Stuttgart - das Gerber

  • Das Quartier S wird niedrigere Portale bekommen und an der Tübinger Straße so zurückgenommen werden, dass ein kleiner Vorplatz entsteht. Stadträte und Stadtverwaltung sind zufrieden mit dem Kompromiss - nun sollen auch die Bezirksbeiräte ihren Frieden damit machen.
    Fast zehn Monate sind ins Land gegangen, seit zum letzten Mal eine Ansicht der künftigen Fassade an der Ecke Tübinger Straße/Paulinenstraße veröffentlicht wurde. Jetzt gibt es eine neue Darstellung. Darauf ist der Portalbereich eine Etage (3,20 Meter) niedriger als zuvor und weist abgerundete Bauelemente auf. Zudem wurde der Eingangsbereich um 2,80 Meter zurückgesetzt, so dass an der Tübinger Straße ein Vorplatz entsteht.

    Quelle: http://www.stuttgarter-nachrichten.de/stn/page/22791…quartier-s.html


    Illustration: EPA und Bernd Albers


    Zum Vergleich der ursprüngliche Entwurf:


    Illustration: EPA und Bernd Albers

    Meiner Meinung nach eine deutliche Verbesserung und eine Aufwertung des Quartiers.

    In dubio pro reko

    Der größte Feind der Ideologie ist die Realität

  • Oh ja, das sieht gut aus. Erstaunlich historisierend, hätte ich in S nicht erwartet. Das geht ja schon in Richtung Neohistorismus. :)

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Danke, Dirk! Ein wunderschoenes Beispiel, wie durch staedtische Behoerden erzwungene (?) Ueberarbeitung von Plaenen einem Projekt zugute kommen kann. Es geht also doch!

  • Das schreit aber nach zwei Kuppeltürmchen! Wäre noch besser. :) So mit Fähnchenstangen drauf... :peinlich: Der Aufbau sieht aber scheusslich aus. Das wird, wenn es fertig steht, furchtbar wirken. Da hätte man die unteren Etagenfassade konsequent bis unter die Türmchendächer forrtführen müssen (zumindest eben bei den deutlich auffälligen runden Gebäudeteilen). ;)

    Verzeit meine fehlenden Fachausdrücke, ich vergesse sowas schnell. Aber ich glaube, was gemeint ist, wird verstanden. :D

  • Bei dem ganzen belanglosen 0815-Kram, der derzeit in der Schwabenmetropole entsteht, hätte ich so eine gelungene Überarbeitung nicht erwarrtet.

    Ein Schritt in die richtige Richtung - wie man sieht können Architekten durchaus kreativ sein, wenn sie es nur wollen, anstatt immer nur den gleichen Einheitsbrei (macht halt weniger Arbeit, wenn man bereits in München oder Berlin umgesetzte Pläne für Stuttgart leicht abwandelt...) nachzubauen!

  • Hier wieder einige Fotos von gestern zum Gerber-Projekt (und dessen weiterer Umgebung bis hin zum Marienplatz), das jetzt schon langsam aus dem Boden herauswächst.

  • Hier wieder einige Fotos von gestern zum Gerber-Projekt (und dessen weiterer Umgebung bis hin zum Marienplatz), das jetzt schon langsam aus dem Boden herauswächst.


    Die 1879 eingeweihte und nach dem Krieg wiederaufgebaute Auferstehungskirche (noch auf Deinem Bild 22 zu sehen) wurde wohl die Tage wg. dem Gerber-Bauprojekt dem Erdboden gleich gemacht. Bilder und Artikel dazu gibt es in den Stuttgarter Nachrichten, "Abriss der Auferstehungskirche. Gegen die Sprachlosigkiet", 22.03.13, Roland Ostertag: http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.roland-…493df3ca58.html

    Der Abriss war wohl nicht unbedingt notwendig, wenn man das sonstige Bauvolumen sieht und selbst auf der Projektseite des Gerbers gibt es eine Animation, auf der die Kirche eigentlich erhalten geblieben wäre http://www.das-gerber.de/bauprojekt/architektur/aufbau.html

    Edited once, last by Wikos (March 22, 2013 at 3:19 PM).

  • Quote

    Langsam aber stetig wächst auf der Großbaustelle im Gerberviertel der Neubau. Unsere Fotostrecke zeigt, wie sich die Baustelle in Stuttgart-Mitte in den vergangenen Wochen verändert hat. Klicken Sie sich durch die Bildergalerie.


    http://www.stuttgarter-zeitung.de/gallery.stuttg…0d9d2aa042.html

    Ich entdecke doch glatt Rundbögen eye:) Und das bei einem modernen Neubau!

    In dubio pro reko

    Der größte Feind der Ideologie ist die Realität

  • Aktueller Baufortschritt beim Gerber:

    Und so wird es aussehen:


    Eingang Tübinger Straße


    Ecke Paulinenstraße


    Eingang Marienstraße

    Ich freue mich auf die Fertigstellung, endlich mal wieder gute Architektur in Stuttgart. :smile:

    In dubio pro reko

    Der größte Feind der Ideologie ist die Realität

  • Ich finde auch, daß dies eine ganz deutliche Aufwertung dieser eher schmuddeligen Ecke ist - wenn das Wetter mitspielt, mache ich nächste Wochen wieder neue Aufnahmen.


  • Ecke Marien-/ Paulinenstraße


    Ecke Paulinen-/ Tübinger Straße


    Ecke Sophien- / Marienstraße


    Sophienstraße


    Sophienstraße


    Mit angrenzender Bebauung/ Sophienstraße


    Einblick Innenhof/ehemaliger Standort Auferstehungskirche/ Sophienstraße


    Fassadensicherung Eckgebäude Tübinger/ Sophienstraße

  • Dankeschön für die Bilder. Das Gerber ist eines der wenigen Beispiele, wo ein Neubau tatsächlich aufwertende Wirkung hat. Mit gefällt besonders, daß die Fassade Rundbogenfenster haben wird, selbst solche einfachen aber wirkungsvollen Gestaltungselemente meiden Modernisten ja wie der Teufel das Weihwasser. Ich freu mich auf die Fertigstellung, das Quartier mausert sich.

    In dubio pro reko

    Der größte Feind der Ideologie ist die Realität

  • Danke zeitlos für deine Bilder. Sehe es genauso wie Volker, habe ja auch schon oft darauf hingewiesen, dass ich den Rundbogen immer wieder auch bei halbwegs traditionellen Neubauten vermisse. Wirklich schön, dass dieses Teufelszeug hier verwendet wird :)

  • Hier einige Fotos, die ich gestern vom neu eröffneten Einkaufszentrum in Stuttgart aufgenommen habe (weitere Fotos, die auch das zweite entstehende Einkaufszentrum hinter dem Stuttgarter Bahnhof zeigen (Milaneo), gibt es in meinem Account bei Flickr).

    Hier der Blick von der Tübinger Straße auf das Gerber hinter der Paulinenstraße (die hier als eine Art Brücke ausgeführt ist);

    Die Paulinenbrücke im Vordergrund:

    Einer der drei Eingänge (meines Erachtens ist dies der Haupteingang):

    Der Aufgang zur Paulinenbrücke:

    Von der Paulinenbrücke aus fotografiert:

    Entlang der Tübinger Straße:

    Dort wurde die Fassade eines Altbaus integriert:

    Entlang der Sophienstraße mit Blick auf die Wohngebäude auf dem Dach:

    Hier stand die Auferstehungskirche einer freien Kirchengemeinde (wurde schon hier im Forum erwähnt):

    Und ein Blick in die Einkaufspassage:

    Alles in allem ein überraschend hochwertiges Projekt in einer bemerkenswert tristen Umgebung - siehe dazu auch die Fotos vom Umfeld in meiner Flickr-Galerie.

  • Vielen Dank für die Fotos. Bin gespannt darauf, das demnächst in echt zu erleben. Dem Anschein nach, ist es auf vorbildliche Weise elungen, mit einfachsten gestalterischen Mitteln und ohne die "Moderne" zu verraten, einen Eindruck von Gediegenheit und Noblesse zu erreichen. Mal sehen, ob dieser Anschein sich vor Ort bestätigen wird.

  • Trist finde ich die Umgebung jetzt aber nicht, bietet doch die Tübinger Straße gerade hier noch einen Eindruck von Alt-Stuttgart, mit einigen schönen Wohn- und Geschäftshäusern der Gründerzeit. Und wenn man die Paulinenbrücke unterquert kommt man sofort bei der wundervollen neogotischen Marienkirche heraus. Da gibt es in Stuttgart wahrlich bedeutend schlechtere Ecken.

    In dubio pro reko

    Der größte Feind der Ideologie ist die Realität

  • Wie ich erwartet habe ein eher enttäuschendes Ergebnis.
    Die Architektur ist beliebig, ein bisschen Wertheim am Moritzplatz:
    https://c2.staticflickr.com/6/5257/5461283638_2b065694ef_z.jpg

    ein bisschen Kaufhaus Jonass:
    http://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…822_AMA_fec.jpg.
    Das innere wieder das übliche Mall-Kuddelmuddel.
    Ich habe halt auch mein Problem mit derartigen "Einkaufspalästen". Dieser weiße Elefant wird sich auf jeden Fall bestimmt nicht positiv auf die Struktur des Viertes auswirken.

    Der deutsche Pfad der Tugend ist immer noch der Dienstweg.

  • Also - ich weiß nicht. Es ist mit Sicherheit besser als die Gesamtheit der in den letzten Jahren eilig hochgezogenen Malls, insbesondere jene vermeintlich besonders "hippe", erst kürzlich verbrochene Karstadtfiliale in Essen.
    Doch gerade diese verhältnismäßige Qualität lässt die Mängel stärker hervortreten, denn es scheint mir der Entwurf reichlich unausgegoren. Besonders fällt mir dies bei den ersten drei (entlang der Paulinenbrücke beiden) Etagen auf, die der Gliederung der oberen zu wenig entsprechen, um einen homogenen Gesamteindruck zu erzeugen. Der obere Teil des Haupteingangs hingegen nimmt nicht nur das Konzept des Kaufhauses Jonas auf, sondern verleiht ihm zusätzliche Dynamik, die sich jedoch wegen der Kürze dieses Bausegments schnell wieder relativiert. Besonders an der Ecke Haupteingang - Paulinenbrücke weicht diese an der Ecksituation Fahrt aufnehmenden Dynamik einer additiven und somit etwas beliebigen Plumpheit, was besonders schade ist, da die Partie entlang der Brückenauffahrt meiner Meinung nach besonders elegant gelöst ist. Schade ist auch, dass der Altbau sein Flachdach behält, wo doch ein einfaches, steiles Walmdach auch dem neuen Anbau gutgetan hätte (einem daraus hervorgehenden zu starken Kontrast zur Ecksituation hätte man dann mit einem herausragenden Aufbau, wie entlang der Paulinenbrücke, vorbeugen können, was auch der Symmetrie nicht geschadet hätte). Dies dürfte jedoch, wie auch das meiste, eher dem Investor zuzuschreiben sein als dem Architekten.

    Form is Function.

    "Fürchte nicht, unmodern gescholten zu werden. Veränderungen der alten Bauweise sind nur dann erlaubt, wenn sie eine Verbesserung bedeuten, sonst aber bleibe beim Alten. Denn die Wahrheit, und sei sie hunderte von Jahren alt, hat mit uns mehr Zusammenhang als die Lüge, die neben uns schreitet."

    Adolf Loos (Ja, genau der.)