• Das sehe ich ganz genauso. Das Problem des Marktes ist nicht seine Gestaltung, sondern dass er weitegehend isoliert daliegt. Es fehlt eine Stadt drum herum, die Menschen überhaupt auf den Markt führen könnte.

  • Das sehe ich ganz genauso. Das Problem des Marktes ist nicht seine Gestaltung, sondern dass er weitegehend isoliert daliegt. Es fehlt eine Stadt drum herum, die Menschen überhaupt auf den Markt führen könnte.

    Das ist der richtige Gedankengang. Ich hatte gestern auf unserer Facebookseite einen Stadtplan von 1829 gepostet. Damals liefen 11 Geschäftsstraßen auf den zentralen Markt zu, zudem fuhren mehrere Straßenbahnlinien über den Markt. Er war also mitten im Zentrum angebunden. Heute führen noch 6 Straßen auf den Markt, wovon 2 in einem hässlichen Hinterhof enden (siehe Foto links oben). Der Markt ist daher quasi isoliert und genießt längst nicht mehr die zentrale Stellung wie vor 1945. Zum Shoppen geht man heute ins Allee-Center.

  • Priorität müsste die Bebauung umgebender Freiflächen haben. Nördlich und südlich des Rathauses, links und rechts der Johanniskirche. Warum die Jakobstraße zwischen Rathaus und Johanniskirche immer noch magistralenartig mit begrüntem Mittelstreifen daher kommen muss, erschließt sich mir nicht. Das Schleinufer sollte da als leistungsstarke Nord-Süd-Verbindung ausreichen. Die Platte an der Julius-Bremer-Straße muss weg (weiß nicht genau was da drinn ist). Dann könnte man sich an die Wiederherstellung des Bereichs Katzensprung/Buttergasse machen. Ich fürchte aber, die in Magdeburg grassierende Liebe zur nutzlosen Freifläche wird da wenig Änderungswille entstehen lassen. Leider haben sich ja auch die 90er in Magdeburg mit wenig Ruhm bekleckert und haben neue Großkörper wie das Allee-Center hingeklotzt. Sicher auch ein Versagen der Stadtführung von damals.

  • Das war definitiv ein Versagen der Stadtplanung zur damaligen Zeit. Man hat sich richtigerweise dazu durchgerungen, den Plattenbau zwischen Alter Markt und Breiter Weg abzureißen. Ersetzt hat man ihn aber durch das furchtbare Marietta-Quartier (Foto links oben). Dazu hatte man bereits vorher das Sparkassen-Gebäude errichtet (Foto links unten). Beide Gebäude sind 1.) in einer schrecklichen Architektur ausgeführt und 2.) zur Buttergasse und Schwertfegergasse hin tot (siehe rechts oben). Das war einer der größten Fehler der 1990er Jahre.

    Ich gebe dir Recht. Zumindest die Fläche links vom Rathaus muss wieder bebaut werden. Alleine schon, um eine vernünftige Platzkante zur Ostseite zu erschaffen. Die Fläche südlich vom Rathaus wird nur schwer zu bebauen sein, da hier der beliebte Mittelalter-Weihnachtsmarkt und im Sommer Biergarten- und viel Freizeit-Betrieb stattfindet.
    Die Jakobstraße hat noch einen Grünstreifen in der Mitte, weil sie als mögliche Trasse für eine neue Straßenbahnlinie dienen soll. Ich würde aber dafür werben, die Jakobstraße auf eine Spur pro Seite zu verkleinern. Zwei Spuren sind aktuell defintiv überdimensioniert.

  • Einen großen Vorteil haben die vielen Freiflächen und Brachen in Magdeburg ja. Es gibt noch viel Platz zum Wiederherstellen des alten Stadtbildes. Diesen Luxus haben vor allem viele westdeutsche Innenstädte nicht, die komplett mit Schrott zugebaut wurden.

    Allerdings braucht es endlich Leitplanken für die Entwicklung dieser Flächen. Grundlage sollte der vorkriegszeitliche Stadtgrundriss sein. Und es braucht dringend Leitbauten, an denen sich etwaige Neubauten orientieren können. Wenn man immer weiter nur modernistische Klötze baut, wird die Chance für Rekonstruktionen wohl immer kleiner.

    Hier ist also der Ortsverband Magdeburg von Stadtbild Deutschland gefragt. Zusammen mit anderen Bürgergruppen. Und es müssen Leute mit Einfluss in der Stadt ins Boot geholt werden! :)

  • Diesen "Luxus" haben wir und ja, das muss das Ziel sein.
    Das große Problem ist aber, dass wir auf genau diesen Flächen keine Leitbauten hatten. Die großartigen Leitbauten der Stadt standen leider genau dort, wo heute kein Stadtumbau ohne extremen Aufwand mehr möglich ist. Ich würde mich riesig freuen, wenn ich auf alten Bildern neben der Johanniskirche irgendwo eine Goldene Waage oder ein Barberini entdecken würde, die man als Anknüpfungspunkt für ein neues Altstadtquartier verwenden könnte, aber leider nichts in Aussicht. ;)
    Also muss es halt ohne Leitbauten gehen.

  • Mit "Leitbau" meinte ich jedoch nicht zwingend absolut herausragende Einzelbauten der Qualität eines Palais Barberini, sondern markante Eckbauten z.B., die einem Block/Quartier der Altstadt das "Gesicht" geben. Es wäre wohl sinnvoll, eine Art Katalog anzulegen, welche Bauten in einem Kernbereich standen und welche davon für eine (angelehnte) Rekonstruktion in Frage kommen.

    Wobei, so ein Barberini als Hommage in der Magdeburger Altstadt... Einfach mal bei Plattner anklopfen! :thumbup:

  • Tja, Magdeburg ist eine Stadt mit einer wirklich tragischen Geschichte. Und immer wieder erholt sich die Stadt irgendwie doch.
    Ich setze meine Hoffnungen darauf, dass sich das Aufblühen der Stadt, was man seit 2-3 Jahren an allen Ecken spürt, auch mittel- bis langfristig zu einer positiveren Entwicklung des Stadtbildes führen wird. Die billigen Renditebauten, die zur Zeit entstehen, können und dürfen nicht das Ende der Fahnenstange sein. ;)

  • Natürlich muss man sich - insbesondere wenn man seine Stadt liebt - immer wieder Mut zusprechen. Aber schon ein Blick nach Dresden (außerhalb des Neumarkts) genügt, und der Glaube an eine Renaissance der Stadtbaukunst in Deutschland verfliegt recht schnell. Ich denke, wir müssen uns heutzutage schon über punktuelle Verbesserungen freuen. Eine neue Gründerzeit gibt es jedoch nicht.

    In dubio pro reko

  • Im Magdeburger Stadtteil "Alte Neustadt" wird derzeit in der Sieverstorstr. 43 ein Gründerzeitgebäude von 1900 saniert. Auch die Nummern 56 & 57 sollen bald folgen.

    Zitat

    Dabei sah das vor vier Jahren noch ganz anders aus. Als das Nachbarhaus wegen Einsturzgefahr von der Stadt Magdeburg zwangsabgerissen werden musste, fiel auch der halbe Giebel der 43 herunter. Die offene Hauswand wurde notdürftig abgedichtet. Mehr geschah nicht. Doch im Herbst 2017 hat Schrobback das seit über einem Jahrzehnt leerstehende Gebäude erworben, weil er an die Zukunft der Sieverstorstraße glaubt, wie er sagt. „In fünf Jahren wird das hier ganz anders aussehen“, ist er sich sicher.


    Marodes Haus in Magdeburg wird saniert

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • Wie ich gerade gelernt habe, steht in Magdeburg eine der imposantesten Brauereianlagen der Welt, die Diamant-Brauerei. Dieses grossartige, burgähnliche Ensemble des Industriezeitalters soll nun für rund 25. Mio € saniert werden und danach Wohnungen und Lofts beherbergen. :applaus:

    Zitat

    Ob ein solcher Erfolg auch im Falle der alten Diamantbrauerei gelingen kann? Rolf Onnen sagt: „Natürlich kann man ein Fabrikgebäude nicht einfach so in ein Wohnhaus umwandeln. Da sind Eingriffe nötig, um es wohnlich zu machen.“ So werden größere Fenster benötigt. Und auch ohne Balkons sei ein modernes Wohnen kaum denkbar, sagt der Projektentwickler. In enger Absprache mit den Denkmalschutzbehörden seien die entsprechenden Überlegungen in die Pläne eingeflossen. Wichtig sei, dass neben dem Gesamteindruck der wilhelminischen Industriefassade auch die Grundstrukturen des Hauses erhalten bleiben.


    Wohnen in Magdeburger Brauerei

    Bilderstrecke zur Brauerei

    In der Altstadt die Macht, im Kneiphof die Pracht, im Löbenicht der Acker, auf dem Sackheim der Racker.

    Hätt' ich Venedigs Macht und Augsburgs Pracht, Nürnberger Witz und Straßburger G'schütz und Ulmer Geld, so wär ich der Reichste in der Welt.

  • Das sind sehr gute Neuigkeiten. Die Anlage ist auch heute noch eine Perle, wenn auch nicht mehr in der Dimension wie vor dem Krieg.

    Vor dem Krieg muss es überaus eindrucksvoll gewesen sein. Neben dem noch größeren Industriegelände gehörten entlang der heutigen Lübecker Straße etliche prächtige Gesellschaftsbauten mit dazu. Darüber hinaus war auf dem Gelände ein Park und ein großer See integriert.
    Auf dem Gelände fuhr außerdem die werkseigene Eisenbahn.

  • Diesen "Luxus" haben wir und ja, das muss das Ziel sein.
    Das große Problem ist aber, dass wir auf genau diesen Flächen keine Leitbauten hatten. Die großartigen Leitbauten der Stadt standen leider genau dort, wo heute kein Stadtumbau ohne extremen Aufwand mehr möglich ist. Ich würde mich riesig freuen, wenn ich auf alten Bildern neben der Johanniskirche irgendwo eine Goldene Waage oder ein Barberini entdecken würde, die man als Anknüpfungspunkt für ein neues Altstadtquartier verwenden könnte, aber leider nichts in Aussicht.
    Also muss es halt ohne Leitbauten gehen.

    Und einige der ehemaligen großartigen Leitbauten dann an anderer Stelle zu errichten wäre keine Option?

  • Ich bin bei nicht-standortgetreuen Rekonstruktionen sehr skeptisch und mit mir selbst absolut noch nicht im Reinen, ob ich das befürworten kann.
    Prinzipiell wäre es durchaus möglich. Die bedeutenden Bauten des Alten Marktes befanden sich vor dem Krieg auf der Südseite (heute denkmalgeschützt). Man könnte sie sozusagen spiegelverkehrt heutzutage auf der Nordseite wiederaufbauen (heutige Bebauung nicht denkmalgeschützt).

  • Die schönste Haltestelle des Landes strahlt wieder:

    "
    ...


    Touristen fotografieren alte Haltestelle

    Während sie weiterarbeiten, halten wieder einige Touristen an, um das Gebäude zu fotografieren. Nicht ohne Grund ist das Wartehaus ein richtiger Publikumsmagnet, denn es ist das älteste Deutschlands. Das Gebäude soll um das Jahr 1901 errichtet worden sein. Ein halbes Jahr zuvor war die Strecke elektrifiziert worden.

    ..."

    https://www.volksstimme.de/lokal/magdebur…rstrahlt-wieder

  • Mal schauen, wie lange sie diesmal von randalierenden Vollidioten verschont bleibt. Da es sich um einen Solitärbau handelt, der verhältnismäßig weit von belebten Siedlungen entfernt liegt, ist diese wunderschöne Haltstelle leider schon Opfer von Vandalismus geworden.