Ja. Es ging gestern lange.... Zu lange...
Schlimm war es auch!
Da ich offenbar der erste Berichtende bin, gibt es eine etwas ausführlichere Schilderung. (obwohl ich nicht bis zum Schluss geblieben bin)
1. Die "Begrüßung" durch Baubürgermeister Hr. Marx war überflüssig. In kaum 4 Minuten erzählte er völlig zusammenhanglos etwas allgemeindes über das Leitbild der "Europäischen Stadt".
2. Im Podium übernahm Herr Friedrich vom Entwicklungsforum die "Moderation". Er meinte, die Diskussionskultur in Dresden hätte in den letzten Wochen gelitten und es wäre gut, dass nun endlich (dank des Entwicklungsforums) hier ein sachlicher Diskurs gefördert wird. (Wie allerdings die Diskussionskultur beim Brückenstreit gelitten hat, erwähnte er nicht )
3. Zunächst stellte nun Prof. Knerer seine Planungen vor. Wie ich fand war sein Vortrag gut nachvollziebar. Der Planungs- und Entwurfshergang wurde gut dargelegt. Man erkannte, dass die Planungen logisch aus den Vorgaben der Stadtplanung erwuchsen. Somit wurde deutlich, dass im Rahmen der stadtplanerischen Vorgaben kaum anderes möglich war. Übrigens wies Prof. Knerer darauf hin, dass das Gebäude zu den Plattenbauten hin einen Vorsprung ausbildet. Das Gebäude rückt an der Heinrichstraße bis voll zur Hauptstraße hin, macht dann aber zu den benachbarten (südlichen) Platten wieder einen Sprung zurück, da die Platten etwas von der Hauptstraßenflucht abgerückt sind. Dies wurde durch Brandschutzauflagen begründet. Eine Alternative wäre eine sichtbare Brandmauer... Den Aufbau des Neustädter Rathauses sieht er dadurch nicht gefährdet. Der Übergang zu den Nebenstraßen soll durch eine veränderung der Proportionen (Gebäudehöhe) und Fenstermaße (von groß und springend, zu geordnet hochkant) erfolgen.
4. Nun kam Frau Dr. Engel vom Stadtplanungsamt an die Reihe. Sie erörterte (viel zu lang und unnötig belehrend) die städtebaulichen Rahmenplanungen zur Neustadt. Wie schon Hr. Marx, kramte auch sie in der "Floskel-Kiste" und wies immer wieder auf das Planungsleitbild der "Europäischen Stadt" hin, welches als Grundlage diente (Dazu mag man sich fragen, ob man nun dankbar sein muss, dass nicht etwa die orientalische oder asiatische Stadt als Leitbild gesehen wird ). Im Fazit lobte sie dann den Knerer+Lang-Entwurf, derart, dass ich mich fragte, wessen Interesse sie eigentlich vertritt.
5. Herr Prof. Will von der TU Dresden (Professur für Denkmalpflege und Entwerfen) erklärte ruhig und unaufgeregt, dass es (sinngemäß) folgende Möglichkeiten an der Hauptstraße gäbe: a) einen Bruch mit dem bisherigen Wiederaufbau oder b) eine sich darin einfügende Lösung. Seiner Meinung nach stellt das Plattenbauensemble der 70er Jahre eine vorbildliche Lösung dar weil die erhaltenen historischen Bauten an der Hauptstraße wie ein "Juwel" eingefasst und die barocken Achsen gestärkt wurden. Folglich würde sich der Knerer+Lang-Entwurf gut an der Idee anpassen und gut von dem Plattenbaustil zu den Nebenstraßen überleiten.
6. Die GHND vertratt als Vortragender Herr Hertzig. Er verwies u.a. die Einzigartigkeit der barocken Planstadt Augusts des Starken und wies auf die Möglichkeiten "moderner" Bauten hin (Beispiele aus Potsdam, Frankfurter Römer...). Im Anschluss mahnt Hr. Kulke noch an, dass eine Lösung bezüglich der Großen Meissner Straße und ihrer Verkehrsberuhigung unbedingt von Nöten wäre.
7. Nun kam Dr. Pfau vom BDA Dresden an die Reihe. Seine Vorstellung war indiskutabel und hatte nichts mit der angepriesenen sachlichen Diskussion gemein. Von seiner Seite kam nichts zum konkreten Projekt. Dafür schoss er sich auf Hr. Hertzig ein:
Zitat(sinngemäß)Sie kommen mir wie einer vor, der bei allem genau weiss was richtig ist... Früher (in der DDR-Zeit) haben wir, wenn solche kamen, gedacht, lieber einsperren
.
Bedenklich auch folgende sinngemäße Äußerung
ZitatWollen Sie hier ein zweites unsägliches Projekt wie den Neustädter Markt (nach Zuruf aus dem Publikum) - äh Neumarkt? Dort sind nur Touristen.... Welcher Dresdner geht schon dort hin?...
Dann meinte er noch, Stadtentwicklung sei ein Prozess, man muss sich an den Realitäten orientieren und die GHND-Vision wäre eine Utopie. Seine Haltung kam dann noch zur Geltung in dem Satz bezüglich des Vorschlages historisierender Bebauung der GHND (wieder sinngemäß):
ZitatUnd die Fenster mit Sprossen: wo dann gemütlich Kissen reingelegt werden und der Fernseher, das ist die Straße - so was gibt es heute nicht mehr
8. Letzlich sprach noch Hr. Möllers vom Barockviertel e.V. Er begrüßte die Öffnung der Gassen zur Hauptstraße, wollte aber bezüglich der Bebauung keine Leitbau-Konzepte. Insgesamt spiegelte sich bei ihm kein Interesse an einer besonderen Gestaltungsqualität. Lediglich die nun geplanten Entwürfe sollen qualitätvoll ausgeführt werden. Besondere Emotionen und Visionen (z.B. bezüglich der besonderen Entwicklung des Barockviertels auch durch Rekonstruktionen bzw. historisierende Bauwerke) kamen bei ihm nicht rüber.
Nachdem nochmal Hr. Knerer und Fr. Engel das Wort hatten durfte nach 100 Minuten (also um 20:40 Uhr)!!! nun das Publikum Fragen stellen.
Als erstes sprach Hr. Maass (Stadtbild Deutschland). Leider kam die Argumentation etwas unglücklich rüber
ZitatEs gibt in Deutschland nicht ein einziges modernes Stadtquartier, dass wie historische Stadtquartiere angenommen wird.
Letztlich verpuffte somit eine eigentliche Diskussion. Auf die Frage, warum Knerer+Lang vom Stadtplanungsamt der Florana empfohlen wurden, antwortete zunächst erstaunlicherweise der eigentlich als Moderator fungierende Herr Friedrich (der übrigens kurz sagte, selbst Architekt zu sein). Danach erklärte sich Knerer selbst lang und umständlich, so dass ich eigentlich nicht mehr richtig durchblickte...
Im Anschluss sprach Frau Prof. Schmidt von der TU Dresden, deren Vorlesungen zur Geschichte der Landschaftsarchitektur ich eigentlich immer geschätzt hatte. Sie lobte wiederum den 70er Plattenbau-Entwurf. Er hätte mit seiner "Großen Geste" eine gute Wohnlage geschaffen und sei somit etwas besonderes und erhaltenswertes, ebenso wie die Freiraumgestaltung des Neustädter Marktes. Mithin solle man auch den städtebaulichen Rahmenplan überdenken, der den Platz ja teilweise überbauen und verengen möchte.
Als nächstes Sprach eine weitere ältere Dame, die ebenfalls die Platten lobte.
Dann ging das Wort an einen Herren, der die springenden Fenster Knerers kritisierte (
Zitat"Mir hat mal ein Bauingenieur gesagt, ein Haus, dass von Aussen schief aussieht ist auch Innen schief...
. Desweiteren beklagte er, dass hier viel zu spät eine öffentliche Diskussion geführt wird, da das Projekt da eh bereits fertig geplant ist.
Dann reichte es mir und ich bin gegangen...
Fazit:
a) Das Podium war doch recht einseitig bestzt. Leute wie Dr. Pfau trugen bis auf Polemik rein gar nichts Konstruktives bei.
b) Die Redezeit von Prof. Knerer und Dr. Engel war viel zu lang (da hätte der Moderator eigentlich eingreifen müssen)
c) Das Podium führte keine Diskussion.
d) Da erst nach 100 Minuten das Publikum Fragen stellen konnte, war sicherlich eigentlich schon die Luft raus, da allen der "Kopf qualmte" und man bereits müde wurde...
e) das Publikum (zumindest der vorderen Reihen) war eher ein betagtes.
f) Die Plattenbauten wurden seltsamerweise von mehreren Seiten gelobt.
g) Neue Erkenntnisse bzw. eine sachliche Annäherung konnte ich nicht sehen.
h) ha