Leipzig - Lindenauer Markt und Kaufland-Projekt

  • Der Lindenauer Markt ist das alte Zentrum des Dorfes Lindenau, einst eines der größten Dörfer in Sachsen unmittelbar westlich der Leipziger Stadtflur. Burg und Kirche des Dorfes lagen nordwestlich des heutigen Marktes im Bereich der Rietschel- und Nathanaelstraße. Die Fläche des Marktes nahm damals der Dorfteich ein, um den sich zahlreiche Bauernhäuser gruppierten ( http://www.lindenauerstadtteilverein.de/heimat/karte/bereich_6.htm\r
    http://www.lindenauerstadtteilverein.de ... eich_6.htm ) . Von den Häusern des alten Lindenaus aus der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts blieben einige bis heute erhalten ( http://www.architekturforum.net/viewtopic.php?f=19&t=3255">viewtopic.php?f=19&t=3255 ).

    Der Lindenauer Markt im Luftbild und in der Vogelschau:
    http://www.bing.com/maps/?v=2&cp=sjpjg5j0v27x&scene=10797053&lvl=1&sty=b&where1=Lindenauer%20Markt%2C%2004177%20Leipzig\r
    http://www.bing.com/maps/?v=2&cp=sjpjg5 ... %20Leipzig

    Ende des 19. Jahrhunderts entwickelte sich Lindenau zusammen mit dem südlich anschließenden Plagwitz zu einem Industrie- und Arbeiterviertel. 1891 wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Lindenau nach [lexicon='Leipzig'][/lexicon] eingemeindet. Während südlich der Lützner Straße und links und rechts der ehemaligen Gundorfer Str., der heutigen Georg-Schwarz-Straße ( http://www.georg-schwarz-strasse.de/\r
    http://www.georg-schwarz-strasse.de/ , http://de.wikipedia.org/wiki/Georg-Schwarz-Stra%C3%9Fe\r
    de.wikipedia.org/wiki/Georg-Schwarz-Stra%C3%9Fe ) , eher einfache Gründerzeit-Häuser für die Arbeiter der umliegenden Industriebetriebe und ihre Familien gebaut wurden, entstanden schon etwas eher und zeitgleich um den zugeschütteten Dorfteich wesentlich repräsentativere Gründerzeit-Gebäude und ergänzten die bis heute erhaltenen, ebenfalls meist aufwendig gestalteten Häuser der Vorgründerzeit. Hinzu kamen auch nach dem Ersten Weltkrieg noch bedeutende Bauten, allen voran das zwischen 1928 und 1930 nach den Plänen des bekannten Bauhaus-Architekten Hubert Ritter (1886-1967) errichtete Westbad, das aktuell weiter zum Gesundheitszentrum ausgebaut wird ( http://www.westbad.info/\r
    http://www.westbad.info/ )

    Ab der Zeit um 1900 bis weit in die 50er Jahre war Lindenau von dem Palmengarten bis zur Gundorfer Straße mit dem Markt als Zentrum das Amüsierviertel Leipzigs (neben der Innenstadt) mit zahlreichen Kneipen, Kinos, Theatern u.a.m. Nach der Zerstörung der Innenstadt diente Lindenau dank der unzerstörten Kaufhäuser an der Merseburger Straße und den zahlreichen kleinen Läden in den späten 40er und 50er Jahren sogar als Ersatz-Innenstadt. Bereits in den 60er, verstärkt dann in den 70er und 80er Jahren begann mit der Konzentration des Wohnungsbaus in der DDR auf die Großwohnsiedlungen am Stadtrand, vor allem in Neulindenau und Grünau, und die damit einhergehende, auch ideologisch begründete Vernachlässigung der Gründerzeitquartiere, der allmähliche Niedergang des Stadtviertels, der in erster Linie durch einen massiven Bevölkerungsverlust hervorgerufen wurde. Durch die zahlreichen, meist privat betriebenen Geschäfte rings um den Markt und an Lützner, Merseburger, Georg-Schwarz-Straße und Kuhturmstraße war es aber weiterhin eine beliebte Einkaufsmöglichkeit für die Leipziger und Leipzigerinnen.

    Mehr zur Geschichte von Lindenau:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Lindenau_%28Leipzig%29\r
    de.wikipedia.org/wiki/Lindenau_%28Leipzig%29
    http://www.[lexicon='leipzig'][/lexicon]-lexikon.de/GEMEINDE/lindenau.htm\r
    www.[lexicon='leipzig'][/lexicon]-lexikon.de/GEMEINDE/lindenau.htm
    http://www.lindenauerstadtteilverein.de/\r
    http://www.lindenauerstadtteilverein.de/

    Nach der politischen Wende in der DDR und vor allem nach der deutschen Wiedervereinigung beschleunigte sich die negative soziale Entwicklung weiter, da viele der kleinen Ladengeschäft entlang der Straße dem Konkurrenzdruck der neu entstandenen Einkaufszentren im Stadtrand nicht standhalten konnten und aufgegeben wurden. Ab Ende der 90er Jahre und dem Beginn des neuen Jahrtausends wurde versucht, durch städtebauliche Eingriffe und unter Verwendung von Fördergeldern insbesondere aus den europäischen Förderprogramm URBAN II und später EFRE die Abwärtsentwicklung aufzuhalten und den Lindenauer Markt wieder zu der alten Bedeutung zu verhelfen. Im Jahr 2000 konnte der neugestaltete Marktplatz eingeweiht werden. Im Jahr darauf eröffnete das Urban-Kompetenzzentrum am Lindenauer Markt und es gründeten sich die Interessengemeinschaft Lindenauer Markt e.V. ( http://www.ig-lindenauermarkt.de/\r
    http://www.ig-lindenauermarkt.de/ ) und der Lindenauer Stadteilverein ( http://www.lindenauerstadtteilverein.de\r
    http://www.lindenauerstadtteilverein.de ).

    http://www.polyurban.net/cgi-bin/cgipro04001/showxml.pl?objekt=0035&photo=0\r
    http://www.polyurban.net/cgi-bin/cgipro ... 35&photo=0
    http://www.urban-[lexicon='leipzig'][/lexicon].de/Bilder/Ausstellung/Ausstellung_10_Lindenauer%20Markt.pdf\r
    http://www.urban-[lexicon='leipzig'][/lexicon].de/Bilder/Auss ... 0Markt.pdf
    http://www.[lexicon='leipzig'][/lexicon].de/imperia/md/content/64_stadterneuerung/broschuerentitel/urban_ii_leipziger_westen.pdf\r
    www.[lexicon='leipzig'][/lexicon].de/imperia/md/conten ... westen.pdf
    http://www.kfunigraz.ac.at/people/steining/kurze_wege.pdf\r
    http://www.kfunigraz.ac.at/people/stein ... e_wege.pdf
    http://gordon-lauder.de/lindenau_1.pdf\r
    gordon-lauder.de/lindenau_1.pdf

    1999 wurde auch der Stadtentwicklungsplan Zentren beschlossen. Laut diesem Plan sollte künftig über ein abgestuftes Zentrensystem eine gleichmäßige Versorgung mit Waren des täglichen Bedarfs im gesamten Stadtgebiet gewährleistet und insbesondere die wohnortnahe Versorgung gesichert werden. Dafür sollten sogenannte Zentren erhalten und gefördert werden, deren Funktionen durch verschiedene Kategorien bestimmt wurden. Die Kategorien A bis D beschreiben eine bestimmte Funktion in der hierarchisch angelegten Zentrenstruktur

    Der Lindenauer Markt erhielt in diesem Plan aus dem Jahr 1999 die Kategorie eines C-Zentrums, d.h. ein Versorgungszentrum für 5.000 bis 25.000 Einwohner_innen. Aus heutiger Sicht ist die Idee, die zurecht für die Gesamtentwicklung der Stadt als schädlich betrachteten abgeschlossenen mittelgroßen bis riesigen Einkaufszentren an den Stadträndern einfach in die Stadt zu beamen und dann darauf zu hoffen, dass sich das Umfeld dieser abgeschlossenen Universen von selbst entwickelt, sehr kritisch zu betrachten. Obwohl seither 10 Jahre vergangen sind und sich auch mittlerweile auch negative Auswirkungen solcher Einkaufszentren gezeigt haben, andere Lösungsansätze entwickelt wurden und auch in der Stadtplanung die Stärkung von Magistralen und den sogenannten Leipziger Läden betont wird, wird immer noch an den alten Planungen festgehalten und der Lindenauer Markt als C-Zentrum mit der entsprechenden Größe definiert, so jüngst im SEKo [lexicon='Leipzig'][/lexicon], B7 Fachkonzept Zentren:
    http://www.[lexicon='leipzig'][/lexicon].de/imperia/md/content/61_Stadtplanungsamt/SEKo_Teil_B_7_Zentren.pdf\r
    www.[lexicon='leipzig'][/lexicon].de/imperia/md/conten ... entren.pdf

    Lindenauer Markt Zentrenpass 602
    C-Zentrum
    Versorgungsraum Altwest, Ortsteil Altlindenau
    http://www.[lexicon='leipzig'][/lexicon].de/imperia/md/content/61_Stadtplanungsamt/zentren/Zentrenpass_Lindenauer_Markt.pdf\r
    www.[lexicon='leipzig'][/lexicon].de/imperia/md/conten ... _Markt.pdf

    Seit spätestens 2002 sind die Pläne der Dr. Kuhn Entwicklungsgesellschaft mbH bekannt, am Lindenauer Markt zwischen Henricistraße und Kuhturmstraße ein großes Einkaufszentrum mit Parkhaus zu errichten. Zunächst war von einer Fertigstellung bereits 2005 die Rede. Als Investor war zu Beginn der Planungen die Firma REWW benannt worden, die sich aber offenbar kurz darauf zurückzogen. An ihre Stelle trat Kaufland.

    Von Anfang an standen Größe und Gestaltung dieser Pläne auch stark an der Kritik:

    Einkaufszentrum 3: Shoppen am Lindenauer Markt
    Ralf Julke 28.06.2004
    http://www.l-iz.de/Leben/Gesellschaft/2004/06/Einkaufszentrum-3-Shoppen-am--200406282105.html\r
    http://www.l-iz.de/Leben/Gesellschaft/2 ... 82105.html

    Lindenauer Markt: Planverfahren fürs Einkaufszentrum steckt fest
    Ralf Julke 17.06.2006
    http://www.l-iz.de/Politik/Brennpunkt/2006/06/Lindenauer-Markt-Planverfahre-200606170020.html\r
    http://www.l-iz.de/Politik/Brennpunkt/2 ... 70020.html

    Keine Chance für das Kleinod im Leipziger Westen? Leerstand versus Mietnotstand am Lindenauer Markt
    Redaktion 16.04.2008
    http://www.l-iz.de/Politik/Brennpunkt/2008/04/Keine-Chance-f%C3%BCr-das-Kleinod-i-200804160010.html\r
    http://www.l-iz.de/Politik/Brennpunkt/2 ... 60010.html

    Sie entzündete sich neben der Befürchtung, dass ein solcher Großmarkt die zahlreichen und mittelgroßen Händler_innen in der Umgebung an die Wand drücken würde, in erster Linie an dem problematischen Anbindungen an den Verkehr für Zulieferer und Kundinnen. Auf diese Probleme wurde unter anderem bereits auf dem 3. Lindenauer Verkehrsforum am 31. Januar 2002 hingewiesen: http://www.lindenauerstadtteilverein.de/downloads/protokoll/lindenaus_mitte.pdf\r
    http://www.lindenauerstadtteilverein.de ... _mitte.pdf .

    Nach Kritik an der Gestaltung gab es 2005 einen Wettbewerb "Fassadengestaltung für ein dreigeschossiges Einkaufs- und Stadtteilzentrum im Leipziger Westen: Handelscenter Lindenauer Markt". Den Wettbewerk konnte das Leipziger Architekturbüro Weis & Volkmann für sich entscheiden: http://www.weisvolkmann.de/projekte/quartierszentrum_lindenauer_markt.html\r
    http://www.weisvolkmann.de/projekte/qua ... markt.html
    Für diesen Vorschlag sprach unter anderem auch, dass die teils bereits sanierten Gründerzeithäuser Lindenauer Markt 2 und 4 und Kuhturmstraße 1a erhalten bleiben und in den Markt integriert werden sollten. Andere planten den Komplettabriss dieser Gebäude, so etwa im Vorschlag von carl. von ochsenstein architekten und partner: http://www.c-vo.de/wp/portfolio/ref036/\r
    http://www.c-vo.de/wp/portfolio/ref036/

    Trotz des Ergebnis des Wettbewerb zur Fassadengestaltung legte der Investor selbst im darauffolgenden Jahr eine eigene, deutlich abgespecktere Gestaltungsvariante vor. So sollten statt der kompletten Häuser nur deren Fassaden erhalten und vor das deutlich niedrigere EKZ gesetzt werden. Diesem Vorschlag stimmte die Stadt zunächst so nicht zu.
    Daraufin zog der Investor seinen Vorschlag zurück und einigte sich mit der Stadt im November 2006 auf die Idee des Jurygewinners. Im Januar 2007 hat der Stadtrat die Vorlage beschlossen. Die leer stehenden denkmalgeschützten Häuser Lindenauer Markt 2/4 sowie Kuhturmstraße 1a sollen demnach in die Fassadengestaltung einbezogen werden.
    http://www.gruene-fraktion-[lexicon='leipzig'][/lexicon].de/fileadmin/dokumente/publikationen/Rat_51.pdf\r
    http://www.gruene-fraktion-[lexicon='leipzig'][/lexicon].de/f ... Rat_51.pdf

    Nach den aktuellen (?) Plänen soll das Handelscenter am Lindenauer Markt im Wesentlichen als ein zweigeschossiges, im Erdgeschoss 6,50 m hohes Gebäude mit aufgesetzter eingeschossiger nach oben offener Stellplatzanlage entstehen.
    Die Umsetzung des Vorhabens basiert auf einem vom Stadtplanungsamt erarbeiteten Entwurf eines Durchführungsvertrages zum vorhabenbezogenen B-Plan Nr. 286 mit der Gesellschaft bürgerlichen Rechts ARGE – Stadtteilzentrum Lindenauer Markt, bestehend aus den Gesellschaftern Kaufland Dienstleistungs GmbH & Co. KG und der Dr. Kuhn Entwicklungsgesellschaft mbH. Am 03.07.2009 trat sie SIV Immobilien Holding GmbH & Co. KG der ARGE bei, die im Besitz der zahlreicher Flurstücke im Planungsgebiet ist (Flurstücke 319, 319 b, 319 d, 320, 320 a, 320 b, 321, 322, 325, 1362, 1363, 1364, 1368, 1373 und 1375 der Gemarkung Lindenau).

    Gültig ist der Bebauungsplan Nr. 30.1 "Henricistraße", 1. Änderung, der seit dem 16.08.2003 rechtskräftig ist. Er soll ersetzt werden durch den vorhabenbezogenen Bebauungsplan Nr. 286 "Stadtteilzentrum Lindenauer Markt", der vom 13.2. bis 12.3.2007 öffentlich ausgelegt war, jedoch noch nicht rechtskräftig ist.
    http://notes.[lexicon='leipzig'][/lexicon].de/appl/laura/wp4/kais02.nsf/421c7000e5b38e83c1256db4004ef9c1/423ac689e8a6b271c1257615002cea84/$FILE/IV-ds-4459-text.pdf\r
    notes.[lexicon='leipzig'][/lexicon].de/appl/laura/wp4/ ... 9-text.pdf

    Vorhabenbezogener Bebauungsplan Nr. 286
    Stadtteilzentrum Lindenauer Markt
    http://notes.[lexicon='leipzig'][/lexicon].de/appl/laura/wp4/kais02.nsf/docid/DECA43B1DC8FA661C1257248002969FA/$FILE/IV-ds-2266-anlagen.pdf\r
    notes.[lexicon='leipzig'][/lexicon].de/appl/laura/wp4/ ... nlagen.pdf
    Entwurf vom 11.08.2006

    Vorhaben- und Erschließungsplan
    http://notes.[lexicon='leipzig'][/lexicon].de/appl/laura/wp4/kais02.nsf/docid/DECA43B1DC8FA661C1257248002969FA/$FILE/IV-ds-2266-anlage-4-austausch.pdf\r
    notes.[lexicon='leipzig'][/lexicon].de/appl/laura/wp4/ ... tausch.pdf

    Die genauen Zahlen zur geplanten Größe des Marktes ändern sich immer mal wieder leicht. Hier die Angaben aus der Broschüre "Investitionsvorhaben im Kammerbezirk [lexicon='Leipzig'][/lexicon] Ausgabe I/2007" der IHK:
    http://www.[lexicon='leipzig'][/lexicon].ihk.de/de/Portaldata/1/Resources/dokumente/01_sop/wipo/konjunktur/investitionen/INVESTITIONEN_I_2007.pdf\r
    www.[lexicon='leipzig'][/lexicon].ihk.de/de/Portaldata ... I_2007.pdf

    Bau Stadtteilzentrum Lindenau
    Ansprechpartner/Investor/Bauherr bzw. Projektentwickler:
    Dr. Kuhn Entwicklungsgesellschaft mbH
    Brandvorwerkstatt 70
    04275 [lexicon='Leipzig'][/lexicon]
    Telefon: 0341/3989-0

    Lage: Ecke Markt-/ Turmstraße

    Angaben zum Projekt:
    - Bau eines dreigeschossigen Einkaufszentrums
    - auf einer Fläche von 3.500m² entsteht das SB-Warenhaus Kaufland
    - 290m² sind für kleinere Geschäfte vorgesehen
    - in den Neubau werden angrenzende Nachbarhäuser des Lindenauer Markt 2-4 sowie der Kuhturmstraße 1a miteinbezogen, die als Eingang für das neue Handelscenter dienen sollen
    - über diesem Eingangsportal entstehen Büroräume
    - besondere Gestaltung der Fassaden (Begrünung, farbige Rahmen)
    - geplant sind Parkdecks mit ca. 235 Stellplätzen, die das Parkplatzproblem des Viertel lindern können

    Weitere Informationen folgen!

  • Gestern tickerte eine Meldung des Stadtforums [lexicon='Leipzig'][/lexicon] mit dem Betreff "Lindenauer Markt: Häuserabbrüche und Planungen für ein Einkaufscenter" in zahlreiche Mailboxen. Darin weist das Stadtforum auf den am Donnerstag und Freitag erfolgten Abbruch des Gründerzeithauses Henricistr. 12 hin und kritisiert die damit im Zusammenhang stehende geplante Errichtung eines Einkaufscenters für Kaufland mit ca. 3.800 m² Verkaufsfläche nebem dem Lindenauer Markt.

    "Das Projekt blockiert bereits seit mittlerweile über 10 Jahren alle Ansätze für eine kleinteilige Entwicklung des Lindenauer Marktes sowie der angrenzenden Straßen. Dem Vorhaben sollen bis April drei weitere - sanierte und bis zu ihrer Freilenkung voll vermietete - Gründerzeithäuser unmittelbar am Markt zum Opfer fallen. Von einem 5-stöckigem Bau soll die Fassade erhalten bleiben vor einer anschließenden 2-geschossigen Bebauung (Center + Parkdeck). Ein Verkehrskonzept ist nicht in Sicht."

    Das Stadtforum weist darauf hin, dass das Vorhaben von ihnen in der Vergangenheit gegenüber der Verwaltung wiederholt kritisch angesprochen wurde. Nachdem die Realisierung bereits mehrfach endgültig gescheitert zu sein schien, sei das Vorhaben wieder aktuell, was sich nicht zuletzt in dem Abbruch zeigt. In der kommenden Woche wird das Stadtforum dazu öffentlich Stellung nehmen.

    http://www.stadtforum-leipzig.de/

    Die LIZ hat bereits die Vorabmeldung aufgegriffen:

    Abbruch in der Henricistraße: Nach zehn Jahren droht Lindenau doch noch ein überdimensioniertes Einkaufs-Center
    Redaktion 13.02.2010
    http://www.l-iz.de/Politik/Brennp…aufscenter.html

    PS: Die Genehmigung für das ausführliche Zitat der Stadtforums-Mail an dieser Stelle liegt mir vor.

  • Eine interessante Diskussion mit Pros und Contras zu diesem Projekt gibt es auch im Nachbarforum unter:
    http://www.deutsches-architektur-forum.de/forum/showthread.php?p=249240#post249240\r
    http://www.deutsches-architektur-forum. ... post249240 und im neuesten Anlauf hoffentlich auch unter http://www.deutsches-architektur-forum.de/forum/showthread.php?p=250993#post250993\r
    http://www.deutsches-architektur-forum. ... post250993 .

    Über Hinweise, Kritik und Zustimmung, ingsgesamt über eine lebhafte Diskussion würde ich mich natürlich auch an dieser Stelle freuen.

  • ^ So schade es um das Gebäude ist, weiß ich nicht, warum man diese industriell gefertigten und damit künstlerisch nicht direkt wertvollen Ornamente hätte Abmontieren und Einlagern sollen. Ganz ehrlich: die strukturelle Auswirkung auf das umliegende Stadtgebiet und damit auf Nutzungen und Sanierungen ist viel devastierender als der Abriss dieses Gebäudes:

  • In einer Zeit, in der man gleich mal gänzlich auf Ornamente an der Fassade verzichtet...ist selbst dieser industriell gefertige Fassadenschmuck wertvoll, sonst Zustimmung

    Gruß DV

    "We live in the dreamtime-Nothing seems to last. Can you really plan a future, when you no longer have a past." Dead Can Dance - Amnesia

  • vollste Zustimmung - in der heutigen schmucklosen Zeit sollte man für jedes erhaltene Säulchen und jeden noch so industriellen Pilaster dankbar sein - ein Jammer, dass man sie nicht aufbewahrt hat

  • Und was soll dann damit geschehen, wenn man heutzutage doch komplett auf Ornamente verzichtet? Etwas industriell Gefertigtes kann (da kaum ein Anspruch auf Originalität bestehen kann), sollte Bedarf entstehen, auch wieder industriell hergestellt werden. Aufbewahrt und / oder ausgestellt werden sollten ausschliesslich künstlerisch wertvolle Ornamente, d.h. händsch bearbeitete, die einer künstlerischen Eigenleistung bedurften. Alles andere wäre eine Verschwendung von Ressourcen, die lieber in die Sicherung von noch existierenden Baudenkmälern gesteckt werden sollte.

  • Die Tatsache, dass besagte Schmuckelemente industriell gefertigt wurden, spricht nicht gegen sie - immerhin wurden sie überhaupt gefertigt - gelänge es unserer blutarmen und unkünstlerischen Bau"kultur", eigene Ornamente zu entwickeln, könnte auf ein paar Gründerzeitelemente gern verzichtet werden - solange dies nicht geschieht, sollte man die Säulen und Pilaster meinetwegen einlagern und nach 50 Jahren wieder hervorholen und verwenden - so geschehen beim Berliner Ephraimpalais (auch wenn ein Vergleich der beiden Gebäude sich von selbst verbietet).

  • ^ Und was spricht dagegen, so es denn unbeingt diese Ornamente sein sollen, die es so sicherlich noch an etlichen anderen gebäuden gibt, diese industriell wieder herzustellen? In welcher Hinsicht wären die Elemente aus der Jahrhundertwende wertvoller? Originaler waren sie mit Sicherheit nicht.

  • Selbstverständlich waren es Originale - da in der Gründerzeit nun mal industriell gefertigt wurde, gibt es eben keine anderen - mit der gleichen Begründung könnte man auch sämtlichen Stuck von Gebäuden dieser Epoche schlagen und billig neu herstellen - der war auch nur Massenware - qualitätvolle Massenware.

  • ^ Du vergleichst Äpfel mit Birnen. Es gab auch während der Gründerzeit genügend Gebäude, die über Ornamente verfügten, die handgearbeitet und beispielsweise aus Stein gehauen waren. Beispiele wären hier die Märchenhäuser in der Friedrich-Ebert-Straße gewesen. Deren Ornamente hätten erhalten werden sollen, da sie eine eigenständige künstlerische Leistung darstellten. Dies ist hier nicht der Fall, es handelt sich hierbei um ein Arbeiterwohnhaus mit einfachen Ornamenten aus dem Katalog, würden diese später noch einmal hergestellt, gäbe es keinen qualitativen und ideellen Unterschied.

  • Die besonders wertvollen Zwingerstatuen wurden auch von großen Meistern in mühevoller Arbeit geschaffen - für die zahllosen, wiederkehrenden Elemente legten einfache Gesellen Hand an - der einzige Unterschied ist, dass der damalige Entwicklungsstand eine industrielle Fertigung nicht ermöglichte - andernfalls hätten viele Girlanden und Schmuckvasen sicherlich auch in einer Fabrik das Licht der Welt erblickt.

  • Zitat

    natürlich gab es ...


    aber nicht in diesem Fall, und nur davon ist die Rede.
    Man darf doch den Historismus nicht dahingehend überbewerten, dass man seine ohnehin massenhaft produzierten Versatzstücke fetischisiert. Hierin besteht eben einer der gravierendsten Unterschiede etwa zur Renaissance, von welcher natürlich jeder Pilaster unbedingte Rettung und Konservierung wert ist.
    Im Ganzen sehe ich deshalb die Demolierung derartiger Massenprodukte als nicht sehr kostspieligen Verlust an - natürlich ist s schade fürs Stadtbild, schon allein deshalb, weil nichts Bessres nachkommt, im Gegenteil, aber Hand aufs Herz, diese Gebäude werden wirklich jederzeit beliebig rekonstruierbar sein, wenn man nur will.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Zitat von "ursus carpaticus"

    diese Gebäude werden wirklich jederzeit beliebig rekonstruierbar sein, wenn man nur will.

    Und der Wille ist vielleicht eher da, wenn die ganzen Ornamente noch verfügbar sind und nicht erst neu angefertigt werden müssen. Der Gedanke zur Rekonstruktion liegt viel näher, wenn es erhaltene Teile des Originals gibt.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Nein. Die Abnahme, Konservierung und Wiedereinfügung erhaltener Ornamentteile käme ungleich teurer als die vollständige Neuschaffung. Wie gesagt, das ist nicht das Köhlersche Haus (und selbst bei diesen wurde in einem entscheidenden Fall lieber auf eine moderne Kopie als auf das erhaltene Original zurückgegriffen).
    Die Frage des Wiederaufgriffs (bzw meinthalben sogar: Erweiterung) derartiger eklektizistischer Stile ist kein technisches, sondern 'bloß' ideologisches Problem.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Das Argument der beliebigen Reproduzierbarkeit halte ich für problematisch - selbiges stellt ein gefundenes Fressen für alle Rekonstruktionsgegner dar - sobald es auf Authentizität nicht mehr ankommt, weil die Gebäude ja eh mühelos wiederholbar sind, stellen sich die Befürworter von derartigen Rekonstruktionen selbst in's Abseits und müssten sich zu Recht den Vorwurf der Geschichtsfälschung gefallen lassen.
    Natürlich war der abgerissene Bau kein Meisterwerk seiner Zeit sondern wirklich nur billig produzierte Massenware - immerhin war er ein Zeitdokument und trug zum Flair des Viertels bei - was jetzt kommt, kann nur furchtbar dagegen sein - Massenware unserer Zeit.

  • @Ursus: Ist doch völlig Wurscht, ob es mehr kostet. Sind Teile eines zerstörten Gebäudes vorhanden, denkt Normalstadtplaner nunmal eher an Reko und weniger an Disneyland, als wenn man ohne jeden Anhaltspunkt neu bauen muß. Unabhängig von der subjektiven Wertschätzung des Originals.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Zitat von "Meyer"

    Das Argument der beliebigen Reproduzierbarkeit halte ich für problematisch - selbiges stellt ein gefundenes Fressen für alle Rekonstruktionsgegner dar - sobald es auf Authentizität nicht mehr ankommt, weil die Gebäude ja eh mühelos wiederholbar sind, stellen sich die Befürworter von derartigen Rekonstruktionen selbst in's Abseits und müssten sich zu Recht den Vorwurf der Geschichtsfälschung gefallen lassen.
    .

    seh ich nicht so. Gerade die Rekogegner versteifen sich in den Fetisch 'Authentizität'. Ich würde daher nicht damit, sondern in erster Linie auf einer rein ästhetischen Ebene argumentierten.

    Abgesehen davon sind alte Kunstwerke eben NICHT beliebig wiederholbar, siehe DD, wo jedes neue alte Haus ein Zitterspiel ist und noch kein Haus etwa in der Rampischen richtig überzeugt hat, oder das Hildesheimer KHAH, das höchste zeitgenössische Handwerkskunst forderte.
    Bei historistischer Massenware hingegen treten derartige Probleme nicht auf.

    Zitat

    Natürlich war der abgerissene Bau kein Meisterwerk seiner Zeit sondern wirklich nur billig produzierte Massenware - immerhin war er ein Zeitdokument und trug zum Flair des Viertels bei - was jetzt kommt, kann nur furchtbar dagegen sein - Massenware unserer Zeit

    DAS wiederum hab ich nie bezweifelt. :zwinkern:

    @yungwert
    ja, das ist aber sehr gegenwartsbezogen. Unsere Städte, ja unsere ganze Welt haben aber nur dann Zukunft, wenn gewisse momentane Aberwitzigkeiten hintangestellt werden.
    Dieser ganze Authentizitätskram ist denen doch nur Alibi für eine ideologisch-verbohrte ästhetische Gesinnung. Man darf doch nicht den Fehler machen, und auf diesen Blödsinn einzusteigen.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.