Institutionen des Denkmalschutzes in der Kritik

  • Da bin ich auch bei Dir. Man sollte aber nicht vergessen, dass viele Gebäude aus dieser Zeit unter den Gesichtspunkten der autogerechten Stadt entstanden sind.

    In Nürnberg wurde der Kaufhof jüngst unter Denkmalschutz gestellt, als „Ikone der Wiederaufbauzeit“. Musste das sein? Diese Frage stelle ich in den Raum.

    Man könnte den Kaufhof auch als „Ikone des Konsums“ bezeichnen, welche ich für eine schlimme Fehlentwicklung halte. Mich macht das traurig, dass vermutlich Millionen in die Instandhaltung dieses Objekts gesteckt werden müssen.

    Das Ganze ist noch schlimmer. Der Nürnberger Kaufhof wurde auch als "Zeugnis des raschen Wandels" unter Denkmalschutz gestellt. D.h. die Veränderung der 50iger-Fassade Anfang der 60iger Jahre liefert nun die Begründung der Denkmalschützer, den Kaufhof unter Schutz zu stellen. Wir erinnern uns bei diesem Thema an unzählige historische Bauten, die gerade deshalb NICHT unter Denkmalschutz gestellt wurden, weil die originale Fassade zwischenzeitlich verändert wurde. Der Kreativität der Denkmalschützer Nachkriegsbauten unter Schutz zu stellen sind dagegen offenbar keine Grenzen gesetzt.

  • Das Ganze ist noch schlimmer. Der Nürnberger Kaufhof wurde auch als "Zeugnis des raschen Wandels" unter Denkmalschutz gestellt. D.h. die Veränderung der 50iger-Fassade Anfang der 60iger Jahre liefert nun die Begründung der Denkmalschützer, den Kaufhof unter Schutz zu stellen. Wir erinnern uns bei diesem Thema an unzählige historische Bauten, die gerade deshalb NICHT unter Denkmalschutz gestellt wurden, weil die originale Fassade zwischenzeitlich verändert wurde. Der Kreativität der Denkmalschützer Nachkriegsbauten unter Schutz zu stellen sind dagegen offenbar keine Grenzen gesetzt.

    Vielleicht kann ich da etwas zum Verständnis beitragen, ganz unabhängig von der grundsätzlichen Frage, ob Nachkriegsbauten einen Schutzstatus erhalten sollten. Das Kaufhaus in Nürnberg hat ja ganz gezielt ein Facelift renommierter Architekten bekommen, ohne dabei die Struktur des Altbaus zu zerstören. Wir haben hier also ein bewusstes Gesamtkonzept. Wenn die Denkmalpflege Bauten wegen späterer Eingriffe nicht für denkmalwürdig hält, dann liegt es häufig daran, dass ein solches Gesamtkonzept aufgrund von häufigen Eingriffen in die Bausubstanz nicht mehr in ausreichendem Maß nachvollziehbar ist. Es kommt also weniger auf den Grad an Originalsubstanz, als vielmehr auf die Konzeptionierung und das Gesamtbild an. Natürlich kann und wird auch ein mittelalterlicher Bau unter Denkmalschutz gestellt, der einschneidende Veränderungen im Historismus erfahren hat, solange dieses Konzept nicht später durch viele Änderungen und Zerstörungen wieder verwischt und verunstaltet wird. Ob eine Fassade allein schützenswert ist, während der Kernbau unzählbar verändert wurde, ist eine Frage der Einzelfallentscheidung.

  • Vielleicht kann ich da etwas zum Verständnis beitragen, ganz unabhängig von der grundsätzlichen Frage, ob Nachkriegsbauten einen Schutzstatus erhalten sollten. Das Kaufhaus in Nürnberg hat ja ganz gezielt ein Facelift renommierter Architekten bekommen, ohne dabei die Struktur des Altbaus zu zerstören. Wir haben hier also ein bewusstes Gesamtkonzept. Wenn die Denkmalpflege Bauten wegen späterer Eingriffe nicht für denkmalwürdig hält, dann liegt es häufig daran, dass ein solches Gesamtkonzept aufgrund von häufigen Eingriffen in die Bausubstanz nicht mehr in ausreichendem Maß nachvollziehbar ist. Es kommt also weniger auf den Grad, als vielmehr auf die Konzeptionierung und das Gesamtbild an. Natürlich kann und wird auch ein mittelalterlicher Bau unter Denkmalschutz gestellt, der einschneidende Veränderungen im Historismus erfahren hat, solange dieses Konzept nicht später durch viele Änderungen und Zerstörungen wieder verwischt und verunstaltet wird. Ob eine Fassade allein schützenswert ist, während der Kernbau unzählbar verändert wurde, ist eine Frage der Einzelfallentscheidung.

    Okay, dann ist es eher das konzeptionelle Gesamtkonzept das hier exemplarisch nachvollziehbar ist. In dem Fall natürlich trotzdem fragwürdig, da die vormalige 50iger-Jahre Fassade um einiges besser gestaltet ist, als die völlig austauschbare 60iger Fassade, die nun unter Schutz steht.

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    Falls der Blutdruck heute zu niedrig ist.

  • Ich habe kürzlich in einem Beitrag der Deutschen Stiftung Denkmalschutz (Instagram) gelesen, dass nur etwa 3 % aller Gebäude in Deutschland unter Denkmalschutz stehen. Das hat mich ehrlich gesagt schockiert. Habt ihr das gewusst?

    Deutsche Stiftung Denkmalschutz auf Instagram: "📖 Unsere Geschichte wohnt in jeder Ecke – in Denkmalen, die als Zeugnisse der Vergangenheit einen wichtigen Beitrag zu unserer Verortung im Hier und Jetzt leisten. 🤲Denkmale sind WERT-voll – materiell und…
    47 likes, 5 comments - deutschestiftungdenkmalschutz am April 29, 2025: "📖 Unsere Geschichte wohnt in jeder Ecke – in Denkmalen, die als Zeugnisse der…
    www.instagram.com
  • Mich überrascht eher der hohe Anteil. Gehe doch mal durch eine durchschnittliche deutsche Stadt mit seinen unzähligen Neubaugebieten oder den Stadtvierteln, die nach dem Krieg entstanden sind. Stelle dann die im Vergleich kleine Altstadt entgegen, die nur im Glücksfall weitgehend unzerstört ist. Wenn man sich unter diesen Umständen vorstellt, 3 von 100 Gebäuden würden unter Denkmalschutz stehen, ist das ein Wert, den ich nicht erwartet hätte. Ich gehe aber davon aus, dass der Anteil in vielen Ländern wie Frankreich oder Italien höher liegt.

  • Und wenn man dann bedenkt, dass selbst Gebäude wie das Corbusierhaus in Berlin (seit 1996 unter Denkmalschutz!) mitgerechnet werden – also brutalistische Betonklötze, bei denen man sich fragt, ob das wirklich schützenswerte Baukultur ist – relativiert sich das Ganze nochmal mehr.😁

  • Und wenn man dann bedenkt, dass selbst Gebäude wie das Corbusierhaus in Berlin (seit 1996 unter Denkmalschutz!) mitgerechnet werden – also brutalistische Betonklötze

    Auch wenn wir uns gern darüber beklagen, dass Bauten nach 1945 unter Denkmalschutz gestellt werden, sollten wir ehrlich sein: Diese Denkmäler dürften vielleicht sogar nur im Promillebereich aller Denkmäler stehen. Genaue Statistiken dazu konnte ich nicht finden, aber die Denkmalinventare geben gute Anhaltspunkte.

  • Neues Schwarzbuch der Denkmalpflege vorgestellt - ein Verzeichnis verlorener Geschichte

    Deutsche Stiftung Denkmalschutz - Schwarzbuch der Denkmalpflege

    Deutsche Stiftung Denkmalschutz - Schwarzbuch der Denkmalpflege

    https://www.denkmalschutz.de/fileadmin/media/PDF/Brosch%C3%BCren/Schwarzbuch_der_Denkmalpflege/2023/Das_Schwarzbuch_der_Denkmalpflege_-_ein_Verzeichnis_verlorener_Geschichte_2023_24.pdf

    Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz schlägt Alarm: Immer mehr Denkmale verschwinden – still, leise, unwiederbringlich. 2023 wurden rund 565 Gebäude aus Denkmallisten gestrichen oder abgerissen. Das neue Schwarzbuch der Denkmalpflege zeigt: Der Verlust unserer Baugeschichte ist real – und politisch unterschätzt. „Denkmalschutz ist unser Dank an die Vergangenheit, unsere Freude an der Gegenwart und unser Geschenk für die Zukunft.“

    Die Stiftung appelliert:

    - Mehr Transparenz bei Abrissvorhaben

    - Bessere Ausstattung der Behörden

    - Steuerliche Entlastung für Eigentümer

    - Weniger Bürokratie bei Förderungen

    - Politisches Bekenntnis zum nachhaltigen Bauen im Bestand

  • Ich appelliere: Weniger Ideologie und Dogmatismus auf der einen, weniger Kurzsichtigkeit und Gleichgültigkeit auf der anderen Seite. Das würde schon so manches Denkmal erhalten.

    In dubio pro reko

    Der größte Feind der Ideologie ist die Realität

  • Presseschau:

    Abrisskultur: Deutschland wird zum Denkmalfrevler - WELT
    Es passiert fast jeden Tag, trotz der Proteste der Bürger: Bagger vernichten ein denkmalgeschütztes Bauwerk. Erstmals erhobene Zahlen belegen eine regelrechte…
    www.welt.de


    „Schwarzbuch der Denkmalpflege“: Jeden Tag gehen drei Denkmale verloren
    Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz kritisiert in einem Schwarzbuch den Umgang mit historisch bedeutsamen Gebäuden. Auch die öffentliche Hand stiehlt sich aus…
    www.faz.net


    Bayern:

    https://www.sueddeutsche.de/bayern/bayern-…male-li.3300506

    "Erschreckend" – Viele Denkmäler in Bayern für immer verloren
    In den vergangenen zwei Jahren sind nach Angaben der Deutschen Stiftung Denkmalschutz mehr als 900 Denkmäler in Deutschland durch Abrisse für immer verloren…
    www.br.de

    Hessen:

    Mühle in Hadamar: Stiftung beklagt verlorene Denkmale
    Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz beklagt den achtlosen Abriss historisch bedeutsamer Gebäude - auch in Hessen gibt es Beispiele. In einem «Schwarzbuch»...
    www.faz.net