Die Beletage soll rekonstruiert werden - à la Mannheimer Schloss:
ZitatAlles anzeigenZwei neue Stücke für die Wiedereinrichtung der Beletage.
Staatliche Schlösser und Gärten informieren über Fortgang der Arbeiten
Die Wiedereinrichtung der Bruchsaler Beletage ist eines der ganz großen Projekte der Staatlichen Schlösser und Gärten Baden-Württemberg. Mit den im Frühjahr in einer Pariser Auktion erworbenen Konsoltischen können die Schlösser und Gärten jetzt wieder einen Mosaikstein ergänzen. Für kurze Zeit präsentieren sie die beiden reich geschnitzten Stücke aus der originalen Rokokoausstattung von Schloss Bruchsal der Öffentlichkeit. Als dauerhafte Information für die Besucherinnen und Besucher hat der Bauzaun am Bruchsaler Schloss eine aufwendige Gestaltung bekommen: Er fungiert jetzt als Informationsträger über die historischen Räume der Beletage, ihre Möblierung und die Wiederherstellung.
Schloss Bruchsal hat seine ganz besondere Geschichte: 1945 weitgehend zerstört, ist es in einem beispiellosen Akt der Rekonstruktion wiedererstanden. Der Wiederaufbau begann, ein Zeichen der Hoffnung, bereits im Jahr 1947. Dass Schloss Bruchsal inzwischen beim Gang durch die Festräume ein so einzigartiges Schlosserlebnis vermittelt, ist ein stolzes Ergebnis der aufwendigen Wiederherstellungsarbeiten. „Ein Besuch in Schloss Bruchsal erschließt heute wieder ein authentisches Zeugnis der Geschichte und Kultur des Landes“ sagte Michael Hörrmann, der Geschäftsführer der Staatlichen Schlösser und Gärten, bei einem Präsentationstermin in Bruchsal. Er verwies darauf, dass Bruchsal durch seine Geschichte und seine Ausstattung ein Schloss von besonderer Strahlkraft unter den baden-württembergischen Monumenten sei.
Die fürstbischöfliche Einrichtung von Bruchsal enthielt herausragende Stücke – von einer Qualität, wie sich kaum etwas Vergleichbares findet. Balthasar Neumann, der geniale Architekt, hatte für die Ausstattung des Schlosses unter anderem Künstler aus der Würzburger Residenz vermittelt. Die Erscheinung der heutigen Schlosspräsentation basiert auf den kostbaren Originalen der historischen Ausstattung, die vor der Zerstörung von 1945 gerettet werden konnten. Außerdem ein großes Glück für die Bruchsaler Schlossräume: Bereits aus dem 19. Jahrhundert gibt es ausdrucksstarke Fotografien! Auf diese ganz besondere Quelle stützt sich die Wiedereinrichtung der Beletage – neben den schriftlichen Dokumenten aus den vergangenen Jahrhunderten.
Dass in diesem Frühjahr zwei Konsoltische erworben werden konnten, hat weithin Aufsehen erregt. Kein Wunder, die reich geschnitzten Stücke, im 18. Jahrhundert für Schloss Bruchsal geschaffen, befanden sich seit einigen Jahren in der prominenten Sammlung des Modeschöpfers Yves Saint Laurent. Die spektakulären Neuerwerbungen werden jetzt für kurze Zeit im Bruchsaler Schloss präsentiert, als wesentliches Element im Rahmen der Wiederherstellung der Bruchsaler Beletage. Der Erwerb war kein Zufall, so die Konservatorin Dr. Ulrike Grimm: „Wir konnten die Tische auf den historischen Fotografien aus Schloss Bruchsal identifizieren“. Als dann auch noch auf der Unterseite Inventaraufkleber und ein von anderen Bruchsaler Möbeln bekanntes Zeichen, ein schwarzes „Br“ auftauchten, war die Herkunft aus der Residenz der Fürstbischöfe ganz außer Zweifel.
Für die Staatlichen Schlösser und Gärten ist der Erwerb ein wesentlicher Mosaikstein auf dem Weg zum einheitlichen Schlossraumgefüge. Grimm: „Wenn wir in einigen Jahren die Räume der Beletage wieder eingerichtet haben, möbliert mit den herausragenden Bruchsaler Originalen, wird die einstige Residenz der Fürstbischöfe von Speyer wieder einen Eindruck davon geben, was sie einmal war: eines der herausragenden Denkmäler aus der Mitte des 18. Jahrhunderts in Deutschland, geschaffen von Künstlern der allerersten Garde.“
ZitatZwei Konsoltische aus den Prunkzimmern in Schloss Bruchsal
Von Dr. Ulrike GrimmDie in Paris ersteigerten Konsoltische waren raumbestimmende Glieder der Ausstattung im Roten, bzw. Gelben Zimmer in der Beletage von Schloss Bruchsal. Genauso wie an Türen, Fenstern oder Öfen war deren Dimensionierung, aber insbesondere auch deren Oberflächengestaltung und Schmuckformen auf die Gestaltung der Wandvertäfelung, Gesimse und Lambris abgestimmt bzw. gestalterisch aufeinander bezogen. Wie die historischen Aufnahmen zeigen, gehörten die vergoldeten Konsolen weniger als Einzelstücke zur mobilen Raumeinrichtung, sondern waren vielmehr in die Gesamtgestaltung der Interieurs als prägende Elemente eingesetzt. Die Konsolen in Gold bildeten vor der holzansichtigen Wandvertäfelung in der südlichen Raumfolge den Gegensatz zu den weiß-golden Konsolen in der ganz in weiß-gold gehaltenen nördlichen Raumfolge.
Schließlich ergibt sich die einzigartige Bedeutung dieser originalen Reste aus den und Franz Christoph von Hutten eingerichteten Paradezimmern heute vor allem aus dem Umstand, dass deren aufwendige Wand- und Deckendekorationen in Folge der Kriegzerstörungen verloren sind.
Selbst für eine abstrahierte Gestaltung der Raumschale in der künftigen Präsentation der Beletage, aber auch für eine in langfristiger Zukunft beabsichtigte Rekonstruktion der historischen Interieurs, liefern die Konsolen einzigartige Daten. Allein die Konsolen geben uns die Möglichkeit Angaben zur Dimensionierung der auf den Innenraumaufnahmen überlieferten Strukturen und Proportionen der Innenräume und ihrer Ausstattung durch Messen zu ermitteln.
Quelle: http://www.bruchsal-net.de/news/2320/index.php\r
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