Unsere Städte in alten Farbfilmen und -bildern

  • Gibt es irgendwelche Bücher oder DVD's in denen man Farbfotos und Filme aus dem Vorkriegsdeutschland sieht? Besonders interessieren mich Berlin, Nürnberg, Frankfurt, Dresden und Köln aber auch andere Städte wären interessant. Kann mir da wer weiterhelfen?

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Also, eigentlich sind viele der Luftbilder im Bildindex.de eigentlich Farbbilder. Sie wurden vom Marburger Bildarchiv aus dem "Kieler Luftbildarchiv" übernommen, und entstanden 1942/43, als bereits absehbar war, dass die Städte zerstört werden können. Leider wurden sie für den Online-Bildindex nur schwarzweiss gescannt, die Original-Diapositive sollen aber in Farbe sein. Laut Bestandsliste des Marburger Bildarchivs unter http://www.foto-marburg.de">http://www.foto-marburg.de

    Wer zwischen Steinen baut, sollte nicht (mit) Glashäuser(n) (ent)werfen...

  • In Köln gibt es das Agfa Photo-Museum. Es ist eines der bedeutendsten
    Photosammlungen überhaupt. Vielleicht haben die auch Bücher
    herausgegeben. :zwinkern:

  • Vor ein paar Wochen gab es in der FAZ mal Farbfotos aus den frühen 40ern von der (fast) unzerstörten Frankfurter Altstadt zu sehen. Ich weiß nicht genau, ob ich die Seite noch habe, da stand wohl auch drin, woher die Bilder stammen. Falls ich's rausfinde, sage ich Dir Bescheid.

  • Zitat von "Norimbergus"

    Nürnberg in Farbbildern 1936 bis 1943

    http://www.hanscarl.com/deutsch/fachbu…heinungen4.html

    Auf der Homepage steht allerdings das falsche Titelbild. Es gehört zu einem anderen Band der Reihe "Bild und Erinnerung".

    Außerdem wurden bei zwei Bildern die Beschreibungen vertauscht.


    Danke für den Tipp, ist heute per Post gekommen, kann ich nur empfehlen, auch wenn einem beim Betrachten der Bilder echt zum heulen zumute sein kann weil so ziemlich alles nicht mehr existiert. Mein Lieblingsfoto ist übrigens das von der Sebaldusklause.


    @ Schloßgespenst: Hoffentlich findest du etwas!

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Soweit iuch weiss, gab es Farbdiafilmer etwa seit 1936 im Handel. Für jede Kleinbildkamera verwendbar, und das waren die meisten in dieser Zeit. Konkret kann ich sagen, dass viele im fortschreitenden krieg _ spätestens nach der teilweisen Zerstörung Lübecks - geahnt haben, was den deutschen Städten blüht. Oft sind aber die Fotos zusammen mit den Städten untergegangen- beispielsweise in Darmstadt. In einem Buch (Quellenangabe ist mir leider nicht mehr bekannt) hab ich masl gelesen, dass jemand seine Farbdiasammlung bei der Flucht aus der brennenden Altstadt Darmstadts zurücklassen musste.
    übrigens soll das Bundesarchiv in Koblenz noch über Farbfilmaufnahmen aus verschiedenen Städten verfügen, leider sind diese wohl nur sehr eingeschränkt zugänglich...
    Mein Traum währe auch mal, eine Farbfotoserie vom alten, unzerstörten Hannover zu sehen. Bis jetzt hab ich nur je eine Aufnahme vom Hauptbahnhof, vom Cafe Kröpcke und vom Maschsee zu sehen bekommen...

    Wer zwischen Steinen baut, sollte nicht (mit) Glashäuser(n) (ent)werfen...

  • Auszüge aus der WELT:

    Zitat

    So schön und farbig war Deutschland früher
    Nürnbergs alte Synagoge, Bremens zerstörtes Kornhaus und Kölns Dom ohne Hochhäuser drumherum: Farbfotos aus der Zeit vor 1930 sind eine kleine Sensation. Eine kleine Berliner Firma hatte ein Monopol darauf, jetzt liegen 1400 Bilder auf CD-Rom vor. Der Betrachter taucht in vergangene Welten ein. [...] Doch viel früher als uns heute bewusst ist, gelang es, Farbfotos zu machen. Die Berliner "Verlagsanstalt für Farbenphotographie Carl Weller" hatte bis in die Dreißigerjahre beinahe ein Monopol auf die Veröffentlichung von Bildbänden mit Eindrücken aus deutschen Landen. Mehr als 1400 dieser bis 1930 entstandenen und heute meist vergessenen Fotos wurden jetzt auf einer CD-Rom gesammelt. Sie zeigen die verschwundenen Schlösser von Berlin und Potsdam, das zerstörte Bremer Kornhaus, die Münchner und Nürnberger Synagoge, Dresdens schwarzbraune Frauenkirche, den Abbruch der alten Hamburger Arbeiterviertel, Landschaften von Nord bis Süd, Ost bis West. Dabei handelt es sich nicht um nachkolorierte Motive, sondern um farbechte Fotos. Es gehört zu den auffallendsten Charakteristika der Fotosammlung, dass zwischen dem, was heute gefällt und dem, was der Betrachter vor 1930 offensichtlich als schön empfand, überhaupt kein Unterschied besteht. Ein pittoreskes, kleinteiliges Stadtbild, enge, verwinkelte Gassen, die in großen Gesten hingebauten Burgen und Schlösser der Feudalzeit oder die Kathedralen, die über dem Bürgerhäusermeer thronen, das sind die Motive, die von den Fotografen festgehalten wurden. In Anbetracht dieses ästhetischen Einklangs zwischen dem Vorgestern und dem Heute fragt man sich, woher die Abrisswut der Nachkriegsjahre kam, warum das Gestern sogar leicht oder mäßig beschädigte Gebäude beseitigt hat. Verheerende Wohnsituation in den Altbauten
    Eine Antwort deuten die prächtigen Bilder allenfalls an, denn sie zeigen das soziale Elend und die hygienischen Zustände in den alten Städten meist nur am Rande. Eines der beeindruckendsten Fotos der Sammlung dokumentiert den Abriss des Hamburger Niedernstraßenviertels im Jahr 1927. Die Cholera war in den engen, feuchten Gassen immer wieder ausgebrochen. Hier zu leben war eine Zumutung.
    Komfort hatte es auch im Brahms-Haus in Hamburg nicht gegeben. Auf dem Foto von 1927 blicken viele Gesichter aus dem Geburtshaus des Komponisten, das 1943 dem Feuersturm zu Opfer fiel. Es sind vor allem junge Menschen, nur ein Hausvater ist darunter. In dem Gebäude lebten bis zu zehn Familien, die Fenster sind windschief, die unverputzten Ziegelmauern schmutzig. Dicht an dicht stehen die Häuser hier im Specksgang, Wäsche hängt im Freien.
    Seuchen konnten schnell die Runde machen, aber auch Brände, die von den Bomben des Weltkriegs ausgelöst wurden. Diese traumatische Erfahrung nahmen die Menschen in die Nachkriegszeit mit und schufen Raum zwischen den neuen Häusern. Das Bild des Brahms-Hauses löst heute dennoch Melancholie aus, weil es suggeriert, dass hier soziale Wärme und Nähe normal gewesen sind. Die quadratisch praktischen Nachkriegssiedlungen sorgten bald für Einsamkeit und Vereinzelung. [...]

    Deutschland in frühen Farbfotografien (PC+MAC), CD-Rom, Directmedia, ca. 19,90 Euro

    Fotografie: So schön und farbig war Deutschland früher - Nachrichten Kultur - WELT ONLINE
    15 Bilder befinden sich in dem Artikel.

    http://www.digitale-bibliothek.de/export/7119Beschreibung.htm

    Wenn du ein Haus baust, denke an die Stadt (Luigi Snozzi)

  • Die Jahre vor dem Krieg sind zumeist nur von Schwarzweißbildern bekannt. Doch nun ist eine CD-Rom erschienen (Directmedia), auf der mehr als 1400 originale Farbfotos von deutschen Städten vor 1930 gesammelt sind. So wie das Stadtschloss Potsdam 1906.

    Die Bilder wie von Ulm 1914 sind nicht nachkoloriert, sondern farbecht. Die Lübecker Marienkirche überragt 1928 die umliegenden Gebäude aus Backsteingotik. Bis in die 30er-Jahre hatte die Berliner "Verlagsgesellschaft für Farbenphotographie Carl Weller" sozusagen ein Monopol auf die Veröffentlichung von Bildbänden. Eines der Fotos zeigt das Rathaus in [lexicon='Leipzig'][/lexicon] 1916. Und noch eines von [lexicon='Leipzig'][/lexicon] zur Messezeit (ebenfalls 1916). Der Kölner Dom stand auch schon 1921 so prachtvoll in Kölns Mitte. Damals überragte er noch die ganze Stadt, die auch mehr nach Stadt aussah. Beeindruckend ist auch das Foto vom Abriss des Hamburger Niedernstraßenviertels im Jahr 1927. Hier war die Cholera immer wieder ausgebrochen. (kein Verlust im Vergleich zu heute) Eher schon der Gemüsemarkt in Hamburg 1927. Die Rheinbrücke in Bonn, 1921. Auch Industriestandorte sind farbecht festgehalten: die Völklinger Hütte (1922).

  • Ich hatte mir die CD-Rom bestellt und gestern abgeholt. Das dann eine ziemlich lange Nacht folgte, kann man sich wohl denken...
    Der Inhalt ist der absolute Oberhammer! Wirklich hunderte naturgetreue Farbbilder, teilweise schon ab 1902 entstanden! Natürlich bekannte Motive wie das Kölner Rheinpanorama, Blick auf den Aachener Dom, [lexicon='Berliner Schloss'][/lexicon], [lexicon='Potsdamer Stadtschloss'][/lexicon], Hamburger Hafen, ...
    Des weiteren viele Landschaftsaufnahmen, auch mal einen "Blick in einen Märkischen Kiefernwald" und desgleichen, aber auch z.B. Industrieanlagen wie die Linke-Hofmann-Werke in Breslau mitsamt einer Kollektion noch frischglänzender Dampfloks davor. Und Bilder aus vielen Kleinstädten und sogar aus kleinen Dörfern. Man kann sich wirklich gut in die Zeit versetzen, nichts ist geschönt, Grau ist grau und Farbe ist farbig. Die Umgebung der Frauenkirche vor 1930 kommt da wirklich nicht gut bei weg...
    Der Entstehungszeitraum liegt schwerpunktmäßig in den 20er Jahren.
    Leider sind doch nur Teile des damaligen "Reichsgebietes" sowie einige Bilder aus Südeuropa dabei. Das liegt daran, das der Verlag Weller, der seit 1906 gewissermaßen ein Monopol auf die Herausgabe von Farbbildbänden "nach natürlichen Farben" hatte, Bildbände bzw. Kunstmappen mit auf schwarzem Karton aufgezogenen Farbaufnahmen aus verschiedenen Gebieten herausgegeben hat. Ich liste mal auf:

    -Schlesien: Breslau, Neisse, Kattowitz,Oppeln,....
    -Berlin und Brandenburg
    -Thüringen
    -Schwabenland
    -Schwarzwald, mit Freiburg
    -Bayern, München
    -die Rheinlande: Mosel, Köln, Düsseldorf, Bonn, Essen...
    -Hansestadt Bremen
    (Mein absoluter Favorit: Die heute nicht mehr existierende Ansgarii-Kirche, super Qualität, als wäre ich gestern mit der Digicam dort gewesen!,
    -Hansestadt Hamburg
    -Hansestadt Lübeck
    -Welt in Farben (kreuz und quer Deutschland, ein bisschen Schweiz, Italien, Griechenland, Kroatien oder so, Wien, Innsbruck, Budapest...)

    Der überwiegende Teil ist wirklich von hervorragender Qualität, einzelne/wenige Bilder scheinen mir doch als handkoloriert "dazwischengerutscht" zu sein.

    Der einzige Wehrmutstropfen war wirklich, das es nur eine einzige Aufnahme von Hannover gibt und das von einer Ansammlung Grünzeugs (Maschpark), das seit der Aufnahme vor 1906 halt nur etwas gewachsen ist...
    Leider fehlen auch Braunschweig, Hildesheim, Kassel, Frankfurt und viele andere untergegangene Städte völlig. Da wir es auch höchstens nur noch private Aufnahmen geben, denn wie gesagt, bis Mitte der 30er Jahre, als das ausserordentlich aufwändige Herstellungsverfahren von Farbbildern durch den Agfachrome-Farbdiafilm im Kleinbildformat abgelöst hatte, hatte der Weller-Verlag das Monopol für diesen Bereich.

    Es gibt auch noch eine Bibliographie, in der alle mit Farbbildern versehenen Publikationen bis Mitte der 30er Jahr aufgeführt sind.

    Auf jeden Fall: SEHR ZU EMPFEHLEN!!! Und für 19,90 € würde man auf dem Flohmarkt nicht mal EIN Bld bekommen. So gibt es 1426, und man kann sie Drucken und auch weiterbearbeiten!

    Für mich lässt sich das nur noch steigern, wenn eine Kiste Farbdias mit vor 1943 in Hannover aufgenommenen Bildern auftaucht, oder mir jemand seine Zeitmaschine vermietet...

    Wer zwischen Steinen baut, sollte nicht (mit) Glashäuser(n) (ent)werfen...

  • Ich habe die CD auch und finde sie irgendwie gar nicht so toll - vieles sieht fast eher nach Gemälden aus und nicht nach richtigen Fotografien.

    Wer die CD für 15 Euro inkl. Versand haben möchte, kann mir eine PN senden.

  • Zitat

    Für mich lässt sich das nur noch steigern, wenn eine Kiste Farbdias mit vor 1943 in Hannover aufgenommenen Bildern auftaucht, oder mir jemand seine Zeitmaschine vermietet...

    Super Idee! Wenn Du leihweise ´ne Zeitmaschine bekommst, versuch doch bitte gleich mal den 2. Weltkrieg zu verhindern. Oder besser gleich den Ersten. :zwinkern: