Bauvorhaben der Florana in der Hauptstraße (realisiert)

  • Quote

    Stefan Hertzig vom Neumarktverein sagte dagegen über die geplanten Formen, sie stammten „aus dem Musterbuch der 60er-Jahre“. Er warb für kleinteilige Gebäude und irgendwann in der Zukunft für den Wiederaufbau des alten Neustädter Rathauses, um Touristen zu locken. – Das schreckte den Architekten Eberhard Pfau auf: „Wir dürfen das Drama vom Neumarkt nicht wiederholen“, wo für Touristen statt für Dresdner gebaut worden sei, warnte er.

    Christoph Möllers, Chef des Vereins Barockviertel, betrachtete das Problem aus den Augen der Ladeninhaber. Die ärgerten sich immer über die kleinen Fenster, weil darin keiner von der Straße her die Auslagen sehen könne. Stefan Rössel


    Das Drama vom Neumarkt??? Ich war gerade in Frankfurt/Main. Das "Drama [lexicon='Römerberg'][/lexicon]" hat mir mal wieder sehr gut gefallen. Die Architekten, die dagegen wettern haben den Zeitgeist nicht erkannt und betreiben mit ihrem persönlichen Geschmack Demagogie. Die Stadt Dresden hat ihr Potential nicht erkannt und lässt sich lieber die alten Doktrinen der 60er Jahre verordnen. Was der Möllers sagt, hat dem Fass den Boden aus. Diesen Kleingeist kennen wir ebenfalls aus den 60ern. Ab besten reissen wir alle Altstädte ab und bauen ausschließlich k+l-Kästen mit schön großen Schaufenstern.
    Wenn demagogische Architekten in Dresden das Sagen haben und die Bevölkerung dem zustimmt, dann muss man es geschehen lassen. Seit der Kausa Waldschlösschenbrücke weiss die ganze Welt, dass den Elbtalbewohnern nicht mehr zu helfen ist.

  • Vitruv

    Quote

    Wenn demagogische Architekten in Dresden das Sagen haben und die Bevölkerung dem zustimmt, dann muss man es geschehen lassen. Seit der Kausa Waldschlösschenbrücke weiss die ganze Welt, dass den Elbtalbewohnern nicht mehr zu helfen ist.

    Wo Du recht hast hast Du recht. Schade ist es natürlich trotzdem.

    Zurück zum Thema:

    Herr Knerer hat gemeint, dass seine Bauten den Wiederaufbau der Neustädter Rathaues nicht behindern werden...?

    Geht es vielleicht zumindest in dieser Sache doch ausnahmsweise einmal vernünftig weiter oder habe ich hier in einer der Zusammenfassungen etwas nicht richtig gelesen?

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    Das hat er am Ende, während der "Diskussion" kurz angemerkt. Ein wenig klang es aber, wie: das Rathaus könnte zwar theoretisch noch irgendwie dort angebaut werden, aber dass wollen wir ja eh nicht...

  • Quote from "Christoph"

    Das hat er am Ende, während der "DIskussion" kurz angemerkt. Ein wenig klang es aber, wie: das Rathaus könnte zwar theoretisch noch irgendwie dort angebaut werden, aber dass wollen wir ja eh nicht..


    Dem Neustädter Rathaus stehen doch eigentlich nur die sanierten Platten im Weg, oder :?:.
    Der erste Knerersche Bau würde dann mit einem noch zu schaffenden Abschluss an die Rathausgasse grenzen.

    http://www.deutschefotothek.de/info/karten-df_dk_0000054_001.html#|home

  • Das "angebaut" ist nicht wörtlich zitiert. Wie gesagt, dass Thema hatte Knerer lediglich mit einem knappen Satz abgehandelt. Die anderen Diskussionsteilnehmer gingen darauf gleich gar nicht ein...

  • Ich beobachte das Dresdner Baugeschehen (oder besser, Stadtzerstörungsgeschehen) nun schon sehr lange. Besonderes Augenmerk richte ich dabei auf öffentliche Argumentation von Politikern, Architekten und Baulobbysten, die zum Teil haarsträubend sind und häufig als völliger Unsinn enlarvt werden können.

    Gerade Herr Will fällt mir seit Jahren auf, ein sehr geschickter Propagandist von Bausünden. Akademiker, und daher in der Lage, seine Täuschung der Bevölkerung in derart geschickte und elegante Worte zu fassen, dass es fast niemand merkt. Macht man sich allerdings die Mühe, seine Argumentation genau zu analysieren, fällt der intellektuelle Tarnanzug. Lassen Sie uns ein Beispiel betrachten:


    "Man muss die Architektur nicht lieben, aber ihre Qualität akzeptieren". (Prof. Thomas Will)

    Bitte einmal genau diesen Satz anschauen:

    1.
    Wir müssen? Ich muss gar nichts. Herr Will maßt sich diktatorische Vollmachten an. (Dies ist allerdings nur ein Nebenpunkt, die beiden wichtigen folgen)

    2.
    Besonders auffällig: Von welcher Qualität spricht Herr Will denn? Es gibt gute und schlechte Qualität, meiner Ansicht nach ein enormer Unterschied. Genau diesen Unterschied aber vermeidet Prof. Will: Er spricht nicht von guter Qualität, sondern von einer diffusen, überhaupt nicht näher bestimmten Qualität, die man angeblich akzeptieren muss - obwohl nicht einmal er selber sich traut, diese Qualität öffentlich als gut zu bezeichen. Und Herr Will weiß auch sehr gut, warum.

    3.
    Herr Will bestätigt, dass diese Architektur nicht geliebt werden muss, rühmt aber gleichzeitig die Qualität (wobei niemand fragt, warum er "hohe bzw. gute" Qualität bewusst vermeidet, siehe oben). Gehen wir aber einmal davon aus - und das müssen wir zwangsläufig - dass er eine gute Qualität meint, denn eine schlechte Qualität kann Will kaum rühmen. Dann ist die Hauptfrage: Wenn ein Bauwerk qualitativ so hervorragend wäre wie Will behauptet, warum wird es dann so vehement abgelehnt? Diese fadenscheinige Argumentation passt hinten und vorne nicht zusammen. Eine hohe Qualität muss man niemanden aufzwingen.


    Bewertung: Dieser Mensch spricht nicht völligen Unsinn, wie es demjenigen scheinen muss welcher Wills Rhetorik nicht bereits über Jahre verfolgt. Nein, Will betreibt meiner Ansicht nach bewusste, strategisch gut überlegte Täuschung der Bevölkerung, durch geschickte Rhetorik. Ich habe eine Menge Artikel von Will gelesen, die ähnlich vollgestopft sind mit wunderschönen Worten, sehr eleganter Schreibstil - aber voller Täuschung, Unwahrheiten, geschickter Manipulation und professioneller Rhetorik. (Bsp. "Architektur ist kein Kostümfest", Autor Prof. Thomas Will, Sächsische Zeitung 05. September 2007.).


    Fazit: Will, Teil der Architektennomenklatura, entspricht dem Zeitgeist: Baukünstler, deren Baukunst nicht durch ihre Bauwerke überzeugt, sondern deren Redekunst den Nutzer zur Akzeptanz zwingen möchte.

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    Hinweis: Prof. Will war einer der Preisrichter im "demokratischen" Wettbewerb zum angeblichen "Gewandhaus". (Ein anachronistischer Betonbau, der mit dem seit 200 Jahren verschwundenen Gewandhaus rein gar nichts zu tun hat - außer dem Stück Erde, auf dem es stand. Auch dieser irreführende Begriff "Gewandhaus" ist Teil der Demagogie, die fast niemand zu hinterfragen wagt.)

    "Die Modernisten sollten sich endlich eingestehen, dass sich die Qualität einer Stadt konventioneller Architektur verdankt" - (H. Kollhoff).

  • Heute im Dresden Teil der DNN ein Umfrage: 43 % für barocke Bebauung und 39 % für moderne Bebbauung lt. Umfrage DNN. Die Jungen sind mehrheitlich für barocke Bebabuung. :D

  • Der Entwurf mag alleinstehend zwar professionell sein oder was auch immer, in diese Innenstadt gehört einfach solch ein Architekturstil nicht!!!

  • Weiß jemand etwas über den Investor, der nach Angaben der GHND an der Hauptstraße historisch bauen will? Sollte das wahr sein wäre das eine sehr gute Nachricht und man könnte hoffen, dass das letzte Wort noch nicht gesprochen ist

  • Geradezu spektakulär finde ich, dass die Befragung ergibt, dass mehrheitlich die jungen Menschen sich historische Bauten wünschen. Damit fällt die Argumentation vieler Architekten in sich zusammen, dass modern=jung. Mag das Ergebnis damit zusammenhängen, dass sich alte Menschen durch ein Bekenntnis zur Moderne jünger fühlen? Bei der WSBrücke ist es doch das gleiche. Die alten müssen verantworten, dass den jungen das Elbtal verschandelt wird.

  • Auch hier würde man besser von neuen lokaltraditionellen ("historisierenden")Gebäuden sprechen denn von historischen Gebäuden. So entledigt man sich auf einen Schlag der "Rückwärtsgewandheit" und macht ganz einfach den wahren Konflikt deutlich:

    Nicht modern vs. historisch sondern modern vs. lokalttraditionell (also gleichgeschaltete globale Moderne vs. individueller Lokaltradition. )

    Die Befürwortung der Bevölkerung für lokale Traditionen ist äußerst hoch und man nimmt ihr wie gesagt gleichzeitig den Vorwurf der Rückwärtsgewandheit.

    Es geht in Dresden nicht um "modern gegen historisch" , wie es gern verbreitet wird sondern es geht eben um den Erhalt und die Förderung lokaler Bautraditionen.

    Architekten, welche nicht (mehr) neue lokaltraditionelle Häuser bauen können und Bauherren, welche nicht neue lokaltraditionelle Häuser bauen wollen, müssen sich nun den Vorwurf der austauschbaren Allerweltskopie gefallen lassen.


    Wann ist eigentlich Baustart und wie ist der Stand der Nachbesserungen ?

  • Quote from "Henry"

    Nicht modern vs. historisch sondern modern vs. lokalttraditionell (also gleichgeschaltete globale Moderne vs. individueller Lokaltradition. )

    Die Befürwortung der Bevölkerung für lokale Traditionen ist äußerst hoch und man nimmt ihr wie gesagt gleichzeitig den Vorwurf der Rückwärtsgewandheit.


    Ganz genau! Nur das sehen die modern bauenden Herren und entwerfenden Architekten nicht. Es ist nahezu problemlos möglich, ein Hightech-Labor in eine alte Fabrikhalle einzuquartieren oder vor einer Barockvilla einen neuesten Bentley stehen zu haben oder in einem Gründerzeitler moderne Netzwerkinfrastruktur mit edlen PowerMacs unter den Schreibtischen zu haben. Was daran rückwärtsgewandt sein soll, verstehe ich beileibe nicht! Ganz im Gegenteil würde historische Fassade an solch frequentierten Strassen wie der Hauptstrasse dem Stadttourismus und dem regionalen Lebensgefühl der Bewohner viel mehr bringen als ein gesichtloses Ding. Das ist Blick in die Zukunft und nicht ein hipp entworfenes, gesichtsloses Gebäude, was in 5 jahren absolut keine Aussage mehr haben wird. Es wird nur im Sinne des Investors gearbeitet, nicht im Sinne der Regionalität, der Stadt, der Bürger.

    Würde mich übrigens auch interessieren, wie der Stand der Dinge ist. =)

  • Quote

    resden. Es ist beschlossene Sache: Am 24. September beginnen die Abrissarbeiten an der Bauruine auf der Hauptstraße 5 bis 7a. Der leerstehende Wohnblock zwischen Obergraben und Rathausgasse wird komplett abgerissen, um an dieser Stelle eine Tiefgarage und zwei neue Gebäude zu bauen. Die Thüringer Grundstücksverwaltungs- und Immobilienverwertungs KG Florana, der das Gebäude gehört, investiert nach eigenen Angaben 11 Millionen in den Umbau.

    Abriss des Gebäudes auf der Hauptstraße - Neubau bis Ende 2011

    Bilder

    http://www.dnn-online.de/dnn-abrissbegi…305-286763.html
    Zumindest der Übergang zum Bestand in der Heinrichstraße scheint weniger dramatisch als ursprünglich geplant.

  • Bravo, so bringt man Kölner Flair in das barockverunstaltete Dresden. Ich weiß garnicht, warum der bernhard meine Visualisierung als Unsinn abgetan hat. Sie kommt der geplanten Billigst-Architektur doch sehr nah:

    Aber viele Dresdner wünschen sich ja, endlich in Sachen architektonischer Belanglosigkeit mit westdeutschen Städten mithalten zu können. Also nur zu, dafür eignet sich der Entwurf vorzüglich.

  • Quote from "bilderbuch"

    Der Abschied vom Alten Dresden geht flotten Schrittes weiter. Ohne Worte!

    Hier ruht der kühne und schöne Gedanke, eine von Dresdens barocken Pracht- und Flaniermeilen genesen zu lassen.

    Tja, damit ist dann wohl auch die weitere Entwicklung am Neustädter Markt bereits in den falschen Bahnen. Ich gratuliere für diese "grandiose" Weitsicht, wertes Stadtplanungsamt.

    Gruß DV

    "We live in the dreamtime-Nothing seems to last. Can you really plan a future, when you no longer have a past." Dead Can Dance - Amnesia