• Danke für den Hinweis, Ravensberger. Ich hatte bei meinem weihnachtlichen Familienbesuch extra noch Fotos des ehemaligen Hansa-Hotels gemacht, aber ganz vergessen, sie hier einzustellen.

    Zumindest der rechte Bauteil scheint bis auf den wohl aus den 50ern oder 60ern stammenden Giebel noch viel ursprüngliche Substanz enthalten zu haben. Das Abbruchsfoto zeigt ja sogar noch eine Fachwerkinnenwand.


    Nach der Abnahme der Verkleidung auf der Traufseite zur Alten Abtei wurde die in weiten Teilen erhaltene Fachwerkwand dahinter sichtbar. Ich tippe auf eine Entstehung des Baus Ende des 18. Jahrhunderts, ähnlich den beiden Giebelhäusern mit Utluchten, die auf dem ersten meiner Fotos links des Hansa-Hotels zu sehen sind.

    Übrigens ist mir erst jetzt beim Betrachten der Fotos aufgefallen, dass die Breite Straße neuerdings asphaltiert ist. Da hat man in den Siebzigern oder Achtzigern extra eine altstadtgerechte Pflasterung hergestellt, nur um sie jetzt wieder mit einer Schwarzdecke zuzukleistern? Versteh einer die Stadtplaner (aber die reißen ja auch Brücken ab).


    Apropos altstadtgerecht: Das ist dieser Neubau in der Straße "Hinter dem Heiligen Geist" sicher auch nicht, vor allem mit dem klobigen Vorbau und dem Balkon an dessen Seite (und der Garage, die in die Giebelwand einschneidet - falscher kann man's ja kaum machen). Zwar gibt es in der Straße keine historische Bausubstanz, die hat der Dreißigjährige Krieg samt Entväölkerung zugrunde gerichtet (außer man möchte den 30er-Jahre-Bau daneben schon als historisch bezeichnen), aber schön ist anders.

  • aber schön ist anders

    Allerdings. Abweisender geht es gar nicht mehr. Diese schwarze Betonblock-"Utlucht" ist das genaue Gegenteil der so oft von der modernistischen Architektur betonten "Offenheit" und "Transparenz". Es könnte der Eingang zu einer Justizvollzugsanstalt sein, wenn man oben auf dem Balkon einen bewaffneten Wachmann postiert.

    P.S.: Auf der vorangegangenen Seite finden sich wirklich ganz schlimme Abriss- und Neubauorgien. Es scheint, diese Stadt will sich in kürzester Zeit durch diverse disharmonische "Modernisierungen" völlig kaputt machen.

  • Neues zum Hotel Annenhof in der Breiten Straße (Standort des einstigen Hansa-Hotels). Der Abteigarten wurde mittlerweile durch diesen Flachdachanbau "verschönert":https://www.lz.de/lippe/lemgo/22…er-oeffnen.html

    Von dem Hotelneubau selbst habe ich leider keine aktuellen Fotos finden können.

    Außerhalb der Innenstadt wurde dieser Verwaltungsneubau errichtet, der mir hingegen recht gut gefallen hat, da er mich ein wenig an die Bauten der 1920er Jahre von Erich Mendelsohn erinnert:https://www.baukunst-nrw.de/objekte/Verwal…Lemgo--2409.htm

  • Hinsichtlich des Standorts (Innenstadt - Außenstadt) mag ich konform gehen. Hinsichtlich der Architektur nicht. Der Neubau im Abteigarten kommt verhältnismäßig zurückhaltend daher. Der Verwaltungsneubau hingegen ist protzig, grell, penetrant. Und er erschlägt im Gegensatz zum Hotelneubau den Altbau.

    Aber in Lemgo scheinen sie sich ja auch mittlerweile mit zum Ortsbild unpassenden Neubauten zu gefallen, z.B. diesem Parkhaus, das noch als "Baukunst" präsentiert wird und als "vorbildlicher Bau" von der Architektenkammer ausgezeichnet wurde: https://www.baukunst-nrw.de/objekte/Parkha…Lemgo--1856.htm

    *Kotzsmilie*

  • Ich habe mir erlaubt, am gestriegen Dienstag eine kleine Radtour nach Lemgo (und Bad Salzuflen - Schötmar) zu machen. Dabei habe ich es mir nicht nehmen lassen, ein paar Bilder vom "Annen - Haus", dem Anbau und der Umgebung zu machen:


    Im Hintergrund rechts das "Hexenbürgermeisterhaus"

    Als quasi "Wiedergutmachung" ein Bild der gegenüberliegenden Straßenseite, das "Hexenbürgenmeisterhaus". Frisch gestrichen und mit einem neuen Eingang im seitlichen Fachwerkhaus. Über die gläserne Eingangstür kann man sich allerdings nur wundern:

    Bilder vom 15. September 2020, von mir.

  • In der Stifsstraße, gegenüber der Marienkirche, bot sich bedingt durch eine riesige Freifläche (?) der Blick auf die Hinterhöfe einiger Häuser der Breiten Straße:

    Die zwei am rechten Bildrand zu sehenden Giebelhäuser sind zur Breiten Straße hin mit großen Planen / Folien / Transparenten abgedeckt. Die dort werbende Firma mit Sitz in Lemgo hat einen sehr, sehr, sehr großen Anteil am Entstehen und Gelingen der "Frankfurter Altstadt":

    Weiter zur Kramer Straße 5 (Wippermannsches Haus), Nähe Marktplatz:

    https://stadt-gesellschaft-denkmal.de/lemgo-haus-wippermann/

    https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Lem…s_Haus)_(4).jpg

    Eingerüstet wegen Restaurierung:

    https://www.lz.de/lippe/lemgo/22…Wippermann.html

    https://www.lz.de/lippe/lemgo/22…ale-werden.html

    Bilder vom 15. September 2020, von mir.

  • Der Neubau des Hotels Annenhof ist ja wirklich schauerlich! Ich frage mich, wie man einen derart unsensiblen Neubau in direkter Nachbarschaft des wohl prominentesten und bedeutendsten Bürgerhausesder Stadt (=Hexenbürgermeisterhaus) überhaupt zulassen konnte. Die großen Fenster und Dachgauben sind wirklich unterirdisch. Die rostigen Wände im EG setzen dem Ganzen die Krone auf. Das linke Nachbarhaus aus Fachwerk wird von diesem Hotel-Monstrum ja völlig erschlagen. Man hätte sich unbedingt a der Vorgängerbebauung orientieren müssen, die bekanntlich aus zwei Giebelhäusern bestand. Warum man hier nun einen Traufenbau genehmigte, ist mir absolut schleierhaft. Der Innenhof wirkt so öde und unwirtlich wie der Schulhof einer typisch deutschen Gesamtschule. Furchtbar auch die Straßenmöblierung vor dem Hexenbürgermeisterhaus. Was haben denn hier Sitzbänke verloren? Nicht besser ist die rote Pflasterung der Straße, die in den 1970er Jahren recht beliebt war.

    Beim Haus Wippermann wäre es schön, wenn man den Streifenputz wiederherstellen würde, den man hier bei Untersuchungen nachweisen konnte.

    Was hat denn eigentlich zuvor auf der Freifläche an der Stiftsstraße gestanden?

  • (ad annenhof) das ist wirklich übelst! Man möchte es nicht für möglich halten!

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Anscheinend sollen die Häuser bald saniert werden: https://newsgo.de/350-000-euro-bundesfoerderung-fuer-lemgo/

    Der erfahrene Bau- und Restauratormeister Andreas Kramp wird mit Hilfe der Bundesförderung und Einsatz eigener Mittel die denkmalgeschützten Gebäude, mit rund 2,5 Millionen Euro Gesamtinvestition, sanieren. Zudem sollen auf dem hinteren Areal des ehemaligen Hanse-Centers über 3000 Quadratmeter innerstädtische Wohnfläche entstehen. Die beiden bekannten Denkmäler an der Breite Straße sollen dabei zehn Wohnungen sowie circa 400 Quadratmeter Gewerbefläche im Erdgeschoss enthalten.

  • Super. Danke für diese Meldung. - Das rechte Haus wird aber wohl die ziemlich unpassende Schaufensterfront behalten. Zumindest sieht es hier so aus:

    https://www.lz.de/_em_daten/_cac…5-301996484.jpg

    Auf der Freifläche des abgerissenen Hanse-Centers entsteht ab Herbst 2021 eine Wohnanlage mit dem Namen "Hansehof". Dazu habe ich keine Visualisierung gefunden. Aber es ist wohl wieder mit Würfelbauten zu rechnen.

  • Hier noch einige Infos zur aktuellen Farbfassung des Hexenbürgermeisterhauses:

    Überhaupt war die Suche nach der richtigen Farbfassung wesentlich bei der abschließenden Gestaltung der Ostfassade. Umfangreiche Befunduntersuchungen hatten nämlich ergeben, dass die ursprüngliche Farbfassung der Fassade fast monochrom war. Dies gilt sowohl für die Putzflächen als auch für den Fassadenschmuck aus Sandstein. Einzig ausgenommen davon war der figürliche Fassadenschmuck. Das stellte wiederum eine erhebliche Abweichung von der letzten, in den 1960er Jahren extrem bunt ausgeführten Farbfassung dar. „Jetzt lebt die Ornamentik des Fassadenschmucks vor allem von der Plastizität, die von Licht und Schatten hervorgehoben wird“, meint Restauratorin Schröder. Es folgten während der Restaurierungsarbeiten viele Gespräche, Überlegung und auch Bemusterungen auf der Suche nach einer für die Fassade passenden Farbfassung. Das Ergebnis aus den Besprechungen und Bemusterungen bezeichnet die Restauratorin Constance Schröder als: „Farbfassung in Anlehnung an den historischen Befund in Anpassung an den Zeitgeist“. Bunt gestaltet ist nach wie vor der figürliche Fassadenschmuck. Er hebe sich damit deutlich von den farblich eher zurückhaltend gestalteten Zierelementen und der Fläche ab. Die Vertiefungen der muschelförmigen Elemente, mit denen der abgetreppte Stufengiebel geschmückt ist, wurden ebenso wie die Rücklagen der Halbsäulen einen bis zwei Farbtöne dunkler gestrichen als die Grundfarbe, um die Plastizität des Fassadenschmucks und der Zierelemente hervorzuheben.

    Quelle:https://www.bauhandwerk.de/artikel/bhw_Re…de_2541809.html

    Mir gefällt die aktuelle Fassung eigentlich ganz gut. Zuvor waren die Muschelverzerierungen in den Voluten farbig gefasst, wie man das heute vor allem von den Fächerrosetten her kennt, die ursprünglich wohl ebenfalls monochrom gefasst waren. Auf diese bunten Fassungen, die wohl sämtlich neueren Datums sind, geht sicherlich auch die irreführende Bezeichnung Fächerrosette zurück, da man diese Art von Verzierungen mit einem aufgeklappten Fächer assoziierte. Tatsächlich handelt es sich aber um ein Muschelmotiv, das man bereits vom Steinbau her kannte und dann auf den Fachwerkbau übertrug. Später wurde diese Herleitung dann aber offenbar vergessen.

    Kann es sein, dass im oberen Bereich des Giebels bereits wieder die Farbe abblättert (Oberhalb der zweiten Volute von oben)?

  • Ich war kürzlich auch das erste Mal in diesem Jahr wieder in meiner alten Heimat. Das Hotel Annenhof hatte ich mir auf den ersten Visualisierungen noch schlimmer vorgestellt. Unangemessen für diesen Standort ist es aber auf jeden Fall. Offenbar scheint man die positiven Entwicklungen, welche die Stadtsanierung in den späten 70ern bis 90ern gemacht hat, in den letzten 20 Jahren unbedingt wieder zunichte machen zu wollen - siehe den Sparkassenneubau, die "Bates Motel"-artigen Neubauten am Freien Hof oder die Neubauten in der Echternstraße 56-60.

    Das lässt für die riesige Freifläche an der Stiftstraße auch nichts Gutes erhoffen. Dabei sollte hier, vis-a-vis der Marienkirche, eigentlich etwas Hochwertigeres entstehen, zumal der Bauherr ja für denkmalgerechte Sanierungen bekannt ist und demnach Erfahrungen in Sachen altstadtgerechtes Bauen haben müsste. Immerhin wird es bestimmt Grabungen geben, da die Neubauten ja eine Tiefgarage erhalten sollen.

    Der von hinten betrachtet linke der beiden zu erhaltenden Altbauten, Breite Straße 41, hat übrigens eine äußerst interessante Geschichte. Die Jugendstilfront (datiert auf 1912) ist eigentlich der jüngste Bauteil. Die großen Schaufenster hatte sie laut den "Bau- und Kunstdenkmälern" von Anfang an. Vorher wurde das Haus als Scheune genutzt und besaß eine schlichte Fachwerkfassade von 1817. Im Kern ist es aber wohl deutlich älter und besitzt einen steinernen Unterbau und ein Speichergeschoss aus Fachwerk, wahrscheinlich aus dem 16. Jahrhundert.

    Das zeigt auch ein genauerer Blick auf die arg gebeutelte Rückfassade. Hier ist Bruchsteinmauerwerk mit Eckverquaderungen und Resten hoch sitzender Fenstergewände erkennbar, die auf eine ehemalige Unterkellerung hindeuten. Vielleicht wird die Sanierung ja mit bauhistorischen Untersuchungen verbunden und man findet mehr über dieses interessante Haus heraus.

    Das Nachbarhaus Nr. 39 wirkt von hinten zwar ebenso gebeutelt, aber unter dem Putz des Giebels zeichnet sich Fachwerk ab und auch im Inneren scheint sich mehr historische Substanz erhalten zu haben als man auf den ersten Blick denkt (wie ein Zoom durch die Türöffnung im Obergeschoss zeigt).

  • Zu Breite Straße 39 und 41. Zu meinem Erstaunen sind die beiden als Hanse-Center bekannten Gebäude erst 2018 unter Denkmalschutz gestellt worden, obwohl sie in ja bereits in dem 1983 erschienenen Bau- und Kunstdenkmäler-Band verzeichnet sind und schon damals faktisch als Baudenkmäler galten. Daher drängt sich mir die Frage auf, was es eigentlich bringt, mit großem Aufwand Denkmälerinventare,Denkmaltopographien und denkmalpflegerische Wertepläne (Baden-Württemberg) zu erstellen, wenn die darin verzeichneten Bauten dann doch nicht allesamt unter Denkmalschutz gestellt werden, wie man ja auch in Warburg sehen konnte. Dort stand das Haus Pennig zwar in der jüngst erschienenen Denkmaltopographie, unter Schutz wurde es aber erst gestellt, nachdem eine Bürgerinitiative Druck gemacht hatte. Nicht besser sieht es vor u.a. in Rendsburg aus, wo nur ein Bruchteil der Bauten, die in der Denkmaltopographie von 2008 verzeichnet sind, tatsächlich in der offiziellen Denkmalliste auftaucht. Da läuft doch irgendetwas schief.

    Auf die Pläne für das gegenüber der Marienkirche gelegene Grundstück bin ich auf jeden Fall gespannt. Der Bereich ist äußerst sensibel und hier ist großes Fingerspitzengefühl angesagt.

  • Ein Tagesausflug führte uns am Montag, 27. Dezember 2021 unter anderem mal wieder nach Lemgo.

    Und somit gibt es nun ein paar Updates:

    1. An der Stiftsstraße ist immer noch die große Freifläche zu bewundern, und somit kann man auch auf die noch immer unrestaurierten Häuser an der Breiten Straße gucken.


    2. Weiter geht es zum "Haus Wippermann" in der Kramerstraße. Hier sind inzwischen die Restaurierungsarbeiten abgeschlossen und das Haus strahl in voller Pracht:


    Hier noch ein paar Bilder von "hübschen Häusern" der Breiten Straße:

    Bilder von mir. 2021.

  • Und hier noch ein paar besondere "Perlen" an der Mittelstraße. Einach mit den Kameras des Smartphones draufgehalten.

    Angefangen am Ostertor am Marktplatz vorbei und bis kurz vorm ZOB (St. Johann):

    Teil 1.

    Bilder von mir. 12_2021: