Schiltach - Allgemeines

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    Schiltach auf einem Stich von Matthäus Merian (1643)

    Geschichtliches Schiltach im Kinzigtal erwuchs zu Füßen der hoch gelegenen gleichnamigen Burg, als Untertan der Geroldsecker, der Herzöge von Teck und der Herzöge von Urslingen, bis es im 14. Jahrhundert, also Burg wie Ort, ans Haus Württemberg fiel. Dort verblieb die Stadt über 400 Jahre, bis sie zu Anfang des 19. Jahrhunderts an den badischen Staat kam, heute gehört die Stadt zum Bundesland Baden-Württemberg.


    Ein Wanderer, der die Stadt zum ersten Mal bereist beschreibt:"Von Schiltach schwebte mir ein alter Kupferstich Matthäus Merians vor Augen, der als eine Besonderheit unter den ersten Werken des riesigen Oeuvres jenes berühmtesten aller Stadtbildzeichner gilt. Aus der Mitte des 17. Jahrhunderts (1643) findet der Stich ein ergreifendes Fachwerkidyll, bergauf gestaffelt und bekrönt von einer Burganlage. Aber, Hand aufs Herz, nimmer rechnete ich mit der realen Sichtung dieses Prospektes. Das im 17. Jahrhundert schwer umkämpfte Kinzigtal, dazu die leichte Brennbarkeit einer Fachwerkstadt — das alleine verbot dergleichen Hoffnungen. So war mir vor allem die Burg eine Anziehungskraft, denn wo Fachwerkstädte leichtes Opfer einer feuerzüngelnden Geschichte, trotzten die meterdicken Mauern der Burgen, erbaut häufig auf nichts als nacktem Fels, nur allzu gerne.
    Das also die Vorstellungen, während ich Richtung Osten am beständig engeren Tal meine Freude nahm. Ein feines Schauspiel, hinter welchem man zuletzt eine Inszenierung vermeint, wie das Kinzigtal am Ausgange in die Rheinebene so weit beginnt und dann Kilometer um Kilometer immer schmäler wird, bis man am Ende fast in tiefster Schlucht sich befindet. Dann, plötzlich spross Schiltach in die Höhe — das alte Bild, das Fachwerkidyll, zu meiner großen Verwunderung, es lächelt dem Besucher noch heutigentags. Welch' Gewinn!"


    Schiltach wurde tatsächlich und gleich mehrfach Opfer schlimmer Zerstörungen. Stadtbrände in den Jahren 1511, 1533 und 1590 sowie der letzte Großbrand 1791. Dazwischen auch hier die Auswirkungen des 17. Jahrhunderts, welche im Jahre 1643 die wehrhafte Burg zerstörte. Das große Lob Schiltachs steht jenseits solcher Schreckenstabelle. Die Stadt, die Bürger, brachten stets einen Überlebenswillen an den Tag. Was immer die Fachwerkstadt niederwarf, stand der Ratschluss schon fest: "Erstehe es aufs Neue!". So steht man vor dieser Stadt, als würden die Jahrhunderte an ihr vorüber gegangen sein, Fachwerkhaus an Fachwerkhaus, nebeneinander und übereinander, ein ergreifendes Ensemble. Mag der alte Ortskern auch nur von geringer Ausdehnung sein, was hier rein gepackt wurde, vermag das Auge des Betrachters auf lange Zeit zu bannen. Was den Fachwerkreiz der Straßen und Gassen entfaltet ist zudem die natürliche Umgebung. Beinahe überall vollendet sich die bauliche Zusammenstellung durch Einbezug der bewaldeten Talwände.

    Betrachtung der Stadt im Einzelnen Man spricht beim historischen Ort nur vom Marktplatz und einer handvoll Straßen; diese aber von fesselnder Schönheit, nicht nur weil man immer von neuem in Fachwerk errichtete, sondern auch, weil das ab dem 18. Jahrhundert übliche Überputzen des Fachwerks großteils nicht erfolgte. So kommt der dreieckige Marktplatz als keineswegs kleinlich, sondern, ob der geringen Größe Schiltachs überraschend, in stattlicher Dimension und wie der Ort selbst profitierend von der aufsteigenden, ja steilen Topographie. Hier findet man auch das prachtvollste Fachwerkhaus Schiltachs, den Gasthof Sonne: breit gelagert, mit großem Zwerchhaus und Schmuckreichtum. Hat man sich Schiltach verinnerlicht, so fällt auf, dass die zahlreichen Fachwerkhäuser bei näherer Betrachtung eine geringe Anzahl schmuckvoller Holzarrangements aufweisen. Das Fachwerk kann die Geschichte des Ortes und seiner Zerstörung dem geübten Auge nicht verbergen. Es stammt zumeist aus dem 18. und 19. Jahrhundert, barocker und klassizistischer Zeit. Hinzu kam, dass die Bürger Schiltachs von der Flößerei auf der Kinzig wohl gut leben konnten, in jenen beiden Jahrhunderten aber keineswegs Reichtum und einhergehenden Prunk erwarben. In diesem Sinne ist das Fachwerk mehr den statischen Erfordernissen gemäß und weniger nach künstlerischen Vorstellungen umgesetzt.
    Des weiteren erzeigt sich an erhöhter Position des Marktplatzes das Rathaus. Als reiner Putzbau tritt er in glücklichem Kontrast zu seiner Umgebung. Das Erd- und Obergeschoss des giebelständigen Gebäudes weisen Renaissanceelemente für die Arkaden und die beiden horizontalen Fensterbänder auf. Der Treppengiebel darüber wurde erst im Jahre 1906 ausgeführt. Es bildet eine wertvolle Ergänzung des Marktplatzensembles. Das Rathaus säumt außerdem die schönste Straße Schiltachs, die Schloßbergstraße, sie führt zur ehemaligen Burg. Die steil angelegte Straße türmt die gleichfalls giebelständigen Fachwerkhäuser ausgesprochen reizvoll übereinander. Hier entlang geht es zur Burg in beträchtlicher Höhe über der Kinzig. Während die Stadt durch den Erhalt ihres historischen Bildes beeindruckt, so nun die Burg durch das genaue Gegenteil. Die Anlage, als Krone des Stadtbildes, wurde nach der Zerstörung im 30jährigen Krieg zwar schnell wieder aufgebaut, dennoch ein Jahrhundert später aufgegeben, am Ende gar auf Abbruch versteigert. Mit Ausnahme eines kümmerlichen Mauerrestes findet man nichts mehr des einst trutzigen Gemäuers.
    Der Wasserverlauf der Schiltach, er trennt den Ort in zwei Teile verschiedener Größe; wobei jene bereits beschriebene Partie, der Kernbereich mit Marktplatz und ehemaliger Burg eindeutig die größere ist. Der Bachlauf nimmt in Fachwerkhäusern reizvolle Begleitung. Die andere, kleinere Partie findet ihren Blickfang in der evangelischen Stadtkirche, welche aus rotem Sandstein im Stil des Romantizismus erbaut wurde. Sie überzeugt in ihrer Materialität und durch ihre leicht erhöhte Position gegenüber den sie umgebenden Fachwerkbauten und schließt den Ort nach Westen ab. Errichtet wurde sie in den Jahren 1833-43 als Nachfolgerin der wegen Brand abgegangenen, gotischen Kirche, welche man auf Merians Stich erkennen kann. Der Übertritt der Schiltach in die Kinzig wird wieder ausschließlich von Fachwerkhäusern gesäumt: alte Gerberhäuser, die den Standort nutzten.
    Die Stadt Schiltach wurde wie beschrieben innerhalb von wenigen Jahren von mehreren Stadtbränden heimgesucht. Der sich anschließende Wiederaufbau erfolgte nach 1590 innerhalb von drei Jahren nach Plänen des bekannten württembergischen Renaissance-Baumeisters Heinrich Schickhardt, der auch die Freudenstädter Innenstadt mit dem großen Marktplatz konzipiert hat. Die wichtigste städtebauliche Entscheidung nach dem Brand von 1590 lag in der Veränderung des Stadtgrundrisses am Unteren Tor (beim heutigen Gasthaus Adler) durch die Anlage des Marktplatzes. Hierbei war es planerische Absicht, dass das Rathaus im Stadtmittelpunkt als einziges Gebäude aus Stein erbaut wurde und geringfügig in den Platz hineinragt, damit es schon vom Unteren Tor aus gesehen und als wichtigstes Gebäude wahrgenommen wird. Die übrigen Häuser hatten nach der damaligen Bauordnung aus Brandschutzgründen zumindest ein massives Sockelgeschoss und gemauerte Längswände, bei den ärmeren Bauherren erlaubte man einen niedrigeren Sockel und verzichtete auf die massive Längswand. Darüber erheben sich die in Fachwerk gezimmerten Wände, die im Gegensatz zu früher nicht mehr in Flechtwerk und Lehm ausgeriegelt werden durften. Um der verstärkten Brandgefahr zu begegnen und hohen Schaden und Gefahr abzuwenden, waren die Riegelfelder auszumauern. Nach dieser Bauordnung baute man innerhalb eines Jahres im Kernbereich auf dem Marktplatz mit dem Stadtbrunnen und im Oberen und Hinteren Städtle achtundzwanzig Fachwerkhäuser wieder auf. Die Vorstadt und das Gerberviertel wurden vom Brand 1590 verschont, weshalb dort zwei Mahlmühlen und zwölf Wohngebäude übrig geblieben waren. Die Äußere Mühle in der Gerbergasse wurde laut der Jahreszahl im Türsturz bereits 1557 erbaut und ist somit das älteste Fachwerkhaus der Stadt.

    Oberes Tor:
    https://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…_Oberes_Tor.jpg

    Unteres Tor:
    https://upload.wikimedia.org/wikipedia/comm…Unteres_Tor.jpg

    Neben dem Oberen und Unteren Tor befand sich ein weiterer Durchlass, das Hintere Tor, an der ehemaligen Peripherie der Schenkenzeller Straße.

    (Anmerkung: Alle drei Stadtpforten sind bei ausreichender Dokumentation finanziell und technisch leicht zu rekonstruierende Objekte!)

    http://www.familie-dilger.de/ahnenforschung…iltach_1596.jpg
    Schiltach 1596 mit Burg und unterem Tor

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    Schiltacher Bilderbogen (Ehemalige Bilddateien an dieser Stelle fehlen auf Grund von Datenverlust.)

    Jeder, der sich die Fähigkeit erhält Schönes zu erkennen, wird nie alt werden.
    http://www.archicultura.ch

    4 Mal editiert, zuletzt von zeitlos (14. April 2016 um 22:15)

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