Für Dresden gab's solche Vorschläge auch schon 1946, z. B. diesen von Hanns Hopp:
Bildnachweis: Hanns Hopp: "Neues Dresden" 1946. In: Das Neue Dresden
Bildnachweis: Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, Dresden in: Das Neue Dresden
Für Dresden gab's solche Vorschläge auch schon 1946, z. B. diesen von Hanns Hopp:
Bildnachweis: Hanns Hopp: "Neues Dresden" 1946. In: Das Neue Dresden
Bildnachweis: Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, Dresden in: Das Neue Dresden
Ist wohl verständlicher nach der Kriegszerstörung als in Paris.
Übrigens ist dieser Stadtteil tatsächlich sehr modernistisch wiederaufgebaut worden, wenngleich sicherlich origineller.
Lesenswert:
https://www.welt.de/geschichte/art…rte-Hitler.html?
Ein erstaunliches Zeitdokument über die gescheiterte »Cité Radieuse« in Marseille von 1956 ist mir hier untergekommen. Noch vor Errichtung des Berliner Hanseviertels, das nach diesem Muster geplant wurde. Le Corbusiers Bauten wurden ja von Beginn als angeblich so "sozialverträgliche", "populäre" und "günstige" Vorbildprojekte gepriesen. Dabei ist schon in den 50ern das glatte Gegenteil der Fall. Soziale Unwucht, unbeliebt, teuer. Der womöglich größte Schwindel der Architektur und Stadtplanung des 20. Jahrhunderts!
Aber lest selbst:
Die Prüfer des französischen Rechnungshofes hatten die Rentabilität des riesigen ultramodernen Wohnblocks »Cité Radieuse« (Strahlende Stadt) untersucht, den Le Corbusier im Auftrage der französischen Regierung von 1947 bis 1952 in Marseille errichtete. Damals hatte Le Corbusier das revolutionäre Bauwerk, das wie ein überdimensionierter Pfahlbau auf riesigen Betonpfeilern ruht, überschwenglich gefeiert: »Die Cité Radieuse ist nicht irgendein Wohnhaus, sondern das architektonische Ereignis unserer Zeit.«
Die Prüfer des Rechnungshofes aber analysierten die Bau- und Unterhaltungskosten mit skeptischer Nüchternheit und fällten dann ein vernichtendes Urteil über den Wohnpalast des 68jährigen »Erneuerers der Baukunst des 20. Jahrhunderts«. Die »vertikale Wohnstadt«, sagten die Beamten, sei ein unrentables, kostenschlingendes Bauwerk, in dem niemand wohnen wolle. Diese Erkenntnis ist auch für die Berliner Baubehörde interessant, denn Le Corbusier soll demnächst - 1957 - im Hansa-Viertel der ehemaligen Reichshauptstadt ein 15stöckiges Wohnhochhaus nach dem Muster der »Cité Radieuse« errichten.
Auf Seite 52 des Rechnungshof-Berichts wird Le Corbusiers Marseiller Bau mit einer eindrucksvoll passiven Bilanz abgekanzelt. (...)
Der Rechnungshof beziffert in seinem Bericht die Gesamtbaukosten des mit Krediten des Aufbauministeriums und der Stadt Marseille errichteten Baues auf 2800 Millionen Francs (33,6 Millionen Mark). Als Verkaufspreis der Wohneinheiten - die »Mieter« müssen die Wohnungen kaufen - nannte der ehemalige Aufbauminister Claudius-Petit die Summe von 5,25 Millionen Francs.
Nun kann an für 5,25 Millionen Francs (63 000 Mark) selbst im teuren Paris eine moderne Drei-Zimmer-Wohnung mit allen gängigen Einrichtungen kaufen, ohne in einem Wohnturm leben zu müssen. Auch der Rechnungshof fand, der Preis für Le Corbusiers Wohneinheiten gehe »über jedes Maß hinaus«, und auch die Gesamtbaukosten des Hauses seien »ungerechtfertigt« hoch.
Noch 1951 war der Baupreis pro Wohneinheit mit 3,5 Millionen Francs (42 000 Mark) angegeben worden. Darüber wo die zusätzlichen 1,75 Millionen Francs (21 000 Mark) je 98 Quadratmeter Wohnraum hingebaut worden sind, kann die Verwaltung keine Auskunft geben. Die Differenz läßt sich weder mit Preiserhöhungen noch mit' den Ausgaben für, die Vervollkommnungen erklären, die später in das Haus eingebaut wurden.
Die Wohneinheiten sind nach Ansicht des Rechnungshofes den Preis »nicht wert«. Die Küchen und die Duschnischen seien zu klein, monierten die Prüfer, die Ventilation funktioniere nicht wie vorgesehen, die Räume seien zu niedrig und die Wände zu dünn.
(...) »Im Februar 1954 waren von den 321 Wohneinheiten nur 115 vergeben, meist in Aufrechnung der von den Käufern erlittenen Kriegssachschäden. Dazu muß noch bemerkt werden, daß in einigen Fällen mehrere Wohnungen an einen Käufer gegeben wurden; in einem Fall sieben, in einem anderen elf.« Es wurden also in den beiden Jahren nach der Fertigstellung des Hauses nur rund 90 Familien untergebracht.
Um das noch immer fast leere Haus endlich zu bevölkern, übergaben die Behörden schließlich 199 Wohneinheiten an Beamte und Angestellte des öffentlichen Dienstes. Sie statteten die Interessenten sogar noch mit zinsfreien Krediten der Verwaltungskasse aus, damit sie den Kaufpreis bezahlen konnten. Abgesehen von dem Zinsverlust, den die Hergabe der Darlehen verursacht, verschlang der Unterhalt der »Cité Radieuse« in den ersten 16 Monaten nach der Fertigstellung 29,981 Millionen Francs (360 000 Mark) - die Personalkosten der Hausverwaltung nicht eingerechnet. Die Einnahmen betrugen dagegen nur 11,374 Millionen Francs (136 000 Mark).
Für die Läden der »perfekten Wohnmaschine« fanden sich überhaupt keine Interessenten. »Im Oktober 1955 wurde das Verkaufsangebot zurückgezogen, nachdem in drei Jahren nicht ein einziger Geschäftsraum vergeben werden konnte«, berichten die Prüfer des Rechnungshofes.
(...) Aber gerade vor einer serienmäßigen Herstellung Corbusierscher Hochhäuser warnte der Rechnungshof in seinem Bericht. »Das Beispiel Le Corbusiers hat zu einer ganzen Serie von Fehlinvestitionen in Großbauten geführt«, attestierten die Prüfer.
Vollständig: https://www.spiegel.de/politik/die-bi…00-000043061990