicht die Lebens- und Aufenthaltqualität des Menschen. Hier hat ein Architekt seine Brutalismuskathedrale erbaut, die noch in 1000 Jahren sein Bild des Menschen transportieren soll. Vielleicht spekulierte der Architekt auf Aufträge des polnischen Staates zum Bau von diktatorischer Brutalismus- und Gigantismusarchitektur oder, was auch sein kann, die Polen hatten einfach zuviel Beton im Fünfjahresplan eingeplant. Und der musste jetzt verbaut werden. :zwinkern:

  • Das Forum Hotel war so ziemlich das erste Gebäude, das ich, der von Westen auf der in die Innenstadt führende Straße kam, zu Gesicht bekam, als ich Krakau besuchte. Das war schon ein Schock.

    http://www.krakowsbest.com/wp-content/upl…44ab8c5664d.jpg

    http://mw2.google.com/mw-panoramio/p…um/13805953.jpg

    Obwohl ich es trotzdem zu jenen Gebäuden zählen möchte, denen trotz oder genau wegen ihrer Hässlichkeit etwas äußerst Faszinierendes anhaftet. Wohl vergleichbar mit der Faszination am Schrecken. Der Betonbrutalismus hat das irgendwie an sich...

    Ich sollte einmal ein paar spezielle Einfamilienhäuser im Linzer Umkreis fotografieren. Es gibt da ein paar, denen in ihrer ausgesprochenen Hässlichkeit genau das Faszinierende des Brutalismus fehlt, deswegen für mich noch um einiges schiacher als z. B. das Forum Hotel.

  • ^
    ui, eine wirklich gruselige Serie, aber teilweise mit ganz netten Sprüchen darunter :)

    98% of everything that is built and designed today is pure shit. There's no sense of design, no respect for humanity or for anything else. Frank Gehry

  • So schlimm finde ich die meisten belgischen Häuser nicht. Ähnliches könnte man in vielen deutschen Dörfern und Vororten fotografieren. Sie sind eben stillos (oft ist es nur eine etwas kitschig wirkende Vorgartengestaltung) und ihr örtlicher Kontext trostlos, aber nicht mit den brutalistischen Betonburgen vergleichbar, an denen man (im Gegensatz zu den kleinen belgischen Häusern) auch kaum etwas verbessern kann.

  • Nicht dass deutsche Vorortsteppen mit besseren Eigenheimschöpfungen bestückt wären, aber gleichsetzen mit diesen Lächerlichkeiten aus Belgien würde ich sie doch nicht. Das liegt einfach daran, dass der deutsche Bauherr bzw. Architekt sich nicht so viel traut. Ehe man sich womöglich dem Spott der Öffentlichkeit aussetzt, verharrt man lieber in der Einfalt des Konventionellen und tilgt jede Spur einer architektonischen Handschrift, getreu dem Schwaben-Motto: "Architektur, ha des bröuche ma ned!". Sowohl einfältige Formverweigerung als auch ausgekochte Hässlichkeit beleidigen unsere Idee vom Menschen, aber manchmal finde ich die Hässlichkeit sogar erträglicher und tröste mich mit Robert Gernhard: "Dich will ich loben Hässliches, du hast so was Verlässliches!"

  • Zitat

    ich wüsste gerne, in welchem Land der Erde Architektenhirne solche Exzesse ersinnen. So etwas wie eine Genehmigungsbehörde gibt es dort wohl ohnehin nicht.

    Philoikódomos, da kann ich gern aushelfen. Das ist ganz offensichtlich Polen. Gefällt mir gar nicht so übel, muss ich sagen. Ab einer gewissen Intensität gewinnt ostentativ zur Schau gestellter Mut zur Hässlichkeit für mich an Reiz.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Hier übrigens ein Beitrag meinerseits. Schwachsinn vom Feinsten.

    https://www.google.at/search?q=retz+…tml%3B427%3B283

    Mitten im Zentrum von Retz, Vinzenziplatz 4, Haus Fidesser, unweit vom großartigen Hauptplatz.
    Ich glaub das ist es wirklich: das hässlichste Haus der Welt!!!

    Dazu dieses Geschwafel:

    http://www.thenextenterprise.at/pics_docs/tne_…5_fidesser.html

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Vielleicht mal wieder eine regionale Scheußlichkeit - München/Schwabing, Felitzschstraße- Auf der Baustelle war im August 2012 mal ne "bomben Stimmung" (aber des nur mal so nebenher)

  • Bin beim Herumgoogleearthen in Marseille auf etwas gestoßen, das in diesem Strang ganz vorne mitmischen könnte: Die Cité de la Rouvière.

    Ab einer gewissen Intensität gewinnt ostentativ zur Schau gestellter Mut zur Hässlichkeit für mich an Reiz.


    Ja, wie ich bereits angedeutet habe, kann ich das nachvollziehen. Irgendwie Faszination am Grauen, am Mut des Architekten...

    http://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…remarseille.jpg

    http://www.blog-de-quartier.com/wp-content/upl…9-marseille.jpg

    http://www.paca.culture.gouv.fr/dossiers/xxeme…viere/img02.jpg

    Dieses Bild ist ganz besonders stark:

    http://www.panoramio.com/photo/94474657…r=kh.google.com

    Wie aus einem schlechten Horrorfilm!