Nürnberg - Tuchgasse 3

  • Vielen Dank für die Bilder. Schön, dass diese Lücke endlich verschwindet. Gehören die Arkaden auch zum Neubau?

    Es scheint so, als würde man sich bei den Wohnbauten immer noch an die Tradition des Wiederaufbaus halten (Spitzdächer, Putz). Das sieht man ja auch bei den Neubauten im anderen Strang. Dafür sind die Geschäftsbauten oft modernistischer. Vielleicht werden wir eine Mischung aus beiden auf dem Augustinerhofareal erleben?

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Zitat von "baukunst-nbg"

    Neubau Ecke Tuchgasse/Winklerstraße (s. u. mit Bautafel)

    Willst Du das Projekt in diesem Strang diskutieren?

    Fragen:
    - Wurde der Plan von einem Architekten gezeichnet oder von einem Laien?
    - Kommt ins niedrige und fensterlose Erdgeschoss eine amerikanische Botschaft hinein?
    - Wollen die tatsächlich an der Ecke des Neubaus (unter dem Glaserker) die verschieden hohen Sockel zusammenlaufen lassen? Vergleich mit der Ansicht rechts in kleinerem (!) Massstab)
    - Gibt die "qualitätsvolle" Bautafelzeichnung einen ersten Eindruck von der Qualität der 1:1-Ausführung?

    Allein schon die mangelhafte Bauzeichnung auf einer ebenso schlecht gestalteten Bautafel lässt auf das architektonische und künstlerische Feeling des "Architekten" schliessen...

    Offenbar ist es so, dass man sich in Nürnberg (und anderen Städten) einfach nur schon mit einer Putzfassade und einem Satteldach darüber zufrieden geben muss... (sofern man von dekonstruktivistischen Glas-/Stahlgebilden mal absieht)

  • Zitat von "Däne"

    Vielen Dank für die Bilder. Schön, dass diese Lücke endlich verschwindet. Gehören die Arkaden auch zum Neubau?

    Ich nehme an, Du meinst die Arkaden des linken (linke Zeichnung) bzw. vorderen (rechte Zeichnung) Gebäudes:

    Wenn ich die Zeichnung richtig deute, so handelt es sich hierbei um das Haus Hauptmarkt 7 / Tuchgasse 1. Wiederaufbau (um 1960 würde ich sagen) in Anlehnung an den Vorkriegszustand. In den Altstadtberichten 2000 (Heft 25) gibt es einen Artikel von Harald Pollmann über das Haus.

    Im nachfolgenden Bild ist das Haus von der Winklerstraße aus (die Fassade, die jetzt zugebaut wird) zu sehen:

    Hier sieht man den an das Gründstück für den Neubau grenzenden Teil von der Tuchgasse aus (in etwa entgegengesetzte Blickrichtung zum obigen Bild). Das Gebäude links ist also identisch mit dem linken Gebäude der Zeichnung, auch wenn man darauf nicht unbedingt kommen würde (die Sandsteinfassade ist in Wirklichkeit rötlicher und v. a. glatter - Steine und Fugen gehen praktisch nahtlos ineinander über - als die Zeichnung vermuten läßt):

  • Ein besseres Erdgeschoss aus Sandstein und vielleicht mit Rundbögen, keine Balkons zur Straßenseite, kein gläsernes Treppenhaus, eine grob gehauene rote Sandsteinfassade, traditionellere Dachgauben, eine etwas modifizierte Fensteraufteilung, Fensterläden und als Sahnehäubchen ein spätgotischer Treppengiebel - so hätte die Sache etwas werden können. In den Ansätzen gar nicht einmal schlecht, für einen selbst innerhalb der Altstadt absolut zentral gelegenen Neubau aber leider immer noch völlig ungenügend, ja letztlich erbärmlich...

    "Meistens belehrt uns der Verlust über den Wert der Dinge."
    Arthur Schopenhauer

  • Vor allem wenn man bedenkt, was da einmal gestanden hat, dort standen die größten und schönsten Bürgerhäuser. An und um den Hauptmarkt wären für mich Rekonstruktionen sowieso pflicht.
    Es ist dennoch besser als auf dem Rendering (s.o.), auch besser als alle andere reine Neubauten in der Altstadt der letzten Zeit, somit ist dem Besonderen dieser Lage doch ein klein wenig Rechnung getragen. Man vergleiche das Gebäude mit dem vor ein paar Jahren gebauten Technischen Rathaus an der Theresienstraße, das auch in sehr exponierter Lage steht und mindestens die "Qualität" dieses Hauses hier hätte haben sollen. Auch die neuen Häuser im Jakobsviertel finde ich schlechter, um von den Sebalder Höfen ganz zu schweigen.
    An Tuchgasse 3 irritieren mich vor allem die Balkone, denn sie stellen eine "Sünde" am Bau dar, die es in diesem Bereich der Altstadt noch nicht gab (dafür aber massenhaft und viel schlimmer in der östlichen Sebalder "Altstadt")
    Gegenüber der Rendering finde ich die Fenster und das Dach verbessert. Den Glaserker (Treppenhaus?) finde ich noch nicht das schlimmste. Der historische Vorkriegsbau hatte hier einen sehr großen vorspringenden Turmerker, der von der Gasse aus auf den Hauptmarkt blickte.. :weinen:

    VBI DOLOR IBI VIGILES

  • War Tuchgasse 3 vor dem Neubau eine Brachfläche oder wurde etwas abgerissen?

    Wurde Tuchgasse 1 erst beim Wiederaufbau ab dem 2. OG vom Blockrand zurückversetzt gebaut, oder ist es dem Vorkriegszustand entsprechend? Würde mir als geschlossene Front über alle Geschosse besser gefallen.

  • Das gläserne Treppenhaus finde ich auch nicht störend. Hat ja was von einem Erker und lockert auf. Vielmehr "erbärmlich" (Zitat GF) fad und abgespeckt, scharfkantig und einfallslos finde ich die Ecksituation zur Straße hin. Das Erdgeschoß abgeschrägt und darüber kragt das 1. OG ohne Überleitung kantig messerscharf heraus. Ohne erkennbaren Ansatz einer Gestaltung ist dieser Übergang. Wie ärmlich!!! :augenrollen: Hier hatte die Postmoderne gefälligere Lösungen parat. Und erst unsere altvorderen Baumeister,...herje.
    Und die Fensterverteilung kommt nicht ohne asymmetrische, modische Destabilisierung aus. Wie an den Bauhauswürfeln schon zur Genüge exerziert. Hier entlarven sich unsere mainstream-Architekten als modischen Strömungen untertänigst ergeben und übertragen diese krampfhaft auf einen eher traditionell anmutenden Baukörper. Sie könnens einfach nicht lassen... !

  • Geht so - die Fenster sind wie so oft etwas unpassend. Sieht aus wie ein renovierter 50er Jahre Bau.

    Unsere große Aufmerksamkeit für die Belange des Denkmalschutzes ist bekannt, aber weder ökonomisch noch kulturhistorisch lässt es sich vertreten, aus jedem alten Gebäude ein Museum zu machen. E. Honecker

  • Nein und nochmals nein.
    So beschissen wie der gesamte Wiederaufbau dieser unglücklichen Stadt. Ein spitzer Giebel macht doch noch lange kein N.er Altstadthaus aus. Imgrunde eine Herabwürdigung der an dieser Stelle vollbrachten Bauleistungen, mit schlichten Formen großartige Architektur zu bewirken.
    So was regt mich echt auf.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Hier muss ich uc zustimmen. Billigster Investorenschrott, sieht man schon an den Balkons mit dem absolut niedersten Sparbrötchen-Geländer. Sowas beleidigt sogar den Wiederaufbau aus den 1950er Jahren. Das Spitzdach wirkt erzwungen und künstlich, wahrscheinlich hätte ein Staffelgeschoss sogar passender zum übrigen Baukörper gewirkt. Hier wird nicht der geringste Hehl daraus gemacht, eine Mietskaserne erstellt zu haben, die sich bis in den allerletzten Winkel ausnutzen lässt. Dem ist auch das Fehlen einer horizontalen Gliederung zuzuschreiben, was eine taugliche Gestaltungssatzung hätte verhindern können (gibt es sicher auch, aber die ist wahrscheinlich ähnlich windelweich wie hier in Mainz).

  • Sowas beleidigt sogar den Wiederaufbau aus den 1950er Jahren.

    Da muss ich schmunzeln! ;)

    "Ich denke an Wien, so wie Sie an Brüder, an Freunde denken, die jetzt an der Front sind. Nun sind sie fern von Ihnen und Sie wissen sie in Gefahr, ohne ihnen beistehen, ohne diese Gefahr teilen zu können" - Stefan Zweig 1940

  • tuchgasse-neubau.jpg

    Nur der Vollständigkeit halber hier mal aktuelle Bilder des seit Langem fertiggestellten und bewohnten Hauses Tuchgasse 3.

    Los geht's mit einem Blick in die Tuchgasse, vom Hauptmarkt kommend. Geradezu die Baustelle des Augustinerhofes. Links der apricotfarbene Giebel mit der aufgehenden Fensterreihe ist das besagte Haus.

    Der gläserne Erkerturm wurde entgegen der Planung nun doch über alle Stockwerke gezogen, somit hat jede Wohnung dort einen Erker. Dafür gibt's keinen Natursteinsockel mehr.

    Die linke Tür mit Milchglas gehört zur Tuchgasse 1, man sieht auch die Klingelschilder, der Eingang befand sich vorher um die Ecke und wurde nun ins neue Haus integriert (gegen Wegegeld?)

    Die Nordseite mit Dachgauben, Balkonen und dem "ansprechenden" Haupteingang. In einem späteren Bild sieht man die Briefkästen.

    Die Nord-West-Ecke zur Winklerstraße

    Die Westfassade an der Winklerstraße

    Die "romantischen" Rolltore führen wohl zu Garagenstellplätzen.

    Ein Blick die Winklerstraße nordwärts: rechts mittig die Tuchgasse 3, links hinter blauer Bauplane/Netz die Baustelle Augustinerhof, hinten ein Turm der Sebalduskirche und in weiter Ferne die Burg

  • Sieht aus wie ein 50er-Jahre-Nachkriegsbau, der nachträglich mit einem Glaserker aufgemotzt wurde. Belanglos. Passt sich perfekt in die Umgebungsbebauung ein. Aber immerhin mit einem steilen Dach und warmem Farbanstrich.

  • Zitat
    Aber immerhin mit einem steilen Dach und warmem Farbanstrich.

    Frag mich, was das da noch helfen soll.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.