• Ist natürlich eine Mega-Nachricht für Magdeburg, das muss man so sagen. 80 Billionen Dollar sind mehr als 10x mehr als das, was Tesla in Grünheide investiert. Und die COVID-Krise mit ihrer Lieferkettendisruption und die aktuelle Situation in Osteuropa haben gezeigt, dass Europa strategisch auf eigenen Füßen stehen muss und so unabhängig wie möglich werden muss von den anderen, uns zunehmend feindlich gesinnten globalen Akteuren.

    Wenn das so kommt, wäre es die größte Investition an einem Standort in der Nachvereinigungsgeschichte Deutschlands. Insgesamt schön, dass viele ostdeutsche Standorte von der letzten Investitionsrunde profitieren. Die Lage ist natürlich ideal an der A2. Das wird dem darbenden Sachsen-Anhalt, das wie kaum ein anderes ostdeutsches Bundesland vom Strukturwandel getroffen wurde, massiv helfen, auch weil an solchen Investments natürlich immer noch ganz viele Folgeinvestitionen dranhängen. Genau wie in Grünheide/Berlin, wo sich jetzt Zulieferer ansiedeln und ein kleiner Gründungsboom von Startups um das Thema Elektromobilität eingesetzt hat mit unabsehbaren Folgen im Hinblick auf weitere Investitionen, so wird auch diese Fabrik nicht im luftleeren Raum bleiben, sondern massiv zusätzliches privates Engagement nach sich ziehen. Es soll anscheinend eine Art Campusstadt westlich von Magdeburg entstehen.

    Architektonisch sollten wir besser nichts erwarten, aber es ist schön, wenn sich diese Standorte mal gegen die alten westdeutschen Platzhirsche durchsetzen. Seltsam ist allenfalls, dass Dresden mit seinem "Silicon Saxony" nicht das Rennen gemacht hat, denn dort gibt es ja bereits einige Fabriken und eine entsprechende "Clusterbildung".

  • Seltsam ist allenfalls, dass Dresden mit seinem "Silicon Saxony" nicht das Rennen gemacht hat, denn dort gibt es ja bereits einige Fabriken und eine entsprechende "Clusterbildung".

    Könnte es sein, dass die Nähe zu Wolfsburg (Ingenieure) und Berlin (IT-Fachleute) hier eine Rolle spielt? Ich kenne jetzt den Fachkräftemarkt in Dresden nicht, aber wenn die Platzhirsche schon alles abgegrast haben, dann macht es die Ansiedlung einer solchen Grossfabrik nicht leicht. Als jemand, der selbst in der Industrie tätig ist, freut mich die Nachricht ganz besonders, auch für Magdeburg.

    Wo die Sonne der Kultur niedrig steht, werfen selbst Zwerge lange Schatten
    Karl Kraus (1874-1936)

  • Ja, das klingt logisch. Im Prinzip ist Magdeburg fast in Pendeldistanz vom westlichen Großraum Berlin mittlerweile und auch aus Braunschweig, wo ebenfalls überraschend viel High Tech sitzt und eine sehr technisch/ingenieurig ausgerichtete Uni, ist nahe dran, mit dem Zug aus Potsdam eine Stunde, aus Braunschweig eine Dreiviertelstunde. Könnte also eine kleine Kette von High Tech-Arbeitgebern entlang der A2 von Hannover nach Berlin entstehen.

  • Das ist viel zu weit, wer will heute noch eine Stunde einfach zum Job pendeln (trotz Home Office). Ich halte den Standort für nicht optimal.

    Östlich von Berlin wäre meine Wahl gewesen, Damit können meine hochqualifizierten in Berlin wohnen und die Arbeiter aus Polen kommen.

    Mal abgesehen davon, dass die EU Steuergelder an Unternehmen aus Drittländern verschenkt, anstatt sich strategisch im Rahmen eines mehrjährigen Planes mit den europäischen Produzenten hinsetzt und die eigene Industrie fördert.

  • Mal abgesehen davon, dass die EU Steuergelder an Unternehmen aus Drittländern verschenkt, anstatt sich strategisch im Rahmen eines mehrjährigen Planes mit den europäischen Produzenten hinsetzt und die eigene Industrie fördert.

    Sehe ich genauso. Schaut Euch nur mal an, was aus der ,,australischen" Autoindustrie wurde. Oder auch die eine Chip Fabrik, die in Schottland entstanden ist, sollte Warnung sein. Gerade wir in Deutschland haben keine besonders guten Erfahrungen gemacht mit Unternehmen aus dem Ausland, die wir mit Fördermillionen z.B. nach Bochum gelockt haben.

  • Du meinst Opel?

    Opel hatte eine riesige Chance sich als E Auto Hersteller zu positionieren. Klar wäre ein Risiko gewesen, aber zu verlieren hat Opel sowieso nichts mehr.

    Das Know-how der Produktion ist vorhanden. Frank Asbeck hat das 2008 schon gesehen und diese Idee hätte doch weiter verfolgt werden müssen.

    Aber diese Zeitfenster ist geschlossen. Vielleicht jetzt gleich auf Wasserstoff gehen.

  • Sind wir jetzt ein Wirtschaftsforum?

    Unser Heimatsender berichtete am 23. Februar noch zurückhaltend. Offiziell wird der Standort für die Intel-Fabrik erst nächste Woche bekanntgegeben. Auch die Frage, in welchem Gewerbegebiet die Ansiedlung (wenn sie denn nach Magdeburg kommt) erfolgen soll - in der Landeshauptstadt oder doch eher im Landkreis Börde? - ist noch nicht offiziell geklärt.

    mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/magdeburg/magdeburg/intel-chip-fabrik-102

    mdr.de/nachrichten/sachsen-anhalt/magdeburg/magdeburg/intel-chip-fabrik-jobs-100

    Zu unserem eigentlichen Thema: Eine solche Ansiedlung bedeutet zunächst einmal, dass architektonisch uninteressante Gewerbebauten entstehen. Über Bauprojekte außerhalb des Gewerbegebiets oder Sanierungen von Altbauten können wir dann sprechen, wenn es Konkretes dazu gibt.

    Aber falls ihr Spaß daran habt, noch weiter über Wirtschaftspolitik und Standortfragen zu fachsimpeln, könnt ihr das gerne tun. Im Gegensatz zu einigen Foristen, die gleich die Sperrung ihnen nicht genehmer Threads verlangen, werde ich mich nur einfach nicht an der Diskussion beteiligen.

  • Rainer Zufall Ich meinte -neben anderen, von denen Du einen nennst- zuvorderst auch Nokia, die exakt solange blieben, wie Subventionen flossen, Gewinne einstrichen und dann zusperrten. Immerhin wurden sie mehr oder weniger dazu gedrängt einen Teil zurück zu zahlen, weil sie gegen Auflagen verstoßen hatten.

  • Du meinst Opel?

    Opel hatte eine riesige Chance sich als E Auto Hersteller zu positionieren. Klar wäre ein Risiko gewesen, aber zu verlieren hat Opel sowieso nichts mehr.

    Opel hat seit 10 Jahren E-Autos im Programm, derzeit 5 Elektroautos in verschiedenen Klassen, Tendenz steigend. Was sollen sie Ihrer Meinung nach falsch gemacht haben?

    Das Problem in Bochum war eher, dass der Betriebsrat zu hoch gepokert hat und die Bedingungen - im Gegensatz zu allen anderen Werken - nicht akzeptiert hat. Alle anderen Werke gibt es noch.

    Grundsätzlich sehe ich die Art der EU-Industrieförderung aber auch kritisch, zu wenig Strategie, zu viel Ideologie.

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    Karl Kraus (1874-1936)

  • Intel kommt also nach Magdeburg. :)

    Klar ist das keine "unmittelbare Stadtbild-Meldung". Aber für Sachsen-Anhalt und die Landeshauptstadt schon eine bemerkenswerte Entwicklung. Der sicher zu diversen Sanierungen und Neubauten im ganzen Stadtgebiet führen wird, mittel- und unmittelbar. So viele hochqualifizierte Tech-Arbeitsplätze machen schon etwas mit einer Stadtregion bzw. Regiopole.

    Zitat

    "Die Dimensionen sind enorm. Für 17 Milliarden Euro sollen zwei sogenannte Megafabriken in Sachsen-Anhalts Hauptstadt Magdeburg entstehen. Das ist mehr Geld, als im gesamten Landeshaushalt des ostdeutschen Bundeslands steckt. Und weit mehr als das, was Tesla gerade in Brandenburg investiert.

    Das in Deutschland beispiellose Projekt, das der Chipkonzern Intel heute vorstellte, ist Kern eines zunächst 30 Milliarden Euro, langfristig sogar 80 Milliarden Euro schweren Investmentplans. Damit will der US-Hersteller eine eigene europäische Chip-Produktion aufbauen."

    (...) Laut Intel-Chef Pat Gelsinger sollen allein 7000 Jobs beim Bau der beiden Fabriken entstehen, 3000 dann in der Produktion selbst. Plus "Zehntausende" weitere Arbeitsplätze in Zulieferbetrieben. Damit wäre Intel auf einen Schlag der größte Industrie-Arbeitgeber in Sachsen-Anhalt.

  • Die öffentliche Förderung beträgt etwa 40% der Investitionssumme, beantragt waren 8 Mrd. Euro, die offensichtlich nun auch fließen werden. Bin ja mal gespannt, ob sich das auszahlt, oder es so läuft wie der Fiebertraum des britischen Chipindustrieintermezzos in North Tyneside, übrigens damals noch mit Siemens.

    Worauf sich Magdeburg und das Stadtgefüge aber bereits auf jeden Fall einstellen kann ist Verkehr, sehr viel Verkehr:

  • Auf dem Magdeburger Westfriedhof wird der 1929/30 erbaute Pavillon im Stil des Neuen Bauens saniert.


    Das passiert mit dem Bauhaus-Pavillon auf dem Westfriedhof (Bezahlschranke)


    1024px-Pavillon_Westfriedhof_Magdeburg.jpg

    Pavillon Westfriedhof Magdeburg

    Olaf Meister, CC BY-SA 4.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0>, via Wikimedia Commons

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • lm Zeitungsartikel steht weiter, dass Dach, Keller und Fenster bereits in der Vergangenheit saniert wurden. Jetzt wären die Wände dran und das Innere und die Holzfensterrahmen aus 2001 erhalten den ursprünglichen, beigefarbenen Anstrich.

  • Auch ohne Intel geht es in Magdeburg voran.

    Der Bahnsteigpersonentunnel nimmt Gestalt an und strahlt durch farbige maigrüne Glasflächen eine sehr freundliche Atmoshäre aus.

    Zudem ist der Bahnhof Magdeburg-Neustadt jetzt um einen Edelstein reicher. Das gegenüberliegende Eckhaus wurde mustergültig saniert. Ein völlig ungewohnter Anblick.

  • "Goldstein", könntest Du vielleicht Links oder Fotos zu den von Dir angesprochenen Objekten posten? Niemand, der sich nicht sehr gut mit der Magdeburger Bausituation auskennt, kann sich nämlich auch nur die geringste Vorstellung zu dem machen, über das Du da schreibst.