War das wirklich so? Ja man hatte gewisse Tabus aber dieses hysterische in Bezug auf die eigene Geschichte kam doch erst nach '90 oder? In den 80er wurde auch in Hildesheim, Frankfurt äußerst ikonische und bedeutende Bauten rekonstruiert ...
Da hast du schon recht. Und das Hysterische in Bezug auf die deutsche Geschichte hat mE nach 2000 und jetzt in den letzten Jahren noch mal an Dynamik zugelegt..
1983/84 produzierte das DDR-Fernsehen den sechsteiligen Fernsehfilm: "Sachsens Glanz und Preußens Gloria" (Erstaustrahlung: Dezember 1985) Darin wurde die Geschichte dieser beiden herausragenden deutschen Staaten und deren Verhältnis zueinander in der Zeit von 1697 bis 1763 thematisiert. Ohne ideologische Aufladung - wohlwollend, ja mit Verständnis und zum Teil auch Sympathie für die Hauptakteure jener Zeit - wurde ein faszinierendes historisches Bild gezeichnet.
Die ARD strahlte vier Teile davon 1987 aus, welche ich als Heranwachsender mit Begeisterung sah. Bis dahin hatte ich in Schule (Bayern) und westdeutschen Medien im Grunde genommen nichts über Sachsen erfahren und das wenige, was über Preußen vermittelt wurde, war beinahe durchweg negativ.
Am 13. Februar 1985, dem Wiedereröffnungstag der Semperoper, stellte der damalige Staatschef Erich Honecker in Aussicht, dass der Außenbau des Schlosses 1990 wiederhergestellt sein würde.
Meiner Auffassung nach hat dieser DEFA-Mehrteiler gerade in Sachsen und hier allen voran in Dresden die Sehnsucht nach der glanzvollen Vergangenheit noch einmal verstärkt.
Das positive Selbstbild der Sachsen, der Dresdner - in Bezug auf die Geschichte ihres Staates, ihrer Stadt - wurde also in der späten DDR sogar gefördert.
Der Nürnberger Blick auf die eigene Geschichte ist in erster Linie schamerfüllt und dies wird mE auch gefördert.
Interessanterweise ist die Münchner Eigenbetrachtung eine gänzlich andere als die Nürnberger und durchweg positiv und dies obwohl München ja die "Stadt der Bewegung" war.
Es ist also vielschichtiger und doch nicht so einfach - und vor allen Dingen nicht so pauschal - in einen Ost-West-Gegensatz abzubilden.