• Projekt Oberes Stadttor

    Das kleine Schwarzwaldstädtchen Elzach, welchens vor allem durch sein Brauchtum der Elzacher Fastnacht und ihrer Hauptnarrenfigur, dem Schuttig, bekannt sein dürfte, plant im Zuge der eingeleiteten Ortsumgehung den Wiederaufbau des ehemaligen Oberen Tors beim Rathaus. Ob dieses Projekt eine echte Chance auf Realisierung besitzt, angesichts der Geschlossenheit innerhalb des Städtchens, welche den Wiederaufbau unterstützt und forciert oder doch nur eine Bierlaune bleibt...man wird sehen ;)

    Elzach: Ideen fürs "Städtli" gesucht - badische-zeitung.de
    Elzach: "Städtli" attraktiv machen - badische-zeitung.de

    Jeder, der sich die Fähigkeit erhält Schönes zu erkennen, wird nie alt werden.
    http://www.archicultura.ch

    3 Mal editiert, zuletzt von zeitlos (27. August 2018 um 17:04)

  • Sparkassen und Banken haben irgwendwie stets und überall ein unglückliches Händchen dafür, dass sie um sehr viel Geld sehr wenig gute Architektur bauen.

    Einmal editiert, zuletzt von Exilwiener (29. Dezember 2019 um 22:42)

  • Hauptstraße 56, Gasthaus Löwen

    Auch die unpassende Farbgebung eines Gebäudes trägt zur Verwässerung des Ensembles bei. Im schlimmsten Fall kann ein solcher Anstrich mit zur Verwahrlosung bis hin zum Abriss führen: .

  • Hauptstraße 58-60: Neubau Sparkasse

    Ich kann zu Elzach eigentlich nichts sagen, da ich den Ort nicht kenne. Ich habe gerade mal im Internet ein wenig geschaut. Die Bebauung der dortigen Hauptstraße erscheint mir aber teilweise eher bescheiden. Dennoch, wie gesagt, weiß ich nicht, wie wertvoll das dortige Ensemble ist.

    Insofern, ohne Berücksichtigung einer eventuell Ensemble-störenden Rolle, finde ich den Sparkassen-Neubau durchaus interessant. Die Dachgauben sind zu groß und klotzig geraten. Leider eine Krankheit unserer Zeit. Aber die Fassade gefällt mir durchaus. Erdgeschoss und 1. OG werden durch große verglaste und elegant geformte Parabelbögen mit Licht versorgt. Die Bögen scheinen mir in Holz gefertigt. Das 2. OG. ist ein Mezzaningeschoss und durch ein Fensterband von unterschiedlich großen Fenstern gegliedert. Die kürzeren Fenster scheinen so halb durch die nach oben strebenden Wandflächen zwischen den Parabelbögen verdeckt. Das gibt dem Mezzaningeschoss die Anmutung von Zinnen. Also, wären die zu großen Dachgauben nicht, wäre das für mich ein sehr attraktiver Bau. Aber, nochmals, zur Störung des dortigen Stadtensembles kann ich nichts sagen.

  • Heimdall

    Ähnlich wie Du dürfte der Architekt die kleinstädtische Architektur Elzachs beurteilt und ihr mit diesem unpassenden Neubau seinen Stempel aufgedrückt haben. Die fehlende Auseinandersetzung mit der Ortspezifik ist - wer, wenn nicht wir hier in diesem Forum wüssten es besser - eine der Grundprobleme in Architektur und Städtebau der Gegenwart. Diese sieht an diesem Ort zwei- bis dreigeschossige Lochfassaden idealerweise mit Sprossenfenstern und Läden vor. Ich denke, die Begrifflichkeit ‚bescheiden‘ ist von Dir nicht wertend gemeint, scheint mir aber in diesem Kontext besonders unglücklich gewählt, weil sie die Architektursprache des Neubaus hebt, wo sie sich bei genauer Betrachtung verbittet. Darüber können auch vermeintliche Qualitäten dieses Neubaus nicht hinwegtäuschen, da sie in ihrer Solitärwirkung den lokalen Maßstab sprengen. Im Grunde sehen wir an diesem Beispiel einmal mehr das eklatante Versagen modernistischer Architektur.

    Die Einzelbetrachtung des neuen Gebäudes ohne seine städtebauliche Wirkung auf das Ensemble ist ein Fehler, der nicht passieren darf, wenn wir uns ernsthaft um eine Verbesserung der Stadt- und Ortsbilder entgegen der modernistischen Architekturauffassung bemühen wollen.

    Abschließend der Endzustand des Neubaus, der vor Ort von Laien dessen Banalität mit den treffenden Worten entlarvt: McDonald’s !

  • "zeitlos", Du hast in dem Kontext Recht. Die Dachgauben sind zu groß. Besonders störend ist die Mauer-Optik. Ich hatte gedacht, es führt zu einer verputzten Fassade in angepasster Farbgebung.

  • Es handelt sich um das Gebäude in Beitrag #7, links angeschnitten.

    Ich hatte die alten Beiträge nicht gelesen und hab mich schon gefreut :(

    Hoffentlich befürworten die Eigentümer und Stadtpolitiker diese wunderbare Änderung. Es ist unglaublich wie viel gute Sprossen und Fensterläden ausmachen können.

    Hat die Schönheit eine Chance-Dieter Wieland

  • Ja es ist verblüffend. Was für eine Aufwertung! Echt klasse, zeitlos. Wer sich von solchen Vergleichen nicht überzeugen lässt, dem ist nicht zu helfen.

    In dubio pro reko

  • Gasthaus zum Bären

    Eine weitere Banalisierung und modernisierte Lieblosigkeit hat das Elzacher Stadtbild durch den erfolgten Umbau (rechts) des Traditionslokals erfahren.

    Das geübte Auge und Menschen mit entsprechender Sensibilität für das Stadtbild werden die gestalterischen Mängel zweifellos ausmachen. Für Relativierende und Modernismusfans ist das wie üblich alles halb so schlimm, denn schließlich gibt es aus deren Sicht immer nur Schlimmeres...

  • Die Farbe stört mich nicht. Es fehlen aber die aufgemalten Bossen an der Ecke, die Fensterläden. Der Aushänger könnte noch zurück kommen (?), immerhin hat man die Halterung in der Fassade gelassen. Das Dach und der modernistische Anbau sind eine pure Zumutung. Da gibt es also nur sehr wenig zu relativieren.

    Wer genehmigt so etwas? Ach so... ist ja Baden-Württemberg...

  • Auch in diesem Forum gibt es ausreichend Relativierende, Heimdall. Übrigens hast Du die beseitigten Sprossenfenster vergessen... :-).

    Richtig, wie wirkt dieser neue (!) nivellierte Dachstuhl ohne den charmanten Aufschiebling (das ist der vormals leichte Knick im Übergang des Dachs zur Traufe) samt Dacheindeckung mit diesen überdimensionalen Aufbrüchen?

    Durch die Erhöhung des Gebäudes (erkennbar an den höheren Fenstern im 2.Obergeschoss) und das neue Dach ist auch das Traufgesims beseitigt und nicht adäquat ersetzt worden.

    Es sind nicht nur die einzelne Details, die uns fehlen bzw. stören. Es ist deren Summe und ihr Zusammenspiel, die auch bei dieser kurzsichtig, modischen Sanierung den Gesamteindruck verschlechtert haben.

  • Hmm…ich als bekennender Laie muss immer wieder betonen, das ich oft schockiert bin was sich in Deutschland in Sachen Architektur tut…oder nicht. Ich bin einfach ein Italienfan und freue mich immer wieder um die wiedererhaltenen Bauten. Natürlich vieles für die deutschen Touristen die Zuhause die Geschmacklosigkeit pflegen.

  • Auch in diesem Forum gibt es ausreichend Relativierende

    Dabei muss ich zugeben, dass auch ich bisweilen relativiere. Das hat zwei Gründe:

    Zum Einen befinden sich gerade in Süddeutschland historische Gebäude oft in einem wenig attraktiven Zustand. Es sind meist verputzte schlichte Häuser mit Plastikfenstern, unpassenden Wandverkleidungen (Kacheln, Eternitplatten, Styropor...), und ohne Fensterläden oder irgendwelchen Fassadenschmuck. Sie sehen oft wie missglückte Nachkriegsgebäude aus. Der lieblose, verwahrloste, spießige Zustand macht einem optisch den Verlust leicht, zumal dann bisweilen angepasster Neubauersatz entsteht, der sich optisch halbwegs ebenso in das Stadtbild einpasst. Ich spreche hier wohlgemerkt nicht vom bedauerlichen Verlust an historischer Substanz, sondern nur von der optischen Wahrnehmung im Stadtbild.

    Zum Anderen beruht die Relativierung natürlich auch auf einem psychologischen Effekt. Sofern halbwegs adäquater Ersatz geschaffen wird, ist die Bereitschaft leichter, sich damit innerlich zu arrangieren. Andernfalls wird man ja aufgrund der ständigen Verluste seines Lebens nicht mehr froh. Es ist also auch eine Art Selbstschutz-Mechanismus.

    Beim zuletzt gezeigten Beispiel aber ist eben wenig zu relativieren. Das Haus war in einem relativ schmucken Zustand. Und dieser ist ohne Not einer Entstellung aufgrund von purem Profitstreben und billigen Zeitgeist-Moden beseitigt worden.

  • Gasthaus Bären

    Die Baumaßnahmen am Gebäude neigen sich dem Ende zu. Das nachträgliche Anbringen der Fensterläden mildert etwas das an sich jedoch traurige Gesamtergebnis, gemessen auch am schöneren Erscheinungsbild des Gasthauses vor dem Umbau. Besonders negativ fällt die düstere Kiste zur Erschließung anstelle eines vormals harmonischeren Windfangs ins Auge.

    Die Sprossenfenster, wie sie zuvor eingebaut waren, sind unerlässlich und deren Wiederherstellung kann nicht am lieben Geld gescheitert sein, wenn man sich den umfangreichen Umbau betrachtet. Vielmehr zeigt sich auch an dieser Umsetzung das pathologische Verweigern gegenüber einer konsequent traditionellen Gestaltung wie sie der lokalen Bautradition entspräche. Ob dies im jeweiligen Fall aus Gründen der Ablehnung von Tradition, Unbeholfenheit oder Kurzsichtigkeit geschieht, sei dahingestellt. Das grundsätzliche Problem bleibt: Statt auf die qualitativ überzeugende Kontinuität des traditionellen Vokabulars, wird auf die Wiederholung kurzlebiger, modernistischer Konzepte in Wellen seit der Nachkriegszeit gesetzt. Keine Spezies scheint so lernresistent und ignorant zu sein wie der sich selbst überschätzende Modernist und seine Anhängerschaft.

    Dass dieses unsägliche neue Dach konstruktiv, materialbedingt und farblich im Endzustand mit seinen verheerenden Dacheinschnitte dem Ganzen natürlich die Krone aufsetzt, sei hier der Vollständigkeit halber auch erwähnt.

    Eigenes Bildmaterial