Leitbauten für Potsdams Mitte

  • Zitat von "erbsenzaehler"

    Es lebe die Kleinstadt Potsdam!

    Das ist sie ja erst seit dem Krieg - die repräsentativen und großstädtischen Bereiche wurden zerstört und als Ersatz wich man auf die von Dir gerühmte Kleinstadt aus. Meines Erachtens kein adäquater Ersatz - schon gar nicht für das Zentrum einer solchen Kulturlandschaft.

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
    Jesus ist mein Herr und Retter!

  • Zitat von "erbsenzaehler"

    Das ist aber eben kein Grund, die kleinstädtischen Qualitäten der Stadt totzudiskutieren.

    Wer macht das? Ich mag auch das kleinstädtische Potsdam, halte es aber wie gesagt nicht für ein adäquates Zentrum der überprächtigen Sanssouci-Umgebung. Bei meinem ersten Besuch der Brandenburger - von Sanssouci kommend - war ich sowas von enttäuscht und ich könnte mir vorstellen, daß es anderen Touristen ähnlich geht. Gerade deshalb setze ich meine ganzen Hoffnungen in den Rekobereich.

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  • Hier geht wie immer einiges durcheinander. Die durchschnittliche Traufhöhe war in der Kernaltstadt nicht höher als in den Stadterweiterungen. Ich könnte jetzt wieder die ganzen alten Bilder rausholen, aber dieses eine der Burgstraße reicht.

    http://www.potsdam-wiki.de/index.php/Date…9Fe_um_1912.jpg

    Zur Kernaltstadt zählen auch der bescheidene Neue Markt mit seinen Zweistöckern oder die ältesten, krungeligen Straßen östlich des alten Marktes, welche heute nicht mehr existieren. Die Kernaltstadt ist allerdings durch die Leitbauten stärker geprägt, welche wahrscheinlich einen großstädtischen Eindruck vermittelt haben. Andererseits bieten auch die Stadterweiterungen mit dem ehemalig durchgängig dreistöckigen Wilhelmplatz und den Stadttoren solche Bereiche. Die einfache Formel vom großen Zentrum und den kleinen Erweiterungen stimmt so nicht.

  • schon recht, die Gebiete um die Burgstraße waren ebenso, wie die erste barocke Stadterweiterung stark detailliert und auch nur 2-geschossig.
    Dagegen halte ich folgende Bilderauswahl:
    Blücherplatz:
    http://www.potsdam-wiki.de/index.php/Date…platz,_1938.jpg

    Schaut man sich die historischen Gebäudehöhen an, je weiter man Richtung Alter Markt kam, desto höher wurden diese. Auch blieben die Traufhöhen in den Straßen Hohewegstraße, Nauener Straße, Breite Straße und Berliner Straße durchschnittlich deutlich über denen, die wir heute als "Altstadt" bezeichnen. Und da eben diese Straßen die Hauptverkehrsachsen der historischen Stadt derstellten, bildeten sie auch den Schwerpunkt des Eindruckes, den man von der Stadt hatte. Natürlich senkt sich die Traufhöhe zu den "Randbereichen" der historischen Altstadt ab. Aber genau dieses sollte auch die Traufhöhe in einer idealen Stadt tun. Daher den letzten Bereich der Burgstraße, direkt vor der ehemaligen Heilig Geist Kirche, beispielhaft für die Traufhöhe der Altstadt zu benennen, halte ich ein für ein wenig konstruiert, um die eigenen Agumente zu untermauern.

    Grundsätzlich möchte ich jedoch folgende Bemerkung unterstreichen:

    Zitat von "youngwoerth"

    Ich mag auch das kleinstädtische Potsdam, halte es aber...nicht für ein adäquates Zentrum... Bei meinem ersten Besuch der Brandenburger - von Sanssouci kommend - war ich sowas von enttäuscht und ich könnte mir vorstellen, daß es anderen Touristen ähnlich geht. ...


    Und diese Aussage höre ich nicht zum ersten Mal über Potsdam. Was wäre heute diese Stadt ohne seine Schlösser? Würden ohne die Schlösser Touristen auch nur einen Tag Potsdam, von Berlin aus, besuchen? Ich behaupte nein. Denn eine vergleichbare Stadt gibt es mit mit Rheinsberg und vielleicht auch mit Neuruppin. Fragt mal einen beliebigen Nicht-Brandenburger nach diesen Städten: kaum einer wird sie kennen. Touristisches und kulturelles Brachland, trotz pituresker und wunderbarer barocker Typenhäuser (ja auch in Rheinsberg zu finden).

    Gleichzeitig behaupte ich, dass die Stadt Potsdam, auch ohne Schlösser, vor dem Krieg (touristische) Anziehungskraft hatte. Weil sie als Stadt funktionierte und genug unterschiedliche Eindrücke bot, die ein Mensch zur Erbauung braucht. Und genau dieses hat die Stadt verloren (und wird es auch nicht mit 7 "Leitfassaden" wieder bekommen).

  • unify: Die Menge an qualitätvollen und repräsentativen Einzelbauten war im zerstörten Bereich signifikant höher als in der Stadterweiterung. Die Auffassung, daß der Neue Markt "bescheiden" sei, hattest Du ja schon damals vertreten. Ich halte ihn immer noch für deutlich qualitätvoller als das sich nördlich anschließende großflächige 'Pseudozentrum'.

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  • Dieser Disskussion hatten wir schon.........

    Man kann ja wie in Potsdam auch ohne eine prachtvolle reprasentative Zentrum gut zurechtkommen. Ich meine in London ist es genau umgekehrt - die Altstadt ist ja komplett zertstort aber die prachtvolle Strassenzugen um Trafalgar Square, Whitehall und Pall Mall gibt es immer noch. Uber Pracht kann man ja lange diskutieren.
    Es ist zwar schade, aber ich finde Potsdam mit oder ohne alte Markt schon. So monoton finde ich die barocke Erweiterung auch nicht, aber ich werde nicht uber mehr schone Gebauden traurig sein.

    Freiburg hat keine prachtvolle Zentrum ist aber trotzdem nett.

  • Von den alten Bildern (Schwertfegerstraße, Burgstraße ua) hatte ich ehrlich gesagt auch den Eindruck, dass die Traufhöhe in der Kernaltstadt nicht wesentlich von den jüngeren Stadtteilen divergierte. Wohl gab es dort jedoch mehr einzelne Palais und andere stattliche Bauten, aber die Standardbebauung scheint so einstöckig gewesen zu sein wie in der Neustadt.
    Dass dem heutigen Potsdam die städtebauliche Mitte fehlt, ist klar. Aber dass eben diese wiederkommen wird, dass Potsdam in der Altstadt danach zwei zentrale, weitgehend erhaltene (bzw wiederhergestellte) Hauptplätze haben wird, gibt doch Grund zur Freude.
    Dass Rheinsberg über einen sehenswerten Stadtkern verfügt, las ich eben hier zum ersten Mal. Von Neuruppin wusste ich es zwar, kann mir jedoch noch kein rechtes Bild machen. Ist hier etwas Großartiges wie zB die Wilhem-Staab-Straße zu erwarten?

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • @Johan: Deine eingebauten Verweise auf Freiburg sind immer lustig...

    Ich denke, ich habe damals wie heute einigermaßen klar ausgedrückt, um was es mir geht. Freiburg ist nicht das Zentrum einer solch hochrangigen Kulturlandschaft. Sanssouci und Brandenburger Straße passen m.E. nicht zusammen, die Stadterweiterung ist aus Kriegsgründen zum Ersatz-Zentrum geworden, und das "kleinstädtische Potsdam ist trotzdem nett anzusehen - mehr wollte ich eigentlich gar nicht mitteilen.

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  • youngwoerth

    Ich stimme dich zu!
    Ich wollte nur sagen, dass Dingen nicht represantativ grossartig seien muss. Ich bevorzuge zum Beispiel Freiburgs und Potsdams Kleinteiligkeit uber die Londons monumentale Strassen. Das war schon alles.

  • Danke für den link.
    Werde die Stadt mal besuchen müssen. Ob belanglos (allem Preußischen ist immanent, zunächst unterschätzt zu werden) oder auf ganz seltsame Weise apart, kann ich anhand der Bilder noch nicht entscheiden.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.

  • Hallo! Schönen Tag erst mal.

    Gute Nachrichten: die Potsdamer Neuesten Nachrichten melden, dass der Plögersche Gasthof Leitbau wird, das Palais Barberini entsteht incl. der Räume im Erdgeschoss und des historischen, gewölbten Durchgangs, und die Rekonstruktion des Acht-Ecken-Hauses auf der Westseite der Friedrich-Ebert-Straße steht fest. Auf der gegenüberliegenden Seite soll es eine moderne Rekonstruktion mit Spiegelverglasung geben.

    Weitere historische Wiederaufbauten auf 60 bis 80 Innenstadtparzellen sind von der Verwaltung nicht ausgeschlossen. Wenn private Bauherren so etwas wünschen, dürfen sie das.

    Klingt eigentlich alles erst mal sehr gut (kann selbst mit den modernen Acht-Ecken-Häusern leben).

    Hier noch der Link dazu:

    http://www.pnn.de/potsdam/284056/

    Gruß, Tricki

  • Scheint, dass Potsdam nach Dresden die zweite Stadt in Deutschland ist, die endlich den neuen Zeitgeist erkannt hat und im großen Stil danach handelt. Ich hoffe, es folgen bald weitere!

    Die Welt muss romantisiert werden! - Novalis

  • Zitat

    auch bei der Wiederbebauung weiterer 60 bis 80 zerstörter Innenstadt-Parzellen sei den Bauherren anheim gestellt, nach historischen Vorbildern zu bauen.

    Diesen Zeitgeist gibt es in Dresden keineswegs, Isidor. Dort wurden und werden explizit selbstbewußt-modernistische Füllbauten gewünscht und im krassen Gegenteil zu Potsdam sogar historisierende Entwürfe von Bauherren abgelehnt und modernistische Umplanungen gefordert (z.Bsp. Dietze / Q3).

    Ich entschuldige mich von Herzen für meine früheren arroganten, provokanten, aggressiven und unfreundlichen Beiträge!
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  • So weit ist Potsdam ja noch nicht, da sollte man den Tag nicht vor dem Abend loben.
    Von Dresden hatte man bei der Neumarkt-Bebauung sicher zunächst auch mehr zu erwarten gehabt.


    Wir sollten unsere Erwartungen einfach nicht zu hoch schrauben, das beugt Enttäuschungen vor.
    Schön jedenfalls erst einmal, dass überwiegend positive Signale gesetzt werden, was die Potsdamer Altstadt angeht. Ich wünschte, das könnte man auch über das Landtags"schloss" sagen..

  • Ich bin auch nicht sonderlich begeistert.

    Acht Leitbauten erscheinen mir bei der Größe des Areals als reichlich wenig. Da hat man in Dresden mehr erreicht, zumal in Potsdam der Leitbautenbegriff etwas eigenartig zu sein scheint (Kubatur und Fassade). Abgesehen davon halte ich eine verbindliche Gestaltungssatzung nun für absolut wichtig. Hier müssen strenge Vorgaben für Parzellengröße, Dach- und Fassadenformen, usw. getroffen werden.
    Die Spiegelfassaden an der Ostseite der Acht Ecken halte ich für infantilen Blödsinn. Eine solche Lösung wird niemanden dauerhaft befriedigen können. Hier wäre ein mutigerer Rückbau der Ebert-Straße ein Gebot der Vernunft gewesen.

    Wahre Baukunst ist immer objektiv und Ausdruck der inneren Struktur der Epoche, aus der sie wächst. Ludwig Mies van der Rohe

  • Zitat

    Die Spiegelfassaden an der Ostseite der Acht Ecken halte ich für infantilen Blödsinn. Eine solche Lösung wird niemanden dauerhaft befriedigen können. Hier wäre ein mutigerer Rückbau der Ebert-Straße ein Gebot der Vernunft gewesen.

    Das ist das Problem, die veränderte Straßenbreite nämlich. Damit wird die 8-Eckenkreuzung nämlich obsolet, ob rekonstruiert oder gelungen modern ergänzt. Die Proportionen stimmen eben nicht mehr. Klüger wäre es, die O-Seite der Ebert-Straße einfach unbebaut, , diese barbarische Schneise eben als solche erkennbar zu lassen und nicht zu überspielen, und auf spätere, kultiviertere, verkehrspolitisch fortgeschrittene Zeiten zu warten.

    Augustinus (354-430) - Zweiundzwanzig Bücher über den Gottesstaat
    14. Buch 9. Kapitel
    Der Staat oder die Genossenschaft der nicht gottgemäß, sondern nach dem Menschen wandelnden Gottlosen dagegen, die eben infolge der Verehrung einer falschen und der Verachtung der wahren Gottheit Menschenlehren anhangen oder Lehren der Dämonen, er wird von den bezeichneten verkehrten Gemütserregungen geschüttelt wie von Fieberschauern und Stürmen.