Stadtplanung Dresden

  • Laut heutiger SZ-Meldung will Baubürgermeister Marx, nach gescheiterter Bewerbung in Möchengladbach, nun doch wieder seine mangelnde Kompetenz voll und ganz der Stadt Dresden widmen. Dabei zeigte er sich allerdings von seiner Fraktion enttäuscht, da sie nach Veröffentlichung seiner Absichten in der Presse nicht den Trauerflor anlegte, sondern erleichtert bis verärgert war.
    In einem heutigen DNN-Artikel ("CDU ringt mit sich und um Marx") geht es entsprechend um eine Sonderfraktionssitzung der Partei während einer gestrigen Stadtratssitzungspause. Dabei hat man sich demonstrativ hinter Marx gestellt und sprach bezüglich der kursierenden Presseberichte von Falschdarstellungen und übler Nachrede.

    Mehr dazu: CDU Fraktion im Stadtrat der Landeshauptstadt Dresden

    Insgesamt hält die Seite weitere, teils skurrile, PM's bereit.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Zitat

    Aber auch bei den dazwischengefügten sogenannten modernen Bauten schafft die Angst und die beschwerliche Diskussion häufig kraftlose Gebäude.“ Angst vor dem Neuen sei kein Klima, in dem anspruchsvolle und zukunftsweisende Architektur gedeihen könne.
    „Die Sehnsucht nach Bildern und Ornamenten führt im ganzen Land zu einem Fassadenkult. Das vermarktet und verkauft sich gut bei der Bevölkerung. Identitätsstiftend sei dies, so heißt es. Dass es sich um die Identität der Vorfahren handelt und nicht um die eigene, wird dabei geflissentlich übersehen.“
    „In Zeiten, in denen die Verunsicherung wächst, ist das Bedürfnis der Menschen zurückzublicken und die Vergangenheit zu verklären, groß“, sagte der Redner. „Schlossdebatten und Rekonstruktionen haben in Deutschland Konjunktur. Geschehenes soll ungeschehen gemacht werden. Schuld und Verdrängung spielen dabei eine Rolle.“


    Schsische Zeitung [online] - Kultur: Brunnen, Blumen und Bnke sind kein Allheilmittel

    Also mal wieder ein Rundumschlag. Er teilt also nicht die Meinung, dass wenigstens die moderne Architektur am Neumarkt gut ist. Und die Diskussion, sprich: die Mitsprache der dummen Bürger, gefällt ihm nicht, typisch Architektenkaste. Fassadenkult kann man allerdings auch seinen Modernisten-Kollegen vorwerfen. Aber dass wir "Barockfans" auch noch schuldig sein sollen, das ist schon unverschämt. Die Schulddebatte in Bezug auf Architektur klingt mir nach düstersten 60er Jahren. Und dort scheint der alte Herr auch mit seiner Formensprache stehengeblieben zu sein. Merkwürdig inkonsequent auch, dass ausgerechnet Kulka das Potsdamer Schloss aufbauen will. Gehts ihm also doch nur um Kohle.

  • Zitat

    Für die Stadt der Zukunft wünscht sich der Architekt, dass Qualität und Maßstab des Bauens sich wieder mehr auf die Bedürfnisse der Menschen beziehen.

    Und dann sagt Kulka plötzlich:

    Zitat

    „In Zeiten, in denen die Verunsicherung wächst, ist das Bedürfnis der Menschen zurückzublicken und die Vergangenheit zu verklären, groß“


    Dieses Bedürfnis der Menschen akzeptiert er dann offensichtlich nicht!? Sehr seltsame Moral die hier mitschwingt

    Zitat

    "Dass es sich um die Identität der Vorfahren handelt und nicht um die eigene, wird dabei geflissentlich übersehen.“


    Was ist denn dann überhaupt noch identitätsstiftend? Konsequenterweise müsste man um "Identität" in der Stadt zu haben, alle 10-20 Jahre alles neu bauen. Wieso soll die Identität unserer Großeltern nicht auch von uns akzeptiert und sogar gern übernommen werden? Muss man auf "Teufel komm raus" immer etwas eigenes völlig neues machen? Mir scheint hier wird "Modernität" zum Selbstzweck erkoren. Es geht nicht mehr darum, etwas besser zu machen, sondern einzig und allein sich vom Alten abzuheben. Warum aber wird dann in Kreisen von Architekten und Stadtplanern überhaupt noch am "Leitbild der Europäischen Stadt" festgehalten?

    Zitat

    „Schlossdebatten und Rekonstruktionen haben in Deutschland Konjunktur. Geschehenes soll ungeschehen gemacht werden. Schuld und Verdrängung spielen dabei eine Rolle.“


    Plötzlich müssen wir uns wieder mit unseren Vorfahren identifizieren, indem wir ihre Schuld nicht Verdrängen sollen...
    Was hat Städtebau von heute - und für die Zukunft mit "Schuld" zu tun. Wenn dies ein Leitmotiv wäre dürfte die gesamte Menschheit nur noch in Erdlöchern leben. Gibt es in diesem Weltbild nicht auch "Vergebung" und den "Wunsch nach Heilung"?

    Ich wundere mich gerade selber, in was für abstruse Gedankenwelten man abgleitet, wenn man beginnt Architektur und Städtebau derart ideologisch zu betrachten.

  • ^^ Dabei kann gar nichts Gutes rauskommen, soviel ist gewiss.

    Vielen Dank fuer den verlinkten Artikel voller Kulka-Sprueche, DresdnerimExil! :daumenoben:

    Was mich schon ganz am Anfang entschieden stoerte war das Wort "Rekonstruktionswahn." Ja wo denn? Seine weiteren Aussagen versoehnten mich keineswegs mit dem Mann.

    Kein Wunder, dass Kulka sich von seiner Aufgabe einer Rekonstruktion des Potsdamer Schlosses weiter und weiter distanziert. :augenrollen:

  • Was Kulka da in Potsdam ver(u/a)nstaltet ist wirklich grotesk. Dieser Pimpf maßt sich mittlerweile etwas zuviel des Schlechten an. Maurer bleib bei Deiner Kelle neigt man zu sagen.

    Seitdem ich in der von Kulka verschandelten Villa Credner in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] war, habe ich mir ein Bild von diesem rücksichtslosen Architekten gemacht.

  • Zitat

    Ist doch egal was der Kulka da erzählt. Der Mann ist aus einer anderen überlebten Zeit.

    Dem kann ich leider nicht zustimmen. Wenn die famose Frau Orosz Kulka als Pöppelmann unserer Tage bezeichnet, so handelt es sich dabei um das Symptom einer tiefergehenden Krankheit. Die gute Frau denkt sich solch sinnlose Vergleiche nämlich nicht selber aus, sondern plappert ja nur nach, was man uns stets als reine Wahrheit zu verkaufen sucht. In diesem derzeitig vorherrschenden selbstgefälligen Architektenmikrokosmos gibt es ja ganz eigene Regeln, Vorgehensweisen und Verkaufsstrategien, die uns Schöpfungen zweifelhaften Wertes schmackhaft machen sollen. Leider funktioniert dies nicht selten fabelhaft, wie uns Frau O. und die Vorgänge um das Schlossungetüm in Potsdam täglich beweisen.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Das sind Rückzugsgefechte.

    Berlin macht es doch vor:

    http://images.zeit.de/gesellschaft/2…ien-540x304.jpg

    So sieht qualitätvolle moderne Architektur aus. Niemand hätte etwas dagegen, wenn so an der Hauptstrasse gebaut würde.

    Modernistisch ala Kulka ist schon lange nicht mehr modern.

    Moderationshinweis (Pilaster): image tags entfernt. Haltet Euch bitte an die Forumsregeln was Bewahrung des Urheberrechts betrifft. Auch Kreuzberg-Immobilien hat ohne Zweifel einen Anwalt.

  • Zitat

    Das sind Rückzugsgefechte.

    Berlin macht es doch vor:

    http://images.zeit.de/gesellschaft/2…ien-540x304.jpg

    So sieht qualitätvolle moderne Architektur aus. Niemand hätte etwas dagegen, wenn so an der Hauptstrasse gebaut würde.

    Modernistisch ala Kulka ist schon lange nicht mehr modern.


    Kleinteiligkeit modern! So gefällt mir das. Ich sehe sogar verschwungene Eisengeländerchen und Backsteinoptik.

    Wirklich historische Fassaden müssen in Dresden eigentlich definitiv wieder her. Wenn zwischen denen was stinknormales stand mit einfachem Putz und ohne Stuck und Ornamentik, dann kann man das wie im Bild dort hin bauen. Aber nicht am Neumarkt oder in wirklich markanten Strassen wie der Schlossstrasse oder Hauptstrasse etc. Friedrichstadt oder Pirnaische Vorstadt, könnte voll mit dem Zeugs sein zwischen den Leitbauen. Man sieht an diesem Berliner Beispiel, in was die Leute ziehen wollen, auch die mit viel Geld.

    Das Bild müsste man eigentlich Knerer und Lang mal schicken. :augenrollen:

  • ^ Ohne mich jetzt in die allgemeine Diskussion einmischen zu wollen, würde ein "Modernist" jetzt doch mit Fug und Recht behaupten, dass die meisten der gezeigten Gebäude eher historisierend als modern daherkommen. Und da sind wir auch schon beim Grundproblem: es wird aneinander vorbeigeredet, eben weil die Ansichten so unterschiedlich sind.

  • Ein höchst interessanter Beitrag:

    Zitat

    In der 2007 verabschiedeten [lexicon='Leipzig'][/lexicon] Charta haben sich die Mitgliedstaaten der Europäischen Union Werten wie Ökologie, kultureller Vielfalt und sozialer Balance verpflichtet. Architektonische Höhenkunst? Fehlanzeige.

    Ein zentraler Punkt der [lexicon='Leipzig'][/lexicon] Charta ist die Beteiligung der Bürger. Wohin das führen kann, zeigt das Beispiel München: Dort gilt nach einem Votum der Einwohner die 100-Meter-Grenze für alle Bauvorhaben - mehrere Hochhausprojekte blieben deshalb schon auf der Strecke. Ohnehin sind die deutschen Städte das Aushängeschild des europäischen Paradigmas. Masterpläne für die Stadtentwicklung in Köln oder Mannheim erheben Lebensqualität zum Leitbild. Statt glitzernder Riesentürme sehen die Pläne mehr Parks, öffentliche Flächen und verkehrsberuhigte Zonen vor. Das Auto verbannen sie aus der Innenstadt.

    Stadtplanung: Rekorde auf Zeit - Planen - Immobilien - FAZ.NET

    Hier nun noch die [lexicon='Leipzig'][/lexicon] Charta (ich wußte nicht dass es die gibt...sehr interessant) :

    http://www.eu2007.de/de/News/downlo…ipzigCharta.pdf

  • Als ich heute auf dem Neumarkt war und mir eine neue bedruckte Plane der "Neumarkt-Ausstellung" des Stadtplanungamtes durchgelesen habe, traute ich meinen Augen kaum. Unter dem Thema "Plätze und Straßen. Der öffentliche Raum als Bühne für alle Bürger" steht unter dem letzten Punkt "Gute Regeln für alle":

    Zitat

    Zur Erhaltung einer hohen Aufenthaltsqualität wurde durch den Stadtrat eine Werbe- und Gestaltungssatzung für den Neumarkt beschlossen, die neben den Werbeeinlagen an den Gebäuden und im öffentlichen Raum auch die Gestaltung der Freischankflächen regelt. So gelingt es, für alle gleiche Bedingungen zu schaffen und dem Auftritt der platzbegleitenden Fassaden sowie den Bürgern den Vorrang zu lassen.

    Zwar gibt es diese "Werbe- und Gestaltungssatzung" wirklich ( http://www.dresden.de/media/pdf/satzungen/satzung_gestaltung_neumarkt.pdf\r
    http://www.dresden.de/media/pdf/satzung ... umarkt.pdf ), aber dem Bürger wird suggeriert, dass es eine Gestaltungssatzung gibt. Und dass dies nicht der Fall ist, brauche ich nicht zu erwähnen. Hier wird zweifellos auf die Unwissenheit der Bürger gesetzt, die sich nun beruhigt wissen, dass alles fair und geordnet abläuft.
    Schon die Plane zum Gewandhaus täuscht, allerdings noch gravierender, indem herbeigelogen wird, dass das Gewandhaus im 7-jähr. Krieg zerstört wurde und "aus städtebaulichen Gründen" wiederaufgebaut wurde.

  • Hochhaus-Investorin wirft Stadt Sabotage vor

    Zitat

    Das Vorhaben zur Wiederbelebung des Hochhauses am Albertplatz mit einem kombinierten Geschäfts-, Wohn-, Büro- und Stadtteilzentrum kommt nicht voran. Die Dresden-Bau GmbH als Investor gibt dem Stadtplanungsamt die Schuld daran. Geschäftsführerin Regine Töberich wirft ihm vor, das Projekt mit allen möglichen Mitteln zu hintertreiben. Als wesentlichen Bremser nannte sie gegenüber der SZ den für die Neustadt zuständigen Planer Matthias Flörke-Kempe.

    Zitat

    Die Dresden-Bau werde behindert, wo immer es nur gehe.

    Zitat

    Für den 17. März hatte Ortsamtsleiter André Barth zu einer Präsentation des Projekts gemeinsam mit dem Planungsamt im Ortsbeirat eingeladen. Flörke-Kempe habe den Termin kurzfristig platzen lassen, berichtete Töberich. Inzwischen habe der auch einen Nachholtermin im April abgesagt.

    Schsische Zeitung [online] - Dresden: Hochhaus-Investorin wirft Stadt Sabotage vor

    In Anlehnung an den obigen Artikel wären einige kritische Leserbriefe bezüglich der Stadtplanung im Allgemeinen und dem dubiosen Treiben des Herrn Flörke-Kempe mehr als angebracht. Man fragt sich als Bürger doch ernsthaft...ob der Herr Flörke-Kempe in der Angelegenheit Florana mittlerweile befangen ist.
    Dies würde auch die enorme und ungezügelte Bautätigkeit der Florana KG auch an wahrhaft städetbaulich sensiblen Stellen der Stadt in Dresden erklären.

    Gruß DV

    "We live in the dreamtime-Nothing seems to last. Can you really plan a future, when you no longer have a past." Dead Can Dance - Amnesia

  • Der Dresdner Stadtplanung war bestimmt die erstaunliche Transparenz des Regine-Töberich-Projekts suspekt. Sogar einen Blog hatte sie eingerichtet, um öffentliche Meinungen erfahren und diskutieren zu können. Mit solchen Vorgehensweisen kann die Heimlich-Heimlich-Schmiede nix anfangen...

    Um den Sachverhalt richtig einschätzen zu können, sollte man allerdings noch erwähnen, daß die Florana das unmittelbare Nachbargrundstück Postgelände bebauen will.

    Zitat

    Planungsamtsleiter Andreas Wurff hatte lediglich den Umfang der geplanten Einzelhandelsfläche als zu groß kritisiert. Inzwischen werden für das Postgelände 6300 Quadratmeter Bruttofläche vorgesehen. Das seien nur zehn Prozent weniger als bei ihrem Projekt, betonte Töberich.

    Zitat

    Darüber hinaus ist Konkurrenz zu dem Hochhaus-Projekt aufgetaucht. Die Beplanung des Postgeländes wurde wieder ins Gespräch gebracht. Investor Heinz Nettekoven, der dort vier Jahre lang nicht vorangekommen war, hatte der SZ gesagt, das Planungsamt sei nach Bekanntwerden des Hochhausprojekts nervös geworden.

    Quelle: Schsische Zeitung [online] - Dresden: Hochhaus-Investorin wirft Stadt Sabotage vor

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Interessant finde ich, dass sich zwischenzeitlich Gerüchte breit gemacht hatten, dass bei Frau Töberich nicht alles mit rechten Dingen zugeht, dass sie das Gelände nicht besitzen würde etc. Dann hat sich in ihrem Blog ein User mit dem gleichen Vorwurf gemeldet. Frau Töberich hat ihn als einen Geschäftsrivalen bezeichnet, dessem Vorwürfe haltlos seien. Inzwischen ist der Eintrag aber verschwunden.
    So, jetzt können wir uns Verschwörungstheorien basteln. Am ehesten glaube ich, dass Gewerbegebiete in Dresden Sache von Vetternwirtschaft sind. Mit Herrn Nettekoven hat sich die Stadt z.B. einen sehr netten Onkel nach Dresden geholt. Frau Töberich scheint dem illustren Zirkel nicht anzugehören. Tja, und wer die Vorwürfe gegen sie gestreut hat, darüber könnte man auch Vermutungen anstellen.