• Die Fußgängerzonen in Deutschland sehen irgendwie überall gleich aus.

    Nicht, dass ich dir widersprechen wollte, und dies ist in der Tat einer der ganz wunden und traurigen Punkte der dt. Stadtlandschaft, aber Hand aufs Herz - Gleiches könnte ein entsprechender Ignorant von Fachwerk- oder Gründerzeitstraßen auch behaupten.

    Einer, der diesen kaputten Stil liebt, wirklich liebt, wird sehr wohl in der Lage sein, Differenzierungen vorzunehmen und jeder einzelnen FGZ etwas Individuelles und Unverwechselbares zuzuerkennen.

    Das Problem liegt eher darin, dass es niemand gibt, der diesen Mist liebt, weil man diesen Mist wirklich nicht gut lieben kann.

  • Der Bielefelder Karstadt ist m.E. noch einer der besseren Nachkriegskarstadt, es hat noch was vom Stil der Frühmoderne und Nierentisch-Ära. Von daher bin ich wirklich gespannt, ob die Neugestaltung Besserung bringt. Die gegenwärtige Architektur verbockt auch 9 von 10 Gestaltungschancen.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • aber Hand aufs Herz - Gleiches könnte ein entsprechender Ignorant von Fachwerk- oder Gründerzeitstraßen auch behaupten.

    Aber "überall gleich schön" und "überall gleich hässlich" ist doch ein gewaltiger Unterschied, selbst bei oberflächlicher Betrachtung.

    In dubio pro reko

    Der größte Feind der Ideologie ist die Realität

  • Am Jahnplatz wir die ehemalige Stadtsparkasse zur "Wissenswerkstadt" umgebaut. Die 1962 veränderte Fassade von 1928 wurde dabei in Anlehnung an das ursprüngliche Erscheinungsbild zurückversetzt, wie man auf diesen Fotos sehen kann:

    Bauprojekte verändern den Bielefelder Jahnplatz | nw.de

    Mehr in einem Artikel aus der Neuen Westfälischen vom 2./3. März 2024:

    Die nach historischem Vorbild wiederhergestellte Fassade der ehemaligen Stadtbibliothek und zukünftigen Wissenswerkstadt ist jetzt ein neuer Hingucker am Jahn_platz. Die Gerüste zur Herforder Straße hin sind weg, weiße Sprossenfenster ziehen die Blicke auf sich. Das Dach ist nicht mehr dunkelgrau, sondern rot eingedeckt. (...)

    An der Herforder Straße zeigt sich das Gebäude, das einst Kreissparkasse, dann Stadtbibliothek war und jetzt das neue Zuhause der Wissenswerkstadt wird, völlig verändert: die schmuddelig-graue Betonfassade von 1962 ist weg. Die neue Front, die in Anlehnung an den Bauzustand von 1928 wiederhergestellt wurde, wirkt dagegen hell und leicht. Noch sei das Erdgeschoss nicht ganz fertig, fehlten die vergrößerten Schaufenster in der Naturwerkstein-Verkleidung, die später den Blick ins Innere der Wissenswerkstadt freigeben, erklärt Architektin Friederike Kriete vom zuständigen Büro Hauer + Partner Architekten aus Gütersloh. (...) Unterdessen ist das ebenfalls platzprägende Eckhaus der ehemaligen Löwenapotheke im Winkel zwischen Herforder und Friedrich-Verleger-Straße weitgehend entkernt und zeigt zum Jahnplatz nur noch ein Gebäudeskelett. Die Volksbank-Tochter Geno Immobilien baut den Komplex aus den 1950er Jahren seit Oktober zum modernen Wohn- und Bürogebäude um. Drei Etagen werden zum zentralen Platz hin zudem auf_gestockt, und das Gebäude bekommt eine moderne Fassade mit großen Glasfenstern. Zur Wilhelmstraße plant die Geno Wohnungen mit Balkonen. (...)

    Ende 2025 sollen Umbau, Aufstockung und Fassadenarbeiten abgeschlossen sein. Informationen gibt es online unter: https://wissenswerkstadt.de/

  • In Bielefeld wird mal wieder abgerissen

    Großer Abriss in der Bielefelder City: Neues „Lutter-Quartier“ entsteht
    Die 65 Wohnungen in dem neuen Gebäude verfügen alle über Kellerräume und Loggien oder Terrassen. Der Architekt ist ein bekannter Mann in Bielefeld.
    www.nw.de

    Aber, es soll ja etwas besonderes entstehen:

    65 neue Wohnungen an der freigelegten Lutter
    Mitten in der Innenstadt soll großflächig neuer Wohnraum entstehen – in einer Lage, die zuletzt an Attraktivität zugelegt hat.
    www.westfalen-blatt.de

    Glücklicherweise verschwindet nichts wertvolles:

    Bagger schaffen Platz fürs Lutter-Quartier – vorab übt die Feuerwehr
    An der Ravensberger Straße rollen in den nächsten Tagen die Abrissbagger ab. Um Platz für das neue Lutter-Quartier zu schaffen, wird das frühere…
    www.westfalen-blatt.de
  • Und nun der nächste Scherz aus der Metropole am Teutoburger Wald:

    Auf dem gerade umgebauten Kesselbrink soll ein hübscher "Ententeich" angelegt werden:

    Ein See auf dem Bielefelder Kesselbrink? Das halten die „NW“-Leser von der Idee
    Die gewagte Idee polarisiert. Das zeigen viele Leser-Kommentare. Ex-Umweltdezernent hält den Vorschlag für nicht umsetzbar. Ex-„Bild“-Chef ist für...
    www.nw.de
    Visualisierung zeigt ungewöhnliche Idee: Bielefelder Kesselbrink soll zum See werden
    Der Bielefelder Peter Finke rät zu einer radikalen Lösung für den Platz, die auch der Stadtluft und dem Klima guttun würde. Bäche sollen den See durchfließen.
    www.nw.de
  • Unglaubliche Nachrichten aus Bielefeld:

    Stadt schlägt Abriss des Hauses des Handwerks vor
    Das Haus des Handwerks soll abgerissen und durch einen Neubau für das Gymnasium am Waldhof ersetzt werden. Zu diesem Vorschlag haben sich Oberbürgermeister und…
    www.westfalen-blatt.de

    Aus dem Text:

    "Clausen und Witthaus wissen, dass ihre Entscheidung eine Debatte auslösen wird. Erst vor zwei Wochen hatten die Arbeitsgemeinschaft Baukultur und Denkmalschutz des Historischen Vereins und das Forum Baukultur den historischen Wert des 1937 errichteten Hauses des Handwerks hervorgehoben. Es sei eines der wenigen erhaltenen Gebäude aus der Zeit vor der großen Bombardierung Bielefelds im Jahre 1944 und viele Jahre lang ein sozialer Treffpunkt in der Stadt gewesen."

    "Offen bleibe, ob der Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL), die obere Denkmalbehörde, die Entscheidung der Stadt akzeptiere, das Haus des Handwerks nicht in die Denkmalliste aufzunehmen. Der LWL könne zwei Behörden veranlassen, der Stadt Bielefeld eine entsprechende Anweisung zu erteilen: die Bezirksregierung oder das Landesministerium für Kommunales und Bauen. Clausen: „Falls der LWL diesen Weg einschlägt, möge er uns aber auch sagen, wie wir die Zukunft des Gymnasiums am Waldhof sonst sichern sollen. Am bisherigen Standort wird das dann nicht möglich sein.“"

    Und in der Neuen Westfälischen:

    Jetzt steht fest: Stadt will Haus des Handwerks in Bielefeld abreißen
    Die Erweiterung des Gymnasiums am Waldhof gehe vor dem Denkmalschutz, so OB Pit Clausen. Zudem sind Änderungen bei anderen wichtigen Schulbauprojekten geplant.
    www.nw.de

    Hier dazu ein älterer Beitrag:

    Knallhart-Antrag von CDU und FDP fordert Schulbau-Wende in Bielefeld
    Das Gymnasium am Waldhof soll mit nur drei Klassen pro Jahrgang weitergeführt werden. Die Planungen für die Gesamtschule Schildesche sollen eingestellt werden.
    www.nw.de
  • „Falls der LWL diesen Weg einschlägt, möge er uns aber auch sagen, wie wir die Zukunft des Gymnasiums am Waldhof sonst sichern sollen. Am bisherigen Standort wird das dann nicht möglich sein.“

    Das ist nicht Aufgabe der oberen Denkmalschutzbehörde und das sollte der Oberbürgermeister als Chef der Verwaltung eigentlich auch wissen. Als Schulträger ist die Kommune für die Schulplanung verantwortlich und wenn man tatsächlich keine andere Möglichkeit als die Zerstörung eines Kulturdenkmals sieht, sollte man dazu stehen und nicht die Verantwortung für eine solche planerische Minderleistung abschieben.

  • Richtig. Nächstens bürdet man dem Denkmalschutz alle möglichen (echten oder vermeintlichen) Probleme auf, die sich theoretisch auf Abrissflächen denkmalgeschützer Objekte lösen ließen, zB Schaffung von Parkplätzen anstelle von Schloss- bzw Parkanlagen. Völlig absurde Argumentation, gelinde gesagt eine Frechheit.

  • Die Bielefelder Kunsthalle muss / soll dringend saniert (und umgebaut!) werden:

    Erste Einblicke: Star-Architekt will Kunsthalle Bielefeld sanieren
    Star-Architekt Adam Caruso arbeitet seit Juni dieses Jahres mit seinem Team daran, die Bielefelder Kunsthalle fit für das 21. Jahrhundert zu machen.
    www.nw.de

    Zitat aus der NW:

    "Derzeit würden alle Optionen, mit denen neue, größere Räume („White Cube“) für moderne Ausstellungskonzepte geschaffen werden könnten, geprüft. Das könnten sowohl Anbauten, Ergänzungsbauten, als auch Raumgewinn im Bau selbst als auch unterirdische Lösungen sein. Mehr sagt Caruso dazu noch nicht, fügt aber noch an: „Die Kunsthalle braucht diese Möglichkeit dringend, auch damit sie nicht länger bei Ausstellungswechseln schließen muss.“ Das passe nicht mehr in die Zeit."

    "Auch den Skulpturengarten will Caruso in seine Umbau-Überlegungen mit einbeziehen. Der sei ein starker Ort und lade dazu ein, den Umbau vor dort aus zu denken. Wie überhaupt die Lage der Kunsthalle am Eingang der Stadt und insbesondere die Altstadt Caruso sehr gefällt. „Es ist uns bei all unseren Projekten immer sehr wichtig, die Gebäude sehr genau in ihrem Umfeld zu betrachten und behutsam mit ihnen umzugehen“, betont er."

    "Und die Finanzen? 40,5 Millionen Euro hat der Rat 2022 für das Umbauprojekt freigegeben. Angesichts der aktuellen Kostensteigerungen im Baubereich erscheint es utopisch, dass dieser Rahmen ausreichend sein wird. Der Star-Architekt hält sich mit Äußerungen auch dazu zurück. „Wenn die genaue Planung steht, dann werden wir auch wissen, was wir uns leisten können.“ Eben doch ein großes Abenteuer – diese Generalsanierung samt Erweiterung der Kunsthalle. Ach ja, das hat Caruso als Botschaft auch noch ins Gespräch mitgebracht: „Niemand muss sich sorgen, dass die Kunsthalle 2030 nicht wiederzuerkennen sein wird.“"


    Unterirdische Lösung: Neue Räume für Bielefelder Kunsthalle werden unter der Erde gesucht
    Bevor der Star-Architekt Adam Caruso über eine Erweiterung nachdenkt, dreht er im denkmalgeschützten Johnson-Bau in Bielefeld jeden Stein mehrmals um.
    www.nw.de
    „Großes Abenteuer“: Star-Architekt bekommt Zuschlag für den Umbau der Bielefelder Kunsthalle
    Architekt Adam Caruso (London) hat den Planungsauftrag für die Sanierung des Museums erhalten. Am Montag sprach er erstmals von seinen Plänen.
    www.nw.de
  • #370, Haus des Handwerks:

    Das ist kein Nachkriegsgebäude, sondern bereits in den 1930er Jahren errichtet. Das stand also schon in der alten Stadt, seine Front folgt der beim Bau der Bavingschule (Gymnasium am Waldhof) A. 1950er Jahre aufgehobenen Straße Am Damm. Die Fassade ist also für eine schmale Gasse "komponiert", und auf den Maßstab der verschwundenen kleinen Fachwerkhäuser abgestimmt. Und in der Tat handelt es sich um ein qualitätvolles Gebäude, noch in den 1980er Jahren hatte das für Bielefelder Verhältnisse ungewöhnlich elegante und große Gesellschaftsräume im EG mit edlen Hölzern, ganz klassisch, streng, entweder noch 1930er Jahre oder frühe 1950er. Als ich dann noch mal rein kam, nachdem es bereits zur Diskothek Stadtpalais umgebaut worden war, war allerdings der ganze Zauber verschwunden – ob endgültig, oder nur hinter Verkleidungen, weiss ich nicht.

    Warum ein Gebäude mit so großen Raumstrukturen, die bereits als Gesellschaftsräume errichtet wurden, keine Schule werden kann, ist wirklich nicht nachvollziehbar…..

  • Und was kommt? Hässlich ist es ja jetzt schon… oder ist das ein verunstalteter Altbau?

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Gemeindehaus in Bielefeld weicht Altenzentrum – Anwohner fürchten Parkplatz-Problem
    Mitte 2025 entsteht auf dem Grundstück ein Ersatzbau für das Paul-Gerhardt-Altenzentrum. Mit dem Abriss des Gemeindehauses verschwinden 50 Stellplätze.
    www.nw.de

    Aus dem Text in der NW:

    "Weil im Altenzentrum von 1986 grundlegende Umbauarbeiten nötig wären, hatte die Diakonische Altenzentren Bielefeld gGmbH (DIABI) lange nach einem Grundstück für einen Neubau gesucht. Vergeblich. Gemeinsam mit der Versöhnungskirchengemeinde, die Eigentümerin des Grundstücks an der Marienkirche ist, entstand die Idee, das ebenfalls sanierungsbedürftige Gemeindehaus von 1978 aufzugeben – und stattdessen einen Neubau für das Altenzentrum zu errichten."

    Ein 40 Jahre altes Gebäude ist nicht mehr umzubauen??????????? Statt dessen Neubau????