Potsdam - Speicherstadt und Brauhausberg

  • Mir geht es ähnlich wie Heimdall - es ist mir ein eher peripheres Thema in einer peripheren Gegend.
    Von mir aus kann man das gerne erhalten, es ist ein nettes 70er-Jahre-Ausflugsrestaurant.
    Mag sein, daß sich das welche als Jugendhaus und -tanz krallen wollen, was so verkehrt auch nicht wäre.
    Jedenfalls besser als Leerstand und Verfall, und ob sich da jetzt ein Betreiber findet, erscheint mir doch auch recht fraglich. Da wird die Stadt wohl einiges versenken müssen, um das zu halten.

  • Potsdamer Neuste Nachrichten (PNN) vom 24.04.2018 berichtet in Ihrer Ausgabe, dass der Bauausschuss sich gegen den Erhalt des ehemaligen Terrassenrestaurant "Minsk" ausgesprochen hat. Zur finalen Entscheidung wird es aber erst im Juni kommen.

    http://www.pnn.de/potsdam/1278281/

    Die Märkische Allgemeine Zeitung (MAZ) schreibt: "Die Tage des Minsk sind gezählt". Dieser Artikel ist allerdings gesperrt =O .

  • Was mich übrigens wundert, das wurde in einem Kommentar oder Zeitungsartikel erwähnt. Warum hat man sich vor fünf oder zehn Jahren nicht schon für das "Minsk" eingesetzt? Über Jahre hat man das "Minsk" verfallen lassen und wenn die Stadt dann einen neuen Plan auf den Tisch legt wie es mit dem Brauhausberg weitergehen soll, dann ist das Geschrei der "Anderen" oder "Linken" ganz laut.

    Ähnlich war es übrigens auch bei Potsdams Neuer Mitte. Nachdem klar wurde das die Fachhochschule zurückgebaut wurde, kamen die vermeintlichen Retter aus dem Abendland um das Gebäude zu retten. Ich verstehen solchen kurzfristigen Aktionismus nicht, wahrscheinlich geht es hier aber um Wählerstimmen.

  • Sicherlich geht es um Profilierung gegenüber dem Wahlvolk. Das hat "Konstantin" ja bereits mehrfach erwähnt.

    Andererseits müssen wir so ehrlich sein, zuzugeben, dass es auf der anderen Seite oft auch nicht anders läuft. Häufig werden Anwohner- und Bürgerinitiativen ja auch erst aktiv, wenn Abrisse historischer Gebäude oder andere negative Entscheidungen unmittelbar bevor stehen. Jahre lang hat man sich auch nicht um ein verfallendes historisches Gebäude sonderlich geschert (konnte es auch nicht, aufgrund der Eigentumsverhältnisse und der eigenen beschränkten finanziellen Ressourcen). Aber, wenn der Anmarsch der Abrissbagger in der Zeitung steht, werden sie aktiv. Da ist dann der Drops meist schon gelutscht. Leider.

  • Ich denke, dass hier in der Vergangenheit die zentralen Fehler liegen. Man hätte sich viel früher darauf verständigen müssen, was man von der DDR-Architektur als erhaltenswert empfunden hätte und was nicht.
    Ein riesiges Problem dabei ist, dass sich Bauprojekte in Deutschland teils ewig hinziehen. Die Planungen zur historischen Mitte wie auch anderer zentraler Projekte in Potsdam stammen im Kern aus den 90-er Jahren.
    Nach dem Ende der DDR war es sehr verständlich, dass man damals möglichst schnell alles besser machen wollte und wie es bei Revolutionen so ist, eigentlich will man dann von allem, was an früher erinnert, nichts mehr sehen und hören. Ich kann diese Haltung voll verstehen. Man muss dabei auch anmerken, dass diese Entscheidungen zigfach demokratisch bestätigt wurden, egal ob es um den Alten Markt, die Garnisonkirche etc. geht.
    Nur muss man auch sehen, dass man nun im Jahr 2018 ist, ja, das sind teils fast 30 Jahre nach den Beschlüssen. Und hier liegt ein riesiges Problem, weil sich natürlich Geschmäcker, Wertschätzungen etc. mit der Zeit ändern. Schaut mal nach Leipzig. Noch in den 80-ern wollte man am liebsten alles abreißen. Heute lacht sich jeder Eigentümer ins Fäustchen, wenn er eine Gründerzeitimmobilie hat, weil sie weg gehen wie warme Semmeln.
    Das Problem in Potsdam sind doch nicht die getroffenen Entscheidungen gegen FH, Rechenzentrum, Minsk etc. Es ist doch vielmehr die Tatsache, dass Planungen und Konzepte nicht zeitnah umgesetzt wurden, sondern dass man nach fast 30 Jahren nun endlich mit dem Abriss der FH beginnt. Das ist von der Entscheidung bis zur Umsetzung fast eine Generation. Ich finde hier müsste man viel schneller werden, weil es auch gerade diese immensem Zeitspannen sind, die letztlich Unmut schüren.

    APH - am Puls der Zeit

  • Die Frage und Bewertung welche und wieviele Bauten aus DDR Zeiten in der Stadtmitte erhalten werden sollten/müssen,ist nicht so einfach.Dazu gibt es sehr viele unterschiedliche Auffassungen.
    Die Planungen und Beschlüsse von 1990 waren und sind es bis heute,eine behutsame Annäherung an den historischen Stadtgrundriss.
    Ist es daher überhaupt möglich oder auch sinnvoll DDR Bauten in diese Planungen zu integrieren?
    Die Meinungen und Ansichten zum Umgang von DDR Bauten,sind sehr unterschiedlich bis gegensätzlich.
    Die einen fordern den flächendeckenden Erhalt aller DDR Gebäude mit neuer Nutzung in der Mitte (Neudenker,Linke)andere wiederum nur den punktuellen Erhalt einzelner Gebäude(Minsk,Mercure).
    Also da auf einen Nenner zu kommen ist nicht so leicht die neu zu bauenden Gebäude (teilweise hist. Rekos)mit den vorhandenen DDR Bauten in der Stadtmitte städtebaulich harmonisch miteinander zu verbinden.Welcher ist nun der beste Weg um eine neue architektonisch attraktive Potsdamer Mitte zu schaffen?? ?(

  • Das Problem ist ja, dass diese Fragen in den 90-er Jahren alle entschieden wurden. Man hat ja bewusste gesagt, dass Rechenzentrum, FH, Minsk, Staudenhof, Otto-Theater etc. in der Potsdammer Mitte keine Rolle mehr spielen sollen. Nur muss man ja festhalten, dass seitdem ja kaum etwas passiert ist. Bis auf das Otto-Theater, was relativ schnell verschwand, tat sich in Potsdams Mitte über 15 Jahre so gut wie nichts. So hatte man zwar Beschlüsse gefasst, die meiner Meinung nach richtig sind, aber es gab null Aktivität.
    Und da ist es dann eben schon problematisch, wenn man Konzepte dann 30 Jahre nach dem Beschluss umsetzen muss, weil sich vor Ort eben Dinge verändert haben. Und daran muss man dringend was ändern, weil man zwar eine demokratische Legitimation hat, diese aber derart lange herausgezögert wurde, dass es in Teilen dann doch sehr unbefriedigend ist.
    Man hätte hier eben viel zügiger umsetzen müssen. Warum waren nicht früher Ersatzbauten für die FH da. Warum ist das Rechenzentrum nicht ausgezogen, obwohl es nicht mal mehr einen gültigen Mietvertrag gab?
    Gleiches jetzt wieder. Man will ein Künstlerhaus aber auch hier wird alles wieder auf die lange Bank geschoben, bis dann 2023 ist und dann ist das Geheule wieder groß.
    Nein. Man müsste viel effizienter Planen und am Ende auch beschlossenes offensiv und selbstbewusst nach außen vertreten. Und gerade da läuft besonders in Potsdam etwas gründlich schief.

    APH - am Puls der Zeit

  • Die Diskussion um den Erhalt des ehemaligen Terrassenrestaurant "Minsk" geht weiter. Ex-Bauausschusschef Christian Seidel stellt sich gegen die SPD-Linie und plädiert für den Erhalt des alten DDR-Baus. Auch Landeskonservator Thomas Drachenberg und Architekt Günther Vandenhertz sind gegen den Abriss des Minsk.

    http://www.pnn.de/potsdam/1280400/
    (Quelle: Potsdamer Neuste Nachrichten, 02.05.2018)

  • Drachenberg macht sich einen schlanken Fuß: er hat 2011 die Unterschutzstellung des Minsk abgelehnt. Der Verweis auf nicht mehr vorhandenen Innenausstattung ist doch absurd - das betrifft doch viele Denkmale.

    Seidel kann ich verstehen. Wie der ehem. Stadtkonservator Kalesse plädiert er für einen Erhalt. Der Brauhausberg ist in seiner architektonischcen Triviali- und Infantilisierung allerdings auch mit einem Erhalt nicht mehr zu retten.

  • Wenn der Stadt durch den Erhalt des Minsk starke Finanzielle Verluste entstehen, muss es natürlich abgerissen werden.Es sei denn,die jetzt lauthals nach vorn preschende Minskerhalterallianz hat ein finanzielles Konzept das die Stadt mit dem Erhalt des Minsk nicht belastet.
    Schließlich geht es hier am Ende um eine Menge Geld.

  • "Finanzielle Verluste" sind nicht zu erwarten. Ggf. ist mit Mindereinnahmen zu rechnen.

    Momentan wird immer das Angebot eines anonymen Investors zitiert, das angeblich bei 27 Millionen Euro liegt - aber nur wenn die Stadt Schwimmhalle und Minsk auf eigene Kosten abreisst. Ob das auch für den unter dem Minsk liegenden DDR-Promibunker liegt war nicht in Erfahrung zu bringen.

    Die Nächstplatzierten bieten ab 18 Mio. Euro abwärts. Ob mit ohne ohne Abriss - in den Lokalmedien nicht herauszubekommen.

    Mr. 27-Millionen ist angeblich dem Rathaus bekannt. Angeblich ein Osteuropäuer, sagt die Gerüchteküche. Ob der seriös ist und nachher wirklich zahlt - who knows. Momentan macht es den Eindruck als sei dieser Bieter nur die Brechstange gegen das Minsk.

  • "Finanzielle Verluste" sind nicht zu erwarten. Ggf. ist mit Mindereinnahmen zu rechnen.

    Genau! Manchmal tut die Stadt so, als wenn die 27 Millionen schon auf dem Tisch liegen und bei Erhalt des Minsk davon was weggenommen wird. Dabei ist das Geld so unwirklich wie ein noch nicht gewonnener Lotto-Jackpot...

  • Man kann nur hoffen das die jetzige Diskussion um das marode Minsk nicht noch die Dimensionen wie bei der FH annehmen.
    Ich denke ein sehr großer Teil der Potsdamer Bürger(zumeist Zugezogene bzw.neue Generation)wussten gar nicht mal bis jetzt um was für ein Gebäude hier so viel Gewese gemacht wird.
    Diese andauernden Forderungen nach Erhalt von DDR Bauten verlieren allmählich an Ernsthaftigkeit.
    Denn diese Erhaltungsforderungen werden ja noch Zukünftig weitergehen da ist ja noch das RZ Staudenhof und und....gibt. Dafür werden die Mitteneudenker und Linke schon sorgen.......Langsam ziemlich Nervig alles. :sad:
    Und übrigens,wenn das Minsk tatsächlich abgerissen werden sollte,meine Güte,dann geht für Potsdam die Welt auch nicht gleich unter. :)

  • Von all den Bauten, die die neudenker so gerne erhalten wollen, kann ich mich mit dem Minsk noch am ehesten anfreunden. Es hat ansatzweise künstlerischen Anspruch, steht nicht im Weg, und wenn man es erhält, kann keiner sagen, dass ALLE DDR-Bauten abgeräumt werden...